nicht zum Frühstück erschien und man nach ihm sah, fand man ihn tot im Bett liegend. Ein Herzschlag halte seinem Leben ein Ende gemacht. Er war Bräutigam und wollte im nächsten Monat Hochzeit machen; so trauert mit seinen Eltern und sonstigen Verwandten auch noch die Braut am Grabe deS so un­erwartet Dahingeschiedenen.

Ulw, 17. Okt. Dem Vernehmen nach hat der zum Tode verurteilte Mörder Andreä seinen Verteidiger ermächtigt, auf die Revision an das Reichsgericht zu verzichten und ein Gnadengesuch einzureichen.

Friedrichshofen, 16. Okt. Die Hofjagden im Seewald haben gestern ihren Anfang ge­nommen. DaS Ergebnis war am ersten Tage ein gutes. 25 Rehe und 11 Hasen wurden erlegt. An Jagdgästen sind einge­troffen: Herzog Aldrccht, Herzog Ulrich, Graf v. Beroldtngen-Ratzenried, Baron v. Putlitz, Baron Sentter. Die Jagd leitete Obcrjägermeister v. Plato.

Friedrichshafen, 17. Okt. Heu» nach­mittag ist der Ballon deS Grafen Z.ppelin glücklich aufgestiegen. Die Manöver sind vollständig gelungen. ES wurden ganze Wendungen und Steuerungen gegen den Wind ausgesührt. Der Köniz und die Königin sind auf einem Dampsboot anwesend. Der Luftballon schwebt hoch.

Friedrichshofen, 17. Okt. Der Ballon des Grafen Zeppelin wurde um 4 Uhr 30 Min. nachmittags von dem Dampfer »Buch­horn" aus der MontierungSholle gezogen. Um 4 Uhr 50 Min. ging der Ballon unter den Zurufen der Menge glücklich in die Höhe und trieb in östlicher Richtung bis in die Höhe von Seemoos, wo er seit °/i Stunden in einer Hohe von etwa 600 Meter balan­ciert und durch Wendungen seine Lenkbarkeit darthuend noch immer in der Luft schwebt. Die Königin wohnte dem Schauspiel seit 3 Uhr nachmittags aus dem Dampfer »Char­lotte" bei. Der König, welcher um 5 Uhr von Altshauscn zurückkam, begab sich aus dem DampferMömpelgard" an Ort und Stelle. Wetter: Bei schwachen Regengüssen starke südliche Luststiömung.

Vom Allgäu, 15. Okt. Infolge starken Schneefalls hat sich plötzlich empfindliche Kälte eingestellt. Die ganze Gebirgskette von der Zugspitze bis zum SäntiS zeigt sich im Winterkleid. Alle Staufener Berge find seit gestern ganz herab beschneit; auch der Schwarz­grat trägt auf seinem Gipfel Schnee.

Pforzheim. Die Straßenbahn von Brötzingen hierher als Fortsetzung der Schmal­spurbahn Ettlingen-Brötzingen, geht jetzt rasch ihrer Verwirklichung entgegen. Bereits ist das Gleise durch Brötzingen bis zur west­lichen Karlfriedrichstratze hier gelegt.

Ein Schurkenstreich ist dieser Tage in Gleisweiler (Pfalz) verübt worden. Man fand unter einem Birnbaum zwei Birnen, die auögehölt und mit Arsenik angefüllt wa­ren. Die Füllung war so geschickt vorge­nommen, daß man beim flüchtigen Beschauen den Birnen nichts ansrhen konnte, da das abgeschnittene Stück wieder mit Draht künst­lich befestigt war. Die Dosts Arsenik war so stark, daß bei der Verwendung der Birnen zur Mostbcretlung eine lebensgefährliche Ver­giftung selbst größerer Mengen Most ein­getreten wäre. Nach den Verübern des Schurkenstreiches wird eifrig geforscht.

Zum Heideblerger Unglück. Am

Dienstag ist Fräulein Mina Frey im Aka­demischen Krankenhaus als weiteres Opfer der Eisenbahnkatastrophe am KarlSthor ge­storben. Die Zahl der tödlichen Unfälle steigt damit auf 10.

In Kehl schickte der Handelsmann Abraham Bodenheimer seinen 12jährigen Sohn mit 1200 auf die Post zur Ein­zahlung. Unterwegs nahm ihm ein fremder Herr die Barschaft ab und ging damit eiligst davon. Die Gendarmerie wurde sofort von dem Geschehenen in Kenntnis gesetzt.

