Gin Uatertzerz.
Roman in Originalbearbeitung nach dem Englischen von Clara Rheinau.
IS) (Nachdruck verboten.)
„Frank Nord l" kreischte Dering auf. „Ah, Dir verdanke ich dies I Es steht Dir gleich — o bringt mich weg, bringt mich nach Hause, nur fort von ihm I"
Achtlos auf die ihn umgebenden Gesichter, welche voll Neugier und Mißtrauen sich ihm zuwandten, blickte Nord mit einer Art mitleidigen Staunens auf seinen Ankläger nieder. Die Beschuldigung, welche dieser gegen ihn vorbrachte, betrachtete er als wirre Phantasien eines schwer Verletzten und nahm sich dieselbe nicht zu Herzen. „Ich glaube, er hat Recht," sagte er ruhig; „rudert ihn bis an das Ufer, vor die Vorderseite von Wol- stonhaus. „Bist Du schwer verletzt, Dering?"
,O bringt mich heim!" stöhnte dieser abermals.
«Ist Jemand zu Doktor Campbell geschickt?" fragte Nord rasch und war überrascht, beim Scheine der Blitze die lachenden Mienen der Umstehenden zu sehen. Erhalte Vergessen, daß er fünfzehn Jahre von Wol- ston weg gewesen, und wußte nicht, daßDok- tor Campbell seit einem Jahrzent das Zeitliche gesegnet hatte.
„Nach dem Doktor ist schon geschickt," rief ein vorlauter Junge; schon ehe wir ihn herausfischten."
„Hier ist er!" schrie ein Anderer, und die Leute machten einem jungen Manne Platz, der atemlos herbeieilte und, ohne sich mit Fragen aufzuhallen in das Boot hinabsprang.
„Bleib' mir vom Leibe, Nord I" murmelte Dering schwach.
„Ich bin es, Doktor Kennet," sagte dieser. „Kennen Sie mich nicht?" /
„Bringt mich heim," flüsterte der Verwundete abermals.
„Es wäre wohl am klügsten, dies zu thun," meinte Nord; „die Fahrt auf dem Wasser wird ihm nicht wehe thun, und zu Hause findet er bessere Pflege, als in dem Wirtshaus."
„Sie haben Recht," sagte der Arzt, den Sprechenden eine Weile fixierend. „Rudert weiter, Leute."
„Einen Augenblick!" rief Nord. „Wer wird seinen Angehörigen die Nachricht bei- briugen? Es sind schwache Frauenzimmer, und der Schreck, ihn in diesem Zustande zu sehen, könnte zu viel für sie sein."
Er blickte ängstlich in der Runde; aber diesen plumpen, schwerfälligen Gesichtern war eö leicht ovzusehen, daß sie Leuten angehörten , die rücksichtslos mit der Wahrheit Herausplatzen würden. Der Schenkwirt, der ebenfalls hcrbeigekommen war, und womöglich noch hölzerner aussah, als die Ukbrigen, erklärte sich bereit, nach WolstvnhauS die Trauerkunde zu überbringen.
„Nein, bleiben Sie," rief Nord, in daS Boot springend. „Vielleicht ist es am besten, wenn ich selbst das Amt übernehme."
DaS Boot stieß vom Ufer ab und fuhr langsam über das Wasser. Der Doktor saß dicht neben seinem Patienten und suchte mit Hilfe einer Laterne zu erforschen, welcher Natur die davongetragenen Verletzungen seien. Nord hatte, die Pfeife noch zwischen den Zähnen, im Stern des Schisses Platz genommen. Als dieses sich in Bewegung setzte
war der Verwundeie ohnmächtig geworden, und außer Stande, weitere Fragen zu beantworten.
„Heben Sie seinen Kopf ein wenig höher," sagte Nord zu dem Arzte. Dieser blickte ihn aufmerksam an.
„Sie kennen sich hieraus," bemerkte er. „Sind Sie Chirurg?"
