Die Unruhen in China.

London, 19. Dez. DerDaily Mail" wird aus Peking vom 18. Dezember ;cmel- det: Tie englische Vorschläge bezüglü, der Aenderung in der Einl-iiung der Note an China sind thalsächlich von allen Mächten angenommen worden, sowohl Rußland als Japan haben zugestimmt. Nur die Haltung der Vereinigten Staaten ist noch nicht genau bestimmt, doch stehl man eirner Zustimmung derselben entgegen. Der deutsche Gesandt' hat die englischen Vorschläge warm unter­stützt, eine ernste Verzögerung ist somit ver­mieden. Die so geänderte Note wird sofort unterzeichnet und den chinesischen Unterhänd« lern innerhalb drei bis vier Tagen über­reicht werden. DaS Bureau Lassan mel­det dagegen aus Peking vom 18. Dezember, daß Conger uud der japanische Gesande noch immer Instruktionen bezüglich der Note er­warten. Verabredungen bezüglich der Ueber- rrtchung der Note an die chinesischen Unter­händler seien ober getroffen worden. Der chinesische Vorschlag, die Konferenz in einem Tempel des Buddah abzuhalten wurde ver­worfen. Die Gesandten entschieden, daß die chinesischen Unterhändler zu ihnen kommen müßten.

Tientsin, 19. Dez. Heute morgen begab sich eine deutsche Expedition von Tientsin nach Peitang und Shanhaikwan. Wie gemel­det wird, befinden sich chinesische Truppen in der Nähe von Peitang.

Peking. 19. Dez. Die Agentur Ha- vaS meldet: Prinz Tsching und Li-Hung- Tschang gaben dem französischen Gesandten Pichon die Versicherung, daß die chinesischen Truppenbewegungen an der Grenze von Jn- dochina, über welche der Gesandte Klage! führte, ohne Bedeutung seien und nur zum Zwecke der Unterdrückung drS Briganten­tums vorgenommen worden seien. Mina denke nicht daran, kurz vor Eröffnung der Friedensverhandlungen neue Verwicklungen heranfzubeschwören.

Rundschau.

Stuttgart, 19. Dez. Des Reichska tzlers Grafen v. Bülow Ankunft am Dienstag abend gestaltete sich zu einer großartigen Ova­tion. Zum offiziellen Empfang waren an­wesend am Bahnhof der Minister deS Aeußern, Frhr. v. Soden, das preußische und bayerische Gesandtschaftspersonal. Außerdem hatte sich ein nach Hunderten zählendes Publikum in und um den Bahnhof angesammelt, welches auf den Reichskanzler als er zu Fuß sich nach dem Hotel Marquardt begab, stürmische Hochrufe auSbrachte.

Stuttgart, 15. Dez. Hinweise zur Vor­sicht bei der Veranstaltung von Vereinslotterien wie diese bei Weihnachtsfeiern üblich sind, können die verschiedene» VereinSleitungcn in letzter Zeit in amtlichen Bekanntmachungen erblicken. Wenn demnach Lose, welche von einem Verein ouSgcgeben wurven an Nicht­mitglieder desselben abgegeben werden, so fällt dieses Vergehen unter § 286 den R-- St.G,B. für dos deutsche Reich, welches den Mißbrauch von steuerfreien Privat- oder VereinSlotlerien mit Haft bis zu 2 Jahren und mit Geldstrafe bis zum Betrag von 3000 ^ ahndet.

Baihingen, 18. Dez. Am Samstag den 15. D-zembcr wurde auf hiesigem Rathaus zwischen den bürgerlichen Kollegien von hier und Enzweihingen einerseits und der Würt-

temberglschen Cisenbahnbaugesellschaft anderer­seits ein Vertrag abgeschlossen, wonach ge­nannte Gsellschaft eine normalspurige Eisen­bahn bau: ab Bahnhof Vaihingen über die Stadt Vühinzen nach Enzweihingen. Die Kosten dürften sich folgendermaßen gestalten: Der an die Württ. Eisenbahnbaugesellschasi zu leistende Barbeitrag wurde von Mark 60 500 auf 55 000 herabgesetzt. Die G-underwerbungskosten zur Eisenbahn, sowie diejenigen der Enz- und Stroß-nkorrektion bei Enzweihungen können nur schätzungs­weise angegeben werden, doch wird als sicher angenommen, daß sämtliche von den beiden Gemeinden zu leistenden Beiträge, einschließ­lich des Barzuschusses von 55 000 nicht höher als 160 000 zu stehen kommen werden. Der Beitrag der Amtskorporation wäre hievon noch in Abzug zu bringen. An diesen Kosten hat Vaihingen */, und Enz­weihingen zu bezahlen. Mit dem Bahn­bau dürfte nächstes Spätjahr begonnen wer­den.

Aus Schwaben, 16. Dez. Von einem Lokalbähnle" und seinemZügle" wird wicderum ein lustigesStückle" erzählt. Auf offener Stricke wurde plötzlich angehalten. Erschreckt sprangen die Reisenden an die Fenster. Was ist geschehen? fragte man sich. Aengstliche Gemüter glaubten schon den Raubmörder Kneißl in der Nähe. Doch nichts von all' dem I Dem Herrn Kon­trolleur hatte der böse Wind die Mütze sort- genommen; daher das Halten I Schnell holte der seiner Bedeckung Beraubte sein Eigentum,und fort ging es wieder in Windes­eile."

