N.O., Weinstraße 2, annonciert In ver­schiedenen Zeitungen:50 neue Bücher die nebst einemBücherschrank" 3 kosten." DerBücherschrank" besteht aus einem Um­schlag aus Pappdeckel, dieBücher" aus kleinen Broschüren (Liebesbriefsteller, die Kunst jungen Damen zu gefallen u. s. w). Wir warnen jedermann, auf den Schwindel hereinzufallen.

Murrhardt, 6. Dez. Durch den von vorgestern abend bis heute früh 1 Uhr an­haltenden Regen ist die Murr sehr rasch angeschwollen und gestern gegen Abend ans ihren Ufern getreten. DaS ganze Thal war überschwemmt und muhten die hart am Fluß Wohnenden gegen Mitternacht, wo das Hochwasser am stärksten war, ihre Wohnungen teilweise räumen.

Bopfillgen, 7. Dez. Der Sturm in der Nacht vom 6./6. Dezember schien hier manchmal von einem Erdstoß, etwa um 3 Uhr früh, begleitet zu sein. Abgeworfene Ziegel, zertrümmerte Fenster, verstreute Aeste und Zweige von Bäumen zeugen von des Windes Gewalt. Aber in den städtischen Waldungen mag der Windbruch sich auf mehrere hundert Raumcter belaufen, und im Bahnhof sind 2 starke, hohe Mastbäume der elektrischen Centrale abgebrochen worden. Der Regen machte unsere beiden Flüßchen so hoch steigen, daß der Verkehr über die Brücke unterbrochen war. In Oberdorf drang das Wasser in die- Häuser ein.

Ein Kind von einm Bären zerfleischt.

Ein entsetzlicher Unglücksfall ereignete sich in Fahrnau bei Schopfheim in Baden. Eine Zigeunerfamilie, die seit einiger Zeit in jener Gegend mit einem Bären umhcrzog, war in Fahrnau eingetroffcn, um dort Vorstellungen zu geben. Allem Anschein noch hat der Bärenführer sein Tier kurze Zeit ohne Auf­sicht gelassen. Inzwischen drängten sich die Kinder des Ortes an das Tier heran, unter ihnen daö vierjährige Kind eines Schuhfabrik- Arbeiters. Die Bestie erfaßte das Kind und zerfleischte es vor den Augen der entsetzten Zuschauer in fürchterlicher Weise. Erst dem Einschreiten mehrerer Männer gelang eS mit großer Mühe, dem Bären sein Opfer zu entreißen. Das Kind befindet sich in sehr be­denklichem Zustand. Der Bärenführer wurde verhaftet und in das Gefängnis abgeführt.

Die Arbeitslosigkeit nimmt zu. Be­reits im Monat Oktober z. B. hat das Ar­beitsamt Karlsruhe von 3669 Arbeitsuchen­den nur noch 1047 in Arbeit bringen können; die Zahlen haben im November noch eine Steigerung erfahren. Die Gemeindeverwalt­ung von Karlsruhe steht bereits vor der Erwägung, mit Notstandsarbeiten zu beginnen.

Aus Baden, 4. D-z. Graf Zeppelin, dessen Erfindung auf dem Gebiete der Lust- schtfsahrt so großes Aufsehen erregt hat, hielt gestern imInsel-Hotel" zu Konstanz aus Veranlassung des Ausschusses für die Wessen- berg-Vorlesungen vor einer zahlreichen Zu­hörerschaft einen anderthalbstündigen Vortrag Über seine bisherigen Versuche und die Aus­sichten seines Unternehmens. Am Schluss? seines Vortrages, auf dessen Einzelheiten hier nicht weiter eingegangen sei, erklärte der Redner, wenn man jetzt das von ihm ge­schaffene Fahrzeug nicht weiter fördere, dürste ohne Zweifel in unabsehbarer Zeit in Deutsch­land keiner mehr die Mittel finden, ein neues Fahrzeig zu bauen. Die Ausführungen des

Redners fanden stürmischen Beifall der Zu­hörer.

