ein und wohnte dem dortigen Pferderennen bei. Bei der Hauptnummer, »Rheinisches Zuchtrennen", Preis 25 000 lief auch ein Pferd des Kgl. PrivatgestütS Weil. DaS Pferd, die FuchSstule »Avonne," trug bei dem gestrigen Rennen, im »Rheinischen Zucht­rennen," spielend den Steg davon und ge­wann somit 25 000

Stuttgart, 22. Okt. Für alle Jungen dürfte ein Beschluß der Stettiner Maler­innung von Interesse sein , sie hat bei ihrer Quartalversammlung vier Lehrling, deren Lehrzeit beendet war, die aber in ihren Leist- uungen den Anforderungen, die man an einen Gesellen zu stellen berechtigt ist, nicht ent­sprachen, zurückgestellt und beschlossen, daß sie ein Viertel- beziehungsweise ein halbes Jahr nachlernen müssen.

Nürtingen, 23 Okt. Ein interessanter Fund wurde dieser Tage in der in der Nähe der Stadt gelegenen Sandgrube gemacht. Etwa 300 Meter vom heutigen Neckar entfernt stieß man bei einer Tiefe von 45 Metern auf einen in N'ckarkies gebetteten Eichstamm von ca. 1 Meter mittleren Durchmesser. Seiner Lage und seiner durch und durch schwarzen Färbung nach zu schließen, dürste der Stamm, von dem bis jetzt ca. 13 Meter bloßgelegt sind, schon viele Jahrhundertee hier gelegen haben. Trotz des Alters ist das Holz noch kerngesund und dürfte wegen seiner Farbe dem Kunstschreiner zu seinen einge­legten Arbeiten ein willkommenes Material liefern.

Reutlingen, 24. Okt. Die Wirtschaft zur »Germania" von I. Böpple ging laut »Gen.-Anz." um den Preis von 89,000 »/L an die Heinrich'sche Brauerei in Lustnau über; Böpple hat die Wirtschaft vor zwei Jahren um 70,000 übernommen.

Altensteig, 20. Okt. Heute fand in An­wesenheit und unter dem Vorsitz des Mini­sterialrats v. Mosthaf, des Oberbaurats Eh- mann, der Bezirksvorsitzenden von Ealw und Nagold, Oberamtmann Voelter und Ritter, des Jnsp:ktvrs Franz und Werkmeisters Köh­ler, sowie der Vertreter der 26 Gruppenge­meinden die offizielle Uebergabe der Schwarz- waldwasserversorgunz an den Gemeindever­band statt.

Ravensburg, 22. Okt. Gestern wurde in Hagenbach, 4 Kilometer von hier, während des VormittagSgotteSdienstes die 65 Jahre alte Mutter deS Bauern Joseph Port, die allein zu Hause war, von einem unbekannten Mann im Wohnzimmer überfallen, mit Stricken gefesselt und in den Keller geschleppt. Der Gauner durchsuchte hierauf das ganze Haus, wobei ihm ein 100 Mark-Schein, einiges Silbergeld und eine Pistole zur Beule fielen. Bis jetzt ist es nicht gelungen, seiner habhast zu werden.

Friedrichshasen, 22. Okt. Der gestrige dritte Ausstieg des Grafen v. Zeppelin dürfte nun auch noch die Zweifler davon überzeugt haben, daß mit dem Zeppeltn'jchen Luftschiff daS Problem der Lenkbarkeit so viel wie ge­löst ist. Man kann hiezu den genialen, aus­dauernden Erfinder nur beglückwünschen; ganz abgesehen davon, daß er einen großen Teil seines Vermögens aufs Spiel setzte, be­schäftigte er sich Tag und Nacht mit Ver­besserungen an seinem Lufischtff. Man kann sich deshalb auch leicht denken, wie glücklich gestern seine Gattin und seine Tochter waren, als gerade dieser letzte Aufstieg so gelungen

verlief. Wie verlautet, soll die gestrige Fahrt die letzte auf dem Bodensee gewesen sein; Graf Zeppelin werde nächstesmal vom Lande aus, wahrscheinlich vom Tempclhofer Feld bei Ber­lin oufsteigen.

