Gin WcrtevHevz.
Roman in Ortginalbearbeitung nach dem Englischen von Clara Rheinau.
22) (Nachdruck verboten.)
„Morgen bin ich vielleicht tot, Frank. Bleibe jetzt noch ein wenig; ich möchte von Elfte mit Dir sprechen von Jemanden, den sie innig liebt, und der sie, wie ich hoffe, glücklich machen wird/'
Unwillkürlich trat Nord wieder näher heran, wandte sich aber sogleich wieder. „Elfte wird keine Geheimnisse vor mir haben, „sie wird mir alles sagen zu rechter Zeit," bemerkte er zuv'rstchtlich.
„Ach, und Du wirst auch vor ihr keine Geheimnisse haben," seufzte Dering; „sie wirst diese Geschichte erfahren, und mich für einen erbärmlichen Schurken halten. Du hast ein Recht, ihr alles zu sagen, wenn sie nicht mehr hier ist; aber schweige bei Lena, Frank. Sie ist meine einzige Schwester."
Wieder trat Nord an das Krankenlager. „Du hast einen merkwürdigen Charakter, Fritz; viel Gutes und Böses liegt darin. Letzeres verschwindet in dieser Stunde, wie eS bei allen Menschen sein sollte — und nur das Gute bleibt zurück. Du bereust; Du bist gut gegen Elfte gewesen, und mit diesem Tage endigt die Geschichte. In Nste's Augen, Dering, wirst Du stets der gute Mensch bleiben» als den sie Dich gekannt — ich werde schweigen."
„Du — Du versprichst es mir?"
„Von ganzem, vollem Herzen."
„Wie kann ich Dir danken, Frank?"
„Durch das Versprechen, wenn ich morgen wiederkommen werde, Elste Nord ihren Vater durch Deine Worte besser kennen zu lehren, als sie ihn bisher gekannt."
„So soll es sein, Frank?"
Nord war schon im Begriff, die Thüre zu öffnen, als ihm ein neuer Gedanke kam. Er wollte gerne dem Kranken weitere Erregung ersparen, aber es gab noch so viele wichtige Fragen zu stellen.
„Du kamst gestern Abend mit einer großen Summe in der Tasche über die Brücke, Dering. War es bares Geld?"
„Nein — es waren Staatspapiere, die ich immer in Bereitschaft für Dich hatte. Ich beabsichtigte ja niemals, da? Geld zu behalten; auf irgend eine Weise hätte es seinen Weg in Deine Hände gesunden."
„Wo sind die Papiere jetzt?"
„In meinem Taschenbuche. Du kannst sie gleich mitnehmen. Ich wußte koch, daß ich Dir noch mehr zu sagen hätte," rief er gereizt, „Du hast nur so große Eile, mich zu verlassen."
„Ich brauche das Geld jetzt nicht. Morgen wollen wir davon sprechen."
„Bitte, nimm es jetzt, Frank. In jenem Schranke wirst Du das Taschenbuch finden; gestern abend, als sie mich hierherbrachten, hat man es aus meinem Rocke genommen."
Don einem neuen Gedanken erfaßt, nahm Frank Nord das Taschenbuch aus dem Fache wo es neben einem Bund Schlüssel und verschiedenen Papieren gelegen. „Ich rühme eS, um meines loten Vaters Willen; als mir und meiner Tochter zugehörig," sagte er, das Buch in seiner Brusttaschc bergend; aber kann ich auch das Testament sehen, in welchem Du Elfte zur Erbin engefftz!?"
,Du hast Recht meinen Worten nicht
zu trauen — ich war immer falsch/ stöhnte Dering. „Sie jene Schlüssel, Frank; der größte von ihnen erschließt Dir den eisernen Kassenschrank, der in die Mauer eingelaffen ist."
Frank Nord öffnete die große Thüre und fand den Schrank mit Papieren angefülll. Er blickte nach dem Kranken, um weitere Anweisungen zu erhalten.
„Warte — was ist's, wonach Du suchst?" fragte Dering, wie Plötzlich aus dem Schlaf erwachend. „Ah, das Testament! Es liegt obenauf im linken Fach."
Nord fand an der bezeichneten Stelle ein Kvuvert mit der Aufschrift: „Enthält das Testamknt Friedrich Derings."
„Lies den ganzen Inhalt," rief Dering. Es ist mir lieber so."
. Frank Nord, der plötzlich unendlich neugierig geworden zu sein schien, erbrach das Siegel und zog aus dem Umschläge das Testament, welches auf einem halben Bogen blaues Briefpapier geschrieben war. Es schien in großer Eile abgefaßt uud trug die Unterschrift von zwei Dienern dcS HaustS. Wenige Zeilen bestimmten Elfi« zur Umversal- erdin mit Ausnahme eines Legates von 30 000 Thalern an Helene Dering.
