— Der König von Italien ließ dem Minister des Innern GioUlli 100 000 Lire zugehen, um ste unter die durch die Ungunst dieses Winters am meisten geschädigte Bevölkerung zur Verteilung bringen zu lasse».
— Der Bettler von Genua. Mit 30 000 Lire in der Tasche im Elend zu sterben — das sollte daö Schicksal eines italienischen Almosensammlers sein. Seit mehreren Tagen stand der alte Bettler Antonio Jmosst in Gtliua nicht mehr aus seinem Posten auf der Piazza Maddalena; auch die Hausbewohner hatten ihn lange nicht in seinem schlürfenden Schritte die Treppe herabgehen sehen. Man erbrach endlich die Thür zu seiner Stube, der ein entsetzlicher Geruch von alten Lumpen und schlechter Lust entquoll. Der Alte lag tot auf dem Boden, seine Rechte umspannte krampfhaft den Rockzipfel, aus dessen Nähten Papier hervorleuchtete. Als die Polizei die Nähte auftrennte, fand ste nicht weniger als 30 000 Lire in italienischen Südbahnaktlen, von deren Zinsen der alte Bettler ein anständiges Leben hätte führen können.
Kattowitz, 27. Fedr. (Ein grausiges Vorkommnis) wird der „Kattowitzer Zeitung" aus der benachbarten russischen Gouverne- mentSstadt berichtet: In Slanow im Ra- domer Gouvernement lebt eine geisteskranke Frau, die oft ohne Aufsicht herumstreift und die umliegenden Dörfer unsicher macht. Eines TageS kam ste in da» Dorf Rako, um ihrer Gepflogenheit gemäß zu betteln und fand eines der Bauernhäuser völlig leer, nur in der Wiege lag ein Säugling. Die Geisteskranke nahm das Kind aus der Wiege, entkleidete eS und legte es auf den Tisch; dann ergriff sie ein Küchcnmesser und fing an, dem Kind die Haut abzuziehen. Als sie damit fertig war, schnitt ste das Kind in Stücke, nahm ein Stück unter den Arm und schickte sich an, das Haus zu verlassen, als die Eltern des auf so gräßliche Weise hin- gemordetrn kleinen Wesens eintraten. Mit den Worten: „Willst Du nicht auch etwas Gänsebraten?" stopfte sic der Mutter das blutige Stück der Kindöleiche in den Mund und verschwand. Als die unglückliche Mutter begriff, was geschehen war, fiel ste tot hin — ein Herzschlag hatte ihrem Leben ein Ende gemacht.
Paris, 28. Febr. Die Blätter veröffentlichen folgendes Telegramm aus Peters» bürg: Gestern nachmittag, während der Un- terrichtSminister einen Unbekannten in Au- dienz empfing, feuerte dieser einen Revolver- schuß auf ihn ab und verletzte den Minister am Hals.
— Der Schatz im Bücherschränke. Ein Angestellter eines bekannten Pariser AuktionS- hauseö in der Ruc Dronot war kürzlich mit der Leitung einer Mödelauktton beauftragt. Als er nun den Inhalt eines Bücherschrankes prüfte, fand er, daß einer der Bände zwischen den Seiten zahlreiche Dokumente und Schuldscheine enthielt. Als der Bücherschrank zur Auktion kam, kaufte er ihn und gelangte thatsächlich in den Besitz von Schuldscheinen, die 40 000 Kronen wert waren; aber als er versuchte, den Rest umzusetzen ließ der Bankier ihn verhaften. Die Erben des ursprünglichen Besitzers des Möbelstückes, die sich das geheimnisvolle Verschwinden der kostbaren Papiere nicht erklären konnten, stad natürlich sehr erfreut über die Verhaftung drö ^Kenners", der den Bücherschrank kaujte.
London, 1 . März. Nach einer Meldung der „Daily Mail" aus Peking vom 27. Februar haben England, Japan und Deutschland gemeinsam bei Li Hung-Tschang Vorstellungen erhoben und ihm geraten, keinem Unterlhanen irgend welcher Macht besondere Konzessionen zu gewähren. Diese Vorstellungen beziehen sich aus die Mandschurei wie auf das übrige Cbina. Die russisch-chinesische Konvention bezüglich der Mandschurei sei noch nicht von der chinesischen Regierung ratifiziert, sondern nur von dem Tatarrn-General in Mukden angenommen worden, was ober nicht einer rati» fikalion gleichkomme.
Peking, 27. Febr. Die Hinrichtung von Tschistu u»i- Hsuischengy» fand heule in Gegenwart von 10 000 Zuschauern stall. Der Tod der beiden verurteilten erfolgte augenblicklich und die Häupter fielen beim erst-n Streich. Die Vertreter von Spanien, Rußland, Amerika, England und Japan erklärten sich zufrieden mit diesen Hinrichtungen, während eine Minderheit die Ansicht vertrat, daß China für die begangenen Greuelthaten nicht in genügendem Maße bestraft sei und daß weitere Hinrichtungen in allen Ortschaften zu erfolgen haben, wo Fremde belästigt worden sind. Die Gesandten von Spanien und Rußland erklärten, obschon ste unter der Belagerung zu leiden gehabt hätten, sei cs ihrer Ansicht nach nicht an denjenigen, welche die Belagerung mitmachten, die FrietenSver- handlungen zu führen.
