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Stuttgart, 13. März. DerStaalSav- zeiger" enthält heute die Kgl- Verordnung betreffend den Wiederzusamm »tritt der Stand' . Dieselbe lautet:

Wilhelm II., von Gotteö Gnaden König Von Württemberg. Nach Anhörung unseres StaatSministertums haben wir den Wieder­zusammentritt der vertagten Ständeversamm- lung auf Mittwoch den 20. d. M. bestimmt. Wir befehlen demnach, daß sich die Mit­glieder beider Kammern an diesem Tage zur Eröffnung der Sitzungen in unserer Haupl- und Residenzstadt Stuttgart wieder versammeln. Gegeben Stuttgart, 9. März 1901. Wilhelm. Schott v. Schollenstein. Ptschek. Breitling. Z her. v. Soden. Weizsäcker.

Stuttgart, 12. März. Zur Geburts­tagsfeier des Prinzrcgeulen von Bayern gab am Dienstag abend der kgl. bayerische Ge­sandte Freiherr von der Pfordten in den Köntgssälen des Königsbaues eia Diner von 34 Couverts. Der Speisesal zeigte in einer prächtigen Planzengruppe die Büsten des Königs und des Prinzregenten. Die Tafel war blau-weiß dekoriert. Die reichen Blumen­aufsätze waren mit weißen und blauen Blumen gefüllt. Während der Tafel toastete der König auf den Prinzregenten, worauf der bayerische Gesandte mit den Worten des Dankes auf den König ein Hoch ausbrachte.

Stuttgart, 11. März. Der König ver­lieh dem Felvartillerieregiment Nr. 29 in Ludwigsburg zur Feier des 80. Geburts­tages seines Chefs, des Prinzregenten Luit­pold, weiße Haarbüsche.

Stuttgart. Nachdem der erste Blumen-. iorso vor drei Jahren so großen und allg'- ineinen Beifall gefunden hat, beabsichtigt de, Verein für Fremdenverkehr i r diesem Jahn wieder, wahrs peinlich am Pfingstsonntag in Verbindung mit den groß n Rennen zu Weil, einen Blumenkorso im K. Schivß- garien zu veranstalten.

Heilbronn, 11. März. Vorgestern abend fand die vom Kgl. Oberamt angeordnete wiederholte Durchzählung der Bürgeraus- fchußwahl vom 21. Dez. v. I. stalt mit dem Resultat, daß statt des Wcingärtncs Gurrath der Architekt Aug. Dederer in das Kollegium einzutreten hat, für welch letzteren bei der ersten Stimmzählung 10 Stimmen zu wenig gezählt waren.

Reutlingen, 12. März. Das Lichten- steinfestspicl in Honau diesen Sommer aufzu­führen, ist nunmehr beschlossene Sache. Die imOchsen" dahier abgrhaltene General­versammlung der Garantiezeichner hat sich hiefür entschieden und ein definitives Komlle gewählt für Durchführung der Sache. Direktor Lorenz aus Halle war selbst anwesend.

Münsingen, 11. März. Letzten Sams­tag brachen aus der Zahnradschine zwischen Honau und Ltchtenstein ca. 20 Zähne aus. Bedauerlicher Weise waren nicht einmal ge­nug Ersatzteile zur Stelle und mußten erst bezogen werden, so daß bis Mittwoch die Strecke HonauLichtenstein unterbrochen ist. Die Passagiere müssen an der betreffenden Stelle aussteigen und zu Fuß aufwärts zur Station Lichtenstein pilgern. Der Güter verkehr aber ist gänzlich unterbrochen, so daß das hiesige Zementwerk genötigt war, heute einige Wagenladungen Zement nach Urach führen zu lassen. Die Zchoradstreckc Hon­au Lichtenstem ist und bleibt ein Schmer­zenskind unserer Bahnvertvalmng.

Ulm, 12. März. Ais EhescheidungS- grund kann neuerlich rach dem bürgerlichen Gesetzbuch auch Mißhandlung geltend ge­macht werden, wenn dadurch ein gedeihliches Eheleben ausgeschlossen erscheint. Man denkt dabei fast selbstverständlich zunächst an eine Mißhandlung, die vom Ehemann gegen die Ehefrau verübt wird. Aber die Sache kann auch so liegen, daß der Ehemann der leidende und seine bessere Hälfte der zuschlagende Teil ist. Ein solcher Fall, der allerdings vom Präsidenten als erster dieser Art bezeichnet wurde, lag am letzten SamStaa dem hiesigen Amtsgericht vor. Einem 60jährigen Bauern in der Nähe von Göppingen war sein Wil- werstand entleibet und er schaute sich wieder nach einer Gesponsin um, die er auch in nner 40jährigen robusten Frauensperson send. Von den Süßigkeiten der zweiten Ehe durfte er aber bisher noch wenig ver- ipüren, vielmehr hat in sein schlagfertiges Weib schon wiederholt derart geprügelt, daß er grün und blau zum Rechtsbeistand lief, um stink Ehescheidung von dieser Vertreterin deS weiblichen Geschlechts zu betreiben. Es werden zunächst Zeugen und Gutachten ver­nommen und dann nochmals gründlich ver­handelt. Auf die Entscheidung deS Gerichts in diesem für das männliche Geschlecht nicht sonderlich rühmlichen Fall darf man gespannt sein.

