senden herekngefallen und haben sie den Bestellzettel unterschrieben, so ist in der Regel nichts mehr zu machen. Wir warnen hie» mit wiederholt und dringend davor, bei suchen Wäsche-Reisenden Waren zu bestellen.
Neckarsulm, 15 Rov. Fatale Unannehmlichkeiten brachte einem Bürger die Unsitte des Schi-ßenS mit Schwärmern, Fröschen u. s. w. beim Herbstgcschäft. Derselbe gab im Weinberg seinem 3—4jährigen Kinde einen angezündetcn Schwärmern. Dasselbe fuchtelte mit dem Feuerwerk so lange herum, bis der Schuß losging und eine aushelfende Frau ins Gesicht traf. Die Frau verlor die Sehkraft des einen Auges und der Wein- bergbesitzer wurde auf Entschädigung eingeklagt. Schließlich kam ein Ausgleich dahin zu stände, daß der Vater des Kindes der verunglückten Frau 500 Mark Schmerzensgeld bezahlte.
Calw, 16. Nov. Durch einen gräßlichen UngiückSfall verlor heute früh ein hier im Dienst stehendes Mädchen aus Oberjestngen bei Herrenberg ihr Leben. Sie wollte zur Beerdigung einer Vrwandten in ihre Heimat abfahren und stieg in den schon in Gang gesetzten Zug. Sie kam aber zu Fall und wurde von dem Zug mitten entzwei geschniten. DaS Mädchen heißt Rinderknechl und war 19 Jahre alt. Der Tod trat natürlich sofort ein. Das Bahnpersonal trifft keine Schuld.
Untermusbach, OA. Freudenstadt, 15. Nov. Aus dem fernen Osten ist im hiesigen Orte eine betrübende Nachricht eingelaufen. Der von hier gebürtige Musketier Nüßlern, der sich als Freiwilliger zu der Expedition nach China gemeldet hatte uud der 8. Kompagnie dks 3. ostllsiatischcn Jnf.-Reg. zugeteilt worden war, ist gestorben. Näheres über die Todesursache ist in dem Telegramm, das seitens des Regiments-Kommandos des 8. württ. Jnf.-Reg. in Straßburg an dir hier wohnenden Eltern des für das Vaterland Gestorbenen gerichtet wurde, nichts enthalten.
Ravensburg, 13. Nov. Die Frau eines hiesigen Maurers war seit längerer Zeit an einer äußerlichen Wunde erkrankt, und die Aerzte erklärten, daß hier nur durch Ueber- tragung von Menschcnhaut geholfen werden könne. Die Tochter dieser Frau erklärte sich bereit, die Operation an sich vornehmen zu lassen. Dieselbe gelang und bei der Kranken stellte sich Besserung ein. Die Ortsarmenbehörde sprach der Tochter für ihre von edler Kindesliebe getragene Thal Dank und Anerkennung aus und legte für sie 100 in der Oberamtssparkasse an.
— Postwirt Obenland in Würmthal fand vor einiger Zeit auf seinem Anwesen bei Grundgrabungen 3 französische Goldstücke von der Größe eines 20-Markstückes. Das eine Goldstück trägt die Jahreszahl 1764. Es scheint, daß die Münzen bet französischen Durchmärschen während der Napoleonskriege verloren gingen.
— Trotz der Gleichberechtigung der Israeliten mit den anderen Konfessionen ist in Hessen bis jetzt noch kein Jude in ein Richteramt berufen worden. Nun haben sich die hessischen Jsraelitten beschwerdeführend an die Kammer gewandt. Der PetitonsauS- schuß des Landtags hat nun den Justizmi- ntster um Aufklärung ersucht und man ist gespannt, was dieser antworten wird.
— Teures Wild hat der Landwirt Sel- zer von Kehl erlegt. Er stand vor dem Schöffengericht unter der Anklage, daß er
auf fremden Jagdgebiet einen Hasen, einen Fasanen und ein Rebhuhn geschossen beziehungsweise durch seinen Hund habe holen lassen. Für die drei Vergehen erhielt er eine Geldstrafe von 70 außerdem wurde auf Einziehung deS Gewehres, sowie des Jagdhundes erkannt. Dies giebt eine Strafe von mehr als 400 Nach dem Jagdgesetz erhält er für die nächsten fünf Jahren auch keinen Jogdpaß mehr.
— Ein Gewinner von 100 000 Mark gesucht. Der Hauptgewinn der Eisenacher Kirchenbaulotterie im Betrage von 100 000 Mark, der in die Kollekte eines Herrn Kretz- schmar nach Leipzig fiel, scheint einstweilen herrenloses Gut zu bleiben. AuS den Büchern des Kollekteurs ergab sich als Käufer der mit dem Gewinn gezogenen Losnummer der Oberkellner eines Weinrestaurants in Leipzig. Als diesem die Nachricht von seinem fabelhaften Glück überdracht wurde — der Gewinn wird ohne Abzug ausbezahlt — zeigte er sich durchaus nicht erfreut, denn er hatte alle sieben Lose, die er erstanden hatte, allmählich weiter verkauft. Ueber den Käuser des fraglichen Gewinnloses war er zuerst im Zweifel. Nach längerem Nachdenken konnte er jedoch feststellen, daß dieses Los während der Michaelismesse in den Besitz eines jungen Kaufmannes aus Berlin überzegangen war. Den Namen deS neuen Besitzers hatte er nicht notiert und konnte über ihn nichts weiter angeben, als daß er schwarzes Haar und orientalischen Typus hatte. UebrigenS soll der junge Mann in Begleitung einer Dame gewesen sein, der er das LoS gleich nach dem Kauf verehrte. Die Frage, wer die 100 000 «.A gewonnen hat, dürfte unter diesen Umständen nicht leicht beantwortet werden.