Einen seinen Besuch hatte vor einigen Tagen das Benediktinerkloster Fiecht im Un­terrinnthal. Zur Pforte kam ein fremter Benediktiner-Pater, rer auch sehr freundlich empfangen wurde. Er nahm an dem Mtt- tagSmahle teil, ging mit den PotreS spazieren und unNrhiellen sich vortrefflich. Als er das Kloster verlassen hatte, bemerkte man, daß verschiedene Sachen fehlten, darunter eine Uhr, zwei Rasiermesser rc, die der Gast eben mitgenommen hatte. Der vermeintliche Benediktiner wurde in Jenbach von der Gen­darmerie verhaftet und nach Schwaz gebracht, von wo er nach JnSdruck abgeliefert wird. Der Gauner ist nach Rosenhelm zuständig und dürfte schon verschiedene Klöster mit seinen Besuchen beglückt haben.

LndwigShasen a. Rh-, 6. Dezbr. Die am schnellsten emporblühende Stadt im ganzen Reiche darf sich LudwtgShafen nennen. Vor kaum 50 Fahren gegründet, weist Ludwigs- Hafen heute, nach dem eben vollständig vor­liegenden ZählergebniS, 61 796 Einwohner auf. Mannheim überm Rhein hat weit über 137 000 Einwohner, das macht hüben und drüben rund 200 000 Seelen.

Berlin. Aus Anlaß des zweihundert- jährigen Jubiläums der preußischen Mo­narchie werden 4 Mill. Zweimarkstücke und für eine halbe Million Fünfmarkstücke in besonders schöner Ausstattung und mit be­züglicher Aufschrift als Denkmünzen geprägt und im Januar nächsten Jahres durch die preußischen Staatskassen zur Ausgabe gelangen.

Berlin, 7. Dez. Der Mörder Goenczy ver seiner Zeit in Berlin die Witwe Schulz? und deren Tochter umgebracht hatte und erst nach längerer Z-it in Amerika ermittelt wor­den war, ist heute früh in Plötzensee ent­hauptet worden.

Altona, 3. Dez. Bei der Diamant-Hoch­zeit des Ehepaares Paulsen, die dieser Tage hier gefeiert wurde, wurden die Teilnehmer an der Jubelfeier dadurch sehr überrascht, daß die Jubilarin jFrau Paulsen), eine 78 Jhare alte Frau, von den verschiedenen Speisen und Leckerbissen bei der Tafel nichts anrührte, sondern sich lediglich Milch und Zwieback reichen ließ, wovon sie ein gut Teil genoß. Wie sie selbst erklärte, hat sie seit achtzehn Jahren nur von Milch und Zwieback gelebt und sich dabei bis heute sehr wohl gefühlt. Dagegen gehört seit dreißig Jahren zu Hren unerläßlichen Lebensbedürf­nissen die lange Pfeife, aus der sie bei der Festtafel mit vielem Behagen stundenlang schmauchte.

Die Schweiz und der südafrikanische Krieg. 40 Mitglieder des Nationalrates stellen den Antrag, der Nationalrat wolle folgenden Wunsch auSdrücken: DerNatinal- rat richtet den dringenden Appell an die Be­völkerung, an das Parlament Englands, so­wie an die übrigen europäischen Palamente, dahin zu wirken, daß die Transvaalfrage durch ein Schiedsgericht nach den Vorschriften des internationalen Rechts erledigt werde.

Johannesburg, 7. Dez. Die Buren haben im Laufe der letzten Wochen 17000 Schafe erbeutet, die von einer kleinen Abteil­ung Soldaten von Poschefsstroom nach KrügerSdmp getrieben wurden. Die Sol­daten wurden vermutlich gefangen.

