Gin MakerHerz.

Roman in Originalbearbeitung nach dem Englischen von Clara Rheinau.

7) (Nachdruck verboten.)

Einen Augenblick später war er auf seiner Hut; er wollte nicht voreilig und unüberlegt handeln und durch ein hastiges Wort seine Zu­kunft verderben, nachdem erlange Jahre diesen Zeitpunkt ersehnt hatte. War er auch nicht vorbereitet gewesen auf das, was sich wäh­rend seiner Abwesenheit ereignete; hatte er sich das Wiedersehens mit seiner Tochter auch ganz anders auSgemalt, als gekom­men , so war er doch ein Mann, der sich stets rasch den Umständen anzubequemen wußte. Er besaß eine ungeheure Selbstbe­herrschung, und sein eiserner Wille dämpfte das stürmische Pochen seines Herzens und Verlieh ihm für eine Weile den kalten Gesichts, auödruck eines Gleichgültigen.

Sie sind gekommen, um unsere Regatta zu sehen, Herr Oberst," sagte Elfte;aber einem weitgereisten Manne wird unser F-st nur einen armseligen Eindruck machen."

Woher wissen Sie, daß ich weitgereist bin, mein Fräulein?"

Sie haben den aktiven Dienst kenne» gelernt," versetzte Eiste, von der Medaille aus seiner Brust in das sonnverbrannte Ant­litz blickend.

Ja, sehr aktiven Dienst," versetzte der Oberst;Leben und Kampf zwischen den Bergen gegen Guerillas und Ftibuftiere.

Also stehen Sie nicht in Diensten der Königin?"

,O nein; ich stand schon unter einem halben Dutzend Flaggen, und in Ccntral- amerika erwarb ich mir meinen Rang."

Er beobachtete sie scharf, und ihre plötz­lich verdüsterte Miene entging ihm nicht.

In Centralamerika," sagte sie langsam, o, das ist ein schreckliches Land, wo unter dem Namen Krieg ein großer Bardarismus verübt wird."

Dorten wie überall ist der Krieg eine barbarische Sitte, mein Fräulein ; die Ritter­lichkeit, die man ihm andichtet, existiert nur in Büchern, und Soldaten sind überall Wilde.

Ich hoffe, daß ist nicht wahr, Herr Oberst,* ries Eiste rasch.Ich kann und will es nicht glauben."

Ich focht in manchem gerechten Kampfe mit," versetzte Nord;aber dennoch war cs entsetzlich, das mit Toten bestreute Schlacht­feld zu sehen. Auch in Guatemala und San Salvador kämpften wir für die gerechte Sache."

Auch dabet sind Sie gewesen?" fragte Este.

O, ich war überall und kenne Jeder- man," sagte Nord mit einem leichtem Lachen ; sollten Sie deshalb irgend welche Auskunft wünschen über Sitten und Gebräuche in fernen Ländern, oder über irgend einen Freund, besten Geschick Sie interessiert, so bin ich die Geeignetste Persönlichkeit, an welchen Sie sich wenden können."

Nein, nein, rief Elfte zusammenschau­dernd,ich möchte nichts mehr hören. Bitte lasten Sie mich in Ungewißheit ich"

Sie hielt inne und blickte befremdet auf Herrn Dering, der sich unbemerkt entfernen wollte. Eine unerklärliche Angst befiel sie, mit dem Fremden allein bleiben zu müssen

und sie stand im Begriff, dem Onkel nach­zueilen, als der Oberst sie zurückhielt.

Bitte, bleiben Sie, mein Kind," sagte er mit freundlichem Ernst;ich möchte als eine Gunst von Ihnen erbitten, daß Sie jetzt gleich die Fragen an mied stellen, die Ihnen vorhin auf den Lippm schwebten. Es möchte sich später keine Gelegenheit mehr da­zu finden."

Aufs Höchste überrascht blickte Eiste in das dunkle Antlitz des Obersten. War er gekommen, um ihr Nachrichten zu bringen? Sie holte tief Atem und sagte mit gedämpf. tcr Stimme:So hören Sie meine Frage: Wissen Sie etwas von Frank Nord? Mir scheint, cS ist Ihnen bekannt, daß ich seine Tochter bin, die Tochter jenes seltsamen Mannes, welcher mich in meiner Kindheit verließ und in der Fremde ein wildes, ungezügeltes Leben führte. Er ist seit Jahren verschollen, nach dem er gezwungen worden, die Präsident­schaft niederzulegen. Doch Sie wissen dies Alles. Warum sollte ich es wiederholen?"

Elfte sprach in hoher Erregung; das fröhliche Leben auf dem Flusse halte allen Reiz für sie verloren.

Ja, ich weiß dies Alles," versetzte Nord, der ruhig, aber mit ganzem Herzen ihr We­sen, ihren Charakter zu studieren suchte,denn ich bin Ihres Vaters Freund."

Ich dachte mir's," sagte Elfte von ihm zurückweichend.

O, sagen Sic mir, war er wirklich so grausam und herzlos, als die Blätter ihr. schilderten?" fuhr sie eifrig fort.Wird die Geschichte ihn wirklich als einen Tyrannen brandmarken, der Alles seinem Ehrgeize opferte? Vielleicht gab es doch edlere Züge in seinem Charakter, die Ihnen, seinem Freunde nicht uubemerkt geblieben sind? Wie gerne würde ich hören, daß er nicht ganz verdorben war."

