Lokales.
— Wander-Stickcursus. Wir allerorts, so ist auch hier dos Vorhaben der Singer Co. Nähhmaschinen-Akt.-Ges. in Pforzheim, Sedansplatz 3, einen ihrer unentgeltlichen Wanderstickcurse hi-rselbst abzuhallen, großem Interesse begegnet, und haben bereits viele hiesige Damen ihre Teilnahme an d«esrm ebenso lehrreichen wie interressanten Curse zugesagt, bezw. in Aussicht gest Ut. Wir wollen nicht unterlassen unsere verehrten Leserinnen auf die von der Singer Co. im Schaufenster des SlickiokalS, im Hause des H'rrn Bäck'rmstr Z'fl', Hauptstr., hiers-lbst ausgestellten herrlichen Kunststickeren aufmerksam zu machen, und sollte man kaum glauben daß diese prächtigen Arbeiten auf gewöhnlichen Singer'tchen Nähmaschinen, wie man sie im Haushalte verwendet, hergestellt sind. Die gefertigten Stickereien sind von solcher Annuratcsse und Feinheit, wie sie die Hausarbeit unmöglich vollkommener hervorzubringen im Stande ist und erregen mit Recht die Bewunderung aller Beschauer. Weitere Anmeldungen zum Cursus, welcher am 21. dieses seinen Anfang nimmt, werden im La- denlokal deS Hrn. Zieste, Hauptstr., woselbst der Cursus stattfindet, entgegengenommen.
Die Unruhen in China.
Newyork, 15. Jan. Eine Depesche aus Peking vom 14. ds. meldet: Prinz Tsching teilt dem Doyen des diplomatischen CorpS mit, daß er und Li-Hung-Tschang am Samstag morgen das Friedens-Abkommen unterzeichnet hätten, aber er glaube nicht, dasselbe den Gesandten vor Mittwoch überreichen zu können infolge der Schwierigkeit, daS kaiserliche Siegel zu erlangen, dessen AuShändig» ung nur auf persönlichen Befehl des Kaisers erfolgen dürfe.
— Der „Standort" meldet aus Schanghai vom 15.: Der Gouverneur von Schan- tung, Sjuanschikai, erhielt den Befehl, sich nach Peking zu begeben» um an den Friedensverhandlungen teilzunehmen. Es wird geglaubt, er werde dem Befehl nicht folgen.
Peking, 15. Jan. Die Russen begannen heute morgen, die Bahn an die Deu.schen zu übergeben. Diese beabsichtigen, die Bahn der Leitung ihrer früheren Beamten unter militärischer Oberaufsicht zu unterstelle-.
Newyork, 16. Jan. Eine hier eingetroffene Depesche aus Peking vom 15. m idel: Prinz Tsching begab sich gestern in Begleitung des Oberennuchen nach der verbotenen Stadt und drückte den Urkunden, die morgen den Gesandten überreicht werden, das kaiserliche Siegel auf.
A « rr d s ch a «.
— Seine Majestät der König hat die erledigte Stelle deS Vorstands bei dem Steuer- kömmissariat Stuttgart dem Kameralverwalter Moser in Neuenbürg unter Belastung in seinem Titel und Rang in seinem Einverständnis übertragen.
Stuttgart, 15. Jan. Scharenweise kamen gestern die neuen Abgeordneten der Hauptstadt zugeeilt, um am Vorabend des Eröffnungstags an der konstituierung der Fraktionen , denen sie wiederum oder erstmals beizutreten gedachten, sich zu beteiligen. So viel bis sitzt bekannt ist, wird sich neben den eigentlichen politischen Parteien wiederum eine
„Freie Bereinigung" bilden, deren Grundstock die große Mehrh-it der Privilegin »en bitvet, und der sich anscheinend die konf-r- vativm und bauernbündlenschen Mitglieder des Hauses anschließcn werden, «aS dm Maß ihrer Vertretung in den zu wählen'en Kommissionen zu gut kommen wird. Oie Vo kSpartei wird außer dem Abg. Hahn von Schorndorf auch den langjährigen Abgeordneten Stockmoyer als Gast begrüßen. Bei einzelnen Abgeordneten ist auch jetzt noch nicht näher bekannt, ob und nach welcher Seite sie Anschluß suchen werden. Die Rückkehr des Abgeordneten Payer auf den P ä- stdenienfltz wird wohl sicher zu erwarten sein. Eine zweckmäßige und die vor 6 Jahren gemachten Erfahrungen gebotene Neuerung ist, daß die neugewählten Abgeordneten einzeln zur Eidesleistung aufgerufen werden.
Stuttgart, 11. Jan. Wahrhaft glückliche Menschen, die in unserer Zeit ja selten sind, konnte man heute vormittag in einer Losagentur hier sehen. Der Brenner Gottlob Haag von Schwaickheim bei Winnenden erschien, umgiertet mit einer Geldkatze, um die 15 000 in Empfang zu nehmen, die er als ersten Gewinn der Hülener Kirchenbau-Lotterie gemacht hatte. Zur Vorsicht, damit in der Residenz dem Gottlob mit dem „mächtig vielen Gelde" nichts zustoße, war sein resolutes Weib mitgekommen. Der Mann hat 6 Kinder, das Geld ist also an die richtige Adresse gekommen.
Stuttgart, 17. Jan- Herzog Albrecht von Württemberg hat sich als Vertreter des Königs in Begleitung des persönlichen Adjutanten , Rittmeister v. Vischer-Jhingen, gestern abend zur Teilnahme an der zwei- hundertjährigen Jubelfeier deS Königreichs Preußen begeben.
