Kirre prüfende Kcrnsfrnu
wird von den verschiedenen angebotenen „Malzkaffees" den Kathreiner'schen wählen, denn er allein besitzt Geschmack und Aroma des Bohnenkaffees, ist ergiebig und sehr wohlschmeckend. Diese Eigenschaften fehlen den offen ausgewogenen Malzkaffees, die nur geröstete Gerste oder gebranntes Malz sind. Der „Kathreiner" kommt ausschließlich in plombierten Packeten zum Verkauf.
Losen Kneipp-Malzkaffee giebt es nicht!
Keirnliche Liebe
Roman von Helene Voigt.
21) (Nachdruck verboten.)
Mit zitternden Fingern nahm Nora den Brief der Mutter nnd begann zu lesen, aber je weiter sie kam, je starrer wurden ihre Augen, je blässer ihr Gesicht; plötzlich ballte sie den Brief zusammen und sprang mit flammendem Blicke in die Höhe.
„DaS ist erbärmlich, ist ein Verbrechen," rief sie in zornigem Tone, „mein Herr Hauptmann, ich sehe, daß mein gewagter Schritt umsonst war. Ein Mann, dem dieser Preis genannt werden darf," —
„Der Preis Ihrer Liebe, Nora, die ich bisher vergeblich zu erringen hoffte" —
„Ein solcher Mann wird nie das Frauenherz verstehen, welchem seine Ehre mehr gilt, als alles andre".
„Ihre Ehre, schöne Frau, jawohl, aber Ihr Glück wird nicht wieder aufgerichtet. Liebt Sie denn Ihr Gatte?"
„Wer giebt Ihnen das Recht, Herr Hauptmann, eine verheiratete Frau danach zu fragen?"
„Eben die Schreiberin jenes blauen Briefes. Sie versicherte mir, daß Nora van de? Huylen auf ihren Kniem bereute, nicht mehr frei zu sein, einem Manne anzugehören, der sie nicht liebe."
„Aber ich liebe meinen Gemahl," rief ste mit jubelnden Tönen, „liebe ihn, wie nur ein Weib eS kann von dem Schwure am Altäre an bis zu meinem letzten Atemzuge. Mag es kommen wie eS will, mag er mich für treulos und pflichtvergessen halten und von sich stoßen, um jenes unseeligen Irrtums halber, — ich kann'ö nicht ändern, aber ich kann ihn — auch ferner lieben! Wissen Sie denn, was reine treue Liebe ist? Nein, Sie können es nicht einmal ahnen, denn das, was Sie so nennen, ist nur Lei- denschaft." —
- »Ja. Nora, Leidenschaft — Sie zu besitzen." —
Hoheitsvoll trat ste zurück, der ernste Blick ihrer Augen hielt den Rasenden zurück, er sank in die Kniee und zog den Zipfel des Mantels an die Lippen.
„Zum letzten male, Herr von Bieberstein
— geben Sie mir das Blatt — und mit ihm Albrechts Liebe wieder — ich beschwöre Ste." —
„Nur um den Preis Deiner Liebe, Du holdes, schönes Weib," murmelte er, heiser vor Erregung, „sonst niemals I Warum soll der stattliche Senator glücklich sein — und ich elend?"
Ihr Antlitz erstarrte wie ein Stein, ste zog den Mantel fester um die Schulten, warf das Kopftuch über und wandte das Haupt hochmütig nach dem noch immer Knienden.
„Wir sind zu Ende, Herr Hauptmann,
ich habe Ihnen nichts mehr zu sagen, sondern nur zu wünschen — daß Sie durch Ihren Burschen mir hinausleuchten lasten."
„Nora, Nora, gehen Sie nicht so von mir," flehte Bieberstein tief erregt, die ernsten braunen Augen hatten allein Gewalt über ihn, „hassen Sie mich denn so sehr?"
„O nein, mein Herr," klang es kühl zurück, „Sie sind für mich dasselbe, wie jeder andere Herr, den ich kennen lernte. Nur bereue ich, mich ein einziges mal vor Ihnen gedemütigt zu haben. Leben Sie wohl
— wenn Sie morgen meinem Gemahl ge- gegenüber stehen, wenn Sie auf ihn zielen
— dann denken Sie an diesen Augenblick und an meine Worte: Sie kennen die echte Frouenliebe nicht, sonst hätten Sie ein Weib, das zu Ihnen bitten kommt, nicht so schwer beleidigt. Mag das Duell stattfinden, ich will eS nicht hindern, aber eS hat in meinen Augen nicht den Zweck — meine gekrängkte Ehre rein zu waschen. Gott sei ein gerechter Richter in unserer Sache." —
Mit einer gebieterischen Bewegung wies sie nach der Thür, halb mechanisch öffnete Bieberstein dieselbe und rief nach dem Burschen, um der gnädigen Frau zu leuchten. Mit tiefer stummer Verbeugung schloß er die schwere eichene Thür hinter seinem Besuch und ging zurück ins Zimmer, ohne den kopfschüttelten Burschen anzusehen.
