Gin NaterHsrz.
Roman in Originalbearbeitung nach dem Englischen von Clara Rheinau.
9) (Nachdruck verboten.)
Die Damen zogen sich an diesem Abend frühzeitig in das Gesellschaftszimmer zurück, und das junge Paar fand keine Gelegenheit zu weiterer Unterhaltung. Helene Dering glaubte den Wink ihres Bruders richtig verstanden zu haben —, er sehnte sich darnach, die Gäste sein Haus verlassen zu sehen, denn er befand sich offenbar nicht ganz wohl. Aber nachdem die Damen sich entfernt hatten, zeigte das breite Gesicht des GastgeherS durchaus kein Zeichen von Ungeduld; im Gegenteil, jetzt, da er das beobachtende Auge seiner Schwester nicht mehr auf sich ruhen fühlte, sprach er tüchtig seinem vortrefflichen Sport» weine zu und gelangte allmählich wieder in seine gewöhnliche Gemütsverfassung. Es war schon spät, als einer seiner Gäste daran mahnte, daß man die Damen zu lange allein lasse, und Herr Dering erhob sich mit großem Ernste.
„Meine Herren, ich schlage vor, uns in das Gesellschaftszimmer zu begeben," sagte er gravitätisch, und bei dem allgemeinen Ausbruche, der nun erfolgte, blieb es unbemerkt, daß Friedrich Dering sich an die Seite des jungen Italieners geschlichen hatte. „Ba- retti," sagte er mit leiser Stimme, „bitte, bleiben Sie noch einige Minuten hier. Ich habe mit Ihnen zu sprechen."
„Ganz wohl," versetzte Antonio und nahm ruhig seinen Sitz wieder ein.
5. Kapitel.
Niemand hatte bemerkt, daß der höfliche Wirt, der seine Gäste natürlich vorausgehen ließ, denselben nicht folgte, sondern hinter dem letzten die Thüre schloß und an An- toniv's Seite zurückkehrtc.
„Barett!," sagte er, sich müde auf einen Stuhl sinken lassend, „Sie wissen, daß ich Sie über alles hochschätze."
„Ich fühle mich sehr geschmeichelt, Herr Dering," sagte der Italiener mit einer tiefen Verneigung, „ja, ich bin stolz auf Ihre gute Meinung."
„Vor einiger Zeit waren sie so osten, mir ein Geheimnis anzuvertrauen, welches Eie mit vollem Rechte in Ihrer eigenen Brust hätten bewahren dürfen," sagte Dering I „und diese Offenheit nahm mich sehr zu ihren Gunsten ein."
„Es war ein Geheimnis, welches Sie sehr nahe anging, Herr Dering. Warum erwähnen Sie eben desselben?"
Friedrich Dering antwortete nicht sogleich auf diese Frage, sondern fuhr in seiner Weise fort: „Sie sprachen mir von Ihrer Liebe sür meine Nichte, meine teure Eiste, die mir eine so gute Tochter war; Sie legten mir Ihre Ansichten, Ihre Hoffnungen vor und baten mich, zu entscheiden, ob Sie eine Werbung versuchen sollten, welche möglicherweise zu Ihrem und Elfie'S Unglück führen könnte. Das war offen und ehrlich gesprochen, und solche Leute ziehe ich allen anderen vor."
Mit bebender Hand langte er nach der Flasche, um sich ein Glas Portwein einzu- gteßen. Antonio beobachtete ihn aufmerksam, selbst mit einer gewissen Besorgnis, erwiderte aber nichts; nach kurzem Zögern, wie als ob er auf eine Antwort gewartet, fuhr Dering fort: „Ich war überrascht, und erbat
mir Bedenkzeit, empfahl auch Ihnen, Ihren Entschluß nochmals reiflich zu überlegen. Ich legte Ihren Besuchen in meinem Hause nichts in den Weg — ja, ich freute mich sogar, Sie zu seh-n — und dies war bei unserer noch so kurzen Bekanntschaft ein schweigendes Zugeständnis betreffs Ihrer Werbung. Dann gingen Sie weg von hier und kehrten wieder zurück."
„Fa, — ich kehrte zurück," sagte Antonio sehr nachdenklich.
„Und Ihre Absicht war unverändert?" fragte Dering eifrig.
„Unverändert."
„Und Sie haben mit Elfte noch kein Wort von Ihrer Neigung für Sie gesprochen ?"
„Kein Wort. Ich durste es nicht, ehe Sie mir Ihre Erlaubnis dazu gegeben, Herr Dering."
„Ich danke, ich danke," versetzte dieser in nervöser Weise. „Heute ist mir klar geworden , daß ich keine Antwort zu geben habe— ihr Vater ist zurückgekehrt um seine Rechte geltend zu machen und sie von hier wegzunehmen."
„Hat er ein Recht hierzu?"
„Ich weiß eS nicht — ich bin dessen nicht sicher," sagte Dering bilflos. „Aber unglücklich kann er sie machen, und ich möchte sie vor ihm retten, wenn ich es könnte."
„Ist er ein so schlechter Mensch?"
„Ich weiß eS nicht," versetzte der Andere wieder in noch hülfloserer Weise. „Ich dachte es so. Ich habe ihn stets gefürchtet und gebetet, daß mir eine nochmalige Begegnung mit ihm erspart bleiben möge — und nun ist er hier."
