*

4

Die Unruhen iu China.

London, 27. Dezbr. Die Abendblätter melden aus Peking vom 26. Dez. LiHung Tschang und Prinz Tsching hätten, wie aus ganz sicherer Quelle verlautet, dem Throne zusammen mit der Note der Mächte eine Darlegung ihrer Ansicht gesandt, daß die ge. stellten Bedingungen sofort und ohne Aus­flüchte angenommen werden sollen. Die Thalsache, daß dieser Rat erteilt wurde, sei schon ein Anzeichen dafür, daß ihm auch unverzüglich entsprochen werde. Ferner sollen L-HungTschang und Prinz Tsching beschlossen haben, die Mitwirkung der Strcitkräfte der Verbündeten zur Wiederherstellung der Z>- vilregicrung in Peking nachzusuchen. Nie wollen dieses Ersuchen sofort stellen, nach­dem der Thron die Annahme der von den Mächten gestellten Bedingungen erklä t hat.

New-Aork, 28. Dezbr. Eine Depesche auö Peking vom 27. Dez. meldet: Tsching und LiHungTschang erhielten Nachriüt vom Kaiser. Tsching besuchte LiHungLschang und hatte mit ihm eine Besprechung, d e über eine Stunde dauerte. Der Hof erhebt ernst­lichen Widerspruch gegen die Schlejfurg der Forts, sowie gegen die Zulassung st> ndiger Gesandtschaftswachen, die nach Anstr t deö Hofes zu jeder Zeit, wo man eS w insche, so stark gemacht werden könnten, daß sie eine Drohung für den Hof selbst bedeuteten. ES wurde beschlosten, vor der Zusanmen- kunft mit den Gesandten nochmals m l dem Hof in Verbindung zu treten.

Tientsin, 28. Dez. Meldung des Reu- terschen Bureaus. Gestern und heute gingen 1100 Mann englischer Truppen mit 2 Ge­schützen unter dem General CummiuS nach Aangtsun ab, um gegen die Boxer zu ope­rieren und die Eisenbahn zu schützen. Es handelt sich um dieselbe Boxerabteilung, die bet Chotchau von den Franzosen geschlagen wurde. Auch am Fluss- zwischen Tientsin und Taku operieren Truppen von Verbünde­ten gegen die Boxer und die Flußpiraten.

Newyork, 28. Dezbr. Nach einer Pekinger Depesche vom 27. d. M. gehen morgen amerikanische Truppen von Peking ab, um die Verbrennung christlicher Einge­borenen zu bestrafen.

R rr « - s ch a «.

Eine Bitte. Wie jedes Jahr um diese Zeit möchten wir auch heute für Brief­träger und Postboten ein gutes Wo t ein- legen und dieselben zu Neujahrsspenden em­pfehlen. Sie verdienen eine klingende An­erkennung für ihre unverdrossene Arbeit während des ganzen Jahres und ihre außer­ordentlichen Leistungen während der Weih- nachtS- und Neujahrszeit. Die Anforderungen welche an dieselben gestellt werden, sind immer mehr gesteigert, von morgens früh bis abends spät find dieselben bemüht, unsere Wünsche zu erfüllen und eine Gabe fällt auf guten Boden, also gedenket auch ihrer l

Stuttgart, 28. Dez. Wie nach­träglich bekannt wird, bestand da« G ichcnk, welches der König am Weihnachtsabe iv der Schloßwache zu teil werden ließ, in einer silbernen Cigarettcndose und einer Flasche Champagner für den Olfizier und in Wein und Cigarren für die Mannschaften.

Waiblingen, 24. Dez. Gestern abend 9 Uhr wurde auf dem hiesigen Bahn! of der in Hall stationierte Zugmeister Hamm . l von

seinem Zuge 121 übefahren und getötet. Der Verunglückte war Famieltenvater.

Eüwangen, 27. Dez. Der Wirt I. G. Joas von Unterrisstngen OA. NereSheim, welcher vom Schwurgericht hier am 4. Juli 1898 trotz seines Leugnens wegen Ermord­ung des Schlossers Woika zum Tode ver­urteilt. von Se. Maj. dem König aber zu lebenslänglichem Zuchtöaus hegnadigt wurde, hat jetzt laut Ellwanger Blätter, eingestanden, daß er den Woika erschlagen hat.

Ehlenbogeu, OA. Oberndorf. 27. Dez. Großes Aufsehen erregte hier allgemein das Verbrechen, welches das 11jährige Söhnletn einer hiesigen Familie an seinem 6jährigen Schwcsterlein verübte. Am heiligen Abend gingen d'e beiden miteinander nach Schöm­berg, um die Weihnachisgaben entgegenzu- nehmen, welche aus Mitteln der dortigen Stiftung alljährlich unter die Schuljugend von Schömberg und Oberehlenbogen verteilt werden. Auf dem Heimwege stellte der Bruder c-n sein Schwesterlem das Verlangen, es wöcht' ihm von den empfangenen Gaben 20 ü-erlassen, um dieselben der Mutter zu üdergben. Als dieses sich weigerte schlug ihm der Bruder mit einem Stein den Schä­den ein rnd verborg die Leiche unter einem Steinhaufen. Auf die Erkundigungen der Eltern rach dem Verbleiben de« Kinnes, suchte de: jugendliche Verbrecher durch aller­lei lüg« hafte Ausflüchte seine Unthat zu verbergen. Durch da« baldige Auffinden des tot« Kindes seiner bösen Thal über­führt, ergriff der junge Mörder die Flucht, wurde aber in einem benachbarten Orte sest- genommen. Der Vater des Knaben wurde im vorigen Jahre wegen Mißhandlung des­selben zu Ist» Jahren Gefängnis verurteilt und ist kürzlich wieder heimgekchrt.

