des Großherzogs (23. April 1962) ver­breitete Beratung zu pflegen. Es wurde einmütig beschlossen, eine Landessammlug zu veranstalten, deren Ergebnis dem Großherzog am 23. April kommenden Jahres für einen wohlihätigen Zweck überreicht werden soll.

Frankfurt a. M, 25. Jan. Baron v. Rothschild, Chef des Frankfurter HauseS M. A. v. Rothschild u. Söhne," ist heute 72 Jahre alt, gestorben.

Eine Witwe in der Bauamtsgasse zu Heidelberg wurde von einem Gauner schwer getäuscht. Dieser noch junge und äußerst elegant gekleideteHerr" gab vor, Schaupieler zu sein und am Stadtth^aier ein Engagement in dramatischen Rollen an­genommen zu haben. Da er dierekt von Brüssel komme, würden jedoch seine Koffer erst in einigen Tagen eintreffen. Diesen Erklärungen Glauben schenkend, überließ ihm die gute Frau ein Zimmer und hetzte auf sein Verlangen auch noch gründlich ein. Als sie aber am nächsten Morgen bei vorge­schrittener Stunde den Kaffee servieren wollte, war der neue Gast verschwunden und mit ihm nahezu das ganze Bettzeug und uoch eine wertvolle Tischdecke. Auch war ein Schrank erbrochen und aus demselben mehrere DamenkleidungSstückc entnommen worden. Der Gesamtwert beläuft sich auf 150 ^

Der Inhaber eines großen Waren­hauses in Köln berief dieser Tage abends seine zahlreichen Verkäuferinnen zusammen und hielt an sie ungefähr folgende Ansprache: Unter Ihnen befinden sich einige Personen, die, wie ich feststellen ließ, sich deS Dieb­stahls in meinem Geschäfte schuldig gemacht haben. Die Namen der Ungetreuen habe ich votiert, will sie hier aber nicht nennen und dem Gericht übergeben. Die Diebinnen sollen indes nicht mehr in meinem Hause beschäftigt werden und so fordere ich sie hiermit auf, morgen früh mein Geschäft nicht mehr zu betreten. Sollten die Ungetreuen es doch wagen, hier zu erscheinen, werde ich sie un­barmherzig durch einen bereit stehenden Po- ltzeibeamten verhaften lassen." Dann ließ der Geschäfts-Inhaber die Verkäuferinnen nach Hause gehen. Am andern Morgen blieben, wie dieKöln. Zig." meldet, 18 Verkäuferinnen dem Geschäfte fern.

Die umlaufenden Gerichte über eine bevorstehende Neuuniformicrung der deutschen Armee sollen den Thatschachrn entsprechen. Als ein besonderes Charakteristikum der an- gekündigt-n Neuerung wird das Fehlen jed­weden blinkenden Gegenstandes an der künf­tigen Bekleidung des deutschen Soldaten be­zeichnet. Das bisherige Blau des Uniform­rockes wird durch ein ziemlich monotones Graubraun ersetzt werden, welche Farbe auch für das Tuch der Beinkleider und für den Mützenstoff Verwendung finden soll. Der Helm erhält ebenfalls eine graubraune Färb­ung; das blanke Koppelschloß aus Messing wird durch eine dunkelfarbige Schnalle er­setzt. Wie verlautet, sind die Beklcidungs- Lmter von der beschlossenen Neuuniformierung bereits in Kenntnis gesetzt worden.

Geistesgeuwart. Als der Wagen- wärter Steinmetz von Trier, der mit dem Mittagspersonenzng nach Metz fuhr, zum Wagenfenster hinauSsah, bemerkte er kurz Vor der Station Nennig, wie ein spielendes Kind auf dem Moselcis einbrach und in die Fluten hinabsank. Kurz entsch-oss, n zog der wackere Mann die Notbremse und brachte

den Zug bald zum Stehen. Eilig sprang er nun zur Unfallstelle hinab und vermochte das mit dem Tode ringende Kind mit eigener Lebensgefahr zu retten.

London, 25. Jan. Eine merkwürdige Prophezeiung hat sich erfüllt. Lord Beacons- steld sagte 1880 zu einem Freunde:Ick habe noch zwei Jahre zu leben, die Königin noch zwanzig", was thotsächlich eingetreten ist.

70 lebende Nachkommen hinierläßt die verstorvene Königin von England. Mehr als 350 Millionen unterstanden ihrem Szep­ter. Dagegen verschwindet das römische Welt­reich und die Herrschaft Alexanders des Großen.

London, 26. Jan. Den Blättern zu­folge ernannte der König den Kaiser Wil­helm zum Feldmarschall der englischen Armee in dankbarer Anerkennung seiner Liebe zu der verstorbenen Königin und zur Kaiserin Friedrich.

London , 25. Jan. Das hintcrlassenc Vermögen der Königin Viktoria wird aus 6070 Millionen Pfunv Sterling geschätzt. Davon sind 24 Millionen persönlicher Reich­tum und 20 Millionen vom Prinzen Albert hinterlassenes Vermögen, welches beim Tode desselben nur 6 Millionen betrug und im Laufe der Jahre infolge guter Verwaltung sich auf 20 Millionen Pfund ansammelte. Die LebenSverstcherungsgelder bei den ver­schiedenen Versicherungs-Gesellschaften betragen 20 Millionen Pfund.

Pariser Blätter wollen wissen, daß der südafrikanische Krieg nach dem Tode der Königin Viktoria energischer ausgenommen werde, denn der jetzige König sei mit be­deutenden Summen in den Goldminen Süd­afrikas engagiert.

