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brücken bei Köln und Weser sind auSge- fahren.
— Vor dem Ort HLfingen im Amt Donaueschingen hauste der Korbmacher Emil Zuwstein in einem Planwagen. Zn diesem brach nun während seiner Abwesenheit Feuer aus. Zwei Kinder im Alter von 2°/i und Ist, Jahren, welche sich allein im Wagev befanden, crlitlen so schwere Verletzungen, daß der Tod nach kurzer Zeit nittrat: Das Feuer dürfte durch zu starkes Heizen entstanden sein.
— (Ein verhängnisvolles Butterbrot.) Assistent Ruppert am physikalischen Institut der Universität zu Kiel bestreute sein Frühstücksbrot anstatt mit Salz vcrshenllich mit Arsenik. Der Tod erfolgte nach IbMinulen.
— Die vielen Kindermißhandlungen, über die fortgesetzt in den Zmungen berichtet wird, die gräßlichen Qualen, die nicht selten Kinder von entmenschten Eltern zu erdulden haben, führten in München zur Gründung eines Kinderschutzvereins. In den Ausschuß deS Vereins wurden gewählt: Vertreter des Staates, der Stadt, der meviztniichen Wissenschaft, der Schule, der Presse rc. und eine Anzahl Damen, die sozialpolitisch und chcri- tativ bereits thätig sind.
— Ernste Nachrichten kommen aus Kron- berg: d e Kaiserin Friedrich leidet an einer schweren Nierenkrankheit, die weit vorgeschritten ist und ihr viele Schmerzen bereiter. Seit ein ger Zeit ist das Herz in Milieidm- schaft gezogen, Atemnot und Luftmangel sind die Folge davon. Der selische Druck, unter dem die Kaiserin seil dem Tode ihrer greisen Mutter, der Königin von England, steht, hat ihren Zustand derart verschlechtert, daß man auf das schlimmste gefaßt sein muß. Der Kaiser weilt seil seiner Rückkehr aus England an dem Krankenlager seiner Mutier, der er in inniger Liebe zugethan ist, und schon tauchen Meldungen auf, wonach König Eduard VII. nach Kronberg kommen werde, um seiner ältesten Schwester nahe zu sein.
— Ein weiblicher Verteidiger ist dieser Tage vor dem AmlSgtricht zu Ciötze in der Altmackt zugelasfrn worden. Und das ging so zu: Der Angeklagte, der Bauernsohn D., welcher für ein geliehenes und nicht wieder abgeliesertes Fahrrad 180 Mark Schadenersatz leisten sollte und deshalb verklagt worden war, erschien im Termin in Begleitung seiner Braut und beantragte, daß diese ihn vertrete» dürfe, weil sie rechtskundiger und redegewandter sei als er selber. Nach kurzer Unterredung ließ der Richter das junge, resolute Mädchen als Anwalt des Verklagten zu. Das Plaidoyer fiel wirklich sehr gewandt aus. Es hals aber trotzdem nichts -— der Angeklagte wurde verurieilt.
Wien, 15. Febr. (Die Leiche Milans) wurde heute mit königlichen Ehren im Beisein des Kaisers und sämtlicher in Wien anwesenden Erzherzöge in der serbischen Kirche eingesegnet und dann nach dem Bahnhof gebracht. Der Kaiser, die Erzherzöge, die Hof- und StaatSwürdenträger und die Präsidien beider Häuser des Riichsrals gaben der Leich; bis zum Ren «weg zu Fuß das Geleite. Eine ungeheure Menschenmenge füllte di: Straßen, durch die sich der Zug bewegte. König Alexander ließ sich bet der Leichenfeier Lurch den Oberst Petrowitsch ver« treten.
— Englische Werber sind neuerdings auch in Deutschland ausgetreten. Im Re
gierungsbezirke Osnabrück wurden mehrere dieser Menschmfänger ertappt. Man steht, wie groß der Soldatenmangel der Engländer und wie schwer ihre Not ist, Ersatz zu de- schaffen. Sonst kämen die Werber nicht nach Deutschland, wo sie doch unter keinen Umständen erwarten dürfen, gute Geschäfte zu machen.
Köln, 18. Febr. Die „Köln. Z'g." meldet aus Peking vom 16.: Angesichts deS ungewiß schleppenden Ganges der Frie- denSverhanblungen ersuchte Waldersce alle Befehlshaber der verbündeten europäischen Truppen für Ende Februar neue Expeditionen in größerem Maßslabe vorzubereiien um die Provinz Pelschiti endgiltiq von chinesischen Eolvaien zu säubern. Weiter meldet die „Köin. Zg." aus Peking vom 16.: Das deuische Kommissariat gab Befehl, binnen 18 Tagen tausend Transporiwagen für eine Frühjahrs,'xpevition bereit zu hatten. Wie eö heißt, Verfolgt die Anordnung hauptsächlich den Zweck, den Chinesen einen heilsamen Schrecken beizubringen.
Kapstadt, 16. Febr. Reutermeldung. Die Eing>bereuen stellen die Arbeit infolge Auftretens der Pest ein. Eine Abordnung begab sich im Namen von 5000 Eingeborenen zur zuständigen Behörde und machte die Mitteilung, daß die Eingeborenen wegen der Pest nicht mehr arbeiten wollen und nach der Heimat zurückzukehren wünschen. Dir Behörden vrrweigerien die Erlaubnis. Die Behörden verweigerten die Erlaubnis. Die Arbeiten in den Docks ruhen.
