Rundschau.

Seine Majestät d>r König hat >>ie bei dem K. Oberarm Neuen bürst erledij.te Amtmannsstelle tum Regierungsceserendär 1. Ktasie Knapp, stellvertr. Amtmann da­selbst, übertragen.

Stuttgart, 5. März. Neuerdings ver­lautet, daß der Landtag erst am 20. März wieder zusammentritt.

Stuttgart, 2. März. Der Württemberg, (evangelische) und der katholische Volksschul­lehrerverein haben soeben eine gemeinsame Petition an die Landstände eingereicht um Berücksichtigung der Lehrer bei der bevor­stehenden allgemeinen Beamtenaufbesserung Die Bitte geht wie uns von kundigster Seite mitgeteilt wird dahin: 1) Die Lehrer sollen in das Bramtengrsetz ausge­nommen und in den entsprechenden Besol- dungöiarif ctngernht werden. 2) So lange die E nrrihung der Lehrer in dir entsprechende Gehaltsklafse der Beamten nicht durchgeführt ist, werde «,) den unständigen Lehrern neben einem heizbaren und ausreichend möblierten Zimmer von der ersten dienstlichen Verwend­ung an mindestens 900 ^ Gehalt, nach vollendetem 22. Lebensjahr eine Zulage von 100 unb sodann in je 3jährigen Fristen bis zur ständigen Anstellung weitere Zulagen von je 100 gereicht; b) die Besoldung der ständigen Lehrer so geregelt, daß sie von mindestens 1300 ^ AnfangSgehalt in acht 3jährigen Vorrückungsfristen, vom 25 Lebens­jahr an gerechnet, aus mindestens 2500 aufstetgen. Alle weiteren materiellen Wünsche weniger dringlicher Art wurden im Interesse vorstehender Bestrebungen vorerst zurückge- stellt.

Plochingen, 4. März. In dem benach­barten Stetnlach kam gestern ein Bruder­mord zum Ausirag. Der 32 Jahre alte Heizer August Goetz versetzte noch voraus, gegangenem Strejt wegen einer HeiratSange- legenheit seinem 29 Jahre alten Brud r Wilhelm mit dem Taschenmesser einen solch gefährlichen Stich in die Lunge, bttß stüud- sich sein Ende erwartet wird und nach An­sicht d«S Arztes jede Rettung ausgeschlossen ist.

Freudenstadt» 28. Feb-uar. Das im vorigen Jahr ncuerbaute Hotel «Herzog Frie- derich" wurde um die Summe von 95 000 Mark an Herrn Karl Kuhnlc in Pforzheim verkauft, der dasselbe am ersten Mai d. I. übernehmen wird.

Tettnang» 4. März. In mehreren Orten des hiesigen Oberamts, io namentlich in Friedrichshafen, Hiltensweiler, Brochenzell, wie auch hier sind dir Masern, vielfach dös» artigen Charakter tragend, unter der jüngeren Kinderwelt ausgebrochen. Es starben Kinder bis zum Atter von 6 Jahren an betreffender Krankheit oder deren bösartigen Folgen.

Schwabbach, 4. März. Gestern obend leuchtete die Ehefrau des Wirts und Kauf- mannS Chr. Hansclmann dahier ihrem Sohne, als er ein Bierfaß vom Keller holen wollte. Als der Sohn schon wieder oben war, er­losch ihr das Licht und sie stürzte die Treppe hinunter. Als man sie suchte, fand man die Verunglückte auf dem Boden des Kellers. Nach einigen Seufzern gab sie den Geist auf. Der von Oehringcn herbeigeholte Arzt konnte nur den eingetretenen Tod feststellen.

München, 5. März. Aus Anlaß seines bevorstehenden 80. Geburtstages überwies der Prinzregent 10 000 der Armenpflege pnd 80 000 dem Münchener Vereins

zur Errichtung eineS Denkmals für König Lud min II.

MÜNchlN, 5. März. Der lange von der Polizei gesuchte Räuber Kneißl wurde heute morgen in Geisenhofen bei Nannhofen nach einem längeren Feuergefecht, bei dem Kneißl schwer verwundet wurde, durch die Gendarmerie gefangen.

Freibnrg, 2. März. Der Hauptgewinn d-r Freiburger Münsterlotterie von 75 000 Mark fiel einem Mädchen in Bohltngen am Bodens« zu; die glückliche Gewinnerin wollte nächstens heiraten.

Der fränkische Weinhändlerverband in Würzburg protestierte in Denkschriften an Reichstag und BundrSrat gegen die Keller­kontrolle, die ungerecht, überflüssig und ent­würdigend sei, ferner gegen die Erhöhung der Weinzölle; Verschnitt»«»« seien not­wendig zur Verwertung kleiner Weißweine und Kräftigung der leichten deutschen Rot­weine. Schließlich beschließt der Verband Stellungnahme gegen die Flaschen- und Kapsel-Ringe.

Die Rede des Kaisers bei der Muster­ung des KiautschoulransporteS in Wilhelms­haven hatte nach demB. T." folgenden Wortlaut:

Soldaten! Ihr fahrt nun hinüber in ein fremdes Land, welches durch die Ereig­nisse der letzten Monate an sich erfahren hat, was deutsche Disziplin, deutsche Tapfer­keit und deutsche Manneszucht bedeuten. Der Fremde hat erfahren, was eS heißt, den deutschen Kaiser und seine Soldaten zu be­leidigen. Eine ernste Lehre ist unserem Feinde erteilt worden, und alle Nationen haben kennen gelernt, wte deutsche Soldaten kämpfen, siegen und sterben. Alle hav-n Achtung vor unserer Kriegskunst und Ausbildung bekom­men, möget Ihr denn in der Fremde tadel­lose Manneszucht, 'Gehorsam, Tapferkeit und olle guten Eigenschaften an Geist und Körper bekunden I Möget ihr dafür sorgen, daß der Ruhm teS Vaterlande« c,uf der ganzen Erde bekannt werde, daß das Waffenschild oer Armee und Marine unversehrt und die deutschen Föhnen unbefleckt erhalten bleiben! Ich erwarte von euch, daß Ihr dasselbe leisten werdet wie euere Kameraden, die auswärts lämpfen.''