„Ein Diplom besitze ich nicht;" war die Entgegnung. „In ernstlichen Fällen, die mir in der Fremde öfters vorkamen, war war ich gezwungen, zu handeln."
„So haben Sie schon Schlimmeres gesehen, als dies?"
„Ich weiß es nicht. Es wirkt erschütternd, einen Feind so plötzlich niedergrschmettert zu sehen."
„Ist Herr Dering Ihr Feind?" fragte Doktor Kennet mit zunehmendem Interesse.
„Sie sind noch jung und fremd in Wol- ston, sonst würden Sie es wissen."
Der Regen hatte aufgehört, und der Donner verhallte in der Ferne, als sie die Bank erreicht hatten, wo Antonio Baretti nur wenige Stunden früher von Liebe gesprochen. Der Doktor gab den Bootsleuten seine Anweisungen über die beste Art und Weise, den Verwundeten zu stützen, als Nord rasch an das Ufer sprang.
„Lassen Sic dies, machen Sic keinen Versuch, ihn aufzuheben," rief er. „Ich werde einige Diener mit einer Matratze hierhersenden."
Der Doktor mußte ihm abermals Recht geben, und als der seltsame Mann mit langen, hastigen Schritten dem Herrenhaus« zueilte, wandte er sich an den älteren Bootsführer mit der Frage: „Wer ist er?"
„Frank Nord — er war viele Jahre von Wolston weg, Herr Doktor."
„Sie sind in Wolston geboren, Thoms. Erinnern Sie sich seiner noch?"
„Und ob ich mich seiner erinnere. Nach dem Tode seiner Frau war er halb verrückt."
„Und den armen Dering mochte er nicht leiden, nicht war?"
„Nicht im Geringsten. Sie halten argen Spektakel miteinander über alles Mögliche. In gar nichts kamen sie überein."
Während der Schisser nun seinem ouk- mcrkam lauschenden Zuhörer von Derings Anklage gegen Frank Nord erzählte» klopfte letzterer leise an ein Fenster des Gesellschaftszimmers, durch dessen geschlossene Läden noch Licht herausschimmerte. Augenblicklich hörte er drinnen leichte Schritte sich dem Fenster nähern, vor weichem er stand.
„Bist Du eS, Friede! ?" fragte eine weibliche Stimme, die er schon einmal gehört.
„Nein Fräulein Dering, eS ist nicht Ihr Bruder, sondern Jemand, der Nachricht von ihm bringt."
„Wer sind Sie?" war die kurze, hastige Frage.
„Frank Nord."
„Warum hat er sie geschickt?" Bei ihrem Vorurteil gegen Frank Nord und ihrer Kenntnis von dessen Vorleben gehörte von Seiten Helenevs schon ein gewisser Mut dazu, die Fensterläden aufzuziehen und das Fenster zu öffnen. „Nachricht von Friedrich, und Sie sind sein Bote I" sagte ste totenblaß , aber mit fester Stimme. „Etwas muß vorgefallen sein. Hatten Sie wieder — wieder Streit miteinander?"
„Nein, Fräulein Dering, wir hatten
keinen Streit, und ich danke Gott, daß dem
so ist. Wo ist Elste»"
„Sie schläft."
„Es ist nicht notwendig, sie zu wecken, nicht wahr?" fragte erbesorgt; „dieJugend ist so leicht beunruhigt, morgen früh wird ste Alles noch zeitig genug erfahren."
„Alles, — wie so Alles?" rief Helene erschreckt.
„Leider hat ihren Bruder ein Unfall betroffen — kein ernstlicher, wie ich hoffe — und wir brachten ihn auf dem Broad nach Hause."
„Aber wie konnte ihm ein Unfall zustoßen ? Bitte, so reden Sie doch."
(Fortsetzung folgt.)
Aas liebe Metz.