Lmidon, 1. März. Die heutigen Mor> genblätter kommentieren in sehr gemäßigter Weise die Ereignisse in Südafrika. Kein Blatt veröffentlicht eine bestätigende Mitteilung vou der Uebergabe BvlhaS. Auch das Kriegs-, Kolonial- und auswärtige Amt sind bisher noch ohne Bestätigung dieser Meldung geblieben.
London, 1. März. Dewct erzielte seine Vereinigung mit Hertzog. Er .durchbrach mit 2500 Mann die südlichen Linien und marschiert aus Colesberg.
London, 1. März „Daily Tegr." meldet aus De Aar: Dewet und Hertzog dringen gegen Colesberg vor. Ihre Front dehnt sich mehrere Kilometer weit aus. Sic führen zahlreiche Pferde mit sich. Oberst Thvrnc- yeroft bringt in westlicher Richtung vor, um ihnen den Weg zu verlegen.
London, 2. März. Wie LordKitchenrr aus Pretoria meldet, wurden 80 Mann von seinen Schützen durch überlegene Streitkräfte der Buren angegriffen. Zwanzig Mann wurden gelötet und verwundet, der Rest gab sich gefangen.
— Englands Hilsstruppen. Bezüglich der Stimmung der kolonialen Englands macht die „K- C." folgende interessante Mitteilung aus Toronto in Kanada:
„Seitdem der erste Freiwillige von Südafrika nach Kanada zurückgekommen ist, haben die Klagen unserer braven Burschen über das Verhalten der britischen Offiziere kein Ende genommen. Wenn auch über ihre persönliche Tapferkeit wenig Abfälliges gesagt wird, so haben dieselben doch in mancher andererer Hinsicht Grund zu scharfen Kritiken gegeben. Hierbei handelt es sich hauptsächlich um das hochmütige, wegwerfende und rücksichtslose Betragen der englischen Vorgesetzten gegen die kanadischen Mannschaften, obwohl die letzteren zum großen Teile den gebildeten und wohlerzogenen Bürgerklaffen
entstammen. — Am 11. Febrruar fand im hiesigen militärischen Club rin Vortrag über den südafrikanischen Feldzug statt, welcher dem kanadischen Obe>quartiermeister Oberst Fester Gelegenheit gab, über das ungehörige Benehme» britischer Offiziere gegen Mannschaften und gegen koloniale und speziell kanadische Offiziere Klage zu führen. Als ein anwesender englischer Major hiergegen protestierte und das Zeugnis des Obersten Otter, deS gewesenen Führers des kanadischen Kontingents in Südafrika, appellierte, verzichtete dieser darauf, seine Meinung zu äußern, während Oberst Loffard, ein anderer kanadischer Oifiziec mil süvafrtkanischer Erfahrung , die geführten Klagen im vollsten Umfange bestätigte und dabei behauptete, daß cS ein Skandal für die ganze britische Armee gewesen sei, wie jüngere und ältere Herren im Felde sich aufgeführt hätten."
— Im Staate Indiana in Amerika hat man die Prügelstrafe wieder etngesührl. Jeder, welcher wegen Vagabondierens, Trunkenheit, Tätlichkeiten gegen seine Frau oder böswilligen Derlassens der Familie verhaftet wird, erhält fünf bis hundert Schläge mit der Peitsche.
— Drei Millionen zweimalhundert- tausend Mark Jahresgehalt! Nach einer Meldung aus Newyork ist von dem bekannten amerikanischen Stahlkönig Carnegie ein gewisser D. Schwab zum Direktor des Stahl- trusteS mit einem jährlichen Gehalte von 160 000 Pfund, also nahezu 4 Millionen Mark, ernannt worden. ES ist das das höchste Gehalt, welches bisher in Amerika gezahlt worden ist. Schwab war zuerst einfacher Arbeiter bet Carnegie und hob sich dann durch eifriges Studium zum Vertrauten seines Chefs empor. Schwab bezog anfangs ein jährliches Gehalt von 50 Pfund.
— (Das Eierlegen der Hühner zu befördern) Durch Fütterung mit etwas schwarzem Kümmel, der unter das Hühnerfutter gemengt wird, wird das Eierlegen auffällig gefördert. Versuche ergaben, daß jene Hühner, unter deren Füller kein Kümmel gemischt wurde, bei weitem nicht so fleißig legten als die mit Kümmel gefütterten.
— Für Brautleute zur Nachahmung. Eine höchst originelle Anzeige seiner bevorstehenden Vermählung sandle kürzlich ein oberschlestscher Kaufmann seinen Geschäftsfreunden zu. Er entschuldigte sich zunächst, daß er seine Lieferanten nicht einladen könne, da „aus Rücksichten für den Herrn Schwie- gerpapa die Hochzeit nur im kleinen Familienkreise veranstaltet werde", und fuhr vann wörtlich fort: „Sollten Sie mir ein Geschenk zukommen lassen, so bitte ich Sie, mir dieses in Kasse zu lhun, und mir mitzuteilen, wie Viel ich von der Faktura kürzen kann." — Entschieden eine zarte Art, die Leute an ihre Verpfl'chtunaen z» erinnern.
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