UlM, 16. Dez. Das an dem Gefreiten Binder verübte Verbrechen scheint vollständig unaufgeklärt zu bleiben, da der Verletzte durch die Schläge, welche er auf den Kopf bekam, eine Störung seines Gedächtnisses er­litten hat, indem jede Erinnerung an die in Frage kommenden Vorgänge jener Nacht bei ihm vollständig ausgelöscht ist.

Ravensburg, 17. Dez. Großes Auf­sehen erregte es, als am Samstag abend der Arbeiterschaft des größten Etablissements der Stadt, der Flachs- Hanf- und Abwergspinnerei der Gebr. Spohn eröffnet wurde, daß der Betrieb eingestellt werde und somit sämtlichen Arbeitern, 260 an der Zahl, gekündigt sei. Unter den Entlassenen sind sehr viele Ver­heiratete, die nun eine schlechte Aussicht für den Winter haben.

Von der badischen Grenze, 17. Dezbr. In Walldorf bei Heidelberg kam der 13 Jahre alte Knabe des Schuhmachers G. Heß unter entsetzlichen Umständen ums Leben. Der Junge zielte im Scherz mit einem dop­pelläufigen Terzerol, das er für ungeladen hielt, auf seine Mutter. Der Aufforderung der letzteren die Waffe wegzulegen, leistete er keine Folge. Um der Mutter die Unge- fährlichkeit der Waffe zu zeigen, steckte er den Lauf in den Mund und drückte ab. Der Schuß ging loS und zerschmettere dem Un­glücklichen den Kopf.

Mühlacker, 13. Dezember. Im naben Eutingen brach heute früh in dem Oeko- nomiegebSadc der Witwe Zorn Feuer aus, das rasch das Wohnhaus ergriff und außer­dem noch 4 weitere Gebäulichkeiten (Scheuern und Stall nngen) einäschcrte. Der Schaden der Abgeordenen ist sehr groß. Wie das Feuer entstand, darüber herrscht noch Dunkel.

Rittmeister v. Holzing ritt

dieser Tage von Graben bis kurz vor Karls­ruhe 15 km um die Welte mit dem Eisen­bahnzug 417 und traf am Ziel 8 Minuten vor d.'m Zug ein. Das Pferd hatte in 25 Minuten 15 irm galoppiert und war weder müde noch sehr außer Atem nach dieser Leist­ung. Es war seit Wochen darauf vorbe­reitet und statt mit Hafer mit einer Art Futterkonserven gefüttert worden.

Berlin, 19. Dez. Ein Telegramm aus Könitz besagt, die Verhaftung von 3 Per­sonen, die der Täterschaft des Mordes an dem Gymnasiasten Winter dringend ver­dächtig sind, ist nahe bevorstehend. Die Verdächtigten befinden sich außerhalb der Mauern von Könitz.

Die Vermählung des Fürsten Johannes von Hohenlohe-Barten- stetn mit der Erzherzogin Anna von Tos­kana wird in Salzburg Mitte Februar 1901 staltfinden. Das Paar wird sodan in Barten- ftein (Württemberg), wo der Fürst begütert ist, Wohnsitz nehmen.

Die ersten Opfer des Winters. In Groß-Kumetschen ^Ostpreußen) haben zwei Mädchen das Betreten einer dünnen Eisdecke mit dem Tode gebüßt. Die Mädchen wollten auf den mit einer dünnen Eisdecke über­zogenen Stellen des Schilliner SceS sich tummeln. Als Beide eine kleine Strecke auf der wankenden Fläche zurückgelegt hatten, gab das Eis plötzlich nach und die Mädchen stürzten in die eisige Flut und ertranken, noch ehe ihnen Hilfe gebracht werden konnte.

Verurteilung eines Kindes zu zehn Jahren Zuchthaus. Aus Klagenfurt wird berichtet: Ein Mädchen Sophie Aßlinger, das erst vor kurzer Zeit die Schule ver­lassen hatte, stand gestern unter der Anklage des Verbrechens der Brandlegung vor dem Schwurgerichte in Klagenfurt. Das Mädchen ist wenige Monate über 14 Jahre alt und diese wenigen Monate waren für die Er­hebung der Anklage maßgebend. Die An- gekiag-e war beschuldigt und geständig, das Wirlschafsgebäude der Anna Grünwald in St. Magdalena bei Villach in Brand ge» steckt zu haben. Der Schaden betrug 65000 Kronen, wovon bloß 26 000 Kronen ver­sichert waren. Der Gerichtshof erkannte die Angeklagte auf Grund des Geschworenenver­dikts für schuldig und verurteilte sie zu 10 Jahren schweren und verschärften Kerkers.

Brüssel, 18. Dez. Das hiesige Buren- Komtte beschloß in einer Sitzung, an welcher Deligierte von 600 Gesellschaften teilnahmen, eine Petition an das Parlament zu richten, wegen Einleitung des SchiedgerichtSvcrfahrenS zur Beendigung des Transvaalkrieges. Die Petition ersucht die Regierung, sofort die Nation, welche die Mediation zur Beendig­ung des Krieges anbieten soll, anzugeben. Der Wortlaut dieser Petition wurde durch Acclamation angenommen. Eine Deligation soll nach dem Haag abgehen, um dem Prä­sidenten Krüger eine Huldigung zu über­reichen, welche die Unterschrift sämtlicher Mit­glieder der 600 G sellschafien enthält.

Ein Gutenberg-Denkmal wurde am Montag in Wien in Anwesenheit des Kaisers enthüllt.

Einen blutigen Kampf gab es auf der Herrschaft Szaszkabanya in Südungarn zwischen Förstern und auf der That ertappten Wilddieben. Von den Wilddieben blieben 6 tot und 2 schwer verletzt am Platz«.

Lehcerstreik. Unter den Schülern