Vom Bodensee, 23. Okt. Eine masfin- hafte Einführung von Zweikronenstückcn ist in der letzten Zeit in verschiedenen Orten und Städten, so namentlich in Lindau be­merkt worden. Ueberall tauchen die unseren Zweimarkstücken ähnlichen Zweikronenstücke auf und werden statt unserer heimischen Münze in Zahlung gegeben. Das ist für den Empfänger sehr empfindlich, da bekannt­lich, das österreichische Geldstück einen erheb­lich niedrigeren Wert (30 ^s) als unser Zweimarkstück besitzt. Die zwei Stücke find leicht durch den Rand zu unterscheiden, der bei den Zweimarkstücken gerippt und beiden Zweikronenstücken glatt ist. Touristen und Reisende mögen demnach Vorsicht üben.

Ein Heidelberger Extrablatt mit der Nachricht vom Kanzlrrwechsel wurde von einem der Austräger am Bahnhof u. a. auch einem der eben aus dem Baseler Schnellzug steigenden Herrn angeboten und von diesem gekauft und lächelnd gelesen. Der Herr war

Fürst Herbert Bismarck.

Heidelberg, 22. Okt. Der Expeditions­gehilfe Weipert, der die große Eisenbahn­katastrophe verschuldete, wird in strenger Untersuchungshaft gehalten. Der Mutter des unglücklichen Mannes wurde bis zur Stunde der Zutritt zu ihrem Sohne verwehrt. (!) Auf ihre Bitte, den Rechtsanwalt Frühauf als Verteidiger zuzulassen, soll der Unter­suchungsrichter entgegnet haben: »Ihr Sohn braucht keine Verteidigung, daS werden wir schon besorgen." Trotzdem diese Mitteilung von durchaus zuverlässiger Seite herrührt, erscheint es uns doch ganz undenkbar, daß die bedauernswerte Frau von einer groß­herzoglichen Familie so behandelt wird.

Bruchsal, 24. Okt. Amtlich wird ge. meldet: Zug 82 ist vorgestern abend 9 Uhr bei der Ausfahrt aus dem hiesigen Bahnhof auf eine stillstehende Lokomotive aufgefahren. 7 Reisende und 4 Mann des Zugspersonals sind ganz leicht, 1 Gepäckschaffner etwas er­heblicher verletzt. Der Unfall wurde dadurch veranlaßt, daß der Führer der einzelnen Lo­komotive vorschriftswidrig unter Anfschneit, ung der Weiche vorgrfahren ist und damit in die Fahrstraße des Zuges 82 geriet.

St. Ludwig, 18. Okt. Von Ratten übel zugerichtet wurde das 2'/, Jahre alte Kind eines hiesigen MetzgerS. Die frechen Nagentiere bissen in der Nacht von Mitwoch dem kleinen Geschöpf ein Fingerchen durch und verwundeten es noch an anderen Körper- teilen. Auf das Hilferufen der übrigen im Zimmer anwesenden Kinder eilte der Vater mit einem braven Spitz hinzu, der den Nagern bald den Garaus macht«.

Berlin, 23. Okt. Der bisherige Unter, staatssekretär von Richthofen wurde zum Staatssekretär deS Auswärtigen Amtes er. nannt.

Kaysersberg, 23. Okt. Heute nacht um 12 Uhr wurden durch ein Großfeuer mehrere Häuser zerstört, wobei zwei Familien mit 8 Personen umgekommen sind. Bis heute früh konnte man sechs Leichen bergen, zwei werden noch gesucht.

In Markneukirchen ist der 70jährige Bogenmacher Christian Süß, ein schlichter,

einfacher Mann, gestorben. Wie die »Köl« Nische Zeitung" berichtet, wurden seine mei­sterhaft gearbeiteten Violinbogen selbst über die Grenzen Europas hinaus begehrt und große Biolinvitruosen verschmähten eS nicht, seine ärmliche Werkstatt persönlich aufzusuchen.

