Die Unruhe» in China.
Washington, 17. Nov. (Die Bestrafung der Schuldige».) Reute, Meldung. Der )icsige chinesische Gesandte erhielt eine Kabeld-pesche dcS Taotai Sheng folgenden Inhalts: Ein vom 13. November datiertes Dekret entkleidet die Prinzen Tuan und Tschwang ihrer Armier und befiehlt, daß beide auf Lebenszeit gefangen grs'tzl werden. Das Dekret ordnet ferner an, baß Prinz Zoh und der Prinz zweiten Grades Ang gefangen gefetzt werden , der Prinz zweiten Grades Lien wird s-incü Ranges entkleidet. Der Herzog Tsai- lan und Jugnien werden im Range herabgesetzt. Tschaoschutschiao wird degradiert, aber als Beamter^ beibehalten. Prinz Iuehsten soll nach der fernsten Landesgrenze verbannt werden. Bezüglich Kangj/s heißt es in dem Dekret, da er tot sei,- könne über ihn keine Strafe mehr verhängt werden.
Peking, 17. Nov. Graf Waldersce empfing heute den Prinzen Tsching und Li- Hung-Tschang im Kaiserpalast. Freiherr von der Goltz fungierte hiebet als Dolmetscher. Der F'ldmarschall forderte, daß die chinesischen Truppe» aus der Nähe des Okkupationsgebiets zurückgezogen werden. Dann werde» auch weitere Expeditionen unterbleiben.
London, 19. Nov. „Daily Tele» graph" meldet aus Schanghai vom17. Nov.:
3 chinesische Generale mit 23,000 Mann bewegen sich längs der Grenze der Provinz Tschilt, um dem weiteren Vordringen der Verbündeten entgegenzutreten.
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— Eisenbahnsache. Für die telephonische Anmeldung angekommener WagealadungS- güter durch die Güterstellc ist zufolge Verfügung der K. Generaldirektion der StaalSeijcnbahnen vom Jahre 1890 seither die ordentliche Anmeldegebühr (5 Pfg.) erhoben worden. Diese Verfügung ist mit Wirkung vom 1. November 1900 durch nachstehende ersitzt worden: Für die Anmeldung von Wagenladungsgütern durch die Güterstelle mittelst des Fernsprechers wird eine Vergütung nur insoweit erhoben, als für die Benützung deS Fernsprechers »ahn- seitig eine besondere Gesprächsgebühr zu entrichten ist.
Heilbronn, 16. Nov. Mil dem heutigen Tag haben die Firmen Schtü'sche Buchdruckers (Inhaber Viktor Krämer) Verlag der „Neckarzeitung" und des „Heilbrunner Generalanzeigers", sowie der Verlag des „Schwarzwälder Boten", A.G. in Oberadorf die „Papierfabrik am Baum" in MteSbach (Oberbayern) angekaufl und in sofortigen Betrieb übernommen.
— Merkwürdige Operation. Vor kurzem ist im stäiulschru Krankenhaus« in Wiesbaden einem Kranken ein Finger amputiert und an Stelle desselben ein neuer aus Hühnerfleisch angesetzt worden. DaS Glied ist ganz hübsch angewachsen. Leider fehlt ihm die Gebrauchsfähigklit, doch ist die Entstellung glücklich vermieden.
Fraukenthal, 13. Novbr. Ein hiesiger Bürger, der sich einer starken Constitution erfreut, weilte gleichzeitig mit dem Schah V0N Persien in Marienbad. Dieser fand an dem pfälzischen Recken so großes Gefallen, daß er dessen Photographie zn er» werben wünschte. Um diesen Wunsch auf unauffällige Weise zu erfüllen, ordnete der Schab an, daß der seine Bewunderung er
regende »große deutsche Mann" gemeinsam mit ihm und seinem Gefolge photographiert UN) mittels eines großen Gruppenbildes )er Nachwelt überliefert werde. DaS kürzlich hier eing troffene wohlgelungene Bild, das un sren Landsmann in seiner ganzen Stctt- lichkeit stolz an der Seite deS Schah zeigt, wird in goldenem Rahmen als schätzbares Andenken an den Schah aufbewahrt.
Baden-Baden, 7. Nov. Wie das »B. Tagbl." meldet, wurde in einem Hause der Büttenstroße ein reicher Fund von mittelalterlichen Goldmünzen gemacht. Es sind 54 Münzen im Durchmesser von durchschnittlich 22 Millimeter und in einem Gewichte von etwa 3,5 Gramm aus reinem Golde mit tadelloser Prägung. Eine grcße Anzahl sind Kölner erzbischöfliche Münzen von versch ebenen Bischöfen, mit der Kölner Linie im AlverS. Etwa neun Stück zeigen einen Bischof oder Abt mit sechssteroigem Rad; sechs andere zeigen wiederum einen Kaiser einerseits mit Doppeladler, anderseits mit dem bayerischen bezw. kurpfälzischen Mappen mit Spitzwecken und Löwen, nao- nstta in oppsnkoim; und noch andere. Allem Anscheine jnach ist der Fundort durch Brand im Jahre 1689 zerstört worden, ws andere Funde im Brandschutt früherer Keller darthun. Der Wert der gefundenen Münzen wird auf 800 bis 1200 geschätzt.
— Eia biederer Bürger von Ettliug-n- weier (Baden) wollte sich dieser Tage einen kräftigen Schluck Most genehmigen, erwischte aber aus Versehen die Terpentinflasche und that einen ordentlichen Zug daraus. Die Folgen kann man sich denken.
