— Andrer übergab vor seinem Aufstieg seinem Bruder in Götheborg sein Testament, welches Ende 1900 geöffnet werden sollte. Der Bruder Andrcä'ö, der die Hoffnung noch nicht aufgegeden hat, beschloß noch ein Jahr zu warten, bevor er die Bestimmungen des TestammlS auSsührt.
— Aufstand der Kapholliiuder ? In der Umgebung Krügers verlautet, daß ein allgemeiner Ausstand der Kopholländer unmittelbar leoorstehe. Wie aus bester Quelle verlautet, zögert die englische Regierung, den Belagerungszustand über die Kopkolonie zu verhängen, weil die Kapbehörden sie verständigt haben, daß diese Maßregel unvermeidlich einen allgemeinen Ausstaud der büren- freundlichen Afrikander herbe,führen müßte. Die Verfügung sollte bereits vor dem Zu sammentretcn des Asrikander-KongrefseS stattfinden , sie unterblieb jedoch bis jetzt noch aus den oben angeführten Gründen.
— Kind verbrannt. In München ist ein öjähriges Mädchen, das sich in Abwesenheit seiner Adoptiv-Eltern am Herd zu schäften machte, vom Feuer erfaßt worden und verbrannt, ehe Hilfe herbeikam.
— Raubmord. Unweit Hennef an »kr
Sieg liegt in der Gegend von Hanfmühle einsam eine kleine Besitzung, die einer Kölner Familie gehört. Zur Winterzeit befand sich dort nur ein 70jähriger Mann zur Aufsicht in dem Hause. Der Alte wurde morgens mit gespaltenem Kopie tot ausgefunden. Es liegt ein Raubmord vor. U-ber den mutmaßlichen Thäter ist >och nichts Genaueres bekannt.
— Ei« Bräutigam in Ketten. Eine traurige Hochzeit hat in WitebSk in Rußland stattgefunden. Der Bräutigam ist ein Uhrmacher Namens Obschencki der kurz vor seiner Heirat wegen Falsch münzwei zu zehnjähriger Arbeit in den sibirischen Minen verurteilt worden war. Die Braut, eine Tochter des dortige Popen, wurde von ihrem Vater beschworen, den Gedanken an die Heirat ous- zugeben, aber sie wollte den Maun ihrer Wahl in seinem Unglück nicht verlassen. Die Trauung wurde deshalb in der Gefängniskapelle vollzogen. Der Bräutigam hatte Handschellen und war mit Ketten belastet, und die Braut trug Trauerkleidung. Nach rer Zeremonie ging der junge Ehemann in seine Zelle zurück. Seine Frau wird ihm nach Sibirien folgen.
— Die Tochter ein Sohn! Die «Me- ramr Ztg." meldet aus dem Bregenzer Wald: In Großdorf ereignete sich vor einigen Tagen der folgende komische Vorfall: Zu einer Wöchnerin wurde eine ältere, etwas kurzsichtige H.-bamme gerufen und nach wenigen Stunden wurde erster« glücklich von einem gesunden Kinde entbunden. Die betagte Geburtshelferin verkündete dem überglücklichen Vater einen neugeborenen Erben und Sohn. Großer Jubel im Hause. DeS andern Tages wurde das Kind zur Taufe getragen und erhi.lt den Namen Johann Josef. Erst am folgenden Tage, als daS Kind in Behandlung d.r Pflegefrou kam, ward der Irrtum erkannt, der Sohn ward zur Tochter.
(Unpraktisch.) Kondukteur (zu einer Bauersfrau, die soeben einen Wagen der elektrischen Bahn bestiegen): Steigen Sie nur wieder aus — Sie müssen ja nach der entgegengesetzten Richtung fahren!" — Bäuerin nachdem sie den Wagen wieder verlosten): „Jbr könnt'S mir gestoht'n werd'n mitEu'- r.r Elektrischen! Früher, wo no' a' Roß ang'jpannt war, hat ma' da' g'wust, was vorn' oder hinl' ist — ober j-tzt kennt st' kein Mersch mehr aus I"
Und Frieden aus Erden.
Weihnachts-Erzählung von Helene Voigt. S) (Nachdruck »erboten.)
„Ich freue mich herzlich, Sie nach so langer Zeit wieder zu sehen, Herr Möller," nahm auch Bertha das Wort, „mein Mann hätte uns keinen lieberen Festgast einladen können als Sir. Und welch eia schöner, lieber Knabe scheint Jbr Manuel zu sein."
Ter Vater nickte sto'z und blickte hinüber zu der anmutigen Gruppe dort unter dem WeihnachiSbaum, wo Fräulein Julie inmitten der drei Kinder stand und mit klangvoller Altstimme zu singen begann:
.Vom Himmel hoch, da komm ich her,
Und bring' Euch frohe, neue Mär."
Es war ein schöner, heiterer Festabend! Beim Heimgang sagte Manuel etwas unruhig: „Papi, mein Hals thut so weh, wenn ich schlucke I"
Möller war sehr erschrocken, aber er wußte nicht recht, was für ein Mittel anwenden und li.ß das Kind noch vor dem Einschlafen ein heißes Getränk nehmen, um rS in Schweiß zu bringen. Am Morgen war's auch best r, und so machten sich denn beide zu Bellings auf, bei denen sie essen sollten.
Als der Abend näher kam wurde Manuel sehr still, ließ Tante Juliens Hand nicht frei, sondern klagte auf Befragen abermals über starke Halsschmerzen.
