Ung eines Gewehres beschäftig. Plötzlich entlud sich dieses und die anwesende Arbeiterfrau Rehling wurde von dem GesLoß so unglücklich getroffen, daß sie augenblicklich tot war. Sie hinterläßt 6 minderjährige Kinder. Aus Verzweiflung wollte sich der Küfer das Leben nehmen, wurde ober davon abgehalten und stellte sich freiwillig dem Gerichte.
Pforzheim, 20. Febr. Gestern abend '/«8 Uhr hat sich mittels eines Jagdgewehrs der Bursche des Majors Bock vom hiesige^ BezirkSkommando Namens Frtedr. Jahn, der vom Regiment 111 in Rastalt hierher ab» kommandiert war, erschossen. Motiv der That ist nock unbekannt.
— Die Uniformen des Kaisers werden in der „Deutschen Tageszeitung" auf 52 berechnet. Er hat 40 deutsche und 12 fremdländische. Diese 52 Uniformen (Waffrnrock mit Abzeichen, Beinkleider, Kopfbedeckung, Schärpe, Stiefel u. s. w.) sind zumeist in mehreren Exemplaren in einer eigenen Gar- deroben-Abtetlung untergebrocht und werden bet den Reisen des Kaisers dem kaiserlichen Reisegepäck deigefügt.
— Eine schwere Geldsendung von Bremen nach Berlin, 370 Zentner preußischer Thalerstücke, gingen dieser Tage von Bremen nach Berlin ab. Acht große Vcrschlußmöbel- wagen waren von der Reichsbank-Hauptstclle in Bremen requiriert, um das „ausgediente" Geld nach dem Bremer Bahnhöfe zu befördern , wo die Verladung in zwei Eisenbahnwaggons nach Berlin erfolgte. Hier sollen sie cingeschmolzen werden.
Bern, 16. Febr. Die seit Donnerstag über unser Land gekommene Kälte ist ganz ungewöhnlich hart. Die mittleren Gegenden verzeichnen bis 20, ja 25 Grad, während aus dem Jura stellenweise gar 30 bis 34 gemeldet werden. ES erinnert sich niemand, tin solches Frostweiter erlebt zu haben. Sollte eS noch ein paar Tage anhallen, so überdecken sich auch die weiten, gewöhnlichen Stellen der Seen mit Eis.
— Rhodes macht nicht mehr mit! Ein Londoner Finanzblatt teilt eine Aeußerung von Cectl Rhodes mit, nach der der „ungekrönte König Südafrikas" mit seinen englischen Freunden sehr unzufrieden ist. Er soll gesagt haben:
„Lord Roberts hat unglaubliche Fehler gemacht. Jedesmal, wenn der Augenblick da war, um die Macht der Buren zu brechen, verfiel er in eine Thatenlostgkeit, die den Buren Zeit gab, sich von neuem zu sammeln. Nach der Gefangennahme Cronjes hätte Roberts in acht bis zehn Tagen in Johannesburg und Pretoria sein können. Damals würde sich die Transvaalregierung sofort unterworfen haben. Als er dann endlich in Pretoria einrückte, blieb er wieder zwei Monate unthätig, und das Schlimmste war, daß er nach der Einnahme von Komatipoort abermals für viele Wochen den Buren Zeit zur Sammlung ließ. Dadurch wurde der ganze Feldzug verdorben und jetzt würden noch zwei Jahre nötig sein, um die Buren völlig zu unterwerfen. Dies aber wird das englische Volk nicht auShalten, und deshalb ist eS besser, man sucht einen leidlichen Frieden, ehe noch durch die Unfähigkeit unserer Generale das ganze Land verwüstet und alle Minen zerstört werden.
— Das Elend der gefangenen Bnren- samilien schildern anschaulich zwei Briefe
aus Johannesburg. Zn dem einen vom 8. Dezember, heißt eS: „Worte können nicht die hier herrschenden miserablen Zustände ausdrücken. Heute wurden 50 Fa» milien eingeliefert und in die Arbeiterwohnungen der Robinson-Mine eingezwängt. Da diese nur wenig hundert Meter von meinem Quartier entfernt liegen, so begab ich mich hinunter. Ich war erschüttert, als ich das Elend sah. Die Kinder weinten vor Hunger und mit ihnen die Mutter, die ihnen nichts zu geben hatten. Alle Personen hatten seit 36 Stunden nichts genossen. Ich kehrte um und nahm so viel Brot und Milch mit mir, als ich gerade forlbringen konnte. Dann sandte ich meinen Diener. Er brachte den Rest aus meinem Hause; in der ganzen Stadt war sonst kein Laib Brot aufzutreiben. Lebensmittel sind hier so rar, daß sie für keine Summe Geldes zu erhalten sind. Tausenden schaut der Hunger aus dem Antlitz und dabei ist noch kein Ende des Krieges abzusehen." Der andere lautet: Braam- fontein Station, den 18. Dezember 1900. „Heute kam hier ein Zug von Potchefstrom an, der mit Frauen vollgestoppt war. Alle Wagen waren offen, d. h. sic bestanden aus Vieh- und Gepäckwagen und hatten keine Verdecke. Drei der Frauen waren in gesegneten Umstänven und eine, die während der Fahrt einem Kinde das Leben gegeben, starb nebst diesem kurz vor dem Einlaufen in die Station. Andere Personen sanken bei der Ankunft des ZugeS vor Hunger und Erschöpfung zusammen."