— Die „Erste Pilsener Aktienbrauerei" hat im Geschäftsjahre 1899/1900 einen Reingewinn von rund 1 200 000 Kronen gemacht. Es werden an die Aktonäre 40 Prozent Dividende verteilt.
— Ein Jäger von Hagenau im Elsaß hatte dieser Tage das gewaltige Malheur, statt eines RehbockeS eine — Kuh zur Strecke zu bringe«?. Der Schreck des Sonntagsjägers ob dieses nicht gewollten Kernschusses wer, wie sich leicht denken läßt, kein geringer. Wohl oder übel mußte sich nun der treffliche Schütze dazu verstehen, „300 Märkte" zu berappen, worauf ihm der Eigentümer der Kuh die /Jagdbeute" überantwortete.
Essen, 13 Nov. Geh. Kommerzienrat Krupp ist bekanntlich neulich vom Kaiser zum Wirklichen Geheimen Rat mit dem Prädikat Exz llenz ernannt worden. Er hat aber, wie der .Aach. Allg. Zig." zufolge, ein Beamter der Kruppschen Werke mitteilt, seine Arbeiter ersucht, ihn nicht „Exzellenz," sondern einfach wie bisher „Herr Krupp" anzureden.
Kiek, 16. Nov. (Militärisches.) Die Kieler Neuesten Nachrichten teilen aus amtlicher Qwelle mit, der Kaiser habe den Wunsch ausgesprochen, daß alle ihm oder der Kaiserin in küum Wagen begegnenden Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften den Wagen verlassen, soweit ihnen dies möglich ist und Front machen. Ausgenommen sind Omnibusse und Plcrdebahnwagen.
— Explosion einer Patrone in der Schulklasse. Einen furchtbaren Schrecken verursachte ein neunjähriges Mädchen in der Schulklaff- des Ortes Siemanova bei Gostyn Provinz Posen. DaS Kind hatte eine gefüllte Patrone gefunden und trug sie als Spielzeug in der Tasche bei stch- Während
des Unterrichts in der Schulklasse wandte der Lehrer sein Interesse besonders der zweiten Abteilung zu. Das Mädchen, Schülerin der er ste» Abteilung, glaubte stch unbeobachtet, nahm die Patrone aus der Tasche und begann, damit zu spielen. Als sie mit einer Stecknadel in der O'ffnung der Patrone herumstocherte, explodierte diese plötzlich mit lautem Knall und riß ihr zwei Finger der rechten nnd drei Finger der linken Hand weg. Die danebensttzenden Kinder blieben unverletzt. Der Lehrer nahm sich des verletzten Kindes an und schaffte es, nachdem er ihm die Hände notdürftig verbunden hatte, nach Hause.
— Der Krieg in Südafrika. Die in Brüst-l weilenden tranSvaalischen Minister Vanalphen und Malherbe erklären, daß derzeit noch 20 000 bewaffnete Buren im Felde stehen. So lange noch 500 Buren leben, werden die Engländer niemals zum ruhigen Besitz Südafrikas gelangen. Die Minister bestätigen, daß ein großer Teil deS Staatsschatzes in Sicherheit gebracht sei; die geretteten Summen werden zur Einlösung der transvaalschen Banknoten dienen.
— Ein schreckliches Drama spielte sich Im Schwarzen Meere ab. 37 Türken, Männer Frauen und Kinder, die in Rußland lebten, wollten das Land heimlich verlassen und wieder in die Türkei zurückkehren. Sie mieteten ein kleines türkisches Fahrzeug mit zwei Führern. Plötzlich erhob sich ein furchtbarer Sturm, das Schiff sank und in finsterer Nacht ertranken sämtliche Reisende auf offenem Meere, nur ein Knabe von 15 Jahren wurde gerettet und erzählte von den furchtbaren Scenen, die stch auf dem Fahrzeug abgespielt haben. Die Leichen wurden teilweise ans Ufer geschwemmt.
— Eine Schlägerei zwischen Priestern fand, wie aus Athen berichtet wird, während deS Hochamts in der dortigen St. Irene- Kirche statt, die zu den größten und besuchtesten gehört. Bei der Liturgie scheint der Gesag eines mitwirkenden Priesters dem amtier mden Prister nicht gefallen zu haben; denn p ötzlich unterbrach der letztere den Gottesdienst forderte jenen in beleidigendem Tone auf mit „dem schrecklichen Gesang aufzu- hören" und befahl ihm überdies noch, die Kirche zu verlassen. Der Sänger, der sich diese Beleidigung nicht gefallen lassen wollte, entgeguete in ähnlicher Weise und schließlich gingen die beiden Priester aufeinander los und begannen eine Schlägerei. Nur mit großen Schwierigkeiten trennten die Kirchenbesucher die beiden Priester, die nicht unverletzt davonkamen. Man mußte nach einem andern Priester schicken, der den Gottesdienst zu Ende führte.
(Hinausgegeben.) „Wenn Sie mein Mann wären, ich würde Ihnen morgen Gift in Ihren Kaffee thun!" — „Und wenn Sie meine Frau wären — ich würde den Kaffee trinken l"
.. (Kathederblüte.) Professor: „Heber dem Tode dieses großen Mannes schwebt ein geheimnisvolles Dunkel, den auch in seinen M-moiren hat er leider nicht das Geringste hierüber mitgeteilt."
Unserer heutigen Auflage liegt eine Beilage betr. Land- tagswcchl bei, worauf wir unsere Leser besonders aufmerksam machen.
Die Redaktion.