lotterte wird ins Werk gesetzt, so bald die Erlaubnis zum Vertrieb der Lose auch in Preußen, um welche bereits nachgesucht ist, eingetroffen sein wird. Die Lotterie soll wieder aus 3 Serien zu je 300 000 Losen ü 3-/A bestehen, mit je einem Hauptgewinn von 75 000

Ludwigshafen, 2. April. Noch immer treibt hierJack der Aufschlitzer" sein Un­wesen. Wohl hat man einen Viehtrciber verhaftet, aber trotzdem haben die Schand- hatten nicht aukgebört.

Die Trunksucht macht den Menschen roher als ein Tier- Das hat wieder ein Fall gezeigt, der sich in Mainz ereignete. Dort hatte sich ein bereits mehrfach vorbe­strafter junger Arbeiter betrunken, und in einer Wirtschaft der Neustadl erklärte ihm die Kellnerin, daß er keine Getränke mehr erhalte, weil er genug getrunken habe. Da­raufhin zog der Kerl sein Messer und drohte der Kellnerin, die flüchtete, mit Totstechen. Im Hof der Wirtschaft öffnete nun das Individuum einen mit wertvollen Kaninchen besetzten Stall, schnitt dreien der schönsten Tiere lebend die Hinterbeine ab und schlitzte ihnen den Bauch auf, worauf die Tiere unter den gräßlichsten Schmerzen verendeten. Daraufhin begab sich der rohe Mensch in die Wohnung seiner Wirtin, riß das 2'/- Jahre alte Kind derselben aus der Wiege und drohte, dasselbe ebenso abschlachten zu wollen, wie die Kaninchen. Die verzweifelte Mutter entriß ihm das Kind und mittler­weile herbeigrkommene Schutzleute nahmen die Verhaftung des Menschen vor.

Essen, 4. April. In der Kruppschen Fabrik haben größere Arbeitercntlassungen stattgefunden. Die Kündigung mehrerer tausend Mann steht bevor, falls nicht baldigst größere Bestellungen eintreffen.

Berlin, 6. April. Einem furchtbaren Verbrechen ist, wie aus Ungarn gemeldet wird, der früher in Breslau wohnhaft ge­wesene Generaldirektor Stephani, jetzt Gru­benbesitzer in Poremba, Kreis Bendztn, zum Opfer gefallen. Stephani wurde von seinem eigenen Wächter nach einem Neubau gerufen, woselbst ihn der Wächter und zwei andere Personen so schlugen, daß er zusammenbrach, dann wurden ihm die Hände und Füße mit Draht sest zngebunden, in seinen Mund gossen die Mörder eine ätzende Flüssigkeit und warfen dann den Körper in einen Teich. Gestern mittag wurde die Leiche gefunden und die drei Mörder verhaftet.

In Pilsenetz in Böhmen hatte dieser Tage ein tchechischeS Dienstmädchen 500 Kronen in der Lotterte gewonnen. Am selben Tage noch, um halb 11 Uhr abends, erschien in ihrem Kämmerchen derTeufel" und ver­langte das Geld.Der Teufel" war in einen Pelz gehüllt und trug eine rote Maske. Nachdem das erschrockene Mädchen erklärt hatte, daß es die 500 Kronen auf die Spar­kasse getragen habe, sagte der Teufel, er werde am nächsten Abend wicderkommen und ent­weder daS Geld oder das Mädchen mit zur Hölle nehmen; dann verschwand der Höllen­fürst wieder. Das Mädchen meldete nun den Teufelspuk der Gendarmerie. Am nächsten Abend verbarg sich ein Gendarm in dem Kämmerlein der Dienstmagd in einem Schrank. Um 11 Uhr erschien derTeufel" wieder. Das Geld befinde sich dort im Schranke, sagte das Mädchen, und der Unheimliche Sing hin und öffnete. Da trat der Gendarm

hervor, packte denTeufel" beim Kragen und riß ihm die Maske herunter und erschien das verblüffte Gesicht des Dienst­gebers der Magd. Er wurde sofort ver­haftet.

Welcher Unterschied ist zwischen Bis­marck und BiilvW ? In Berliner Abgeord­netenkreisen wird geantwortet: Bismark war der Hecht im Karpfenteich, Bülow ist der Aal im Karpfenteich, denn er hat bisher niemanden gebissen, geschweige denn gefressen, sondern sich überall glatt durchgewunden, ohne irgendwo anzustoßcn. Der Aal wird überhaupt gern im politischen Leben zu Ver­gleichen herangezogen. Der Staatsminister Graf Bo>ho zu Eulenburg erfreut sich in Berliner Hoskreiscn des Beinamens:Der grölte Aal." Trotzdem mußte er bekanntlich gleichzeitig mit Caprivi seinen Abschied nehmen, was beweist, daß zuweilen nicht nur der Aal, sondern sogar ein geölter Aal anstoßen kann.

Der jüngste Bruder des Gras-Re­genten Von Lippe-Detmold, Graf Friedrich Carl zur Lippe-Biesterfeld, ist in Davos ge­storben. Der Verstorbene, der nur 39 Jahre alt geworden ist, war Rittmeister und Es- kabroncbef im 2. Leib-Husaren-Regiment Nr. 2 in Posen.

In Ziirüch besteht ein prächtiges alko- freicS Hotel, das ganz von Schweizer Damen geleitet wird. Im ganzen Jahr ist dort selten ein leereS Zimmer. Auch in den an­deren Kantonen geht man daran, solche Tem- perenzhotels zu gründen. Die meisten Kan- tonrcgierungen ermutigen den Plan dadurch, daß sie freie Konzession gewähren.

