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Stuttgart, 28. April. Eine dankenswerte Einrichtung ist seitens der General« direktion der Siaalsetsenbahnen getroffen worden , indem sie den BahnunterhattungSar- beitern, welche, wenn sie auf offener Strecke arbeiteten, seither allen Unbillen des Wetters preisgegeben waren, Zelte und transportable Kochöfen zur Verfügung stellt, damit sich die Arbeiter eine warme Kost unter schützendem Dache bereiten können.
Stuttgart, 26. April. Einem Reservisten wurde heute morgen bei der Vorstellung der 8. Kompagnie des 7. Regiments durch Un- Vorsichtigkeit eines seiner Kameraden mit einer Platzpatrone ein Auge auSgeschoffen. Der Schwerverwundete mußte ins Krankenhaus verbracht werden.
Cannstatt, 26. April. Gestern nachmittag legte eine Frauen<person ein 3 Monate altes Mädchen in einem Tragkissen auf der Seilerbahn beim SchicßhauS nieder und verschwand. Das Kind wurde zunächst im Bürgerhospital untergebracht, während man von der Rabenmutter bis jetzt keine Spur hat.
Von der Jagst, 26. April. Auf der Straße Bartrnstein—Mulfingen fiel rin bis jetzt unbekannter Radfahrer so unglücklich vom Rad, daß sein Tod augenblicklich eintrat.
Vom Jagstkreis, 26. April. Nachdem jetzt die Frühjahrssaat begonnen hat, finden die Landwirte, daß ein großer Teil der Kleesaalen umgepflügt werden muß. Der Frost hat in den letzten Monaten den Wintersaaten, haupisächlich dem Weizen geschadet. Der gegenwärtige Stand der Reben ist gut.
Neuenbürg, 27. April. Die diesjährige Aushebung im AuShebungSbezirk Neuenbürg findet voraussichtlich am 24. und 25. Mat statt.
Neuenbürg, 26. April. Gestern erhängte sich in Oberhausen der 60jährige Bauer I. Wolfinger an der Scheuerlciter. Ueber den Beweggrund zu der unglücklichen That verlautet nichts Bestimmtes.
Reutlingen, 25. April. In der heutigen geheimen Sitzung der Handwerkskammer wurde unter 42 Bewerbern, von denen 5 zur engeren Wahl kamen, der frühere Sekretär des Ge- werbeveretns Stuttgart, Dietrich, zum Sekretär der Handwerkerkammer Reutlingen erwählt.
Tübingen, 27. April. Der 20jährige Fabrikarbeiter Heinrich Nething von Beuren, O A. Rüningen, der am 21. März von dem hiesigen Schwurgericht wegen Raubmords, begangen au dem geistesschwachen Taglöhner Dosier in Beuren, zum Tode verurteilt wurde, ist von dem König zu lebenslänglichem Zuchthaus begnadigt worden.
UlM, 25. April. Eine eindringliche Warnung gegen das unsinnige HochzUtsschießen auf dem Land enthüllt folgender Fall: Im vorigen Jahr gaben bei einer Hochzeit in Söflingen 3 dortige Burschen Freudenschüsse aus Pistolen ab; ein Prvpfen fuhr einer Frau, die ihm HochzeitSzuge ging ins Auge, wodurch dasselbe gänzlich zerstört wurde. Der Hauptlhättr wurde gerichtlich mit 7 Tagen Gefängnis, die 2 anderen polizeilich Mit je 10 Mark Geldstrafe belegt. Die Verletzte strengte sodann auch noch Zivilklage auf Entschädigung an und so mußte nach dem kürzlich ergangenen Urteil der erste Bursche M der zweite 400 «^, der dritte
160 an die Frau ausbezahlen. Darum laßt das unnötige Schießen bleiben.
Ebingen, 26. April. Von der Strafkammer Rottweil wurde Rosine Maag, Tri« kotweberSwitwe hier, wegen Körperverletzung zu 5 Jahren Gefängnis verurteilt. Die Angeklagte, nie ein 4jäbrigcs Mädchen in die Ehe mitbrichte, das von dessen Großmutter erzogen worden war, mißhandelte fortgesetzt das Kind in solch brutaler Weise, daß es an den Nachwirkungen der erlittenen Körperverletzungen starb. Der Ehemann, der sich an den Mißhandlungen auch beteiligt hatte, erhängt- sich vor hem Bekanntwerdcn dieser rohen That.
Pforzheim, 25. April. Vom Sitzungssaal des Schöffengerichts direkt abgeführt wurde die als Zeugin vernommene Frau Traubenuurt Schwarz von Eistngen nebst deren Kellnerin Emilie Kunzmann, unter dem Verdacht, oaß beide einen Meineid geschworen haben. Der Sachverhalt ist der: 5 Burschen von Eistngen mißhandelten im Hof und Küche dcr Wirtschaft zur .Traube" einen fremden Burschen von Jspringen, der in Eistngen ein Liebesverhältnis unterhielt, das die Eising r nicht leiden wollten. Nun beschworen b?ide Frauenzimmer, sie hätten keinen der Etstnger Burschen gekannt. Daraufhin erfolgte die Verhaftung. Die Rauflustigen erhielten ganz empfindliche Gefängnisstrafen.