Kapstadt, 26. Jan. Die Buren sprengten einen Bahnübergang in der Nähe von Four- thenstreams in die Luft und nahmen einen Militärzug.

Kapstadt, 26. Jan. Zwanzig neuongk- worbene Polizisten ergaben sich am 22. d. M. in Devondale den Buren, ohne den ge­ringsten Widerstand zu leisten.

Prätoria, 27. Jan. Der Friedensaus- schuß der Buren fragte bei Louis Botha an, ob er geneigt sei, Abgeordnete zu empfangen, um die Friedensfrage zu erörtern.

London, 26. Jan. Dem Bureau Lassan wird aus Peking vom Donnerstag gemeldet: Dir Gesandten haben in einer Konferenz eine Note an die chinesische Regierung abgefaßt, worin sie sagten, China habe den Para­graphen bezüglich der Zurückziehung der Trup­pen falsch verstanden, China müsse seine Versprechen thatsächlich zur Zufriedenheit der Mächte ausführm, ehe Hoffnung bestehen könne, daß die Truppen zurückgezogen wer­den. Man war dabei, die Liste der zu be­strafenden Personen aufzusetzen, als die Nachricht von dem Tode der Königin Viktoria eintraf, lieber die Namen von fünf Be­amten, welche geköpft werden müssen, ist man einig. Prinz Tuao, General Tungfuhstang und Herzog Lan gehören aber nicht dazu. England, Deutschland und Frankreich dringen auf die Hinrichtung aller im kaiserlichen Edikt vom 25. September genannten Be­amten. Da Japan und Rußland eine mehr versöhnliche Haltung einnehmen, weil sie be­haupten, es sei unklug, Unmögliches zu ver­langen, werden sich die Gesandten der Mächte von denen Unterthanen getötet sind, allein versammeln und über die Bestrafungen be­

raten und letztere dann dem Plenum der Gesandten Vorschlägen.

Lübeck, 27. Jan. Gestern nachmittag ging ein schweres Gewitter über die Stadt nieder. Der Blitz schlug in den 122 Meter hoben Turm der Jakobiktrche und entzündete die Balken. Die F uerwrhr ist wegen der Höhe des Turmes machtlos. Man befürchtet, daß d'e Turmspitze völlig zerstört wird.

Mailand, 26. Jan. Die Aerzte Verdis haben von der Ausgabe von Abendbulletins Abstand genommen, da bei der erstaunlichen Widerstandskraft des Kranken ihrer Ansicht nach das Hinscheiden des Kranken ebensogut jeden Augenblick als vielleicht erst morgen erfolgen kann.

Mailand, 27. Jan. Verdi ist heute 2'/L Uhr gestorben.

Durch eine Sturmflut infolge des Orkans kamen am 22. ds. in Sandsund und Herroe (Norwegen) 34 Männer und eine Frau ums Leben. 8 Häuser wurden fvrt- gespült. Im Hafen gingen 60 Voole unter. Viele Personen sind durch die ausgestandeoen Leiden erkrankt.

Ueber dem Thron des Sultans schwebt der Bankrott. Schon wollten die Beamten u. Offiziere, die seit Monaten kein Gehalt mehr bekamen, davonlaufen. Ta gelang es dem Beherrscher aller Gläubigen, von einer Anzahl Banken nochmals einen Vorschuß von 700 000 zu bekommen, um wenig­stens znm Teil die Darbenden zu befriedigen. An einem schönen Tage aber wird dieKaffeo- leere unheilbar sein und dann wird am Gol­denen Horn der russische Rubel regieren.

Aus Verzweiflung über die wegen verschiedener Betrügereien erfolgte Verhaftung ihres Mannes warf die 37jährige KaufmanS- frau Leikowitzkt in Wien ihre zwei Kinder aus dem dritten Stockwerk auf die Straße hinab und stürzte sich dann selbst nach. Die Frau blieb sofort tot, die Kinder starben bald darauf.

In Liverpool lebt eine 104 Jahre alte Frau, Mrs. Sarah Smith, die kürzlich wegen ihres geradezu wunderbaren Geistes­zustandes sogar die Aufmerksamkeit der me­dizinischen Presse auf sich gelenkt hat. Sie ist im Jahre 1797 geboren, hat also schon das 3. Jahrhundert gesehen, und ist von so ausgezeichneter Rüstigkeit, daß sie bis auf gelegentliche Anfälle von Rheumatismus über­haupt kein Leiden kennt.

Fünf chinesische junge Mädchen wur­den am letzten Samstag zu St. Franzisko versteigert. Obgleich eine große Menge zu­gegen war, erhob stch kein Widerspruch. 7000 bis 10 000 wurden fürdas Stück" erzielt.

In der Kirche verhungert wurde in Siracusa eine junge Müller mit ihren beiden unmündigen Kindern aufgefunden. Die Un­glückliche hatte umsonst die öffentliche Mild- thättgkeit angerufen und als sie vor Ent­kräftung dem Zusammenbrechen nahe war, hatte sie stch abends mit ihren Kleinen in einer Kirche versteckt, wo man sie dann am Morgen vor Hunger sterbend vorfand. Seit sieben Tagen hatte sie nur noch Kraut ge- qeffen. Infolge der ungewöhnlichen Kälte hat das Elend in Italien überhaupt eine be­unruhigende Verschlimmerung erreicht und wenn das Weiter nicht bald umschlägt, sind sicherlich wieder sog.Hunger-Revolten" zu erwarten, die diesmal aber einen unerwartet großen Umfang annehmen könnten.