Walkers« eingelelteten militärische« Aktion. Die vom Grafen Waldersee entsandte Ex­pedition rückt von Jtschou nach den Gebirgs­pässen vor, über welche der große Weg nach Taiyuensu führt. Mit der Besetzung dieser Pässe ist der Hof in Singanfu vom Norden her von jeder Zufuhr von Lebensmitteln ab­geschnitten. Diese Operation bleibt aber so lange unwirksam, als nicht auch die Wasser­wege im Jangtsethal gesperrt werden. Wohl­informierte hiesige Chinesen glauben, daß der Hof in Singanfu nicht ernsthaft wegen deS Friedens verhandelt; nur Gewalt könne die chinesischen Machthaber zur Vernunft bringen und annehmbare Bedingungen erzwingen. Die Schanghai-Bank erhielt aus Singanfu Nachrichten, die bestätigen, daß Prinz Tuan noch immer die Regierungs-Geschäfte leitet, trotz der kaiserlichen Edikte, die seine Be­strafung verkündeten. Der Armee Tungfuh- stangS fehlt es weder an Geld noch an Waffen und Lebensmitteln.

Rundschau.

Wildbad, 8. Nov. Die ordentliche Ge­neralversammlung der Bezirkskrankenkaffe Neuenbürg findet am Sonntag den 18. Nov., nachmittags 2'/, Uhr auf dem Rathaus in Neuenbürg mit folgender Tagesordnung statt:

1. Wahl des Ausschusses für die Prüfung der Jahres-Rechaung pro 1900;

2. Ergänzungswahl des Vorstands;

3. Beratung etwaiger Anträge aus der Mitte der Versammlung.

Gräsenhausen, 5. Nov. Am vergangenen Freitag abend wurden in Pforzheim durch Hrn. Stationökommandant Birk in Neuen­bürg die Diebe verhaftet, die bet Hrn. Wald­hornwirt Krämer dahier am Abend deS 27. Oktober den Einbruchdiebstahl verübten. Zwei der sauberen Früchtchen, Deeg und Schumacher, sind von hier, das dritte, Burkhardt aus Brötzingen, und stehen im Alter von 1820 Jahren. Da die Genannten gerne die Brötzinger Kirch- weihe mitgemacht hätten, es ihnen aber hie­zu an den nötigen Moneten fehlte, so wurde eine Beratung abgehalten, wo solche zu bekommen wären. Das Ergebnis derselben war:Der Waldhornwirt von Gräfen- hausen hat, dort wird geholt." Burkhardt führte den Einbruch aus, während dann Deeg den Raub abnahm und schleunigst damit das Weite suchte. Schumacher stand dabei auf der Wache. Als der Thal dringend verdächtig wurde letzterer noch an demselben Abend verhaftet, mußte aber andern Tages mangelnder Beweise halber wieder freigelassen werden. Nur den mit größtem Eifer fort« gesetzten energischen Bemühungen des Hrn. Stationskommandanten ist es zu verdanken, daß die Diebe ermittelt und überwiesen wer­den konnten. Man fand bei denselben noch etwas über 300 ^ und an dem von ihnen angegebenen Platze, einem Kleeacker in der der Nähe der hiesigen Kelter, die vermißte Lade mit den Wertpapieren und »och ca. 170 ^ bar Geld. Ob die noch fehlenden 600 sämtlich verjubelt worden sind, soll doch genannte Diebsgesellschaft an einem ein­zigen Nachm, in derSonne" in Brötzingen ca. 300 hinausgebracht haben, wird die weitere Untersuchung ergeben. Neben dem bereits genannten haben die gefährlichen Pa- trone noch sieben weitere, teilweise hier, in Brötzingen und Pforzheim begangene Ein­

brüche bereits eingestauden, während sie bei 10 weiteren Diebstählen dringend verdächtig sind. Wie von einem drückenden Alp fühlt man sich hier befreit, als endlich Licht in das geheimnisvolle Dunkel fiel. Aus manchem Munde hörte man den Wunsch, daß diese frechen Bürschchen nicht nur recht lange hinter Schloß und Riegel verwahrt werden möchten, sondern das ihnen auch recht oft eine ge­hörige Portion ungebrannter Asche verab­reicht werden sollte. (Enzth.)

Stuttgart, 7. Nov. In der heutigen Sitzung der evangelischen Landessynode wurde v. Länderer mit 56 von 57 Stimmen aber­mals zum Präsidenten gewählt, zum Vize­präsidenten Prälat v. Schwarzkopf.

Stuttgart, 6. Nov. Die leidige Unsitte, im Belle liegend bei offenem Licht zu lesen, hat einem hiesigen jungen Mann, den Kauf­mann Otto Kahn, Teilhaber der Firma Eck­stein und Kahn, das Leben gekostet. Gesund und munter ging er auf eine Geschäftsreise und blieb am SamStag in einem Hotel in Brixen in Tirol über Nacht. Nach einiger Zeit, als Kahn sich kaum zur Ruhe begab, drang dichter Rauch aus seinem Zimmer, man eilte herzu und fand das Bett kohlend, den jungen Mannn aber erstickt vor.

Fellbach, 6. No». Die Weinernte ist hier außerordentlich günstig ausgefallen. Das Gcsamterzeugnis beträgt etwa 9000 Hektol. Berechnet man den Durchschnittspreis der Mittelfeldweine zu 41, der Bergweine zu 70 ^ per 1 Hektoliter, so ergiebt sich für den hiesigen Ort eine Annahme von 450 000 Mark.