London, 19. Febr. Lord Kitchener meldet aus Pretoria vom 18 Februar: Nach den letzten Meldungen marschiert Dewet nach nordwärts und soll jetzt westwärts von Ho- petown stehen. Er wird wahrscheinlich einen Rückiprung südwestlich unternehmen. Die Truppen sind hierauf vorbereitet. Heute früh entgleiste ein Zua zwischen Vereenigung und Johannesbur g. Ehe die Buren viel aus dem Zug entnehmen konnten, wurden sie ver- rrieben. Unsererseits ist ein Mann gefallen, einer leicht verwundet.
Britstown, 19. Febr. (Reutermeldung.) Es heißt, die Buren besetzten Vosburg, da die Verbindung mit VoSburg abgeschnittev ist. In Srrydenburg stehen 1000 Buren, ebensoviele in dem 21 Meilen von hier gelegenen Houtwater.
London, 21. Febr. Die Abendblätter veröffentlichen Depeschen aus Pretoria, wonach der Eisenbahnzug, welcher, wie gemeldet, zwischen Johannesburg und Vereeniging zum Entgleisen gebracht wurde, das Gepäck Kit- cheners enthielt und unmittelbar vor dem Zuge fuhr, in welchem Kitchener von de Aar nach Präloria zurückkehrte. Vier Wagen wurden zertrümmert, der Lokomotivführer getötet. Die Buren hielten Karren und Wagen bereit, um alles fortzuschaffen, wurden aber durch das Feuer aus KitchenerS Panzerzug vertrieben.
London, 20. Febr. Die Morgcnblätter melden aus Kapstadt, eS verlaute dort gerüchtweise, daß Präsident Strijn gefangen genommen sei.
Paris, 19. Febr. Die „Lgenca Havas" meldet aus Peking vom 19. ds.: Lihungtschang und Prinz Tsching teilen den Gesandtschaften mit, daß der Hof einwillige, die von den Gesandten verlangten Strafen zu vollstrecken.
London, 20. Febr. Wie die Morgen- vlätter aus Peking vom 18. Feoruar melden,
hat der deutsche Gesandte Li-Hung-Tschang und Tsching am Samstag mitgeteilt, daß Graf Waldersee Vorbereitungen getroffen habe, um eine große Expedition am 23. Februar nach Singanfu abzusenden, wenn die Chinesen nicht inzwischen die Forderungen der Mächte erfüllt hätten. Die Bevollmächtigten telegraphierten darauf an die Kaiserin und ersuchten sie um schleunige Erfüllung der Forderungen. Später teilte der Attachce der englischen Gesandtschaft den Bevollmächtigten mit, daß die englischen Truppen an der Expedition teil- nehmen und nicht eher ruhen werden, bis sie den ganzen Hof in Händen hätten. Die Bevollmächtigten sandten darauf schleunigst eine 2. Depesche an die Kaiserin. Darauf benachrichtigte ein japanischer Attache« Li- Hung-Tschang, daß die Japaner unter dem Oberbefehl Waldersees stehen und an der Expedition teilnehmen, worauf eine 3. Depesche an die Kaiserin abging. Der „Standard" und die „Morningpost" melden aus Tientsin , daß die Expedition am 1. März abgehen werde. Eine Depesche der „Morningpost" aus Peking zufolge wird Waldersee selbst die Expedition führen. Unter ihm wird der französische General Voyron das Kommando übernehmen.
Newyork, 20. Febr. Reuter. Ein Telegramm aus Peking meldet: Tiching und Li-Hung-Tschang empfingen ein Telegramm vom Hof, welches allen Forderungen der Mächte nachkommt, obgleich er über einige minderbedeutcnde Punkte noch nähere Aufklärung wünscht.
Köln, 21. Febr. Die „Köln. Vztg." meldet aus Peking vom 20. Febr.: Der Kaiser von China genehmigte erst heute die von den Vertretern der Mächte aufgestellten Listen der hinzurichtenden hohen Würdenträger. Der kaiserliche Erlaß, welcher dre iormelle Zustimmung zu den Bestrafungen enthält und deren baldiger Ausführung entspricht, wird täglich erwartet.
— Italien im Schneegewand. In allen Teilen Italiens herrscht jetzt eine Kälte, wie sich die ältesten Leute ihrer nicht erinnern. In Rom schneite es die ganze Nacht. Der Anblick, den die in Schnee gehüllte Stadt und die Campagna aewähren, ist geradezu prächtig. Auf der Piazza d'Espagna führte die Jugend Schneeballgesechte aus und formte Schneemänner. Sobald jedoch die Sonne hervorkam, war all' die Herrlichkeit vorbei und die Straßen bedeckt ein tiefer schmutziggrauer Schlamm. — AuS Neapel und den Südprovinzen kommen ähnliche Nachrichten. Apulien liegt gänzlich unter Schnee; die Bauern haben große Verluste an Vieh zu beklagen, das Elend in der Bevölkerung ist schrecklich. Ja der Romagna hat man 9 Grad Kälte. In Genua ist alles unter Eis und Schnee. Die Palmen San Remos sind von einer weißen Hülle bedeckt. Im Varestschen sind alle Seen gefroren. DaS Observatorium von Belluno verzeichnet- 24 Grad Kälte, in Sapada herrschen 30 Grad, in Santo Stefano del Colmelico 33 Gras Kälte.
— Ein neues Papier, Fibroleum benannt, will man in Frankreich erfunden haben. Es wird aus Lederabfällen hergc- stellt, ist sehr zähe und an Festigkeit dem Pergamentpapier gleich.
(Herbe Kritik.) „Was sagen Sie zu der Novität der beiden Lustspieldichter?" — „Zwei Seelen und kein Gedanke!"