Schramberg, 26. Dez. Am Sonntag früh wurde der städtische Brunnenmeister Karl Gcnter unweit des Wasserreservoirs tot aufgefunden. Derselbe hatte im nahen Wald den Christbaum geholt und wurde auf dem Heimwege zweifellos von einem Herzschlage betroffen.

Hall, 27. Dez. (Eingebrochen.) Gestern drohte auf demRittersee" beim benachdar. ten Hciwbach 3 Kindern der Tod deö Er­trinkens. Sie belustigten sich mit noch andern Gefährten auf dem dünnen Este und brachen auf einmal ein. Don den zahlreichen Zu­schauern faßte ein Mann Namens Butzer den Mut zur Rettung und eS gelang ihm auch, die Unglücklichen noch im letzte» Mo­ment zu retten. Er trug zwar von den Eisscherden etliche Verletzungen davon, was aber durch die Thatsache, daß die Kinde? noch zum Leben zurückgebracht werden konnten, ja reichlich ausgewogen wurde.

Karlsruhe, 26. Dez. Als vor einiger Zeit der Großherzvg von Gaden in einem kleineren Orte empfangen wurde und der Bürgermeister ihn mit feierlicher Ansprache begrüßen sollte, fiel dem Ortsvorstand in der Verwirrung kein Wort seiner schönen R?de mehr ein.Königliche Hoheit!" be­gann er,ein Tag hoher Freude ist für uns gekommen, weil König!. Hoheit ge­kommen sind" und weiter kam der Bürger­meister nicht und als alles vergebens war, rief er,und so wünschen wir, S ine König!. Hoheit und und die ganze Zäh­ringer Llwenfamtlie lebe hoch!" Der G.oßherzag lächelte über diese Andeutung einer zolcgischen Abstammung, drückte dem

braven Bürgermeister die Hand, aber den Zährmger Löwenorden hat er ihm nicht ver­liehen.

Explosion. Bei der Herstellung von FeuerwerkSkörpern ereignete sich in Darm­stadt bei einem Papierwarenhändler eine Ex­plosion , wodurch die Wohnung sofort in Flammen gesetzt wurde. Die Frau des Pa- pterwarenhändlers ist tot, er selbst, seine Schwester und sein Kind schwer verletzt.

Die Tragödie des armen Mannes. Zu einer Verzwetfiungsthat, wie sie schreck­licher kaum gedacht werden kann, hat in Myslowitz in Schlesien das Schicksal einen schwergeprüften Familienvater getrieben. Der in der Hcinrichsthaler Papierfabrik zu Mys­lowitz angestellte Nachtwächter Wiesner war infolge von Krankheiten in seiner Familie in Schulden geraten. In Verzweiflung hier, über ergab er sich allmählich dem Trünke. Die Folge davon war, daß ihm der Dienst gekündigt wurde. Aus Gram über diesen neuen Schicksalsschlag erhängte er gestern seine beiden ältesten Kinder und sich selbst. Der Unglückliche hinterläßt außer der Witwe drei unerwachsene Kinder.

Eßlegg. 28. Dez. Am Dienstag wollte sich aer Taglöhner Bernhard Thoma von hier nach Etolzensee begeben und benützte als rächst«« Weg den nur halb und schwach zugefrorenen sogen. Rempertshofer Weiher. Das Eis brach und der Wanderer fand nach hartnäckigem Kampfe mit dem nassen Ele­ment seinen Tod.

London, 27. Dez. Lord Kitchener meldet vom 27. Dezbr. aus Pretoria: Die Buren griffen in der letzten Nacht Utrecht an. Sie wurden jedoch mit einem Verlust von 2 Toten zurückgcschlogen. Auf unserer Seite wurde ein Mann verwundet. Die Buren brachten auf der östlichen Eisenbahnlinie in der Nähe der Station Pan einen Zug zum Halten. ES wurden jedoch dorthin Truppen entsandt und der Feund mit Verlust von einem Toten und 7 Verwundeten zurückgeschlagen. Wir hatten einen Toten und 4 Verwundete. Die Ostabteilung der Buren in der Kapkolonie wurde geschlagen. Sir wurde in der Rich­tung nach Venterstad zurückgetrieben. Die Westabtcilung wird gegenwärtig nach dem Norden zurückgedrängt.

Vryburg, 28. Dez. Reutermeldung vom 19. ds. Eine Abteilung Buren mit 150 Wagen überschritt die Bahnlinie südlich von Vryburg. Eine andere Abteilung, 270 Mann stark, mit einem Geschütz, ist nördlich von Vryburg. Beide zogen westwärts. Man glaubt, sie ziehen nach DamaraLand.

Ein neues Goldland. Aus New- Aork wird demFranks. Generalanz." be­richtet : Am Nkllow-Rivcr, einem Neben­fluß des Knkorim, 300 Meilen von der Hvly Croß Mission am Aukon, sind neue Goldfelder entdeckt worden, die an Reichtum das Klondyke-Gebiet übertreffen sollen. Einige Goldsucher, die während deS Sommers auf gut Glück in das Innere zogen, entdeckten das Dorado. Die Nachricht von dem reichen Goldfunde gelangte im November nach St. Michaels. Zwei Männer schwedischer Ab­kunft brachten Gold im Werte von 140 000 das sie aus einem kleinen Stück Erde von 16 Fuß im Quadrat und 2 Fuß Tiefe erlangt hatten. Das Goldland liegt 2100 Meil n von Slagnay. Bis jetzt befinden sich aur 12 Goldsucher in dem entlegenen Dorado, die alle schnell reich werden.