werde. Geiz und Habsucht bewogen den An­geklagten, seine Frau durch Vorwürfe und schlechte Behandlung zu dem Entschlüsse zu treiben, das Kind zu:en. Bieser gestand zu, die Frau zu ihrer Thai getrieben zu haben, leugnete jedoch, selbst Hand an das Kind gelegt zu haben. Er wurde unter Aus­schluß mildernder Umstände zu 10 Jahren Zuchthaus verurteilt, während die Frau, der die Geschworenen mildernde Um­stände zubilligten, mit 10 Monaten Gefäng­nis davon kam.

Wie aus Heidelberg berichtet wird, bestimmte soeben die Großherzogliche Gene- raldtrektion, daß die Lokalzüge in Zukunft unter keiner Bedingung mehr auf der Strecke halten dürfen, auch wenn der Billetverkauf im Zuge noch nicht beendet ist. Vor etwa einem Jahre soll eine direkt entgegengesetzte Ordre erschienen sein, welche verbot, die Lo­kalzüge in die Bahnhöfe einlaufen zu lassen, bevor der Billetverkauf beendet war.

Esten a. d. R., 25 Okt. Der Kaiser ernannte ^>en Geh. Kommerzienrat Krupp zum wirklichen Geheimen Rat mit dem Prä­dikat Exzellenz.

Berlin, 25. Okt. Die Abendblätter mel­den: Der Kaiser ließ für den Molke-Sarko­phag einen prächtigen, reichvergoldeten Lor- becrkranz nach Creisau senden, der die Wid­mung trägt:Dem Feldmarschall Grafen Moltkc sein treuer Kaiser Wilhelm II."

Berlin, 26. Oktober. Der König von Württemberg stattete heute nachmittag dem Reichskanzler Grafen Bülow einen längeren Besuch ab.

Der Dtenstbotcnmangcl in Berlin ist vollständig beseitigt. Seit Anfang dieses Monats ist ein so starkes Angebot von Dienst­personal zu verzeichnen, wie eS seit mindestens 5 Jahren nicht mehr der Fall war. Die Ursache ist plötzlich eingetretcner schlechter Geschäftsgang in den Fabriken.

Die teuerste Gasthauspacht bringt in Deutschland die Verkaufsstelle für Sem­mel und Wurst im Schweidnitzer oder Rats- Keller zu Breslau. Dieser Verkaufsraum enthält ein Quadratmeter Grundfläche und bringt üllcr 5000 Pacht.

Die Königin Wilhelmine und ihr Verlobter Herzog Heinrich von Mecklenburg haben bei dem ersten Besuch, den das ver­lobte hohe Paar in der Residenzstadt im Haag machte, eine begeisterte Aufnahme seitens der Einwohnerschaft gefunden. Im Restdenz- schlosse fand am Avend des 21. Oktober große Galatafel statt, bei welcher die Königin- Mutter Emma einen Toast auf das erlauchte Brautpaar ausbrachte.

Die Pariser Weltausstellung wird statt am 5. erst am 11. November geschlossen werden. Die Regierung hat beschlossen, an einem Tage vollständig frei zu geben.

Eine tollkühne Fahrt. Der dänische Kapitän Johannsen hat eine Reise über den atlantischen Ocean in einem offenen Booi ausgeführt. Er verließ Gibraltar anfangs August und ist dieser Tage an der Küste Floridas angekommen.

Aus der Bühne erschossen. Während der Vorstellung im Theater Pignatellt in Saragossa schoß in einer Bandttenrolle der Schauspieler Miguel LasantaS auf seinen Bruder Leopolds, seinen Mitspieler, eine Pi­stole ab. Diese war zufällig mit Schrot ge­

laden und verwundete den Schauspieler so schwer, daß er sofort starb.

Kapstadt, 26. Okt. Reutermeldung. Die Buren nahmen nach hartnäckigem Wiederstand der Garnison, welche 52 Mann Kolonial­truppen stark, 34 Mann im Kampfe verlor, Jakobsdal ein.

Kapstadt, 27. Okt. (Reutermeldung.) Nach weiteren Meldungen aus Fakobsdal griffen 200 Buren erfolglos die Garnison an, welche aus einer Compagnie Hochländer mir einem Geschütz bestand. Die Engländer hatten 14 Tote und 20 Verwundete.

London, 27. Oktober. Das Reutersche Bureau meldet aus Masern vom 22. ds.: Präsident Steijn befindet sich in Fouries- durg und hat diesen Ort als Hauptstadt des Freistaates proklamiert.

Der abgeschnittene Kopf. Ein grau­siges Ereignis, das an eine alte, bekannte Fadel errinnert, spielte sich kürzlich in Bonny- had in Ungarn ab. Wiederholte Einbruchs- diebstähle hatten den wohlhabenden Schuster Stephan Stegner in Bonnyhad veranlaßt, einen nächtlichen Aufstchtsdtenft zu organi­sieren, den er gemeinsam mit einem jungen Burschen versah. Am 14. ds. Mts., nachts, be­merkte Stegner, bevor er sich zur Ruhe begab, 3 Personen, die sich bei seinem Stalle zu schaffen machten. Sie waren eben daran, ein Loch in die Mauer zu brechen und hatten schon so viel Ziegel aus der Wand entfernt, daß einer von ihnen in den Stall zu kriechen versuchte. Bis auf den Kopf war er schon im Stalle, da konnte er nicht mehr weiter; der Schuster hatte nämlich die Füße des Einbrechers angebunden. Der Einbrecher in der Falle rief nun seinen Kollegen, die ihn herauszuzichen versuchten, zu, sie möchten flehen. Dann hörte Stegner noch als Ant­wort von draußen :Aber du wirst uns ver­raten I" Hierauf wurde es ruhig. Eine Weile später schrie der Gebundene plötzlich schrecklich auf. Stegner, der sich aus Furcht vor den Einbrechern, deren Zahl er nicht kannte, ganz ruhig verhielt, wußte sich die Ursache nicht zu erkläre» und erst später, als er sich außer Gefahr hielt, wagte er zu rekognoszieren. Nun bot sich ihm ein fürchter- ticher Anblick dar. Die geflohenen Einbrecher hatten ihrem Kollegen den Kopf abgeschnitten und mit sich genommen um jede Möglichkeit eines Verrates zu verhindern. Die Gen­darmerie hat die Untersuchung eingeleitet.