Stundentaris für Weintrinker. Ber­ner Zeitungen berichten, daß ein unternehm­ender Gastwirt im Aargau für daS Most» trinken einen Stundentaris eingeführt habe. Die Taxe für eine Stunde Mosttrinken bc» trägt 50 Rappen. Das kann gute Räusche geben I

Eine schreckliche Eifersuchtsthat, welche in ihren Folgen an das Drama in Pasten» erinnert, wurde in Niggio Calabria ausge­führt. Dort schlug ein gewisser Domerico Caffettiere mit einem Beil seine Frau und deren Liebhaber nieder, die er bei einem Kose- stündchen überraschte. Dann warf er sich auf seine Schwiegermutter, die er der Be­günstigung des Ehebruchs bezichtigte und spaltete ihr mit einem furchtbaren Hiebe den Kopf bis auf den Nacken. Der Mörder stellte sich dann selbst dem Gerichte.

New-Nork, 24. Okt. Der Kassier der First National-Bank, Namens Ahlward, ist nach Unterschlagung von 700 000 Dollars verschwunden. Die Bank ersetzte den Be­trag aus ihrem Reservevermögen.

Im Streit um die Jagdbeute hat bei Zug (Schweiz) ein Mann seinen Bruder erstochen. Der Thäter ist verhaftet.

Herb st Nachrichten. Heilbronn, 22. Okt. Die Weinlese ist nun nahezu beendigt und in jeder Hinsicht gut ausgefallen. Das FrühgewächL hatzwar wegen der Fäulnis der Trauben in der Menge bedeutend zurückgeschlagen, dagegen übertraf der Drolliger die Schätzung weitaus. Ein großer Teil deS Weines wurde hier eingekellert, da viele Weingärtner ent­weder selbst ausschenken oder ihn erst nach dem Ablaß verkaufen. Schöne Reste find immer noch zu haben. Reiner Trollinger kostet 170189 für reinen Welßrißling wird teilweise noch weiter be­zahlt.

Untertütkhcim, 24. Okt. Lese wird heute beendet. Verkauf etwas flau. Vorrat ist noch vorhanden. Käufer sind erwünscht. Preise pro 3 Hektl. mittlere Lage ISS170 Mk., Berg­lage 175-190, Riesling 1SS-200 Mk.

Reutlingen, 24. Okt. Vorrat noch ca. 1500 Hl. Preis nachlassend 125 Mk. pro Eimer. Käufer erwünscht.

Stuttgart, 24. Okt. Mostobstmarkt. ES wurden heute am Nordbahnhof Mostäpfel zuge- sührt: 3 Waggon aus Württemberg, Preis 580 bis 600 Mk, 3 aus Bayern, Preis 570580 Mk. 36 aus der Schweiz, Preis 430480 Mk-, zu­sammen 42 Waggonladungen zu ca. 10 000 Kilo­gramm Mostobst. Verkauf im Kleinen die 50 Kilo 2 Mk. 80 Pf. bis 2 Mk. 80 Pf.

Tettnang, 24. Okt. DaS Obstgeschäst dauert noch fortwährend an; für Mostobst, das nunmehr in tadelloser schöner und haltbarer Ware zu Markt gebracht wird, wurde heute 1 Mk. 80 Pf. bis 2 Mk. per Zentner erlöst. Tafelobst ist zu üblichen Preisen um 34 Mk. per Zentner er­hältlich.

Ulm, 24. Okt. (Obstmarkt.) Heute standen auf dem Güterbahnhof 11 Wagen Mostobst, das zum Preise von 2 Mk. 80 Pf. bis 3 Mk. verkauft wurde; es ist also abermals ein kleiner Preisauf­schlag zu verzeichnen und wurde trotzdem rasch verkauft.

Hechiugen, 24. Okt. (Obstmarkt.) Heute war die Zufuhr stark und die Preise gingen zurück. Mostobst 1 Mk. 80 Pf. bis 2 Mk. 3050 Pf. per Ztr., Tafelobst 46 ^ per Pfd.

Redaktion, Druck und Verlag von Beruh. Hofmann in Wildbad.