Bremen» 7. März Aus der Fahrt von dem Ratskeller nach dem Bahnhöfe hat noch dem vorübrrfahrenden kaiserlichen Wagen der Arbeiter Dietrich Weyland ein Eisenstück ge­worfen. Der Kaiser soll an der Wange leicht getroffen worden sein. Der Kaiser setzte die Fahrt fort. Weyland scheint Epileptiker zu sein; er giebt verworrene Antworten.

Frankfurt, 7. März. Zu dem Attentat gegen den Kaiser berichtet noch die «Fränk. Zig.": Der Kaiser bemerkte die blutende Wunde unterhalb des rechten Auges erst bei seiner Ankunft auf dem Bahnhof, ein Zei­chen, daß dieselbe eine sehr leichte ist. W-y- land wurde sofort verhaftet, gab aber über die Gründe zu seiner Thal keine Auskunft.

Ans dem Krieg 1870-71 sind noch 600 000 Kriegsteilnehmer übrig, wovon 41 000 hilfsbedürftig sind. Diese erhallen aus dem Jnvalidmfond 18 822 542 die Invaliden aus früheren Kriegen 3615542 Mark. Der Ehrensold an die Ritter des Eisernen Kreuzes beträgt 27 072 ^ Die Pensionen für ehemalige französische Milttär- personen (Elsaß Lothringer) betrogen 118149 Mark Dir Zuschüße zum Dispositions­

fonds deS Kaisers zu Pensionen re., betragen 6 230 060 ^ Nun sollen an hilfsbedürftige Veteranen nach einem RetchstagSbesLluß statt der bisherigen 4080000 ^ 5 200 000-/A bezahlt werden. Die Zinsen des Jnvaliden- sonds reichen aber nicht zur Bestreitung dieser Beihilfen. Derselbe trug bloß 13 Millionen Zinsen und hat, weil vaS Kapital angegriffen werden mußte, im letzten Jahre um 746 587 Mark gegen das Vorjahr abgenommen. Der ganze Fond beträgt noch 360 Millionen, er erfordert einen jährlichen Zuschuß von 17 Millionen aus der Reichskasse. Gegen eine weitere Belastung wehrt sich der Reichsschatz- meister, denn der nächstjährige Etat werde um 5060 Millionen schlechter stehen, als der jetzige. Trotzdem wird schließlich die Bewilligung seitens des Reichstags erfolgen müssen; an den Invaliden wird man zu allerletzt sparen können.

London, 4. März. «Pall Mall Ga­zette" meldet aus Peking vom 2. ds.: Der Kaiser werde Ende März zurückkehren; die Leibwache sei bereits in Singanfu versammelt. Die Gesandten verlangten die Todesstrafe für 12 weitere hohe Beamten, sowie die Be­strafung von 90 Mandarinen in der Pro­vinz. DaS befriedigende Forlschreiten in den Verhandlungen gestattete die Ernennung eines Ausschusses zur Ueberwachung der Aus­führungen der weniger wichtigen Artikel der FriedenSvrrträge. Nur der Artikel betreffend Revision der Handelsverträge verhindere.den schleunigen Abschluß der Verhandlungen. Die verschiedenen Regierungen vereinbaren bereits den Charakter der Indemnität.

London, 4. März. Mehrere Telegramme berichten, daß Dewet sich im Freistaat ln Sicherheit befinde, und daß für ihn die Mög­lichkeit vorhanden sei, frische Kräfte zu sam­meln und seine alte Taktik wieder aufzu­nehmen.

London, 4. März. Amtlich wirb aus Pretoria von heute gemeldet. Dewet rückte aus PhilippoliS vor, wurde aber von unseren Truppen überholt und marschiert jetzt auf Fauresmith. Babingion erbeutete eine Ka­none, ein Pompongeschütz, das bei Landfon- tcin vergraben war. 33 Buren mit 50 Pferden wurden am Seocowsfluß gefangen. General Sartnell erbeutete ein Hotchkißgeschütz ln der Nähe von Pietrelrtcf, wo mehr als 50 Buren sich mit ihrem Kommandanten ergaben.

DewetS Rückzug über den Oranjefluß ist den Fabrikanten von Siegesmeldungen sehr unangenehm, da man allerseits fragt, wie dies trotz der neun Dewet verfolgenden Kolonnen möglich gewesen ist. Aber noch verwunderlicher ist eS, daß er nicht bloß seine Leute sondern auch den größten Teil seines TrainS hinübergebracht hat. Im Oranjefreistaat fiindet Dewet hinreichend Ge­schütze und Munition.

London, 6. März. DaS KriegSamt teilt die Verluste vom Februar mit. Dieselben betragen 95 Offiziere und 2274 Mann ein­schließlich der als Invaliden nach Hause ge­sandten. Seit Beginn des Krieges sind ge­fallen 664 Offiziere und 13 137 Mann.

Berlin, 6. März. Graf Waldersee ord­nete die Besetzung von Chavgphing, 35 Kilo­meter nördlich von Peking an, wo sich Boxer- banden gezeigt hatten. Die Besetzung ge­schieht durch die 4. Komp, des 2. Ostas. Jnf.-RegtS. und einen Zug berittener In­fanterie.