— Ein frecher Raubmord. In dem Hoch- walddorse Mühifrld (Eifel) wurde mitten am Tage ein frecher Raubmord ausgeführt. Während fast alle Bewohner des Dorfes in der Kirche waren, betrat ein heruntergekommener 26jähriger Bursche die Wirtschaft Holz und forderte von der allein anwesenden Wirtstochter ein Glas Bier. Kaum halte diese ihm den Trunk vorgesetzt, so versetzte ihr der Unhold einen wuchtigen Schlag auf den Kopf und mehrere Messerstiche in den Hals, so daß sie blutüberströmt und lebensgefährlich verletzt zusammenstürzte. Nun kramte der freche Räuber alle Kisten und Kasten aus wurde aber von dem aus der Kirche heimgekchrlen Sohn überrascht und mit Hilfe mehrer anderer Burschen geknebelt und ins Gefängnis nach HermeSkeil abge- abgrsührt. Das arme Mädchen liegt hoffnungslos darnieder.
— Der Winter thut das Seine, die immer mehr um sich greifende Arbeitslosigkeit zu vermehren. Zu den beschäftigungslosen Industrie-Arbeitern kommen die Bauarbeiter. In Dresden suchte in den letzten Tagen eine Baufirma einen „besseren Arbeiter" für ein Matcrialienlager. Es gingen 396 schriftliche Angebote ein. — Auch die Dresdener Bauspekulanten leiden. Die letzte Nummer des „Dresdener Anzeigers" enthält nicht weniger als 21 Zwangsversteigerungen von Grundstücken. Als Eigentümer der zu versteigernden Grundstücke sind u. a. beteiligt drei Bauunternehmer (einer davon mit 2 Grundstücken), 1 Zimmerpolier, 1 Maurerpolier, 1 Stetnmetzmeister, 4 Baubewerke, 1 Kaufmann mit 5 Grundstücken.
London, 16. Nov. Einem Telegramm der „Daily Mail" aus Pretoria vom 14. November zufolge, soll der Burengeneral Botha dem Lord Roberts mitgeteilt haben, unter welchen Bedingungen er bereit sei, sich zu ergeben.
Suez, 14. Nov. Das Kriegsschiff „Gelderland" traf hier ein. Niemand erhielt die Erlaubnis, die Kabine KrügerS zu betreten. Auch zeigte sich Kröger nicht auf Deck. Wie die Schiffsosfizier sagen, ist seine Gesundheit gut. Er hat guten Appetit und schläft gut. Unter den Personen, welche an Bord kamen, befand sich auch ein Abgeordneter des Ko- miles für die Empfangsfeierlichkeiten in Marseille. Die Bestimmung der „Gelderland" ist unbekannt. Das Schiff erwartet Ordre in Port Said, wo es Kohlen einnimmt. In dem deutsch-ostafrikanischen Hafen Dar-es- Salaam wurde Krüger eine Ovation bereitet.
— Eine reiche Bettlerin. Aus Paris wird berichtet: In Versailles ist soeben ein altes Bettelwetb Namens Marie Leret gestorben, in deren Behausung man die überraschende Entdeckung machte, daß sie nicht weniger als 160 000 ^ in Gold und Wertpapieren hinterließ. Das Geld wurde in einem alten Speiscschrank in dem elenden Raum, in dem sie über ein halbes Jahrhundert gehaust hatte und auch gestorben ist, gefunden. Marie Leret war 83 Jahre alt; sic hatte bei ihrem Betteln stets außerordentlichen Erfolg, mit Vorliebe stellte sie sich an den Kirchenthüren, an den Straßenbahn- Stationen und auf den Straßen aus. Von der gefundenen Summe fielen etwa 60 000 Mark in Gold aus einem alten Strumpf und der Rest war in verschiedenen Wertpapieren angelegt, deren Erträge seit 18 Jahren nicht abgehoben waren. Ihre nächsten Verwandten, die in Wirklichkeit arm u. gering an der Zahl sind, haben ihre Erbansprüche geltend gemacht.
— John Rockefeller ist der reichste Mann der Welt, der über ein größeres Vermögen verfügt als der Zar, der Kaiser von Oesterreich und noch ein halbes Dutzend Potentaten zusammen. Er könnte sich somit alle Genüsse der Welt verschaffen, und doch beneidet er den Arbeiter, der mit Behagen sein Butterbrot» ißr. Der amerikanische Multi-Millionär, dessen Einkommen täglich 450 000-^ übersteigt, leidet nämlich an chronischen Magenbeschwerden und nährt sich ausschließlich von Milch und Brot.
Breslau, 16. Nov. Als der Kaiser mit dem Erbprinzen von Sachsen-Meiningen heute mittag im offenen Wagen vom Bahnhof nach der Kürassterkaserne fuhr, warf eine anscheinend geistesgestörte Frau aus dem Publikum ein kurzes Handbeil in der Richtung nach dem kaiserlichen Wagen. Niemand ist verletzt. Die Frau wurde sofort verhaftet» sie heißt Selma Schnapke. Die Frau stand in den vordersten Reihen deS Publikums auf der Seite des Wagens, wo der Erbprinz von Sachsen-Meinigen saß. Als der Wagen vorüberfuhr, schleuderte die Person ein kurzes Handbeil nach demselben. Das Beil prallte vom Wagen ab und fiel unmittelbar dahinter nieder. Die Menge stürzte sich auf di« Frau, die die Schutzleute sofort festnahmen.
Breslau, 17. Nov. Durch die im Anschluß an das Verhalten der Frau Schnapke erfolgte Vernehmung durch den Staatsanwalt ist außer jedem Zweifel festgestellt, daß eine politische Bedeutung irgend welcher Art dem Vorfall nicht heizulrgcn ist,