Wie seltsam! Noch nie hatte der Herr Hauptmann einen Besuch so feierlich selbst hinausgeleitet, auch war heute nicht Wein getrunken und mit den Gläsern angestoßen worden; und die Dame sah so vornehm aus.
Drin im Zimmer stand währenddem Herr von Bieberstein, die Hand vor den Augen, in tiefe Gedanken versunken; das Helle Licht des Kronleuchters fiel auf sein Antlitz, er sah blaß und verstört aus, er atmete schwer. War es denn in der That so, wußte er nicht, was reine, echte Liebe sei?
Nora hatte es gesagt, sie, die er zu lieben meinte, ihr Blick war tief in seine Seele gedrungen und hatte da Gesühle erweckt, die lange, lange geschlummert. Am Boden lag eine dunkelrote Samtschleife, Bieberstein hob sie auf, schaute unverwandt darauf hin und preßte sie endlich an die Lippen.
„Nora," flüsterte er erregt, „Sie sollen mit mir zufrieden sein. Ich will mich nicht von einem Weibe beschämen lassen I" —
Trostlos, außer sich vor Zorn und Scham über den Brief ihrer Mutter und Biebersteins Ansinnen, eilte die arme Nora heim; es schlug zehn Uhr, als sie ins Haus trat, ste war länger forgeblieben als sie gedacht und meinte, nun alles schlafend zu finden. Da klang die Thür von ihres Mannes Zimmer, seine hohe Gestalt trat in den Rahmen derselben und er frug ruhig: „Winkler, sind Sie noch da?" (Forts, fl.)
Neueste Nachrichten.
Stuttgart, 10. Nov. Wie das „Südd. Corr.-Bür." aus zuverlässiger Quelle erfährt, hat der Ministerpräsident Dr. Frhr. v. Mittnacht unter Berufung auf sein hohes Alter und seine empfindlich geschwächte Gesundheit Seiner Majestät dem König sein Penstonierungsgesuch unterbreitet. Der König hat dieser Bitte stattgegeben. Zum Minister der Auswärtigen Angelegenheit ist der bisherige Kabinetschef Seiner Majestät, Freiherr v. Soden, ernannt worden. Der Vorsitz im Staatsministerium wurde dem Hrn. Kriegsminister Schott von Schottenstein übertragen.
Tübingen, 10. Nov. Nachdem in der Strafsache gegen den am 10. Oktober d. I. von dem hiesigen König!. Schwurgericht zweimal zum Tode verurteilten Doppelmörder Karl Anton Steinacher S. M. der König das Gnadengesuch abgelchnt hat, fand heute früh um 8 Uhr die Vollstreckung deS Urteils statt. In dem umschlossenen Hofe waren zugegen: die Herren Oberstaatsanwalt Fetzer, Landgerichtsrat Min, Landrichter Rettinger, Regierungsrat Preu, Bezirkskommandeur von Reutlingen Oberstleutnant Schöttle, Gerichts- arzt Medizinalrat Professor Dr. Oesterlen, Gerichtssekretär Eisenbart als Gerichtsschreiber, der katholische Stadtpfarrer Dr. Stauden- mairr und der Nachrichter Silier. Neben einigen Vertretern der Presse war auch mehreren hiesigen Bürgern der Zutritt gegen Einlaßkarten gewährt. Zur festgesetzten Stunde ließ der Oberstaatsanwalt den Verurteilten vorführen und teilte ihm mit, daß ihm das gegen ihn ergangene Urteil zunächst noch einmal vorgelesen und sofort an ihm vollstrcckt werden solle. Hierauf verlas der GerichtS- schretber das Todesurteil und die auf dasselbe ergangene Allerhöchste Entschließung. Sodann wandte sich der Herr Oberstaatsanwalt an den Verurteilten mit den Worten: „Euer Leben ist verwirkt, Gott sei Eurer Seele gnädig," und gleich darauf zu dem Nachrichter, indem er sprach: „Nachrichter, ich übergebe Euch den Karl Anton Steinacher mit dem Befehl, ihn dem Urteil gemäs zu richten vom Leben zum Tode." Der Geistliche verrichtete im Namen des Verurteilten noch ein kurzes Sündenbekenntnis und auf ein von dem Herrn Oberstaatsanwalt gegebenes Zeichen führten die Gehilfen deS Nachrichters den Verurteilten an die Guillotine, wo ohne Zögern durch den Nachrichter die Enthauptung erfolgte. Um 8 Uhr schlug die Glocke des Rathauses an, die bis zum Schluß des Aktes, der kaum 10 Minuten Zeit in Anspruch nahm, andauernd läutete. So hat denn der vielbesprochene Grunbacher Doppelmord seine gerechte Sühne gefunden.
Pebattiou, Druck Mb Verlas von Ber »h. Hofmau» tu Wilbbad.