Entdeckt.

Kriminal-Erzählung von C. v. Wolsshagkll. 4) (Nachdruck verboten.)

Der Maler nickte:

»Es ist ein Landsmann von Ihnen, Herr Mixin!"

Nicht möglich! Und wie nennt er sich?"

»Paul Domodeff!"

»Kenne ich nicht im entferntesten!

Er schreibt öfter nach Warschau!*

»So. so !"

Er legte das Bild zurück:

»Gute Arbeit; der Photograph ist wohl selbst Künstler?"

Der Maler nickte.

»UebrigenS, Herr Mixin, werden wir bald fertig, vielleicht noch drei Sitzungen I"

»DaS wäre mir lieb, denn ich bin der langen Unthätigkeit ungewohnt l*

Bon unheimlicher Eifersucht verzehrt, spürte von diesem Augenblicke Herr Mixin allen Schritten Paul Domodefs's noch und zog auch in Warschau heimlich Erkundigungen über ihn rin. Sie waren dazu angethan, ihn noch mehr zu beunruhigen, denn sein Bruder Stephan, der sonst bei seiner Kin­derlosigkeit sein Erbe geworden wäre und die Vereitlerin dieser Hoffnung, Frau Senta, deshalb glühend haßte, teilte ihm boshafter Weise mit, daß ein Mann dieses Namens seiner Gattin heimlicher Verlobter gewesen sein solle, wie die böse Fama sage. Nun ging Herr Mixin ruhelos umher, beargwöhnte seine Gattin so auffällig, daß sie sich immer mehr von ihm abwandte und dadurch dem Maler dterekt in die Arme getrieben wurde.

DaS Verhältnis der beiden Ehegatten wurde dadurch ein immer kälteres, immer mehr gespannteres l

Darüber kam nun ein wundervoller Mai ins Land.

Herr Olaf Fjölking liefert jetzt endlich das sehr gelungene frappant ähnliche Bild seines Auftraggebers ad und erhielt seine Bezahlung, ein beträchtliche Summe.

"Und was werden sie damit ansangen?" fragte Herr M>'xin lächelnd.

Ich werde es machen wie mein Freund Domodeff!" entgegnete der junge Herr.

»Ist er ihr Freund? Giebt eS noch Freunde?"

Nun sagen wir: mrin Comilitone Alexander M>xin nickte leicht:

Und wie hat der es gemacht?"

Er hat eine Kunstreise nach England, Frankreich und Italien angeteten I"

»So weit? Besitzt der Herr solche Mit­tel?"

»Er ist stets reichlich bei Kaffe l"

Also ein ordentlicher Künstler?

»Sehr nüchtern, sehr fleißig, sehr streb­sam I"

So etwas hat man gern I Und wohin wollen Sie?"

Nach Italien direkt, dem Vaterland der Malkunst!"

Gestatten Sie mir, meiner Dankbarkeil dadurch Ausdruck zu leihen, daß ich dem vrabredeten Honorar ein Drittel zulege?"

Heu M xin, Sie beschämen mich!"

Darf ich?"

Nun ja denn!"

Hierauf verabschiedete sich der Norweger.

Herr Alexander Mixin aber ging froh zu seiner Gattin; der gefährliche Mensch

war fort weilte in England, er konnte ruhig sein! Nie war er von größerer Herzlich­keit gegen seine schöne Frau gewesen, als jetzt.

Fron Senta benutzte diesen Umstand, indem sie ihrem Gatten die Erlaubnis zu einer Rheinreist abschmeichelte. Ihre Schwester Olga war, wie er wußte, seit kurzem in einer Nachbarstadt die Gattin eines Weinhändlrrs geworden. Er bewilligte die Reise darum gern, ebenso die Mittel, stellte aber die Be­dingung , daß Fräulein Jllona die Gattin als Ehrendame begleiten müsse. DaS nahm Frau Senta an. So kam denn die Reise wirklich zu stände; als die Damen abreisten, bemerkte Herr Mixin:

Ich hvff<. Du schreibst regelmäßig, Senta? Es ist nicht ausgeschlossen, daß ich in Verbindung mit einer Geschäftsreise Dich besuchen werde l"

DaS sollte mir lieb sein, Alex!"

Der Juwelier ahnte nicht, wie Frau Senta triumphierte, denn Paul Domodeff war noch keineswegs in England; er hatte nach FjölkingS Mitteilungen Verdacht ge­schöpft, diesem deshalb ein Märchen erzählt und hielt sich in einer Nachbarstadt auf, wo­hin er durch JllonaS Vermittlung Briefe erhielt, während die seintgen unter Babette Häubchens Adresse cinliefen.

Daß die Liebenden auf dieser Reise zu­sammentrafen, ist selbstverständlich.

* »

Der Sommer verging, es wurde Herbst und wieder Winter und MixinS Wohnort rüstete sich wie jedes Jahr einmal wieder zum Carneval.