— Ein heiterer Zwischenfall, der aber für den Beteiligten hätte ernste Folgen haben können, ereignete sich zu Pforzheim in der Menagerie Ehlbeck. Ein Mann gab dem großen Elefanten einen Salzweck. Während nun der Dickhäuter die Gabe vertilgte, zog der Spender derselben seine Tabaksdose aus der Tasche und gab seinem Nachbar eine Prise. Als nun der Elephant dies sah, glaubte er, daß eS sich da um einen besonderen Leckerbissen handle. Im Nu war er mit seinem Rüffel an der Dose und zog den ganzen Inhalt auf einmal aus. Ebenso schnell aber folgte die Wirkung, so daß die Anwesenden in ein schallendes Gelächter auS- drachkn. Der Elefant aber glaubte geneckt worden zu fein. Er packte den Dos-nbesitzer mit dem Rüffel, hob ihn in die Höhe und ließ ihn so unsanft zur Erde fallen, daß demselben nach seiner Aussage noch jetzt alle Knochen weh thun.
Landaa (Pfalz), 25. April. (Ein schauerliches Drama), das sich heute morgen ab- spirlte, b-achte das benachbarte Billighcim in größte Aufregung. In einem Anfalle geistiger Umnachtung warf die Ehefrau des Einnehmers Sonn ihre beiden Kinder im Alter von zwei, brzw. sechs Jahren in eine Jouchegrube und sprang dann selbst in selbstmörderischer Absicht hinein. Aus das Schreien der Kinder eilten Leute zur Rettung herbei. ES gelang ihnen zwar, die Mutter noch lebend heiauszuzt-hen, die Kinder jedoch waren schon io». Die Mutter schwebt auch in Lebensgefahr.
Baden-Baden, 27. April. Die deutsche Kaiserin wird anfangs Mai mit den kaiserlichen Prinzen hier eintrrffen und einige Zeit hier verweilen.
Griesheim, 27. April. Die Nacht ist ohne weitere Unfälle verlaufen. Nach amtlicher Mitteilung sind bis heute vormittag 11 Uhr 14 Leichen geborgen, doch werden noch weitere Leute vermißt. Die Zahl der Schwer- und Leichtverwundeten wird von zuständiger Seite aus ISO geschätzt. Die
Zahl der in Frankfurter Hospitälern Unter« gebrachten beträgt ca. 50, während im Höchster Krankenhaus 21 Aufnahme gefunden haben. Oberpräsident v. Zedlitz-Trütschler ist wieder abgereist.
Griesheim, 28. April. Wettere Tode sind bisher nicht aufgcfunden. Das Gerücht, wonach ein Schwerverletzter gestern abend aus der Trümmern geborgen soll, ist irrig. Die Bestattung von 12 Getöteten, 5 evangelischen und 7 katholischen, findet morgen vorm. 10 Uhr in einem Mafs-ngrabe statt. Der gleichfalls verunglück!? Chemiker Dr. Jacoby ist beute mittag 12 Ubr unter groß-r Anteilnahme der Bevölkerung in Bockenheim beerdigt worden. Griesheim ist heute das Ziel Tausender auö Frankfurt und Umgegend. Die Etsenbahnzüge dorthin sind überfüllt.
— In Berlin haben die zielbewußten Raflergehtlfen die Arbeiter aufgefoi dert, wenn irgend möglich, am 1. Mai keine Barbt-r- stube zu besuchen. Die Bärte der Genoffen werden sonach am .Weltfeiertage" ungehindert sprießen können.
— In parlamentarischen Kreisen erzählt man sich, daß der Reichskanzler Hohenlohe zurückgelreten sei, weil er nicht wollte, daß Deutschland sich in China zu tief einlaffe. Da jedoch sein Rat nicht durchdrang, sondern der Kaiser sich WalderseeS Ansicht an- schloß, legte Hobenlohe sein Amt nieder. Dieser Vorgang würde den immerhin auffälligen Zeitpunkt des Rücktritts des Ex- kanzlerS nachträglich erklären und auch einen anderen Begriff von der staatsmännischen Bedeutung Hohenlohes erwecken.
Breisach, 25. April. (Lotteriegewinn.) Der Streckenwärter Weber aus Sasbach o/Rh. hat bei der Baden-Badener Geldlotterie den ersten Gewinn im Betrag von 20 000 gewonnen. Weber wird seinen Dienst bei dem Bahnmeister Hrn. Wörz kündigen und schildert der Betr. den Weber als einen fleißigen, braven und zuverläßigen Mann.
— In Brensbach im Odenwald grub ein Jäger einen Fuchs mit drei Jungen aus. Ein Bauernjunge, dcr mitgehotfen hatte, nahm die jungen Tiere nach Hause. Da er wußte, daß ein dortiger Geschäftsmann gern Besitzer von einem jungen Bernhardiner wäre, bot er ihm einen von den jungen Füchsen als Bernhardiner an; der Geschäftsmann nahm auch sofort den jungen Fuchs als echten .Bernhardiner" und kaufte den« selben um ein nettes Sümmchen. Die Geschichte kam aber noch eher heraus, als bis der „Bernhardiner" seine wahre Natur zeigte und der Junge mußte Reugeld zahlen.
Peking, 26. April. Die Engländer nahmen bei Kaiping, zwischen Taku und Schanhaikwan, 16 Geschütze und 27 Wagen mit Munition. Die Chinesen boten dem befehligenden indischen eingeborenen Offizier zwei Wagenladungen Silber an für den Fall, daß er die Geschütze nicht nähme und seinen Vorgesetzten nichts davon sage. In der letzten Nacht wurden hier Plakale angeschlagen, worin alle patriotischen Chinesen aufgcordert werden, sich am 15. Mai zu erheben, um die Chinesen zu vertreiben.
(Gemütliches Gasthaus. Gast: „Herr Wirt, letzte Nacht hai's durch die Zimmerdecke in mein Bett geregnet, ich wurde ganz naß." — Wirt: „Wissen S', da legen Sie sich die nächste Nacht unterö Bett, dort bleiben S' gewiß trocken,"