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Küchenthür siebenden Gewehr, daS er nicht für geladen hielt und legte mit den Worten: „Soll ich Dich erschießen?" an. Der Schuß krachte und das Mädchen stürzte in die Brust getroffen tot zusammen. Der unglückliche Schütze ist trostlos.
Karlsruhe, 28. Febr. Heute vormittag ist der von Mannheim kommende Güterzug auf dem hiesigen Güterbahnhof entgleist. Es sind etwa 18—20 Wagen zertrümmert; der Materialschaden ist bedeutend. Personen wurden nicht Verletzt.
Nürnberg, 28. Febr. Nach einer Meldung des ,Fränk. Kuriers" aus Kitzingen brach in der Nacht in der Aklievbrauerei vormals Ehmann Großfeuer aus. Das Feuer sprang auf den Turm der katholischen Kirche über und äscherte ihn bis auf die Umfassungsmauern ein. Die Glocken schmolzen. Das Eisen» und Holzwerk wurde Vernichtet. Die Kirche selbst ist unversehrt. Personen wurden nicht verletzt.
Aacheu, 28. Febr. Auf dem Lüetich- Mastricher Kanal stieß ein Dampfer gegen eine Schleusenmauer und sank. Eine größere Anzahl Personen soll umgekommcn sein.
— In Altenburg wollte dieser Tage rin Bürger eine Richnimg bezahlen: der Ge- schästSinlcbee, um höflich sein, sagte d-m Kunden: „Da« war ja nicht s» eilig!", worauf rer Kunde daS schon cmfgezählte Geld wirder eiastrich uns mit dem Bemerken : „Das srew mich, ich Hobe heute nach andere Ausgaben", verschwand.
— In ,:inem hessischer Dorfe im Vo- gelsberg fand neulich eine Hochzeitsfrier statt. Als der Bräutigam mir seiner Braut zivil getraut war, ging es alSbalb in die Kirche. Nachdem daS Hochzeitsliet gesungen wer, trat daS Brautpaar vor der Altar, aher in demselben Augenblick kam noch eine zweite Braut mit einem 2'/»jährigen Söhnchen und stellte sich neben den Bräutigam auf die andere Sette. So stand denn der Bräutigam zwischen zwei Bräuten, eine zur Rechen und eine zur Linken. Allgemeines Aufsehen entstand wegen dieses Vorsalles. Der anwesende Standesbeamte winkte darauf der zweiten Braut, daß sie zurücktreten möchte, worauf dann die Trauung statlfand. Die Braut, gebürtig aus Spiesheim in Rhein- Hessen, war mit ihrem Kinde erschienen, um dem untreuen Bräutigam, welcher in Mainz beim Militär diente und mit ihr ein Liebesverhältnis angeknüpft halte, seine Treulosigkeit fühlen zu lassen.
— Die Budgetkommisston des Reichstags bewilligte dir einmalige Ausgaben für das würltembergische Kontingent; jedoch wurden von den geforderten 315 000 sür Erweiterung der Barackenlager aus dem Truppenübungsplatz Münstngen 15 000 gestrichen. Ferner wurde die Forderung von 240 000 sür Erwerbung eines Garnisons- übungsplatzeS in Tübingen abzesetzt und an- heimgestellt, die Forderung mit genügender Begründung zur dritten Lesung wieder ein, zubringen.
Kronberg, 27. Febr. Der Kaiser hat bei seiner gestrigen Fahrt von Homburg nach Fricdrichshof einem alten Stcaßenarseiter, den er während seines Aufenthalts lägt ch gesehen eine unverhoffte Freuie gemacht. Er schenkte ihm 50 ^ in neuen Gold- und Stlbermünzen.
— Eine Weinpiobk , deren Ergebnis Viel besprochen wird, ist dieser Tage bei dem
zweiten Wring-Kongreß in Halle a. S. unternommen worden. Weingroßhändler Gustav Albig in Plauen halte bet 15 bekannten Wein- Händlern in Leipzig und Halle je eine Flasche Wein durch dritte Personen holen lassen und zwar auf schriftliche Bestellung folgenden Inhalts : „Bitte Ueberbringer dieses eine Flasche Wein (Angabe der Sorte: Rhein-, Moseloder Bordeauxwein) zum Preise von . . . (die Preise schwanken von 90 bis 2 ^ 80 ^-s) auszuhändigen. Derselbe soll old Krankenwein verwendet werden und muß reiner Naturwein sein." Wie nun Herr Al- läg dem Vogtl. Anzeiger mitteilt, soll sich bei der Probe auf dem Wein-Kongreß ergeben haben, daß von diesen 15 Flaschen die Prüfenden auch nicht eine Flasche sür naturreinen Wein erklären konnten I
— LiebeS-Ctgaretten. Als Weihnachtsgeschenk sandte eine Dresdner Ct- garelteufabrlk 6000 Stück ihres Fabrikats an die Sachsen in China. Ein mit der Packung der Schachteln betrautes Mädchen aus Löbtau legte einem Paket im Schereinen Helratsantrag mit bet. Dieser Tage traf prompt darauf Antwort rin. Ast es nun Zafalt oder Schicksal zu nennen? Ein aus Löbtau gebürtiger Eisendreher, jetz: als Soldat des 6. ostostatischnl Infanterie«Reg. in China ieestndltch, erhielt die Schachte. und bietet auf >em Umweg übel China dem Mädchen Herz und Hand an — allerdings mit dem Vorbehalte, daß sie selbst keine „alte Schachtel" sei! Da das letztere nicht der Fall ist, dürfte dieser HnratSantrag auf diisem doch wohl noch ungewöhnlichem Wege zum Ziele führen.
