Denkende Irnuen
werden sich gern dahin belehren lassen, daß Kathreiner's Malzkaffee Geschmack und Geruch des Bohnenkaffees in hohem Grade besitzt, weil er mit Extracten aus der ächten Kaffeefrucht imprägniert ist. Der „Kathreiner" ist infolgedessen auch ein wirklich geschmackverbessernder, delikater und bekömmlicher
Kaffee-Zusatz.
Keimtiche Liebe
Roman von Helene Voigt.
24) (Nachdruck verboten.)
Voll qualvoller Angst stand währendem Nora am Fenster und spähte hinaus in den trüben Januarmorgen. Lothar sollte heute aufstehen und ließ sich von dem alten Diener ankleiden, er ahnte nichts vou dem Schrecklichen und seine Schwester wollte es ihm auch nicht sagen; so mußte sie allein die entsetzliche Qual aushalten und beinahe war's zuviel sür sie. Immer wieder hefteten sich die heißen, geröteten Augen auf die Personen, welche um die Ecke bogen, oder von der Brücke hcrkamen, noch war er's nicht!"
Fast zwei bange, trostlose Stunden mochten vergangen sein, ehe ihr Sehnen erfüllt wurde. In seinen Pelz gehüllt kam Albrecht van der Huylen daher, als sei nichts besonderes vorgefallen, wie alle Tage.,
Aber Nora! Sie schrie glückselig aus und fiel auf die Knie, beide Hände hob sie gen Himmel und betete inbrünstig: „Ich danke Dir, mein Gott, ich danke Dir!"
Mehr Worte fand sie nicht, aber ihre ganze Seele löste sich auf in Dankbarkeit gegen Gott, sie lachte und weinte, und wußte nur das eine: „Der Geliebte ist am Leben und gesund und Du bist das glücklichste Weib unter der Sonne!"
Sie hatte gar keine Schritte vernommen, hatte nicht gesehen, wie die schwere Sammt- portiere emporgehoben wurde, da plötzlich hörte sie jemand hinter sich, eine liebe tiefe Männerstimme; „Meine Nora, mein Liebling, hier bin ich! Kannst Du mir ver- geben?" Dann jubelte sie auf wie ein Kind unterm Christbaum, schlang beide Arme um seinen Halz und jauchzte: „Du bist gesund, Albrecht, ich habe Dich wieder! O wie glücklich bin ich, wie selig!"
„Nora, o Geliebte, und ich hegte solch dunklen Verdacht."
„Du wußtest eben noch nicht, daß ich Dich liebte," flüsterte sie mit holder Befangenheit, „nicht Lein Gold und Deine Retchtümer errangen Dir meine Liebe, sondern Du selbst, Deine Persönlichkeit, Dein treues, vornehmes Wesen."
„Nora — und ich glaubte, Du wolltest m'ch verlassen, um jenem Manne anzugehören."
„Niemals," murmelte sie schaudernd und barg ihr Köpfchen an seiner Brust, er verlangte meine Liebe als Preis für — jenes unselige Kartenblatt." —
„Es ist hcute in m-inem Besitz, mein armer Liebling, es war für Euch beide eine schwere Piüfung, aber weshalb hast Du mir nichts gesagt davon?"
„Ich dachte, ich fürchtete," murmelte sie scheu, „Du werdest mich um der Mutter willen verstoßen, denn Deine Familie ist eine
reine, uralte, die keinen Flecken aufzuweisen hatte."
„Nora," sagte er feierlich und bog ihr Köpfchen empor, daß er gerade in die süßen, treuherzigen Kinderaugen blicken konnte, „nicht wahr, die Zeiten sind vorbei und in Zukunft wirst Du kein auch noch so kleines Geheimnis vor Deinem Manne haben?"
„Nein," gab sie zurück, „denn wir wissen ja nun, daß — wir uns lieben." —
Tiefe, heilige Stille herrschte in dem Gemach , leise glitten die ersten Strahlen der Wintersonne hinein und schimmerten wie goldige Flämmchen auf dem kastanienbraunen Haar der jungen Frau. Albrecht richtete sich zierst auf; beinah ehrfurchtsvoll küßte er seines Weibes klare Stirn, dann sagte er mit stolzem, glücklichem Ausdrucke: „Wir feiern erst heute unsren Hochzeitstag, mein Lieb'; suchen wir deshalb noch zwei Glückliche zu vereinen."
„Ich weiß," nickte sie lächelnd, „und ich meine, eS wird nicht schwer halten." —
Eine halbe Stunde später trat der Buchhalter Winkler in die Stube, wo Assessor von Trahlow, noch etwas angegriffen, aber doch wieder viel wohler am Fenster saß.
„Herr Assessor," begann er treuherzig, „ich habe ein Wörtchen mit ihnen zu reden — na Sie werden schon wissen worüber."
