auch bas vorn an der Straße stehende Wohnhaus ,von Dreher Wilh. Weil und Korbmacher Walker vom Feuer vernichte!. Die Feuerwehr that ihr Möglichstes, konnte aber nur die dicht dabei stehenden Nachbarhäuser reiten. Im ganzen v rloren 9 Familien alle Habe und Obdach; Kinder wurden von der Feuerwehr heruntergeholt, da das Treppenhaus nicht mehr passierbar war. Ein Glück war es, daß völlige Windstille herrschte, sonst wäre das Unglück sehr groß geworden. Fahrlässigkeit wird allgemein als Brandursache angenommen.
Hohebach a. Jagst, 2. Nov. Eine fidele Wette gingen drei hiesige ledige Damen mit einem verheirateten Herrn ein. Elftere verpflichteten sich, in einer Stunde 2 Liter „Neuen" zu trinken, wenn letzterer sie bezahle. Ehe die festgesetzte Frist verstrichen war, waren die 2 Flaschen Wein bis auf die Nagelprobe gelerrt und somit die Wette gewonnen. Die Damen in Hohebach scheinen aber einen guten Zug in der Kehle zu haben.
Aalen, 2. Nov. Ein schwerer Unglücksfall ereignete sich in dem Orte Esstngen. Schultheiß Bäuerle ging gestern mittag um 2 Uhr auf die Jagd und als er um 6 Uhr abends noch nicht zu Hause war, ängstigte sich seine Frau. Sie ließ nach ihm suchen und kurz darauf kam schon die Trauernach- richt, daß der Schultheiß im nahen Walde tot aufgefunden wurde. Er hatte eine schwere Schußwunde an der Stirn, sein Gewehr lag etwas abseits und sein Feldstuhl stand neben ihm. Um 4 Uhr sollen Leute, die auf dem Felde arbeiteten, von der Richtung der Unglücksstätte her, einen Knall gehört haben. Es wird vermutet, daß der leider zu früh Verstorbene auf seinem Feldstuhle sitzend, sein geladenes Gewehr zwischen beiden Beinen stehen hatte und durch eine ungeschickte Manipulation dem Abzugshahnen zu nahe kam, wodurch der Unheil bringende Schuß loS- ging.
Mannheim, 1. Nov. Bei einer kürzlich von Mannheimer Herren veranstalteten Treibjagd im Odenwald erlegten 40 Herren — einen ganzen Hasen I
— Die Glücksgöttin Fortuna Hai einmal die Binde von den Augen gezogen. 20 arme Bergarbeiter in Sterkrode bet Essen gewannen in der Meißener Domboulottecic den Haupttreffer mit 600 000
— „Mit Kanonen nach Spatzen schießen' — das bekannte Sprichwort ist in Ungarn von den Weinbergbesttzern ins praktische übersetzt worden. Auf der Pr-ßburger Obstund Gemüse-Ausstellung, wo Wetlerkanonen ausgestellt wurden, wurde nämlich die überraschende Wahrnehmung gemacht, daß häufige Kanonaden die Spatzen vertreiben, welche in den reichen Weingärten der dortigen Umgegend beträchtlichen Schaden anrichten. Die verscheuchten Svatzen kehren nicht wieder. Die Weinbergbesttzer, denen die Spatzen eine Landplage waren, gegen welche bisher schwer anzukäwpfen war, versprechen sich von diesen Kanonaden großen Erfolg.
— Während des Rasierens Wahnsinnig geworden. Eiu unheimlicher Vorfall ereignete sich in einem Barbi-rladen zu Warschau. Da trat ein Mann Namens Siniawski in den Barbierladen, um sich rasteren zu lassen. Der Geschäftsinhaber bat den Kunden, Platz zu nehmen und that in gewohnter Weise seine Schuldigkeit. Plötzlich aber faßte er den Siniawski am Kopf und begann, ihm
mit dem Rasiermesser furchtbare Schnitte beizubrlngen. Der Unglückliche, der einem Wahnsinnigen unter das Messer geraten war, wehrte sich nach Kräften, hielt dem Barbier die Hände fest und rief um Hilfe. ES dauerte einige Zeit, che es gelang, den Ueber- fallenen von seinem Geistesgestörten Angreifer zu befreien. Siniawski war an Stirn, Wange und Brust so schwer verletzt, daß er infolge starken Blutverlust«s das Bewußtsein verlor. Die Polizei sorgte alsbald für den Verwundeten und brachte auch den gemeingefährlichen Geisteskranken in einer Anstalt unter.
— Ein Kaufmann wollte die Waren einer Händlerin, die auf dem Markte zu Platten bet Trier auSgelegt hatte, pfänden lasten. Kaum sah aber die Verkäuferin ihren Gläubiger und den Gerichtsvollzieher ankommen , so warf sie auch schon mit dem Ausruf: „Nehmts Leuterl, der solls nicht haben" so viel Waren, als sie fassen konnte, unter die Marktbesucher und stürzte, indem sie unter den Stand kroch, mit einem gewaltigen Ruck die ganze Bude um. Als nun der Gerichtsvollzieher gegen das Gebühren der Frau Einspruch erheben wollte, faßten ihn die Krämer und hageldicht fielen die Schläge auf ihn nieder. Erst die Gendarmerie befreite den Mißhandelten aus den derben Fäusten der schlagfertigen Handelsleute. Ohne Geld, dafür aber mit blauen Flecken, mußte der Gerichtsvollzieher die Heimreise antreten. Die Sache wird ein gerichtliches Nachspiel haben.