Thailfiugen, 15. Jan. Gestern abend kurz nach 7 Uhr stieß der von Onstmettingen kommende Postwagen mit zwei Zigeunerwagen, die ohne Laternen fuhren, zusammen so daß die Pferde des Postwagens scheuten und die Wagen über die Böschung hinab- warfcn. Die Pferde hängten sich aus und rasten über die Wiesen weg. Der Postwagen war mit 5 Passagieren besetzt, wovon 2 m Gesicht und den Armen verletzt wurden. Die anderen kamen mit dem Schrecken davon. DaS Unglück hätte viel größer sein können, svdaß mau von Glück sagen kann. Der Postillon wurde von den Pferden etwa 200 Schritte gefchleift und erhielt hiedurch ebri- falls Verätzungen. Die Pferde könnt» bald wieder eingefangen werden, aber der Postwagen war derart demoliert, daß er Herr auSgewcchsclt werden mußte.
Neuenbürg, 14. Jan. Das „Pforzheimer Tageblatt" schreibt: Am Samstag abend tagte hier eine sozialdemokratische Wahlkrris- konferenz. In derselben wurde beschlossen, gegen die stattgehabte Landtagswahl im Oberamt Neuenbürg zu protestieren. Es wurde ein Protest abgefaßt und mit 232 Unterschriften aus 31 Ortschaften des Wahlkreises versehen an den württembergtschen Landtag abgeschickt.
Ebingen, 15. Jan. Am Sonntag früh ereignete sich durch ein Versehen des Bahn- hofportiers bei der Abfahrt des 7 Uhr Zugs ein tragikomischer Vorfall. Der Zug fuhr nähmltch ab und ließ sämtliche in den Warte- sälen befindlichen Passagieren zurück. Deren Namen prangen nun im Beschwerdebuch der Station. Da dir Kälte sehr empfindlich war,
hielten sich nur wenige Reisende auf dem Perron auf.
Oberndorf, 16. Jan. Bei einem Gang in die Kirche ist die bejahrte Frau des hies. Stadtpflegers Scheiblc auf dem Glatteis an Weih.,achten hingefallen und hat eine Gehirne -chütterung erlitten. Dieselbe ist nun gestern gestorben.
Pforzheim, 14. Jan. Heute mittag hat sich h.er der beim bayrischen Braubause an- gesteüis Obcrmäizer F. in einem Ansall von Schwermut erhängt. Derselbe war ein fleißiger, arbeitsamer Mensch u. allgemein beliebt.
Pforzheim, 14. Jan. In Brötzingen passierte tn der dortigen Mühle ein schreckliches Unglück. Der in der Lotthammcrschen Mühle beschäftigte sogenannte Mühlarzt stürzte in der Wafserstube in den Kanal und wurde von dem großen Rad fürchterlich zu- gerichtet. Erst heute morgen fand man den Unglücklichen als Leiche vor.
Pforzheim, 15. Jan. (Ein Bubenstreich.) Als neulich ein Personenzug von Karlsruhe nach Pforzheim fuhr, bemerkte der Lokomotivführer , daß bei Jspringen auf dem daneben liegenden Geleise die Schienen mit Steinen und Hölzern belegt waren. Er meldete dies dem nächsten Bahnwart, der dann die Hindernisse sofort beseitigte, wodurch ein großes Unglück verhindert wurde. Bei der Untersuchung durch den Wachtmeister stellte es sich heraus, daß die Uebelthäter kleine Jspringer Buben im Alter von 7 bis 9 Jahren waren. Bet dem Verhör erklärten sie — man höre und staune! — sie hätten die Hölzer unv Steine deshalb auf die Schienen gelegt, damit der Zug entgleise und die Leute herausfallen und tot wären; dann hätten sie daS viele Geld der Leute bekommen.
— Regen (Unerhobene Gewinne.) Laut der Originallisten der Anzbach-Gunzenhauser 7 fl. und der Augsburger 7 fl. Loose aus den Jahren 1899 und rückwärts sind Haupttreffer zu 7000 fl. 6000 fl. 500 fl. 100 fl. usw. unerhoden geblieben. Aehnlich verhält es sich bei Amsterdamer, Barletta, Braun- schweiger, Bukarester, Finnländer, Freiburger, Mailänder, Meininger, Oldenburger, 30000, 600, 200 usw. Pappenheimer, Neu- chateler, -Österreicher, Hamburger, Ungarischen. Kurhcsstschen, Dcssauer, Schwedischen, 15 000 Thlr. 10 000 Thlr. usw. und Venediger Loosen; überhaupt bei allen anderen Loosgattungen und sonstigen kündbaren Papieren sind Tausende von Haupt- und Nebentreffern unerhoben. Bei Türkischen 400 Fr.-Loosen sind 10 Haupttreffer unerhoben geblieb n. Abgesehen von den Zinsverlusten, welche die Inhaber dieser Treffer-Loose erleiden, haben sie noch das Risiko, daß viele dieser Loose zu Gunsten der EmisstonSbe- hörde verfallen. Es ist deshalb jedem Loos- besttzer dringend anzuraten, seinen Papieren die nötige Aufmerksamkeit zu schenken. Ge- Aufschlüsse erteilt der Ziehungslisten-Verlag aller amtlichen AnlehenSlose und Wertpapiere in Erlangen.
London, 12. Jan. Aus Kalkutta wird gemeldet: 15 000 englische Soldaten, deren Dienstzeit abgelaufen ist, werden hierzurückgehalten , da ein Ersatz aus England noch nicht eingetroffcn ist. Die Regierung wird wahrscheinlich diesen Soldaten Prämien anbieten, um sie zu bestimmen, weiter im Dienste zu verbleiben. Die englische Garnison ist bereits um 9000 Manu schwächer als der normale Stand erfordert.