„Mein lieber Herr Winkler," bat der junge Mann, in dessen Gesichte es bereits schmerzlich zu zucken begann, „weshalb kommen Sie, um abermals das Leid in meinem Herzen zu erwecken I Ich darf nicht um Gertrud werben, denn mein Name — ist von einem andern in den Staub gezogen worden und ich will das teure Mädchen nicht an das Schicksal eines Menschen ketten, auf den vielleicht die Menge mit Fingern weist." —
So schlimm ist es nicht, Herr Assessor;" kopfschüttelte der Alte, „die gnädige Frau hat mir auf meine ernste Bitte alles erzählt und — ich bin nun hier — um Ihnen meine Einwilligung zu Ihrer Verbindung mit Gertrund zu bringen. Hier, diese Annonce, welche der Herr Senator soeben erhielt, wird wohl auch den Rest Ihres Bedenken zerstreuen."
Er hielt dem Assessor eine Annonce auf feinem Kartonpapier hin, sie enthielt nur wenige Zeilen:
„Adcline von Trahlow geb. Wohlen und
Bankier Henry Sinnwood aus New-Avrk Verlobte."
Als Lothar sie gelesen stöhnte er beinah wie erleichtert auf.
„Gott sei Dank, Winkler! Nun wird sie einen andern Namen tragen — und wir können glücklich werden. O, wie will ich meine Gertrud lieben und dem Himmel sür ihren Besitz danken I"
Die Thür flog auf, mit einem Jubel
ruf flog das junge Mädchen herein und zu dem Geliebten hin; leise stand der alte VaUr Winkler auf und ging hinaus, eine Thräne im Auge zerdrückend.
O, Herrgott, Du wirst mein Kind glücklich machen I" flüsterte er bewegt, „ich danke Dir von Herzen I" —
— Am Abend desselben Tages schritt eine in dunklen Mantel gehüllte Gestalt am alten Senatorenhausc vorüber; Bieberstein blickte hinauf zu den erhellten Fenstern des glücklich wiedervereinten Paares und zog dann eine dunkeli vte Sammtschleife herver, um sie an die Lippen zu drücke» :
„Sie hat gesagt, ich kenne echte Liebe nicht, aber ich glaube, ich habe sie erkannt im Augenblick da ich sie verlor."
— Ende. —
Verschiedenes.
— Die Notbremse. Zwischen Rosenheim und Raubling wurde neulich abends auf freier Strecke der um 9 Uhr in Nosenheim eintrefiende Personenzug durch Ziehen der Notbremse gestellt. Die sehr zahlreichen Neisenden des Zuges, größtenteils Münchener Ausflügler, wurden dadurch in nicht geringen Schrecken versetzt, da man annahm, es sei ein Elsenbahnunfall geschehen. Alles drängte sich an die Fenster der Waggons in banger Erwartung der kommenden Dinge. Da erscholl von einer Wagenabteilung 3. Klasse laut der Schreckensruf: „Mei Billet'l iS ma außag'fall'n I Halts a wengerl, da him'n muaß liegn, daß is holen kann!" ES stellte sich zur Heiterkeit der Paffagiere heraus, daß einem Rekruten, der von Brauenburg aus dem Wege nach Rosenheim war, sein Billet'l — im Werte von 50 — aus
dem Zuge gefallen war, nach Ansicht des angehenden Vaterlandsverteidigers Grund genug zu Gebrauch der Notbremse. Erwürbe in Rosenheim gegen die übliche Lehrtoxe von 20 ^ aufgeklärt, daß das „Außafall'n eines Billel'ts" noch lange kein Grund zum Ziehen der Notbremse im Sinne der Verkehrsvvr- schriften sei.
(Zeitgemäß ) A: „. . . Fünfzig Mark wollen Sie für das Bild? Das ist doch nur eine Kohlezeichnung!" Maler: „Aber mein Herr, bedenken Sie die hohen Kohlevpreise I"
.-. (Malitiöser Superaliiv.) Heiratsvermittler: „Die Dame, die ich Ihnen hier empfehle, ist allerdings keine Schönheit, aber das kann man bei einer Mitgift von 500 000 auch nicht verlangen! . . UebrigenS, hier ist ihre Photographie. Was sagen Sic zu ihrem Aeußeren?" Heiratskandidat (erschrocken): „Aeußeren? Na, hören Sie, das ist schon das — Aeußerste!"
.-. (Bestrafte Renomage ) Fräulein: „ . . . Glauben Sie mir, Herr Doktor, ich habe vielen Männern Körbe gegeben I" Doktor : „Aber gewiß einen — zu viel I"
Redaktion, Druck und Verlag von B e r n h. Hofmann in Wildbad.