Eine Skandolgeschichte, worin Fräulein Ada Mislow verwickelt war, führte zu Er­örterungen in der Presse, auch Fräulein Jllona Pintas ward durch einen Umstand, der sich in Dunkel hüllt, in dieser Sache von der Polizei vernommen. Durch diesen Um­stand ward Herr M>xin wieder auf das HauS aufmerksam, von welchem Robert Kem­pin behauptete, daß auch Frau Senta darin verkehrt habe. Der argwöhnische Herr Mixin kam dadurch zu der Überzeugung, daß Fräu­lein Pintas bet seiner Gattin eine zweideutige Rolle spiele, oder zum mindesten gespielt habe; er entließ die junge Dame deshalb unter nichtigem Vorwände Knall und Fall, sodaß Frau Senta nun völlig isoliert da­stand.

Aber die junge Frau, deren einstiger Verlobter längst wieder in derselben Stadl weilte, hatte nur an Paul Domodeff eine Stütze, er war eS der cS zu ermöglichen ge­wußt, zu einer Hinterpforte des Hauses in der Zellengaffe von Frau Senta einen Schlüssel zu erpressen, so daß er sie täglich, wenn er wollte, sobald eS dunkel geworden, sprechen und besuchen konnte.

Inzwischen erkrankte der alte Herr be­denklich, und das war für den begünstigten Liebhaber eine goldene Zeit. Als die Car- nevalszeit anbrach, war Herr Mixin noch ReconvaleScent.

Da war eS nun dem Herrn Robert Kem­pin klar geworden, daß Frau Senta nicht die tugendhafte Madame war, zu der er bis­her gläubig vertrauend und in Verehrung aufgeblickt, sondern ein kluges, begehrliches, berechnendes Weib. Dies entfachte nun in dem bis dahin guten Menschen ein Feuer

der Leidenschaft, welches er vergeblich zu löschen strebte.

Als Kempin eines Abends über dieZel- lenbrücke, die dicht am Hinterhause des Ju­weliers vorbeiiührt, noch seiner Wohnung eile» wollte, sah er zu seiner Verwunderung einen Mann aus dem Hinterpförtchen treten, und dieses verschließen. Er blieb ruhig im Schatten stehen und glaubte in dem arglos Vorbeischreitcnden den Reitersmann vom letz« len Carneval zu erkennen. Wut, Haß, Rache­durst beeinflußten den Lauscher zu gleicher Z-it aber er beherrschte sich klug und schwieg.

(Fortsetzung folgt.'»

Verschiedenes.

Eine lustige Jagdkartengeschichte ist in SchnellmannShausen bei Treffut passiert. DerHall. Ztg." wird darüber berichtet: Zwei Jagdpächter hatten kürzlich durch den Gemeindedtener auskltngcln lassen, es werde ausdrücklich davor gewarnt, daß irgend Je­mand die Jagd ohne Berechtigung oder gar ohne Jagdschein ausübe. Dabei ließen die wackeren Nimrode bekannt machen, daß sie eine Belohnung von 30 bezahlen wollten sür jeden Fall der Zuwiderhandlung, der zur Anzeige an maßgebender Stelle kommen würde. Nun ereignete sich der ergötzliche Zwischenfall, daß gerade diese beide Jagd- pächter ohne Jagschetn betroffen wurden. Einen solchen zu lösen, hatten die Wackeren offenbar vergessen, und nun wurden sie vom Landratsamt in eine Strafe von je 50 genommen. Der eine gab sich zufrieden, der andere erhob gegen das Straf­mandat Einspruch beim Amtsgericht; nun muß er 55und die Kosten zahlen. Das Witzigste ist aber, daß die beiden Reinge­fallenen nun auch noch die ausgesetzte Be­lohnung von 30 Mark an denjenigen be­zahlen müssen, der sie zur Anzeige gebracht hat.

Höchst eindringliche Lehren enthalten folgende zwei ZeulungSanzeigen, die wir in einer und derselben Nummer desBerner Bund" finden:

1) Eine hiesige Fabrik sucht zu sofor­tigem Eintritt ein Bureaufräulein, deutsch und französisch sprechend, Anfangsgchalt 50 Francs monatlich."

2)Ein treues, sauberes Mädchen von *28 Jahren sucht Stelle auf 15. Dezember.

Lohn nicht unter 30 Franken.

Unterschied: Das gebildete Bureaufräu- lein muß sür die 50 Fr. monatlich (40 zwei Sprachen verstehen und nagt am Hungcr- tüche. Das Dienstmädchen dagegen wird gut genährt und kann sich mit Leichtigkeit jährlich über 200 ersparen. DaS Bu­reaufräulein wird froh sein, wenn es uuter- kommt, während umgekehrt die Herrschaft froh sein wird, das Dienstmädchen zu be­kommen. Solche Verhältnisse findet man aber auch in Deutschland, da braucht man nicht in die Schweiz zu gehen.

(Vorbehalt.) Einbrecher:Wenn ich meine Strase verbüßt habe, werde ich Sie einmal besuchen, Herr Doktor." Ver­teidiger:Meinetwegen; ober kommen Sie als Privatmann, nicht geschäftlich."

.'. (Chamberlain vor der Himmelspsorte.)

Petrus spricht:

Deiner Thaten schwarzes Bild

Ist vor meinem Blick enthüllt,

Und nur dieses sage ich:

Pfui, mein Sohn, entferne Dich!"

Redaktion, Druck und Verlag von Beruh. Hofmanu in Wildbad.