Er war es nicht. Hat seine Tochter so bereitwillig dies glauben gelernt?"

Und Jme, welche diese Verläumdungcn Ihnen zuflüsterten, nennen sich Christen?" rief der Oberst in Entrüstung geratend. Mögen ihre Sünden an ihnen heimgesucht werden I"

Der Oberst, welcher feine Erregung kaum mehr zu bemeistern verstand, merkte, daß zunehmende Angst sich seiner Tochter be­mächtigte, und hielt es deshalb für ratsam, die Unterhaltung nicht weiter fortzusetzen. Mit scharfer Betonung sagte er:Bei Allem, was Sie von Ihrem Vater glauben, und was man Ihnen von ihm erzählt hat, halten Sie unerschütterlich daran fest, daß Ihr Vater niemals etwas gethan hat, besten seine Tochter sich zu schämen brauchte."

Dann erhob sich Frank Nord und Ver­abschiedete sich von dem jungen Mädchen, das furchtsam zu ihm oufblickte, mit den Worten:Ich will Sie nicht länger ihrer Gesellschaft entziehen; wir können morgen die Unterhaltung über ihren Vater fortsetzen."

Schüchtern ergriff Elfte die dargeborcne Hand, und mit einer tiefen Verbeugung zog der Oberst sich in das Haus zurück.

Nachdem Eiste die Erregung, in welche daS eben G-Hörte sie versetzte, einigermaßen niedergekämpft hatte, kehrte sie, wenn auch noch bleichen Antlitzes, zu der heitern Grupps, welche der Regatta angewohnt hatte, zürück. Dieselbe hatte sich indessen um eine Person vermehrt, um den Sieger bei den Wettrudern,

einen jungen Italiener von einigen zwanzig Jahren, Antonio Barett!, der seit einiger Zeit in Wolston weilte.

Elfte Nord hatte ihn vor einem Jahre, als sie mit der lebhaften Phantasie eines Schulmädchens aus der Pension zurückkehrte, im Hause ihres Onkels, wo er fast täglich zu verkehren pflegte, kennen gelernt. An­tonio war sehr aufmerksam gegen Eiste ge­wesen, hatte viel Vergnügen an ihrer Unter­haltung gesunden und häufige Spazierritte mit ihr und Fräulein Dering unternommen. Sein ritterliches Weien hatte nicht verfehlt, einen tiefen Eindruck auf die stebenzehnjährige, etwas romantisch beanlagte Elfte zu machen. Nach kurzem Aufenthalt in Wolston war Antonio Baretti dann piötzlick verschwunden, und man flüsterte sich zu, daß seine Mutter in Italien gestorben sei und ihn vor ihrem Tode nock einmal habe sehen wollen. An einem schönen Juliabend erschien er wieder in Wolston, und zwar hatte er die ganze Fahrt in der reizenden JachtElfte" zurück- gelegt» die er, wie er angab, nach seiner Cousine getauft hatte. Elfte Nord dachte, es könne wohl auch anders fein; sie war jetzt achtz-hn Jahre alt und weit verständiger, aber weniger romantisch, als bei Antonio's Weggehen, und dieser war betroffen über dir Veränderung, welche während seiner Abwesen­heit mit ihr vorgegangen war. Er wußte, daß sein Besuch ihr stets willkommen war, und daß sie besonders heute sich freute, ihn als Sieger bei der Wettfahrt zu begrüßen.

(Fortsetzung folgt.)

Verschiedenes.

Der Fortschritt auf allen Gebieten hat es auch ermöglicht, in Kathreiners Malz- kaffer ein Fabrikat herzustellrn, das nicht nur ein vorzüglicher Kaffeezusatz ist, sondern sich sogar zum vollständigen Ersatz des Bohnenkaffees eignet. Das erklärt sich da­raus, daß nach einem patentierten Verfahren das Malzkorn mit Extrakten aus dem Fleische der echten Kofsesruchl imprägniert und so eine ideale Verbindung von Malz und Kaffee erzielt wird. Kathreineris Malzkassec darf den NamenMalzkaffee" mit vollem Rechte in Anspruch nehmen; man darf ihn darum aber auch nicht mit gleichnamigen minder­wertigen Erzeugnissen, die nichts anderes sind als geröstetes Malz oder gar nur gebrannte Gerste, verwechseln.

(Schuhe wasserdicht zu machen ) Man erwärme etwas Bienenwachs und Ham- melfett, bis es flüssig geworden ist, und reibe es leicht über die Ränder der Sohle, wo die Stiche sind. DaS ist ein einfaches und zuverlässiges Mittel für die nasse Jahres­zeit.

Das Meer ist ein großer Friedhof. Im vorigen Jahre sind 1339 Schiffe mit mehreren Tausend Menschen untergegangen. 72 Schiffe gehörte» deutschen Firmen. Be­schädigt wurden 4862 Schiffe, darunter 374 deutsche.

(Alles Umsonst.). . . Aber Papa, ich weiß gar nicht, was Du gegen meinen Bräutigam hastl"»Ach, der Mensch ist mir viel zu dumm . . . Auch hak er's auf mein Geld abgesehen!""Durchaus nicht, Papi I Er will mich sogar ohne Mit­gift heiraten I"Na, stehst du! Da ist er ja noch dümmer als ich dachte!""

Redaktion, Druck und Vertag von Beruh. Hofmann in Wildbad.