Zur Lösung der Frauensrage. In Wien hat ein bekannter Rechtsanwalt, Hof- gerichlsabvokat Dr. Frankl einen Vortrag überdie geschiedene Frau" gehalten, dessen Schluß folgendermaßen lautet:Ich möchte zum Schluffe meiner Ausführungen ein Mittel angeben, daS geeignet sein dürfte, zahlreiche M'ßstände bei Ehescheidungen zu beseitigen: DaS Urteil bei Scheidungsprozessen soll nicht von gelehrten Richtern, sondern von einem Schöffengericht für Ehescheidungen, in dem auch Frauen vertreten sind, gefällt werden."

Der König von Italien hat eine neue Ausgabe von Briefmarken bestimmt, welche nicht sein Bildnis, sondern das seiner Frau tragen werden.

Ein neues blutiges Familiendrama in Ungarn. Die Mordchronik kommt im Ungarlande anscheinend niemals zur Ruhe. Wieder wird uns von einer Schreckenslhat berichtet, trchider eine ganze Familie durch Mord resp. Selbstmord ums Leben kam. Infolge eines FamilienstreiteS überfiel in der Gemeinde Furjes der wohlhabende Babtista Misits seine Gattin V-rsavia MisttS mit einem scharfen Beile. Als deren Mutter Perfida TerbeuS sie verteidigen wollte, schlach­tete er zuerst die Mutter vor den Augen ihrer Tochter ab und stürzte dann in förmlicher Raserei auf die eigene Gattin, der er mit einem einzigen fürchterlichen Hiebe die Schä- deldecke spaltete, so daß auch sie neben der Leiche ihrer Mutter tot liegen blieb. Der Mörder flüchtete und als die That entdeckt wurde, kam auch schon aus dem Dorfe Ja- buka (Vecseczer Bezirk) die Anzeige, Babtista Misitz habe sich dort mit einem Revolver erschossen.

Ein Redakteur der PariserLiberts" hatte eine Unterredung mit einem Waffengesährten BythaS, der sich augeblicklich in Paris br-

findet und demnächst nach Utrecht zum Prä­sidenten Krüger weiter reisen wird. Auf die Frage, ob das Ende des Krieges nahe, antworte erster«: Die jetzige Lage der Buren erlaubt ihnen, noch recht lange Wiederstand zu leisten. Bei Beginn des Krieges herrschte unter uns Willkür, aber heute ist eine eiserne Disziplin eingesührt, die von Dewet und Botha mit aller Strenge gehandhabt wird. Wir sind augenblicklich noch etwa 17 000 Mann und wir können bei der jetzigen Lage den Krieg noch ein ganzes Jahr sortdauern lassen. Bis dahin wird England keine Er« satztruppen mehr auftreiben können und er­müdet sein. Hierauf stützt sich unsere ganze Hoffnung.

London, 6. April. Nach Meldungen der Moraenbtätter wird aus Peking vom vom 5. April berichtet: Robert Hart machte zur Herbeischaffung der Entschädigung nötigen Summen noch folgende Vorschläge: 1) Er­hebung einer Salzsteuer, deren Ertrag ans 1520 Millionen Taels geschätzt wird, 2) eine Abgabe für chinesische Dschunken, 35 Milloncn ergebend, 3) ev-ntuelle Ein­führung des Oktrois in Peking, aus '/r Million jährlich berechnet, 4) Besteuerung der Frachtboote (sogenannte Mumhei), auf 3 Millionen geschätzt, 5) Abschaffung dcS Getretdctributs und Ersatz desselben durch Geldabgaben, wodurch 2 Millionen Taels aufgebracht würden.

London, 5. April. DieTimes" mel­den aus Newyork: Chinas endgültige Wei­gerung , seine Rechte in der Mandschurei durch Unterzeichnung des Mandschurei-Ab­kommens aus ver Hand zu geben, werde selbst von den Amerikanern gut geheißen, die sich bisher mit der von der amerikanischen Regierung befolgten Politik der Unthätigkeit zufrieden gegeben haben.

London, 6. April. Kitchener meldet aus Pretoria von gestern: General French er­beutete noch ein Pompongeschütz, bas letzte, daS der Feind noch im südöstlichen Distrikt hatte, ferner viele Wagen und Vieh. Er machte zahlreiche Gefangene. Ein Teil der Buren zog, den Oranjcfluß überschreitend, aus der Kapkvlonie nach der Oranjeflußko- lonle.

London, 6. April. Kitchener meldet aus Pretoria vom 5. ds.: Plumer besetzte un­gehindert Pietpotgerust in der Oranjefluß­kolonie.

Dundee, 6. April. Die Generale Dart- nell und Elterson verhinderten den Feind in der Gegend von Vryheid nordwärts zu fliehen. Sie vertrieben ihn südwärts und nahmen ihm 100 Wagen und etwa 1000 Stück Vieh. Der Feind stürzte, hart bedrängt, ein Pom­pongeschütz von einem Abhang herab. Zahl­reiche Buren begaben sich an die Grenze deö Zutulandes.

Buren-Humor. Lord Kitchener hatte kürzlich zwar nicht den tapferen de Wet, wohl aber eine für diesen bestimmte Send­ung Maggi-Würze abgefaßt. Als der Buren­general dies «führ, lochte er grimmig: Da haben die Engländer ja daS Beste zum Würzen der Suppe, die sie sich in Trans­vaal eingebrockt haben I

(Richtige Adresse.)Johann, Du poussierst ja die Köchin von unser'm Herrn Oberst?"Zu Befehl, Herr Leutnant I" Bin da Sonntag zum Diner eingeladen .. Sorge also für anständiges Essen ver­standen i?"