Untergröniugeu, 5. Nov. Auf bedauer­liche Weise verlor dieser Tage eine Familie in Eckenberg einen Sohn. Derselbe, 9 Jahre alt, stieß sich einen Dorn in den Fuß, welcher anscheinend nicht vollständig entfernt wurde. Nach einigen Tagen klagte der Junge über Steife im Hals. Das Uebel verschlimmerte sich schnell und ehe ärztliche Hilfe in An­spruch genommen werden konnte, starb der Knabe an Genickstarre.

Obergruppenbach, 6. Nov. Durch einen schweren Unglücksfall wurde die Familie des Anwalts Braun in Obergruppenbach in tiefes Leid versetzt. Die Frau war gestern aus einer Wiese mit Mähen beschäftig. Dabei wollte sie einen Wassergraben überspringen, scheint aber mit dem Fuße hängen geblieben zu sein und im Fallen drang ihr die Sense tief lief in Brust und Schulter. Infolge des furchtbaren Blutverlustes war die starke blühende Frau in kurzem eine Leiche. Allge­meine Teilnahme wendet sich der schwer­geprüften Familie zu, um so mehr als in der Verunglückten 8 Kindern die Mutter entrissen worden ist.

Huzenbach, OA. Freudenstadt, 5. Nov. (In schweres Leid) wurde die Familie des Holzhauers Pfeiste von hier versetzt. Bon Kaysersberg im Oberelsaß traf die amtliche Nachricht ein, daß ihr vor 8 Jahren dahin ausgewanderter Sohn mit seiner ganzen Fa­milie, Frau und fünf Kindern im Alter von 213 Jahren, einem entsetzlichen Brand­unglück zum Opfer gefallen ist. Im Juni dieses Jahres verlor derselbe bet einem größeren Brande sein Obdach; in der Nacht vom 23. auf 24. Oktober warb auch die neu bezogene Wohnung in derselben Straße ein Raub der Flammen. Neun Personen verbrannten, an­dere starben an den erlittenen Verletzungen,

andere liegen schwer krank darnieder. Am 26. Oktober wurde die 7 Köpfe zählende Familie deS Sägers Pfeiste in drei Gräbern beigesetzt ohne daß die betagten Eltern eine Ahnung von dem furchtbaren Ereignis hatten.

Pforzheim, 4. Nov. Das Beispiel der Frau Witwe Jäger, die einen ansehnlichen Teil ihres großen Vermögens der Stadt ver­machte, fand Nachahmung. Ein Junggeselle, Privatier C. W. Nagler, vermachte 20 000 Mark der Stadt und andere kleine Legate zu wohlthätigen Zwecken.

Pforzheim, 6. Nov. Durch ungeschicktes Hantieren mit einer Heugabel hat der 9jähr. Knabe Keller diese dem 12jähr. Frey auf offener Straße derart in den Bauch gestoßen, daß der Junge schwerverletzt ins Spital ge­bracht werden mußte. Der Knabe »Mrd schwerlich mit dem Leben davonkommen.

Waldkirch, 2. Nov. Auf der Freiburger Messe machten sich letzten Sonntag einige Herren aus Waldkirch den Spaß, an zwei Luftballons eine Visitenkarte mit der Bitte um Empfangsbescheinigung zu hängen. Um halb 5 Uhr wurde der Meßgruß den Lüften übergeben. Wie nun derElzthäier" mel­det, ist dem Absender Dienstag von Herrn Oberförster v. Biberstein in Rosenfeld (am kl. Heuberg) die Nachricht zugegangen, daß die Ballonpost am Montag früh von einem Holzhauer im Walde bei Leidringen (OA. Sulz a. N.) aufgefunden worden ist.

Aus entsetzliche Weise ums Leben gekommen ist in Wandsbek der 66jährige Weinhändler Schumann. Derselbe hatte sich mit einem brennenden Stearinlicht in den Weinkeller begeben, um Spiritus zu holen. Nach Verlauf einer Stunde wurde die voll­ständig verkohlte Leiche Schumanns im Keller auf dem Boden liegend gesunden, während sonst keine Brandspuren im Keller sichtbar waren. Man nimmt an, daß Schumann mit dem Licht dem Spiritusfaß zu nahe ge­kommen ist, so daß sich die Flüssigkeit ent­zündete und die Flammen die Kleider des Unglücklichen erfaßten.

Großseuer in Konstantinopel. Am

SamStag brach eine große Brandkatastrophe in Stambul aus. 135 meist von der armen, grichischen Bevölkerung bewohnte Häuser brannten ab.

Wieder ein Diebstahl im Vatikan. Die Gehaltökaffe für die Beamten des StaatS- sckretariates im Vatikan wurde von unbe­kannten Räubern erbrochen und auSgeraubt.

New Jork, 6. Nov. Nach den bisher kingelaufrnen Berichten hat Mac Kinl-y sämt­liche Staaten, in denen er im Jahre 1896 gewählt wurde, wieder erlangt und noch einige dazu. Die Zahl seiner Elektoralstimmen wird größer sein als das letztem«!, die der Volksstimmen kleiner. DaS BlattWorld" giebt den Sieg Mac Kinleys zu.

Bei der Flut von Jubiläen, die sich

namentlich in wissenschaftlicheu und Künstler­kreisen immer breiter macht, ist cs kein Wun­der, daß sich auch kleinere Geister vom Ju- biläumSfieber anstecken lasten. So feierte, derHall. Ztg." zufolge, am SamStag die Witwe Johanne Rosine Böhme in Wiede­mar den Tag wo sie 25 Jahre der Gemeinde Wiedemar die Gänse gehütet hat.

.'. (Boshaft.)Hast du schon gehört? der Müller schriftstellert ?... Er schreibt ab und zu!"Gehört Hab' ich'S schon ich glaub aber nur die Hälfte!"

Aedaktiou, Druck und Verlag von Beruh. Hofmann in Wildbad.