Als bei der großen Sintflut der fromme Erzvater Noah von aller lebendigen Kreatur ein Männlein und ein Weiblein in seiner Arche ausgenommen hatte, da wird er sich wohl das Beste ausgesucht haben und all' das muntere Vieh wird wohl hübsch gesund gewesen sein. Aber mit der Zeit ist's damit schlechter geworden und mancher Landwirt weiß ein Lied davon zu singen, wie's thut, wenn Krankheit und Viehsterben in seinen Stall kommt. Darum muß er sich gegen den Verlust mit allen Kräften zu schützen suchen. Z. B. hat wohl schon jeder Viehzüchter an der verheerenden Kälberruhr manch schönes, anfänglich gesundes Stück Hinsterben sehen und hätte sich doch davor schützen können, wenn er zur rechten Zeit sich kräftig gegen das Uebel gewehrt hätte. In dem Fall mutz eben unser Nährstand auch zum Wehrstand werden, und dazu will ihm der Lehrstand, nämlich der Tierarzt mithelfen. Da heißt'S freilich, auch einmal den Beutel ein wenig aufthun und die Ausgabe für ein gutes, bewährtes Mittel nicht scheuen. Gegen die Kälberruhr im besonderen ist seit einigen Jahren ein ganz vortrsslicheS, sicher wirkendes Mittel bekannt geworden, die sogenannten „Thüringer Pillen." (Zusammensetzung: Pelletierin 0.133, Myrobalanen 10, Rosen-Extrakt 2, Granaten-Extrakt 2, Gummi arabicum 1, Zucker 1 Ar zu 24 Pillen.) So hat z. B. der König!. Departemcntstierarzt Wallmann in Erfurt in 40 Fällen von Kälberruhr ausschließlich mit den „Thüringer Pillen" behandelt und Erfolge gehabt, wie mit keinem anderen Mittel vorher. Der verdiente Arzt sagt wörtlich in No. 40 (1894) der Berliner Tierärztlichen Wochenschrift, daß durch das Mittel Jungkälber sich wieder erholten, die schon so schwach waren, daß sie nicht mehr den Kopf aufrecht halten konnten. Auch der Oberroßarzt Kalkoss berichtet über das Mittel als vorzüglich und von durchschlagendem Erfolge und so liefen riele Hunderte von Berichten ein von Tierärzten, Landwirten und Inspektoren. Infolgedessen wurden denn die „Thüringer Pillen" auch von Hochschulen gerühmt und empfohlen und auf Ausstellungen durch Diplome und Medaillen ausgezeichnet. Am besten wirkt bekanntlich jede Arznei, wenn man die Krankheit nicht zu weit einreißen läßt und als Vorbeugemittel bald nach der Geburt der Kälber gegeben, halten die Pillen die Kälberruhr von dem Vieh ganz fern. Am besten wirken sie in zerkleinertem Zustande in Haferschleim gegeben und oft genügt schon eine Pille für den Tag. Bei heftiger Erkrankung muß man natürlich mehr geben 8, 4, bisweilen sogar 6 Pillen jeden Tag. In ein paar Tagen sind die Kälber aber dann völlig gesund nnd munter. Da die ganze Schachtel Pillen nur 2 Mark kostet, und trocken ausbewahrt sich jahrelang unverdorben erhält, so sollte jeder Viehzüchter, um sich vor Schaden zu schützen, eine Schachtel „Thüringer Pillen" vorrätig im Hause halten.
Wir verdanken dieses Mittel, das auch gegen Durchfall der Fohlen, Lämmer und Schweine, sowie bei Geflügelcholera und Hundestaupe die besten Dienste leistet, einem gelehrten deutschen Arzte, der sich so ein bleibendes Verdienst um die Viehzucht erworben hat. Die alleinige Fabrikation liegt in den Händen des Herrn El. Lageman in Erfurt und zu beziehen sind die Pillen durch alle größeren Apotheken und durch die Herren Tierärzte. Jetzt kann jeder sich zu helfen suchen und: „Hilf Dir selbst, so hilft Dir Gott".
Tierarzt vr. F.
-k-akit»», Vmck uv- versag von Vervh. Hof«,«« i« Wtthad-