New Jork, 20. Okt. (Am Pfahl ver­brannt.) In dem kleinen, 15 englische Meilen von Wetumpka in Alabama, gelegenen Orte Eclectic wurde, wie amerikanische Blätter berichten, am 2. Oktober, kurz nach Mitter­nacht , der Neger Winfield TvwnSend, ge­nannt Floh», durch einen weißen Mob am Pfahle verbrannt. Er war angeschuldigt, den Versuch gemacht zu haben, eine Frau Leonie Harrington zu vergewaltigen, und der Gatte der Frau, ein Baumvollpflanzer, setzte den Holzhaufen in Brand, an welchem der Neger eines qualvollen Todes starb. Har­rington wohnt in Eclcelic, war aber gerade an einer Hechelmaschtm, die eine Meile von dem Orte liegt, beschäftigt. Der Neger kam nach dem Wohnhaus und gab vor, Harring­ton habe ihn gesandt, um sich 20 Cents von Frau Harrington zu holen. Sic bedeutete ihm, sie habe kein Kleingeld. Er ging weg, kam aber zehn Minuten später zurück und mochte den verbrecherischen Vergewaltigungs­versuch. Die Kunde von dem Vorfall ver­

breitete sich wie ein Lauffeueralle Arbeit wurde eingestellt, alle Läden geschlossen und die ganze Einwohnerschaft machte sich auf die Verfolgung des Negers. Durch Bluthunde wurde er auf einem nicht weit von dem Orte stehenden Baume, wo er auf einem Ast saß, entdeckt. Man schleppte ihn nach dem Har- rington'schen Hause, wo er von der Frau des Hauses rekognosziert wurde. Dann wurde er von dem Mob aus dem Orte hinaus ge­bracht. Rasch traf man Anstalten, ihn auf­zuknüpfen; ein Strick wurde ihm um den Hals gelegt, und schon wollte man ihn in die Höhe ziehen, als der Mob sich eines Anderen besann; er dachte darüber nach, ob er nicht dem Neger einen qualvolleren Tod bereiten könnte, und es wurde über die Art des Todes abgestimmt. Die Mehrheit stimmte dafür, ihn am Pfahl zu verbrennen. Rasch wurde ein Pfahl errichtet und der Neger mit Ketten an denselben festgebunden. Dann wurde der Pfahl mit Stößen von Fichten­holz umgeben und von dem Pflanzer Har­rington in Brand gesteckt. Als die Flammen den Körper des Negers ergriffen, stieß dieser ein entsetzliches, meilenweit vernehmbares Ge­heul aus, das den Mob aber sehr kalt ließ. Es dauerte eine volle Stunde, bis der Neger ganz zu Asche verbrannt war.

Ein große Ueberschwemmung wird aus Buenos Aires (Südamerika) gemeldet. 5000 englische Quadratmeilen südlich der Stadt wurden davon betroffen; eine große Menge Vieh ist umgekommen.

In einem starken Sturme sind bei RossttuS (Ostprenßen) 5 Fischer ertrunken.

Glück und Unglück. Aus Narrow, Nordengland, wird ein ergreifender Vorfall berichtet: Ein 68jähriger Handwerker hatte vor 40 Jahren eine Auge verloren und sich dann mit dem anderen geholfen, so gut es ging, bis vor 4 Jahren völlige Erblindung eintrat. Vor kurzem unterzog sich der Mann einer Operation, mit dem Resultat, daß er auf dem fast 40 Jahre blind gewesenen Auge die Sehkraft wieder erlangte. Als dann die Binde fiel und der Patient zum erstenmal wieder die Gesichter seiner Angehörigen er­kannte, rührte ihn vor Freude der Schlag, so daß er nach wenigen Minuten seinen Geist aufgab.

Herb st Nachrichten.

Stuttgart, 26. Okt. Mostobstmarkt. Es wurden heute am Nordbahnhof Most­äpfel zugesührt: 7 Waggon aus Württem­berg, Preis 560 bis 570 33 Waggon

aus der Schweiz, Preis 450 bis 470 zusammen 40 Waggonladungen zu ca. 10 000 Kilogramm Mostobst. Verkauf im Kleinen die 50 Kilo 2 30 bis 2 ^ 70

Friedrichshafen, 26. Okt. Unerschöpf­lich scheint der Obstsegen am See zu sein. Auf dem heutigen Obflmarkt, welcher wieder­um sehr stark befahren war, kostete Most­obst 2 bis 2 ^ 20 Tafelobst 3 bis 3 ^ 60 per Ztr.

Ulm, 26. Okt Auf dem Ostbahnhof standen heute 25 Wagen Mostobst, größten­teils aus dem Oberland; für den Zentner wurden 2 50 bis 2 ^ 80 ^ be­

zahlt. Doch war heute der Handel und Ab­satz flau. Vielfach hofft man eben, daß ziem­lich gestiegene Obstpretse wieder etwas zu­rückgehen.