Eine Fabrik für Mittagessen wird

in London dieser Tage tn der Biktoriastreet und den benachbarten Straßen in ihrer Wirk­samkeit zu beobachten sein. Dieselbe liegt in der Westminster Palace GardenS. Ihre Fabrikaie Verteilt ein von zwei Ponieö ge­zogener sehr großer Ofen auf zwei Rädern. Derselbe ist mit Fächern auSgestattet und wird durch eingeschobene, mit Holzkohle ge­füllte Schubfächer geheizt, so daß eine gleiche Temperatur erhalten und die Speisen frisch und heiß serviert werden können. Aus vier Gängen bestehende Lunchs zu etwa 1.50^ und Diners auf fünf Gängen für 2 pro Person werden auSgeschickt, ebenso ein­zelne Gerichte. Außerdem werden Tischzeug, Geschirr und Bestecke, kurz mit Ausnahme der Gtäser alles für den MittagStisch not­wendige geliefert.

Einmodernes" Dienstmädchen. Aus Kopenhagen wird demHamb. Korr." berichtet: Ein Kaufman in dem unweit ge­legenen Städtchen Hilleröd, der zum 1. Nov. ein Mädchen suchte, erhielt einen in schlechtem Dänisch abgefaßten Brief, der so bezeichnend ist, daß er auch deutsche Leser interessieren dürfte. Er lautet in der Uebersetzung: Geehrter Herr I Durch die Zeitung suche ich einen Platz als Küchenmädchen. Ich verstehe alles, was zum Fache gehört. Außer­dem kann ich gut die Kinder im Klavier­spielen unterrichten und ich kann auch gut das Haar der Madame kämmen und kräuseln, da ich das Friesteren gelernt habe. Fran­zösisch waschen und plätten kann ich auch. Ich bin verlobt, bin 27 Jahre alt und fahre Rad und möchte gern meinen eigenen Stall haben. Mein Klavier ist nicht so groß, so daß eS gut tn meinem Zimmer stehen kann. Ich glaube, daß mein Spiel dem Herrn ge­fallen wird; mein erster Herr mochte mein Spiel sehr gern, besonders von den Ver­fassern Bet-Hoven und Metheson. Ich habe gute Empfehlnngen, da ich bei seinen Leuten Stellung gehabt habe. Ich und mein Bräu­tigam «ollen unS gern der Familie anschließen, wenn wir zusammen passen; er ist Gewürz­krämer. Ergebenst." Das genügt!

Musikliebende Pflanzen. Daß es mustkliebcnde Tiere gtcbt, war dekannnt, nun hat ein amerikanischer Professor HanS Teitger, auch bei den Pflanzen musikalischen Ge­schmack entdeckt. Er hat im Arbeitszimmer eines seiner Freunde in Boston eine mustk- liebende Mimose beobachtet. Dir Pflanze öffnete ihre Blätter, wenn man zu spielen begann; aber sie hatte einen einfachen Ge­schmack und schien von der neuen Richtung nicht viel zu halten; denn sie schloß ihre Blätter, sobald sie eine Dissonanz hörte. Die meisten Pflanzen wachsen und Gedeihen beim Klang der Musik weit kräftiger alö sonst. Die Tonleiter, auf einem Piano gespielt, bildet das Entzücken der Blattpflanzen; eine Symphonie fördert das Aufblühen der Rose. Ein Konzertsaal würde also für dir Pflanzen das beste Gewächshaus sein.

(Ein Kunststück.) In einem Ver­gnügungs-Lokal produziert sich ein sogenannter Tterstimmen-Jminator. Er versichert daS Publikum, in der Lage zu sein, sämtliche Tiere in den Stimmen imitieren zu können, und fordert auf» ihm solche zu bezeichnen. Nachdem sich eine Zeit lang niemand melden will, erhebt sich endlich im Hinter­gründe des Saales ein behäbiger Münchener und ruft:Imitieren S' amal a Oelsardine I"

Redaktion, Druck und Verlag von B e r n h. Hosman» in Wtldhad.