„Demnach ist in dieser Sache der Vorteil auf seiner Seite, Herr Dering?"
Herr Dering füllte gerade sein Glas wieder, und Barett! erlaubte sich die Bemerkung: „Ich würde an Ihrer Stelle von diesem starken Wein nichts mehr trinken."
„O, das macht mir nichts," versetzte Dering aufgeregt, „noch nie in meinem Leben bin ich betrunken gewesen. Aber ich fühle mich nicht ganz wohl und bedarf einer Stärkung."
„Ja, ich fürchte ihn, um Elste's und meiner selbst willen. Mein ganzes Leben lang belog er mich, und eine boshafte Natur wie die seine, währe zu Allem fähig. Er will mir das Kind wrgvehmen, an dem mein ganzes Herz hängt. Welches auch meine Fehler sein mögen, für Elsic habe ich stets aufs Beste gesorgt. Sie wird auch mein ganzes Vermögen erben — ausgenommen die Summe, welche die arme Helene zu ihrem standesgemäßen Unterhalte bedarf."
„Sie fürchten diesen Vater, der so geheimnisvoll wieder aufgetaucht ist?"
„Ja," sagte Antonio, mehr, um seinem Gefährten Zeit zur Ruhe als um eine Antwort zu geben.
„Und nun möchte ich," fuhr Dering fort, sein Glas leerend, „daß auch Ihre Person zwischen ihm und Elfte stünde. Wäre es möglich ihn zu überzeugen, daß Elsie Sie liebe — mit Ihnen verlobt oder im Begriff sei, sich zu verloben, so würde er neue Hindernisse auf seinem Wege sehen und vielleicht davor zurückweichen. Denn er ist entsetzlich stolz — er war es immer—und ich glaube, wenn er sähe, daß Elfte einen Anderen mehr liebe, als ihn, würde ihn dies bestimmen,
wegzugehen. Und dies möchte ich erreichen. Ich kann nicht dieselbe Luft mit diesem Manne atmen — sie droht, mich zu ersticken."
„Vielleicht ist es der Portwein," bemerkte Antonio trocken. „Ich sehe keinen Grund zu Befürchtungen in Herrn Nords Rückkehr."
„Es ist zu befürchten, daß Elsie morgen mit ihm weggeht. Dies sollte genug für Sie sein."
Baretti schrack sichtlich zusammen. Unmöglich l" rief er.
(Fortsetzung folgt.)
Verschiedenes.
— Im südlichen Teile Deutsch-Ostafrikas war vor einiger Zeit eine Hungersnot auS- gebrochen. In den letzten Wochen ist nun endlich der ersehnte Regen reichlich gefallen, und überall herrschte die regste Thäligkeit beim Anpflanzen von Mais, Reis und Bohnen, um möglichst bald den Hunger stillen zu können, da auch die frischen Blätter der Bohnen schon nach den ersten 14 Tagen ihres Aufkeimens als Gemüse verwendet werden. In der Zeit der Hungersnot verlegten sich die Wannverra-Neger auf Rattenjagd größeren Stils. Oft wurden an einem Tage 100 Ratten und darüber gefangen, gebraten und mit Appetit verspeist. Abends wurden Feuer gemacht, um die nach dem ersten Regen in unzähligen Massen ausgekrochenen Jung- fernamriscn, die dem Feuer zufliegen, einzufangen und zu rösten. — Von Indien aus wurden vor kurzem zum crstenmale Ackerbauer nach Deutsch-Ostafrika gebracht.
— Die Deutsche Burenzentrale in München hat am 6. ds. Mts. wiederum durch die bayerische Hypotheken- u. Wechselbank einem ihrer Vertrauensmänner in Kapstadt den Betrag von 5000 ^ anweisen lassen zum ausschließlichen Zwecke der Erleichterung des Loses in englischer Gefangenschaft notleidender Frauen und Kinder der Buren. Es sind also bis jetzt 13 000 ^ nach Kapstadt gesandt und 200 ^ nach Amsterdam zur Aussendung von Pflegerinnen nach Südafrika.
— Suppengrünes im Winter. Ungefähr von Weihnachten an bis in den April hinein pflegen die Suppenkräuter selten und teuer zu sein. Die ländliche Hausfrau, die im Keller selbst ihren Wtnterbedarf aufbewahrt hat,' steht ihn mit Schrecken kleiner und kleiner werden, die städtische muß eine Handvoll teuer bezahlen. Da tritt nun als eine treue Freundin der Hausfrauen die Maggi-Würze auf und zwar hauptsächlich die Sorte „uux Kuss lasrbss" (mit Kräutergeschmack), die sich von der Marke „purum" äußerlich durch die grüne Kapsel unterscheidet. Giebt sie doch mit wenigen Tropfen der Fleischbrühe und allen schwachen Suppen, z. B. Hülsenfrucht-, Kartoffel-, Sellerie-, Porree-, Wurzelsuppen, sowie auch allen Saucen einen frischen, herzhaften Geschmack. Maggi hat schon mancher Hausfrau im letzten Augenblick gerettet, die sich beim Kosten als fade und wenig schmackhafte erwies. Durch billige Probefläschchcn ist jedermann ein Versuch ermöglicht, der jedenfalls zur ständigen Einbürgerung dieser vortreffllichen Würze in der Küche führen wird.
Praktische Hausfrau.
Nebakttan, DmS und Verlag von Beruh. Hofmann in Midh-rd.