gab sich, daß der Schalterbeamte seinen Vor­gesetzten richtig abgeschätzt hatte. Der Fremde entfernte sich, und Tags darauf lief beim Postamte in T. ein Schreiben der Oberpost­direktion ein, dessen Inhalt nicht gerade Freude erregte, da es den Herren in der höflichen, aber bestimmten Ausdrucksweise, wie sie Vor­gesetzten Behörden eigen zu sein pflegt, ans Herz legte, sich mit den neuesten Bestimm­ungen über Feldpostpakete nach China mög­lichst bald vertraut zu machen. Die Herren wußten sofort, wer der Fremde vom Tage vorher war eS soll der erst kürzlich von Posen nach Konstanz versetzte Ober-Post- dircktor selber gewesen sein und es wird wohl keinem Zweifel unterliegen, daß man in Zukunft, wenn man in T. ein Paket nach China aufgeben will, sehr genaue unv höchst befriedigende Auskunft erhalten wird.

Ein recht ansehnliches WeihnachS- geschenk kann die Frau eines Spezereihändlers in der Neustadt-Brötzingen ihrem Manne machen. Sie spielte hinter dessen Rücken in der Lotterie und gewann dabei 15 000 Mark. Diejenigen Frauen, welche nicht heimlich in die Lotterie setzen» sondern ihr erspartes Geld in Gestalt von Gaben unter den Christbaum legen, sind auch nicht zu ver­achten.

Auf jämmerliche Weise verlor daS fünfjährige Kind des Fabrikarbeiters Bez in Rothenburg bei Wcisbach sein Leben. Es stieß an eine hängende Petroleumlampe, die ihren Inhalt über das Kind ergoß. Die Kleider fingen Feuer und das arme Geschöpf wurde derart verbrannt, daß nach wenigen Stunden starb.

Ein gewaltiger Nimrod. Ein Waid, mann aus Grünberg berichtet demGrün­berger Tageblatt" das folgende: Dieser Tage war in unserer nächsten Nachbarschaft ein Kesseltreiben. Ein gewaltiger Nimrod gab dabei auf einen Hasen zwei Schüsse ab, welche diesen veranlaßten, aus dem Kessel auszubrechen. Unser Nimrod folgte dem Hasen, der teils durch einige verirrte Schrot­korner, die im Felle saßen, am Laufen ver­hindert sein mochte, teils auch im Gefühl der Sicherheit bald wieder ausruhte und sitzend seinen Verfolger erwartete. Wenn der letztere nahe genug herangekommen war, schoß er wieder und der Hase wechselte nach jedem Schuß seinen Platz. DaS anmutige Spiel wiederholte sich noch mehreremale zum großen Verdruß eines Treibers, der sich an den Kreuz- und Querfahrten beteiligte. Als der Nimrod vielleicht zum siebenten Male auf den Hasen geschossen hatte, wurde der Treiber süchtig" und schrie jenen an:Wenn Sie aber nu nich bahle mit dem verfluchten Ge­schieße usshören, kriegen wir den Hasen gar nich."

Ebensee, Salzkammergut, 13. Dez. Bei dem Sturm am vorigen Freitag wurden, wie bis jetzt festgestellt, im Gebiet von Offen­see 10 000 Kubikmeter Bäume umgeworfen und entwurzelt. Ca. 3 Jahre lang werden die Holzknechte damit zu thun haben, doch wurde im Ort selbst kein Schaden angerichtet.

Aussteuer. Ein der Pikanter!« nicht entbehrender Zwischenfall ereignete sich bei der Strafkammer in Danzig während einer Verhandlung in einer Anklagesache wegen Körperverletzung. Angeklagt waren mehrere Personen. Als Zeugin wurde die Braut eines Mitangeklagten vernommen. Um fcst-

zustellen, ob dieselbe als Braut im Sinne des Gesetzes zu gelten habe und somit ihr Zeugnis verweigern könne, richtete der Vor­sitzende zuerst die Frage, ob sie die bestimmte Absicht habe, sich mit dem Angeklagten zu verheiraten. Auf diese Frage war die Ant­wort eine unbestimmte. Darauf fragte der Vorsitzende weiter, ob sie sich schon für die Ehe etwas angeschafft habe.Ja, ein Kind," antwortete naiv die Zeugin.

Einem fehlenden Wort im Testament haben einige Personen bei Diedenhofen eine Viertelmillionen-Erbschaft zu danken. Eine dortige reiche Dame Namens Lerond lebte mit ihren Verwandten in Unfrieden und machte deshalb ein Testament, in dem sie ihr gesamtes Vermögen dem Bezirk Loth­ringen zur Errichtung eines Versorgungs­hauses überwies. Sie datierte es auf den 1. Jan. 1900, ließ aber den Ortsnamen weg, wahrscheinlich um nach ihrer Meinung doppelte Kosten zu sparen, da sie bald hier und bald in Frankreich lebte. Die Erb­lasserin starb am 21. April in Lothringen, ohne den Ortsnamen hinzugefügt zu haben. Das Testament wurde von den gesetzlichen Erben angefochten und das Landgericht in Metz erklärte dasselbe wegen wesentlichen Formfehlers sür ungiltig und sprach den Erben die Viertelmillion Mqrk zu.

Auf einer Geschäftsreise in Wcst- preußen ist einem der Reisenden der Edel­metallfirma Harmson in Hanau ein Waren­koffer im Werte v. 14000 Mark gestohlen worden. Der Koffer traf verspätet in der Nacht ein und ist bei der Ausfuhr ins Hotel bei dichtem Nebel verschwunden. Der Koffer war versichert.

