Juw Jahreswechsel.
Ade, Adel Mit schneeigweißen Kränzen Schmückt äbschiednehmend sich das alte Jahr; Noch einmal hell die WeihnachtSflammen glänzen Am Liedumwob'nen grünen HauSaltar.
Und ist der gold'ne Kerzenschein verglommen, Dann blickt das Auge in die Nacht hinaus:
Was wird im Schooß der dunkeln Zukunft kommen ? In tausend Farben prangt der Hoffnungsstrauß l
O Menschenkind, du ungestümes Wesen,
Wie jagst du vorwärts ohne Rast und Ruh!
Hast Du des Stromes Sprache je gelesen,
Als sinnend schautest du der Welle zu?
Dein eigen Bitd I So eilen deine Stunden,
So eilst du selbst, vergänglich wie die Zeit — Was du an Glück, was du an Leid empfunden, Verschlingt gar bald der Strom der Ewigkeit.
Und keiner ist, der seines Hauptes Länge Um einer Elle Maß vergrößern kann;
D'rum harre aus im wirren Weltgedrängr — Sei unverzagt! Nur steu're himmelan!
Nur himmelan! Wo Gottes Sterne blinken,
Da ist dein Ziel, da winkt das rechte Licht; Sylvesterträume rasch in nichts versinken,
Doch Gottes Treue — sie verläßt dich nicht!
Des Lebens Anker
Original-Novelle von Carl Cafsau.
2) (Nachdruck verboten.)
Eines Tages war Erich nach der Hauptstadt gereist; ahnend trat Ebba an des Gatten Schreibtisch. Zitternd vor Aufregung bemerkte sie, daß der Schlüssel stecken geblieben. Sie öffnete und stieß einen Schrei aus: vor ihr lag Corneliens Bild, lagen ihre Briefe an Erich. Sie überflog sie fliegenden AtemS und suchte weiter. Da, ein Konzept zu einem Briefe von Erichs Hand. Sie las:
Süße, über Alles geliebte Cornelie!* Ihr Herz krampst« zusammen, vor ihren Augen flirrte es und Buchstaben, Silben und Wörter, vollführten einen Hexrntanz, vor ihren Ohren aber schwirrte es, als zöge Saint SaönS äanss mnoabrs an ihnen vorüber. Halblaut flüsterten ihre Lippen:
„F'ssel — Ketten abstreifen — Dich — Einzige — Vereinigung — Gold und Ehre?
— fahre dahin — zu spät — geschlummert
— mein Herz erwacht — Dein auf ewig!" Ein langhallender Schrei, dann sank sie
bewußtlos auf den Teppich nieder.
Als Ebba zusammenschauernd erwachte, flüsterte sie:
„Fort, fort von hier, fort aus dieser unreinen Atmosphäre!"
Sie raffle die Briefe zusammen und warf sie in das Schubfach, dann eilte sie auf ihr Zimmer und schrieb an den Vater. Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten:
„Kehre sogleich heim und bringe die Kinder mit!
Alles Uebrige, unglückliches Kind, soll Dein Rechtskonsulent ordnen.
Dein treuer Vater Hoger Bracht.*
Da atmete sie auf flüsterte:
»Ja, fort, nur fort!"
Aber über die Reisevorbereltungen trat Erichs hohe Gestalt wieder in die Villa ein. Sie erschrack; Haß kämpfte in ihr mit Liebe zu dem Manne, der sie einer andern aufgeopfert, noch war die Liebe zu ihm nicht ganz in ihr verstorben.
Wer versteht es, die Tiefe eines Frauen- Herzens zu ermessen?
F<st kniff sie die L'ppen zusammen und
— schwieg. O, sie halte mehr Charakter
als Herr Erich dachte; das sollte er bald fühlen I-
So lagen die Sachen heute, als der
KriegSrat aus seinem Sinnen emporfuhr. ES halte geklopft.
, „Herein!"
Der einstige alte Diener seines Vaters. Olaf, war in des Sohnes Dienste getreten und meldet«:
„Gnädiger Herr, Solf und Lenore sind heftig an den Frieseln erkrankt; die gnädige Frau hält den Zustand für sehr gefährlich. Wir müssen wohl einen Arzt holen lassen?"
„Rolf, Leonore?" fuhr er vollends aus seiner Träumerei empor. Wo hatte er geweilt , daß er darüber seines Fleisches und BluteS sogar vergess-n?. O pfui, über solchen Egoismus!