„Du hast eine Abschrift hiervon, Fritz? — Bei Deinem Anwalt wahrscheinlich?"
„Nt in, zu was brauchte ich einen Anwalt ? Ich schrieb es selbst vor einem Jahre."
Nord schritt zu dem Kaminstmö, auf welchem eine Kerze trannle, und sagte: „Heiße mich das Papier verbrennen, Dering. Es ist mein Wunsch und Deine Pflicht. Uebrlasse Elste Nord der Sorge ihres Vaters, der diesen Abend um 100 000 Tbaler reicher geworden ist, und handle gerecht an Deiner Schwester, welche Du nicht in Armut stürzen darfst."
„Es war Dein Geld, nicht das meinige, Frank. Ich habe Dir keine Zinsen dazu gerechnet. Es war —"
„Friedrich Dering, ich wünsche eS," sagte Nord mit fester Stimme. „Laß mich das Papier verbrennen."
„Aber Helene —"
„Helene wird all' Dein Geld bekommen, wenn Du ohne Testament stirbst. Es ist »ur billig so, und auch sie war gegen Elste. Dering," wiederholte er, der Mann, der Dir vergeben, erbittet diese letzte Gunst von Dir."
Seine Hand, welche bas Testament hielt, erhob sich über die Flamme, und der Sterbende sagte zögernd: „Wenn Du es denn durchaus wünschest — wenn Du glaubst ich habe ungerecht gegen die arme Lena gehandelt —"
Eine Sekunde später hatte die Flamme doS Papier verzehrt, und die Asche war in den leeren Kamin geworfen. Dann wurde der Kassenschrank verschlossen, die Schlüssel an ihren srühcren Platz zurückgelegt, und Frank Nord stand neben dem Lager des Sterbenden.
„Gute Nacht, Fritz," sagte er. „Ich denke, wir haben beide heute abend unsere Pflicht gethan."
„Ja — ja — vielleicht; wenigstens haben wir es versucht. Doch wie ist dies?"
„Was denn?"
„Daß ich Dich nie kennen lernte, bis jetzt »in meiner Sterbestunde — Dir, der Du so edel, so hochherzig bist, nie etwas gutes Gutes zusraule?"
„Es ist so leicht, das Schlimmste zu glauben, und die Wahrheit ist schwer zu finden, Fritz. Ich bin in dieser Sache nicht hochherzig, sondern gerecht gewesen. Gute Nacht."
„Gute Nacht, Frank. Sage meiner Schwester, sie möge mir sogleich den Geistlichen senden — ich will auch mit dem Himmel meine Rechnung abschließen. Du wirst mich also auch morgen wieder besuchen ?"
„Ja; ich werde kommen."
„Und, — und wenn wir einander nicht mehr sprechen — Gott segne Dich, Frank Nord."
„Amen," sagte der Andere, ehrerbietig sein Haupt neigend. Dann verließ er daS Zimmer und murmelte leise: „Gott segne Frank Nord mit der Liebe seiner Tochter. Das ist alles, was er verlangt." Es war sein einziger Wunsch, sein einziger Gedanke. Er dachte nicht an daS große Vermögen, das ihm so unerwartet zurückgestellt worden, er dachte nur an das blauäugige Mädchen, sein einziges Kind, das ihm so fremd, so kalt gegenüber stand.
In dem Gesellschaftszimmer fand er die beiden jungen Damn in ernster Unterhaltung mit einem schönen, dunkeläugigen Kavalier, der an Elste's Seite auf dem Sopha Platz genommen. Helene erhob sich bei seinem Eintreten; aber Elste erbleichte, warf ihrem Vater einen ängstlichen Blick zu und rückte, wie Schutz suchend, näher zu ihrem Verlobten.
„Ich will nicht stören," sagte Nord hastig- „Ihr Bruder hat mich beauftragt, Fräulein Dering, Sie zu bitten, sogleich den Geistlichen zu ihm zu senden. Ich versprach, ihn morgen wieder zu besuchen."
„Wie hat er die Unterredung ertragen?" fragte Helene.
„Gut und standhaft, Fräulein Dering." Er blickte von seiner Tochter nach Antonio Baretti und fühlte, wie ihm das Herz sank. „Du bist doch wohl, Elste?" fragte er mit heiserer Stimme. „Dieses plötzliche Unglück hat Dich nicht gänzlich niedergeschmettert, wie zu befürchten stand?"
(Fortsetzung folgt.)
Humoristische s.
(Aus der Kaserne.) (Zum Einjährig- Freiwilligen:) „Sie glauben natürlich, daß es sich wegen eines lumpigen Jahres gor nicht lohnt, den Wafffnrock panz zuzuknöpfenl"
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