Sückingen, 10. März. Dieser Tage er­eignet: sich im nahen Rippolingen eine schwere Blutthat. Der Landwirt Jns-f Malzacher wurde plötzlich geistesgestört und machte in dieser Verfassung seiner Frau l en Vorschlag, mit den vorhandenen drei Knrsern gemein­schaftlich tn den Tod zu gehen. Als die Frau mit e r-em 4jährigen Knabe» stob um Hilfe zu bol n, mißhandelt« der wahnsinnige Mann wähinnd dieser Z-it daS zurückgeblie­bene 1'/-, Jahr« alte Söknch-n auf solch grausame Weise, daß cs eine» SchädelbruL erlitt und schwerlich mit dem Leben davon­kommt. Hlecaui steckte Maizacher sein HauS in Brand und krachte sich mit einem Raster- M'sser am Halse mehrere lebensgefährliche Schnittwunden bei. Das Anwesen brannte nieder, wodurch ein Schaden von 6000 Mark entstand.

Pforzheim, 11. Mürz. I» dem eine halbe Stunde von hiirgelegenenJspringm kam der verheiratete etwa 30 Jahre alte Wagenwärter Albert von Karlsruhe infolge eines Fehltritts unter einen Materialzug, wodurch er so schwere Verätzungen erlitt, daß er nach einer halben Stunde starb.

Karlsruhe, 12. März. Der bisherige 2. Bürgermeister Siegrist wurde heute mit 79 Stimmen zum 1. Bürgermeister der Re­sidenz gewählt. Auf den seitherigen 1. Bür­germeister Krämer entfielen 18 Stimmen. Eine größere Anzahl Bürgcrouöschußmitglieder waren der Wahl fern geblieben.

Essen a. d. R., 12. März. Infolge des gestrigen starken Schneefalls im Ruhrgebiet wurden Telegraphen- und Teliphonleiiungen allgemein gestört. Dir Ständer mit Fern- sprech-Anlagen sind teilweise umgestürzt. Die Etsenbahnzüge verkehren mit großen Ver­spätungen. Heute früh ist Tauweiter ein- getreten.

München, 12. März. (80. Geburtstag des Prtnzregenlcn von Bayirn.) Der heutige Festtag wurde durch eine Reve lle der Gar­nison eingeleitet. Zm Lauft d:S vormittags

empfing der Prinzregenl dt« Glückwünsche

der Familienangehörigen, und nahm dann auf dem Maximiltansplatze die Parade der Garnison ab, wozu auch der Kronprinz und der Kaiser von Oesterreich erschienen waren. Nach der Parade tauschten der Prinzregent und der Kronprinz Besuche aus, woraus der Kronprinz zur FrühstvckStafel beim Prinzen Leopold fuhr. An dem Frühstück nahm auch der Kaiser von Oesterreich teil.

Frhr. von Stumm hat noch die Kraft gehabt, das Schicksal seiner großen in­dustriellen Unternehmungen durch zweckmäßige letztwillige Anordnungen für die Zukunft sicher zu stellen. Seine Werke sollen in einer Aktiengesellschaft vereinigt bleiben, deren Leit­ung den bisherigen erprobten WerkSdirektoren anvcrtraut werden soll.

London, 11. März. DerMorning Post" wird aus Peking gemeldet: Die neue von den Gesandten ausgestellte Liste der zu bestrafenden Beamten enthällt über hundert Namen. Als Strafen werden verlangt: Deg­radierung, Verbannung, Einkerkerung und in acht Fällen Enthauptung. Zwei der Be­amten, deren Enthauptung verlangt wird, waren an der Niedermetzetung in Chuchau, Ceniralchina, beteiligt, vier andere an ver­schiedenen Ntedermetzelungen in Schanst und einer an der Niedermetzetung in der Mon­golei. Einer dieser Beamten ist der Mili- tärguverneur von Mukden, .der die Nieder- metzelung tn der katholischen Kalherale In jener Stadt leitete. Die Gesandten verlangen auch die Posthume Degradalion von Aulu, des verstorbenen VtzckönigS von Tschtli. Die Gesandten werden wahrscheinlich große Mühe haben, die Chinesen zu bestimmen diese For­derungen zu erfüllen.

London, 13 März. DerMorning Post" wird aus P-ktng vom 9. März ge­meldet : Die Deutschen nahmen gestern den Cbungsbun-Paß, zwischen Tschtli und Schonst nach sirbenstündtgem Kämpft. Das Resul­tat wurde in glänzender Weise durch ein bayerisches Bataillon erzielt, welches von Poatingfu aus in vier Tagen 200 Kilometer marschierte, hauptsächlich durchs Gebirge über einen schwierigen Maultierpfad. Die Chi­nesen hatten eine scheinbar uneinnehmbare Stellung auf der großen Mauer an der höchsten Stelle des Passes inne. Sic halten verschiedene tausend Mann Truppen und Ar­tillerie aller Art. Die Deutschen griffen mit 2 Haubitzen und 600 Mann Infanterie an. Ihre Umgkhungsbewegung über fast unzu. gänglicheS Gelände dauerte 7 Stunden und sie gelang vollständig. Die Chinesen flohen nach Chanst und ließen hundert Tote sowie vier Holchkiß-Kanonen zurück. Ein Deutscher wurde verwundet. Der Zweck der Expedition war ein doppelter, erstens sollten die chi­nesischen Truppen für 4 Angriffe auf die Deutschen in Tschtli bestraft werden, zweitens schien es ratsam, einen Durchgang durch die große Mauer nach Schanst hin zu besetzen. Der Kampf wird eine gute Wirkung haben, weil die Chinesen ihren befestigten Mauer­gürtel für uneinnehmbar hielten.

London, 12. März. Das Reutersche Bureau meldet: Depeschen Lord KitchenerS aus Pretoria besagen: de Wet befindet sich nördlich von Brandfort. Fortwährende Re­gengüsse hemmen die Bewegungen der Eng­länder. Gorrigne, Dclisle, Greenfeld, Hen- niker verfolgen in der Kapkolonie zwei Ab­teilungen Buren.

Jndiauopolis, 14. März. Der frühere Präsident Harrtjon ist gestorben.