Heftig stieß er den Sessel zurück und sagte zum Alten:
„Es ist gut, Olaf, ich komme schon!" Das konnten doch wohl keine guten Umstände sein, die ihn so gefesselt, daß er darüber selbst seiner Kinder, seines höchsten Schatzes vergessen?
Hastend, ohne das Bild einmal zu verschließen , durcheilte er seine Zimmer bis zum Schlafgcmach der Gattin. Er hatte es schon lange nicht mehr betreten und war hier wie in der daneben befindlichen Kinderstube ein Fremder geworden. In der Nebenstube lagen Rolf und Lenore krebsrot auf Gesicht und Aermchen in blütenweißen Bett- chen, brennend und fiebernd; Ebba saß in einem Lehnstuhl zwischen beiden Bettchen und weinte leise.
Er blickte sie schweigend an, ein Bild des Kummers, und wandte sich dann stille den Kindern zu, deren Zustand er kaum ge. nauer ins Auge gefaßt hatte, als er auch schon murmelte:
„Es ist das Scharlachsieber; ich habe es oft genug bei Patienten gesehen, wenn ich in den KriegSlazareten zu Ihun hatte I"
Da hemmte Ebba ihre Thränen und fragte erschreckt:
„DaS Scharlachfieber? Ist eS tödtlich, Erich?
Sie sah ihn flehend an, er schlug seinen Blick zu Boden und sagte zögernd:
„Nicht immer, Ebba I"
„Also doch tötlich? Wir müssen sogleich einen Arzt holen lassen!"
„Ja!" bestätigte er dumpf.
Sie schellte und Olaf erschien:
„Senden Sie Waldemar, den Reitknecht sogleich hinüber nach Seeland, er soll Dr. Golm zur Minute holen I" befahl Ebba.
„Sehr wohl, gnädige Frau I"
Er verschwand, kam aber bald zurück:
Keiner der Diener wagt sich über den Kanal, gnädige Frau, der Sturm tobt zu entsetzlich und ich alter Mann bin leider zu schwach dazu!"
Da stand sie flammenden Blickes auf:
„Keiner wagt es l Sagen Sie meinem Kammermädchen, daß es mir Hut und Mantel bringt!"
Rasch war Ebba davon, während Erich die Kinder genauer beobachtete. Er hatte Ebbas Gehen gar nicht bemerkt. Jetzt erst machte ihn Olaf darauf aufmerksam. Erich sah sie nun durchs Fenster im Garten, wie sie dem Strande zueilte.
Gewaltigen Schrittes stürmte er ihr nach, sprang die Treppenstufen hinunter, stürzte durch den Garten und sah sah schon von weitem, wie sie die Kahnkettc löste. Er erreichte sie gerade, als sie in daö Fahrzeug sprang.
Laut heulte der Sturm und schnob stoßweise am Strande entlang. Aber Erichs Stimme übertönte den Orkan, als er rief:
„Wohin Ebba? Das ist der sichere Tod!«
„Er wäre mir wünschenswerter, als das Leben, unter diesen Umständen, aber > ur der Kinder willen, muß ich leben! Ich werde den Arzt selbst holen und vorsichtig sein; Du weißt, ich verstehe die Ruder zu führen I" entgegnete sie kühn.
Leuchtenden Blickes, an Gewalt gewachsen, so schien es ihm, stand sie da.
Sie kam ihm schöner vor, als sonst:
Mutterliebe verklärte sie mit Glorienschein I Solche Festigkeit des Charakter hatte er bisher an ihr vermißt.
„Ebba", antwortete er milde im Bewußtsein seiner Schuld, „Ebba, noch kann alles gut. werden! Aber dieses ist Männerarbeit I"
(Fortsetzung folgt.)
Verschiedenes.
.'. (Verständliche Antwort.) Tante (zu ihrem Neffen): „Findest Du mich hübsch oder häßlich?" — N'ffe , „Das kann ich Dir nich sagen, liebe Tante, . . weil Du immer gleich so beleidigt bist."
.'. (Der Schusterjunge.) Meisterin: „Na, Karle, weil heute Dein Geburtstag is, schenke ick Dir ooch fünf Pfennige." — Echuster- lehrling: „Aber Me-sterin, Sie hätten mir doch darauf erst vorberciten sollen — ooch det Uebermaß der Freude kann löten."
Aedakityn, Druck und Berlag von Ber » h. Hosmaunin Wldbab.