„Komm, Manuel," meinte daS junge Mädchen besorgt, „mach einmal den Mund auf, daß ich Dir in den Hals sehen kaum"
Nachdem sie diese Untersuchung beendet, wurde Julie sehr ernst, führte den Kleinen hinaus und winkle auch ihrer Schwester, nachzukommen. Sie brachten Manuel in einer Nebenstube zu Bett und sandten sogleich zu einem Arzt.
„Unsere Kinder müssen noch heute abgesperrt w.rden, und ich bleibe bei dem Knaben zur Pflege," sagte Julie entschlossen, „ich meine, es wird eine böse Halsentzündung werden."
Richard Möller saß ahnungslos mit
seinem Freunde beim Glase Punsch, als Frau Bertha, nachdem der Arzt gegangen, z» den Herren trat, um ihnen dessen Ausspruch mitzuteilen; entsetzt sprang er in die Höhe, wie ein Alp legte sich Sorge und Verzweiflung auf seine Seele. „Mein Kind," stieß er tonlos hervor, „eS stirbt, Ich weiß es — und dann bin ich gcnz verlass-n I" „Nicht so mutlos, mein Freund," und die freundliche Frau legte ihm die Hand auf die Schulter, „noch lebt unser treuer Gott im Himmel droben, und Sie haben uns, Ihre Freunde, welche mit Ihnen alles thun werden, das liebe Kind zu erhalten. Julie bleibt zur Pflege bei Manuel; ich muß mich samt meinen Kindern fern halten, um die Gefahr einer Ansteckung zu vermeiden. Sie aber sollen, ohne uns zu sehe», kommen und gehen können, wie es Ihnen beliebt I" Schwere, trübe Tage und Nächte folgten, in denen der kleine, zarte Knabe angstvoll mit dem Tode rang; er war an sich ein schwächliches Kind und das rauhe Winterklima Deutschlands nicht gewöhnt. An seinem Bettchen aber saß mit der rührenden Sorgfalt einer Mutter Julie Belting, unermüdlich, still, sanft nnd aufmerksam; kein Schlaf kam in ihre Augen, aus die Minute genau reicht sie die Arznei, wandte die Kopskisten um und trocknete dem Patienten die feuchte Stirn. Und im Hintergrund am Fenster lehnte ein bleicher Mann mit verschränkten Armen und düster» Blicke»; auch er fand keinen Schlaf und nahm nur die notwendigst. Nahrung zu sich. Immer und immer tauchte vor seinem Geiste ein drohendes Bild empor — der Todesengel, der sich über Manuel beugen und ihm die angstvollen Augen zudrücken wollte. Doch di- schlanke, liebevolle Pflegerin l:eß den Engel nicht ans Krankenlager — und nach drei grauenvollen Tagen der Angst und Verzweiflung wich das dunkle Phantom! Leiser, friedlicher schien das Kind zu atmen, eS lächelte im Schlaf und der röchelnde Ton beim Atmen war verschwunden. Als der Arzt kam nickte er befriedigt: „Die Gefahr ist vorüber und Sie, Fräulein Julie, haben den Knaben gerettet," sagte er leise,
beinahe feierlich zu der jungen Pflegerin, „Gott segne Ihnen dieses LtebeSwerk"
Die Anspannung und Erregung, welche bis jetzt ihre Nerven beherrscht, ließ nach und leise aufschluchz nd sank daS junge Mädchen i» die Knie, ihr heiß.ö Antlitz in den Händen bergend. „Gerettet," tönte es wie Engelöstimmen in ihrem Ohr, eine nie geahnte Glückseligkeit erfüllte ihr pochendes Herz.
Und Richard Möller! Er stand von ferne wie ein Fremder! daS Glück wirkte auf ihn betäubend und lähmend und erst der Arzt mußte ihn au« seiner Lethargie aufwecken. „Aber, mein Himmel, Herr Möller, haben Cie denn nicht gehört, daß Ihr Söhnchen gerettet ist, daß die böse Dipht.ritis ihn verlosten hat. Und vor ollem sollten Sie Ihrem Herrgott und diesem prächtigen, bescheidenen Mädchen danken» deren Aufopferung Sie allein den glücklichen Ausgang der Krankheit dank'» können."
(Schluß folgt.)
Verschiedenes.
.'. (Uebertroffen.) A.: „Ist das nicht rührend, wie ofl ganz verschiedene Tiere in größter Freundschaft miteinander leben — wie z. B. eine Katze mit jungen Hühnern, eine Hündin mit Hasen, ja sogar eine Kuh mit jungen Ferkeln?" — „B.: Ja, ja, man muß gerade staunen. Aber bei den Menschen ist es ebenso o->er noch auffallender: Da kenn ich z. B. einen Privatier — ein r-cht-s Rinozeros, der mit einer Echneeganz schon 25 Jahre lang in größter Eintracht lebt I"
(.Moderne Halbtrauer.) „... Sie trauern nicht mehr, meine Gnädige, für ihren «rst kürzlich verstorbenen Gemahl?!" „O doch — aber nur vormittags, dafür aber auch zwei Jahre; denn sehen Sie, das kann ja doch meinem seligen Mann gleich sein, ob ich ein Jahr lang den ganzen Tag, oder zwei Jahre immer nur den halben Tag für ihn trauere — und mir paßt es eben so viel b>st-r !"
Skbaliton, Druck und Verlag von Ycr nh. Hosmannin Wildbad.