Berlin, 23. Febr. Waldersee neidet aus Peking: Dir Urbergabe der Bah» an die englische Armeelritimg ist ohne Schwierigkeiten beea'-kt.
Tientstl, I. März. Melding vom 27. Febr. Zufolge Nachrichten aus zuverlässiger diplomatischer Quelle ließ Deutschland die chinesische Regierung durch Li-Huug-Tschang wissen, daß es unrichtig sei, wenn China wertvolle nationale VirmögenSteile unv Einnahmequellen durch Separatabkommen mit einzelnen Staaten oder Gesellschaften weg- gebe, solange dis Vepflichtungen Chinas ge- gegenüder der Gesamtheit der Mächte nicht klargestellt und berücksichtigt seien. Sicherem Vernehmen nach sind von der Mehrzahl der Mächte teils früher, teils nachher Erklärungen abgegeben worden, die mit der deutschen Erklärung sich decken und zum Teil darüber hinausgehen.
London, 1. März. Der „Standard" meldet aus Schanghai: Nachrichten ouS chinesischer Quelle zufolge hat Lihaitschun, ein Schützling TungfubstangS und TuanS, bei Lautschou mit 5000 Mann einen Aufstand begonnen. — Die Blätter melden aus Peking, die englischen Truppen erhielten Beseht, sich bereit zu halten für den Fall, daß China zögere, den Forderungen der Mächte nachzukommen.
London» 1. März Die „Times" melden aus P king: Dle Russen üben auf Li- Hung-Tschang eine Pression aus, um die Unterzeichnung des Aikom nenS bezüglich der Maadschurii zu beschleunigen. Außer Japan und England erhober mehrere arrere Mächte Vorstellungen bei der chinesischen Regierung weg;» ihrer «ugmblicklchkn Urer- handlungen mit der russischen Regierun g Kapstadt, 28. Febr. Die Operationen
Frenchs werben durch anhaltende Regengüsse verzögert. Täglich werden Buren gefangen genommen oder strecken die Waffen. Der vor French befindliche Feind löste sich in kleine Abteilungen auf. Dcwet fand die Drift nördlich von Hvpetown unpassierbar und wandte sich südwärts. Detachierte Abteilungen überschritten die Bahnlinie und nähern sich icharf verfolgt.
Petrusville, 28, Febr. Ein Telegramm meldet: Dewek sei im Anmarsch auf Phil- lippStown. Präsident Steijn sei bei Dewet. Ebenso seien Hertzog u. Brand zu ihm gestoßen.
London» 1. März. Nach Meldungen aus Preioria machte General Smith Dorrien östlich von Amsterdam 80 Gesanaenc und erbeutete eine große Menge Vieh, 60 Pferde und 40 Wagen. Auch General French machte 40 Gefangene und erbeutete Vieh und Wagen.
Utrecht, 2. März. In der Umgebung deS Präsidenten Krüger glaubt man nicht an die Uebergabe Botha'S und selbst wenn dieselbe war wäre, so hätte dies keinen Einfluß auf den Krieg, denn Botha sei nicht berechtigt, über die Uebergabe der Streit- kräfte zu verhandeln.
London, 2. Mürz. Kttchener meldet ans Präiorta: Dewet wurde gezwungen, über den Oranjefluß zurückzugehen; die Kapkalo- nie ist von den Feinden gesäubert.
— Ein Engländer über Dewet. Der in Dundee erscheinende „Eventng Telegraph" veröffentlicht den Brief eines Sergeanten der Hochländer-Infanterie in Südafrika, in dem es heißt:
„Hier in Südafrika giebt es überhaupt nur einen General und das ist Dewet. Er ist wirklich schneidiger und geschickter als alle unsere Generale zusammen genommen. — Morgqp hören wtr von ihm, daß er hundert Mellen weit von unserem Korps entfernt ist — und mittags kommt dann schon die Meldung, daß er nur wenige Meilen von unS in unserer rechten oder linken Flanke sitzt. Für ihn scheint nichts unmöglich zu sein; jeden Tag heißt es, er ist umzingelt und dann hält er unsere klugen Generale immer aufs neue wieder zum Narren und lockt sie kreuz und quer im Lande umher, wie es ihm gerade paßt. Alle unsere Leute die seine Gefangenen gewesen sind, und Gott sei's geklagt, ihre Zahl ist nicht gering, wissen seine Freundlichkeit und Liebenswürdigkeit nicht genug zu loben. Er thut wirklich alles sür die gefangenen TommieS, aber er haßt die Freiwilligen, die Dramen und die kolonialen VolunteerS, ohne sie aber gerade deshalb schlechter zu behandeln. Er ist ein ganzer Kerl. — Dle Regierung scheint jetzt alles zu versuchen, um die Leute sür ihre Poltzeilruppen rc. zu bekommen, oder um die alten Soldaten zum Weiterdienen zu veranlassen. An Löhnung sollen jetzt für diese Polizisten 7—10 Schilling pro Tag bet freier Verpflegung gezahlt werden, aber viel Erfolg hat das auch nicht, denn jeder weiß ganz genau, daß wir hier in den nächsten Jahren noch eine döse Zeit haben werden. Es ist nämlich Thatsache, daß die Buren den Kampf niemals aufgeben werden, bis sie ihre Unabhängigkeit, dle sie übrigens reichlich verdienen, wieder erlangt haben. — So lange außerdem ein Mann wie Dewet ihr General ist und unseren Führern zeigt, was Kriegsühren heißt, sind unsere Aussichten verteufelt gering." —