— Eine folgenschwere Verhaftung. Man berichtet ans Zürich : Ein Bauer» der neuen Wein in die Stadt führte, geriet wegen mangelnder Beleuchtung seines Fuhrwerks in Konflikt mit der Polizei und da er „heftig" wurde, erfolgte seine Festnahme. Bei der üblichen Untersuchung des Arrestantcu zeigte es sich zum Erstaunen der Polizei, daß er 200 000 Frk. in Wertpapieren bei sich trug und der erste Gedanke war natürlich, daß dieses Geld von einem Diebstahl herrühre und man es also mit einem Verbrecher zu thun habe; denn wie soll ein einfacher Bauernfuhrmann zu solcher Summe kommen. Der Bauer aber beteuerte, daß das sein Geld sei, sein Vermögen, das er bei sich trage, um sicher zu sein, daß es ihm nicht gestohlen werde. Die Polizei wandte sich nun an die heimatliche Gemeindebehörde, welche die Identität des Verhafteten feststellte und dabei bestätigte, daß derselbe in der That vermögend sei, indem er 60 000 Frk. versteuere. Infolgedessen wurde der Bauer auf freien Fuß gesetzt, doch wird ihm nun der Prozeß wegen Widersetzlichkeit gegen die Polizei gemacht werden; was ihm aber wahrscheinlich noch fataler sein wird, ist, daß nun auch die Steuerbehörde das Wort ergreifen wird, um die ziemlich bedeutende Nachsteuer für das bisher unversteuert gebliebene Vermögen zu reklamieren.
— In Paris ist Dr. Jgval, der berühmte Augenarzt, dem ungezählte Personen die Erhaltung ihres Augenlichtes verdanken, völlig erblindet. Bekannt ist er in der ganzen medizinischen Welt durch die von ihm eingeführte Heilmethode deS Schielens.
London, 3. Nov. Das Kriegsamt veröffentlicht einen energischen Aufruf Lord Roberts an das englische Volk, worin er anrät, den vom Kriegsschauplatz zurückkehrenden Soldaten keine geistigen Getränke anzubieten. Roberts bezeichnet die Soldaten als seine tapferen Kameraden, welche sich nicht nur
wie Helden, sondern wie Gentlemans benahmen. Während deS ganzer. Feldzugs sei kein einziges ernstes Verbrechen begangen worden. Die friedlichen Einwohner des Landes seien zuerst durch böswillige Erfind- unden der Burenbehörden eingeschüchtert worden, doch hätten sie bald eingesehen, daß sie von den Leuten in Khaki nichts zu befürchten hätten.
Bloemfontein, 3. Nov. 300 Buren drangen am 26. Oktober in Reddersburg ein. Die aus 2 Leutnants und 30 Mann bestehende Besatzung ergab sich, wurde aber freigelasten. Die Buren beschlagnahmten alle in den Magazinen befindlichen Waren und hinterlikßen in einem Magazin einen Check der Regierung des OranjefreistaatS über 1600 Pfund Sterling.
— Der Chinese lächelt über alles, was europäische Kultur hervorbrachte. Auch die europäischen Begriffe von Moral und Vaterlandsliebe sind ihm unbekannte Begriffe. Das oberste Gesetz des Chinesen ist sein persönlicher Vorteil. Als den in den Gesandtschaften in Peking Belagerten die Munition ausging, brauchten sie sich nur in unauffälliger Weise an chinesische Soldaten heranzumachen und ihnen Geld für Munition zu biete». Sobald diese Leute von Geld reden hörten, waren sie ganz Ohr und wenn man ihnen nur genug Geld bot, brachten sie das Vkrlangte verstohlen zur Stelle.
Kumoristisches.
Eiu Küßchen in Ehren. Manschreibt aus Petersburg: Auf einer Bahnstation auf dem Lande wurde man dieser Tage Zeuge eines hübschen Vorfalls. Ein junger Mann, anscheinend ein Arbeiter, bat dringend, aber erfolglos einen wohlhabenden Kaufmann, der auf dem Bahnsteig einherstolzierte, um eine Gcldunterstützung. In diesem Augenblick erschien ein General auf dem Schauplatz; in seiner Begleitung befand sich eine sehr schöne junge Dame. Um den jungen Mann abzuweisen, sagte der Kaufmann: „Wenn Sie die Frau General küssen, will ich Ihnen fünf Rubel geben." »Gut", sagte der Arbeiter, fiel dem General zu Füßen, erklärte >hm den Sachverhalt und bat ihn nm die Erlaubnis, seine Aufgabe auszuführen. Da lachte der General gutmütig und wandte sich fragend an die Dame. Der arme Kerl sprang auf und küßte ehrerbietigst die Wange, die ihm die Dame bot. Die „NovojeWrem- ja", die diesen Vorfall berichtet, bemerkt dazu, solche Großmut komme nur in Rußland vor.
.'. (Gastspiel.) Hausfrau: „Ist der Soldat, der gestern abend in der Küche saß, eigentlich Ihr Schatz?" Köchin: „Nein, vorläufig war er nur als „Gast" da!"
(Triftiger Grund.) A.: „Was, Du hast die Dir angebotene Direktorstelle abge- -lehnt?" B.: „Allerdings; ich will überhaupt nicht Direktor werden. Weißt Du, ich gehöre lieber zu den zehn, die einen ärgern, als daß ich der eine bin, den zehn ärgern."
.-.(Zwecklos) Herr: „Möchten. Sie nicht auch reisen, die Welt sehen, mein Fräulein?" — Fräulein: „Ach Gott, ich habe ja keinen Menschen auf Gottes weiter Erde, an den ich Ansichtskarten schicken könnte!"
(Verschnappt.) Herr (im Konz-rt- saal): „Wann tritt denn der fünfjährige Klaviervirtuose auf?" — Diener: „In der nächsten Nummer ... er wird eben rastert!"