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Stuttgart, 15 März. lieber dieSom- merdispositionen des KönigSpaares erfahren wir, daß daSftlbeAnfang Juni nach den Weiler Rennen einen etwa Lmonatlichen Anf'nthaU in Bebenhausen nehmen wird, worauf da« Hoslager bis zum Volksfest nach Friedrichs- Hafen verlegt wird. Für de» Spätherbst ist ein nochmaliger Jagdaufenthalt in Beben- Hausen geplant.

Großgartach, 14. März. Ein großes Unglück wurde noch im letzte» Augenblick durch einen Zufall verhindert. Gestern nach­mittag wurde in der hiesigen Schulklasse, welche 60 bis 65 Kinder enthält, die Lehrerin und ein Schüler plötzlich unwohl, io daß zur Mutter des letzteren geschickt wurde. AlS dieselbe in die Schule kam lagen sämtliche Schulkinder und die Lehrerin betäubt am Boden, glücklicherweise konnten sie alle wieder zum Bewußtsein zurückgerufen werden. Wenn auch wenige noch schwer darniederliegen, so sind doch alle gerettet. Die Ursache war Ausströmung von Kohlengas und es hätte nach ärztlichem Ausspruch 2 Minuten später das Unglück ein unabsehbares werken können.

Nagold, 14. März. Aus Gültlingen, hiesigen OberamtS, kommt die Kunde, daß der dortige Schullehrer Jäger am Montag abend von einer Reise nicht zurückgekehrt sei, daß man aber seinen Hut und Schirm an einem Buschwerke an der Nagold gesunder habe. Vermutlich hat er auf dem Heimweg von Wildberg nach Gültlingen, der eine Strecke weit hart an der Nagold verbetführt. einen Fehltritt gethan und ist in die hoch- gehende Nagold gestürzt. Viele Leute sind seit Dienstag auf der Suche, aber ohne Er­folg. Jäger war ein solider, nüchterne» Mann ; seiner Familie wendet sich allgemeine Teilnahme zu.

Eyach, 13. März. Dem »Deutschen VolkSbl." wird zu dem Berg, mich in Eyich geschrieben: Längs der bewaldeten Anhöhe, an deren Fuß die Eyachlhadahn in ihrem Anfang bei Eyach sich hinzieht, ist seit einigen Tagen auf eine Länge von 150 Metern ein« bedeutende, in stetem Fortschreiten begriffene Erdsenkung wahrzunehmen. An manchen Stellen weist der entstandene Spalt bereits eine Brette von einem halben Meter auf. Eine Tanne, deren Wurzeln auf beiden Seiten des Spalts verteilt sind, ist bis zur halben Höhe geschlitzt. Die Folgen dieser Bodensenkung scheinen für die neue Bahr verhängnisvoll zu werden. Eine Stützmauer weist bereits einen Sprung auf. Die Schienen sind an verschiedenen Stellen um etwa 20 Centimter gehoben und teilweise verbogen. Sachverständige glauben, e« werde der betr. Eisendehnbaugesellschaft ein bedeutender Scha den (man spricht von einigen 100000 entstehen.

Heidelberg, 16. März. In dem Prozeß über das Eisenbahnunglück wurde der An­geklagte Weiperl zn acht Monaten Gefäng­nis verurteilt, wovon 4 Monate durch die Untersuchungshaft verbüßt sind. W. wurde auf freien Fuß gesetzt. Das Urteil wurde nachts 12 Uhr verkündigt.

Pforzhheim, 15. März. Heute früh wurde auf dem Römerweg die 56 Jahre alte Frau Ktndsvogel ermordet aufgefundev. Man vermutet, daß ihr eigener Mann, der 56 Jahre alte Maurer KindLvoael der Mör- der Ist. J der letzten Zeit mißhandelte der Mann öfters seine Frau. Vor einigen Tagen

hatte er sich sogar einen Strick für seine Frau zum Erhäng'» zurecht gemacht. Dir Frau wur aus dem Hayc-achhos beschäftigt und benutzte nach Schluß der Arbeit den sogenannten Römerrweg als Heimweg. Ge­stern abend war KmdSvogrl seiner Frau ent gegengegange», ist mit ihr zusommengeiroffen und hat augenscheinlich seine Absicht, sich seiner Frau zu entledigen, erreicht. Die Ermordete halte 2 Stiche in der Herzgegend und außer­dem Schvittwuneen an den Händen. Letztere hat sie sich wahrscheinlich bei der Gegenwehr zuaezvgen. Der vermeintliche Mörder ist entflohen und wird von der hiesigen Schutz­mannschaft und Gendarmerie verfolgt.

Pforzheim. Zwei hiesige Einwohner kauften gemeinschaftlich ein Lotteiie-LoS, welches mit einem sehr hohen Gewinn ge­zogen wurde. Derjenige, welcher den Ge­winnst erhob, will jedoch dem anderen nichts Herausgeber,, wesha b letzterer beim Landge­richt Karlsruhe Klage erhob. Man ist all­gemein auf den AuSgang des Prozesses ge­spannt.

Pforzheim, 15. März. Die früheren Vorstänke des L'benSmittelveremS, der sozial­demokratische LandtagSobgeordnete OpifiziuS und Goldarbeiter Eberhard, wurden wegen Verdachts der Unterschlagung zum Nachteil des Vereirs, verhaltet.

Karlsbad, 15 März. Beim großen Sprurei wurden Bohrungen vorgenommen, wodurch eine neue Quelle erschlossen wurde; dieselbe wirft ungeheure Wasßrmassin aus. Die alten Sprudel wurden nicht dadurch be­einträchtigt-

Köln, 12. März. (Teures Kartenspiel.) Vier Engländer spielten in einem WirlS- hause in Goch (Rheinland) mit Karlen, die sie aus ihrer Heimat milgedracht hatten. Ein zufällig anwesender Zollbeamter bemerkte, daß dir Karten nicht gestempelt waren. Das Kartenspiel wurde beschlagnahmt und die vier Engländer mußten km z vor ihrer Rück­reise an Strafe und Kosten 15? Mark 60 Pfennig zahlen.