Standerton, 16. Febr. Reutermeldung. Die Buren sprengten zwischen Baal und Gnylingstadt einen ArbcitSzng in die Lust. Ei» nachfolgender Panzerzug eröffnet das Feuer. 2 Buren wurden getötet. Nach einer Reutermeldung aus Coleöberg überschritten die Buren am 9. Febr. den Oranje- stuß bet Zanddrisl und nahmen in der Richtung auf Philippstown ausgedehnte Stellung ein. 200 Kolonialtruppen kamen Mittwoch mit 1500 Buren in Fühlung und bihaup- leten sich, bis sie durch australische Truppen unter Oberst Plumer verstärkt wurden. Der Feind wurde zuerst langsam zurückgedrängt und war gestern im vollen Rückzug gegen Osten, von Ptumer verfolgt.
Cradock, 16. Februar. Reutermeldung. Eine Atttetlung von 50 Buren nahm gesttra 10 Meilen von hier einen Transport von 70 Pferden, welche für englische Truppen bestimmt waren, weg.
Port Elisabeth, 16. Febr. Reutermeldung. Einer Privaimeldung zufolge sprengten die Buren viermal die Bahnzüge bei Eden- durg in die Lust. Beim letztenmal verloren sie durch Schüsse, welche aus einem englischen Panzerzug abgegeben wurden, 12 Tote und Verwundete.
Kapstadt, 15. Februar. De Wet marschierte aus die Eisenbahnlinie Oranje-River—de Aar vor und schlug eine ihm eut- gegenlretende englische Abteilung nördlich von Philippston zurück, welches er vorübergehend okkupierte. Er beabsichtigt einen Angriff auf den hochwichtigen Stapelplatz de Aar, wo die Engländer sich eilends konzentrieren. Die Burenkom:nandos aus Vtktoria-Wcst, Rich- mond und Middelburg kooperieren mit de Wet.
De Aar, 18. Febr. (Reutermeldung.) Dewet und Steijn überschritten gestern vormittag mit 2- bis 3000 Mann und 2 Ge
schützen die Eisenbahn nördlich Houtkraal. Die Granaten der Engländer zerstreuten den Feind, welcher die Geschütze nicht ins Gefecht brachte. Ein gepanzerter Zug cröffnele das Feuer mit Marinegeschützen. Es gelang den Engländern, den ganzen Convoi DewelS zu nehmen einschließlich 100 000 Patronen, zahlreichem Schießvorrat und ein Schnellseuer- aesckütz. Die Verluste cnglischerseits betrugen 3 Verwundete.
— Russische Massenmörder. In Wolhynien (Süvrußland) im Dorfe Kalinowka tevte ein entmenschtes Ehepaar, das im Laufe weniger Jahre allmählich 24 Seelen den Garaus gemacht hat. Der Mann ist ein einfacher Arbeiter auf einem Vorwerk. Sein letztes Opfer war ein armer Töpfer, der bei ihm um ein Nachtlager gebeten, den er ermordet und beraubt hatte. Sein eigen r kleiner Sohn plauderte die Unihat aus. Ats man nun auch die blutigen Kleider des Ermordeten entdeckte, wurde sofort Anzeige erstattet und der Mörder nebst seiner Frau verhaftet. Im Gefängnis gestand der Unhold, daß er gcmetnsam mit seiner Ehefrau im L'-ufe Von zwei dis drei Jahren in Wolhynien, Bessarabien und Cherson'schen Gouvernement 24 Personen zwecks Beraubung ermordet habe. Bei einer sofort vorgenommenen Haussuchung fand man in einem Kasten wohlverwahrt einen Schatz von vielen tausend Rubeln vor.
— Was kosten königliche Hochzeiten?
Die mit großem Glanz im Haag gefeierte Hochzeit der Königin Wtthelmina läßt die obengestellte Frage zeitgemäß erscheinen. Es ist selbstverständlich, daß diese Feste große Summen verschlingen. Eine der prunkvollsten Hochzeiten war die der verewigten Königin Viktoria. Die Monarchin trug eine Spitzenrobe, die auf schwerer Seide gearbeitet war. Die kostbare Honitonspitzc kostete allein 20000 Mark. Der auf keiner Hochzeitslasel in Englaod fehlende historische Kuchen wog 300 Pfund, war 14 om dick und hatte 12 Fuß im Umfang. Er war äußerst sinnig und kunstvoll garniert. Figuren, Hunde unv Tnrleltauben aus Marzipan versinnbildlichun die Treue und Zärtlichkeit des jungen Paares. Zwei solcher Kuchen zierten die Tafel, während 100 andere unter das Volk verteilt wurden. Ein Check von 25 000 Mark war nötig, um die Kuchenrechnung zu begleichen. Die HoLzeitSfestUchkeilen kostelen im ganzen 2 000 000 Mark. Mit großer Pracht wurde die Hochzeit der Kaiserin Friedrich gefeiert. Die Stadt London bekundete ihre Freude über die Verbindung mit dem deutschen Gemahl, indem sie sich festlich schmückte. 200 000 Mark wurden dasür verausgabt und 400 000 Mk. zum Empfang der jungen Prinzessin. Das Hochzeitskleid, das jetzt im Hohenzollern-Museum zu sehen ist, war ein Wunderwerk, ein Geschenk des Königs der Belgier. 17 Koffer und 49 Körbe folgten der Prinzessin Victoria nach Deutschland. Der Trousseau des j tzigeu Königs Eduard VII. kostete 800 000 Mark. Aber die großartigste Hochzeitsfeier soll die des Königs von Belgien gewesen sein. Die Bermählungsfeier- lichkeiten unseres Kaiscrpaares kosteten 400000 Mark. Die Hochzeit des russischen Zaren war wohl die teuerste. Das Brautkleid der Kaiserin kostete allein 800 000 Mark und die Kosten der gesamten Festlichkeiten betrugen 20 000 000 Mark.