Statt eines frommen Kirchenliedes sangen einige Taufzeugen in Crimmitschau in Sachsen halblaut die WorteRot, rot, rot, sind alle meine Farben." Dieses Lied trug jedoch den Betreffenden, Gußputzer Bock, Dienstknecht Klinger, Appreteur Degner und Schlosser Schmutzler je 6 bezw. 4 Monate Gefängnis ein.

Paris, 11. Dez. Die Zahl der Besucher der Weltausstellung ist nunmehr offiziell .festgestcllt worden und erreicht für die Zeit vom 1b. April bis 12. November 48,130.301, darunter 39,026,977 mit Eintrittskarten und 8,653,690 mit Frei- und sonstigen Karten, zu denen dann noch die 449 634 Besucher vom Gratistage des 7. November kommen. Die 39,026,977 gaben zusammen 47,076,339 Tickets ab, so daß von den an­gegebenen 65 Millionen nahezu 18 Millionen oder drei Elftel unbenutzt geblieben sind.

Hongkong, 14. Dez. Aus Konten wird gemeldet: Bei Hokon fiel von einem Dampfer ein Paffagier über Bord. Die anderen Passa­giere traten darauf alle auf die eine Seite des Dampfers, welcher infolgedessen umschlug. Gegen 200 Paffagiere ertranken.

London, 14. Dez. Lord Kitchener tele­graphiert aus Pretoria von gestern : General Clement wurde bei Tagesanbruch bei Novit- gedacht am Magalieöberge von den Komman­dos Dela'ys und Beyers, insgesamt 2500 Mann, angegriffen. Der erste Angriff der Buren wurde abgeschlagen. ES gelang in­dessen den Buren, den Gipfel des Berges zu nehmen, welcher von 4 Compagnien Nort- humberlandsfüstlieren verteidigt war. Die Buren beherrschten somit daS englische Lager und Clement zog sich nach Heckpoort zurück

und nahm auf einem Berge inmitten deS FlußthaleS Stellung. Der Kampf war sehr heftig. 1 Oberst und 3 Hauptleute find ge­tötet. Verstärkungen sind sofort von Pre­toria abgegangen. Die Brigade BroadwoodS stand im Norden des MagaliesbergeS, 7 Mei­len westlich von der Position Clements.

Eine furchtbare Thal wurde in Aba- dianoi einem Dorfe der Provinz Bilbao (Spanien) im Wahnsinn von einer Bauern­frau Namens Estefania Olazabal begangen. Seit einiger Zeit behauptete die Irrsinnige, sie sei der leibhaftige Teufel und wenn die Leute darüber lächelten, sagte sie:Ja, lacht nur, ich werde euch schon einmal über­zeugen." Am letzten Dienstag nun, als sie sich allein mit ihrem 3jährigen Kinde in der Stnbe befand, ergriff sie einen Hammer und zerschmetterte dem armen Geschöpf damit den Hirnschädel. Als die Nachbarn, die daS Geräusch hörten,^herbeigelaufen kamen, hrach sie in ein gräßliches Lachen aus und rief: Nur werdet Ihr hoffentlich nicht mehr zweifeln I Wenn ich nicht der Teufel wäre, thäte ich doch mein eigenes Kind nicht tot- schlagen!"

Die versteigerte Prinzessin. In Lon­don wurde vor kurzem eine Tochter des Königs Ramses II. von Aegypten zur Auk­tion gebracht. Die hohe Dame ließ sich dies ruhig gefallen und äußerte nicht einmal ihr Mißfallen über den ntedern Preis, den ihr unversehrter Leib erzielte. Derselbe erreichte nur ein Resultat von zehn Guineen (etwa 260 Fr.); die Prinzessin ist seit etwa dreieinhalb Jahrtausenden einbalsamiert.

Drahtlose Telephonie über den Ozean verspricht Marconi jetzt, und zwar soll sie vor Weihnachten 1901 in Funktion treten. Er will dazu, wie dieMagdeburger Ztg." schreibt, Maste von höchstens 60 Meter Höhe verwenden und mit Hilfe eines ganz neuen Apparates Wellen von solcher Länge Herstellen, wie er sie für telephonischen Ver­kehr zwischen Amerika und Europa braucht. Die ersten Versuche sollen im Laufe deS nächsten Jahres zwischen Southampton und Long Island gemacht werden.

Acrs Weste.

Der reichgeschmückte Weihnachtsbaum Erstrahlt in Hellem Licht.

Darunter steht ein juugeS Paar Mit glücklichem Gesicht.

Mein liebes Männchen," spricht die Frau, DaS hast Du gut gemacht!

Wie hast Du mich so überreich Zum Christfest heut' bedacht.

Das Pelzwerk und das Seidenkleid,

Dazu die goldne Uhr,

Und dann mein Wunsch seit langem schon

Die Spitzcngarnitur."

Ihr Gatte lacht:Das Beste, Kind, Hast Du noch nicht geseh'n.

Die FlascheMaggi" sahst Du nicht Dort unterm Christbaum steh'n."

Da schlingt sie um den Halz ihm rasch Die Arme, voll und rund,

Und bietet voll Entzücken ihm Den roten Kirschenmund.

O tausend Dank!" so ruft sie aus. Von allem, was Du heut'

Mir schenktest, Fritz, am meisten mich DieMaggiwörze" freut!" H. W.

Skdaktiou, Druck und Berlar von Beruh. Hosmauu tu Wilbbai».