Berlin, 14. März. Die Beerdigung des Freiherr» v. Stumm gestaltete sich zu einer imposantenTrauerkundgebung des ganzen Saarreviers. Die Extrazüge brachten dir Teilnehmer von überall her, nach Schloß Halberg. A s Vertreter des Kaisers war Generaladjutant Engelbrecht erschienen, der im Aufträge des Kaisers einen Kranz nieder- leale. Ferner nahmen Generaloberst Loe, Oderpräsidenl Nisse, die Spitzen der Be­hörden und Deputationen sämtlicher Stumm'- schen Werke teil. Unter Vora »tritt der Ka­pelle des 70. Infanterieregiments wurde der Sarg nach dem Erbbegräbnis getragen. Aus dem 2 Kilometer langen Weg, bildeten die Stumm'schen Arbeiter Spalier.

Der Prinzregent Luitpold von Bayern hat an seinem 80. Geburtstag jedem seiner Minister sein Bild geschenkt mit der Unter­schrift: ,8alus publica suprsms Isx * sDas össmtftche Wohl ist das töchste Gesetz.) In Preußen lautet das Sprüchlein gewöhn­lich etwas anders: nämlich ,k«ßis voluutas guprvma lsx*. (Des Königs Wille ist das oberste Gesetz.)

Krupp in Essen verteidigt sich gegen den Vorwurf, daß er sein Vaterland gegen­über dem Ausland« benachteilige und Panzer­platten an Amerika billiger liefere als an Deutschland. Bei den Bereinigten Staaten handle «S sich um ein«, Auftrag von 36 000

Tonnen, in Deutschland um einen sinkenden Jahresbedarf von gegenwärtig 6000 Tonnen. Daß bei großen Aufträgen andere Preise zu erzielen sind als bei kleinen, lasse stch ohne weiteres in jedem Laden feststellen.

Aus der Krupp'schen Fabrik in Essen geriet beim Wtnden einer auf Holzbtöcken ruhenden Kanone ein Arbeiter unter die Ka­none und wurde buchstäblich platlgequetscht. Der Tod trat augenblicklich ein.

Basel, 14. März. Die weltbekannte Baumwollspinnerei von Kullmann L Co. in Wtldenstein wurde gestern durch Großseuer zerstört. Der Schaden ist sehr beträchtlich.

Gumbinnen. 12. März. (Ein Selbst­mord.) Großes Aufsehen erregt hier der Selbstmord des Unteroffiziers Oltvier von der in Stallupönen garnisonierenden Eska­dron deS htestgen Dragonerregiments Nr.il. Der Unteroffizier Oltvier, Sohn des hier wohnenden verwitweten SleueraufseherS OU- vier, hat sich gestern mit seinem Karabiner erschossen. In einem nachgelassenen Briefe soll er stch als den Mörder deS Rittmeisters v. Krosigk bekannt haben. Hierdurch dürste eine Wendung in der UnlersuchungSsachc wegen der am 21. Januar d. IS. erfolgten Ermordung des Rittmeisters v. Krosigk ein- trcten. ES wird sich voraussichtlich bald ergeben, ob der Verdacht gegen die hier in Untersuchungshaft gehaltenen Unteroffiziere Marten, Hecke! und Domnick noch aufrecht erhalten bleibt.

Gumbinnen, 13 März. Unteroffizier Merten, welcher unter dem Verdachte den Mord an dem Rittmeister v. Krosigk be­gangen zu haben, stch in Untersuchungshaft befand, ist gestern abend entwichen. Merten rief mehrere Gefangenenaufseher in seine Zelle, indem er vorgab, das Fenster der Zelle schließe nicht. Als die Beamten sich dem Fenster zuwandken, stieß Merten sie zur Seite, rille zur Tbüre hinaus und schlug dieselbe zu, sodoß die Aufiehcr in der Zelle eingeschlossen waren. Obgleich unverzüglich Patrouillen zu Fuß und zu Pferde die Stadt durchstreiften und verschiedene HauS- iuchungen Vornahmen, wurde Merten nicht ergriffen.

Gumbinnen, 14. März. DerPreuß.- Lilhauischen Z-itung" zufolge ist der ent­wichene Untervifizier Merlen heute früh um 4 Uhr vom Miltlärposten am Stallupöner Thor in Zivilkleidung ergriffen worden. Er war bereits nach dem Stallupöner Kreis entkommen, kehrte aber zurück, angeblich um stch selbst zu stellen.

Die Kosten der Rückbeförderung der der deutschen Truppen aus China werden voraussichtlich bei der Verwaltung deS RetchS- hrereS 21 Mtllvnen, bei der Verwaltung der Kaiserlichen Marine 4 557 000^-6, bet der Post- und Telegraphen-Verwaltung 46 000 Mark betragen.

Peking, 18. März. Reutermeldung. Graf Waldcrsee teilte dem General Chaffee mit, wie über die unter seinem Befehl stehen­den Truppen für die Sommermonate verfügt sei. 1000 Engländer sollen den Sommer­palast, eine kleine Abteilung den Jagdpark und 2000 Mann die Umgebung der Ort­schaften Danchou u. Peitaho besetzen. Deutsch­land sendet die Truppen, die jetzt in Peking liegen, nach einem Dorf nordwestlich deS Sommrrpalastes in den Bergen, während die deutschen Truppen, die in Poatingfu liegen, nach den Bergen im Westen der