Frankfurt, 16. Okt. Die Franks. Zig. meldet aus Paris: Wie die Agence HavaS aus Aden meldet, pachtete Deutschland von der Türkei die kleine Insel Wroan im roten Meer für 30 Jahre zur Errichtung einer Kohlenstation.

Ein schlafender Weinführer hat bei Wörth am Rhein Unglück angerichtet. Bahn­wärter Moock, der die Schranke an der Di- strikiSstraße Landau-Maxau zu bedienen hatte, stand mit dem Rücken gegen die geschlossene Schranke und hat augenscheinlich infolge deS Geräusches deS vvrbeifahrenden Zuges doS herannahende Welnfuhrwerk überhört; dies rannte gegen die Schranke und schleuderte sie mit dem Wärter gegen den Zug. Moock fiel so unglücklich auf bas Gleis, daß ihm die Räder den Kopf vom Rumpf trennten. Der Besitzer des Weinsuhrwerks, das unbe­schädigt blieb, hatte geschlafen.

München, 17. Okt. Als der Prinz­regent in Berchtesgaden einen Spaziergang machte, fiel das Söhnchen des Hvsbuchhänd, UrS Müller vom ersten Stock auf die Straße herab. Der Prinzregent trug das bewußt­lose Kind selbst in das Haus.

Berlin, 17. Okt. Das Wölfische Bu­reau meldet aus Homburg v. d. H.: Der Reichstag wird am 14. Nov. einberufen.

Berlin, 17. Okt. Ein tagelang wütender Hrrbsisiurm richtete hier diel Schaden an. Die Leute welche nach den Markthallen mit Waren fuhren erlitten viel Schaden. Der Schifssverk-Hr auf der Spree ist einge­stellt.

Eine unerfreuliche Kuvstreise war der Kapelle des Alexander-Garberegiments aus Berlin beschieden. Sie hatten schon an verschiedenen öffentlichen Plätzen im Rhein­land gespielt, der Reinertrag war zum Besten unserer ostastatischen Truppen bestimmt. Als 8000 beisammen waren, verschwand je­doch der Konzertmeister plötzlich mit dem Gelbe. Die Kapelle wurde jedoch vom Re­giment telegraphisch heimberusen.

Homburg v d. H., 17. Okt. Der Reichs­kanzler und preußische Ministerpräsident Fürst Chlodwig v. Hohenlohe-SchillingSsürst hat gestern dem Kaiser sein Abschiedsgesuch ein­gereicht. Das RückirittSgesuch ist heute vom Kaiser angenommen worden. Der hochver­diente greise Staatsmann hat die Bürde deS höchsten Amtes im Reiche, das ihm, dem da­mals Fünfundstebzigjährigen, am 29. Oktober 1894 auferlegt wurde, nahezu sechs volle Jahre getragen. Allseitig« Kundgebungen veö Vertrauens und der Verehrung begrüßten den Fürsten, als er, nach fast zehnjähriger erfolgreicher Verwaltung des Reichstandes Elsaß-Lothringen an Kaisers Statt, in einem Alter, da andere sich längst zur Ruhe gesetzt haben, noch einmal eine ebenso schwierige als verantwortungsreiche Aufgabe zu lösen über­nahm. Und diese Gefühle bleiben dem jetzt

auS dem Amte Scheidenden treu und be­gleiten ihn in das Privatleben hinein.

Köln a. Rh. Eine Extra-Ausgabe der »Köln. Zig." meldet aus Homburg v. d. H. vom 17. Oktober: Der Kaiser vollzog hcu'.e die Ernennung des SiaatSministers Grafen von Bülow zum Reichskanzler, preußischen Ministerpräsidenten und Minister der Aus­wärtigen Angelegenheiten.

Hinrichtung. Am Dienstag morgens 7 Uhr wurden in Metz im Hofe des Unter­suchungsgefängnisses durch Scharfrichter Ciller- Stuttgart mittels Fallbeiles zwei Arbeiter hingerichtet, welche am 30. Juni 1899 zwei alte Damen zu ReichertSberg bei Dieden- hofen erschlagen und beraubt hatten. DaS Meyer Schwurgericht hatte am 17. Mai beide zum Tode verurteilt.

London. 15. Okt. Reuter meldet aus Pretoria: Ein angesehener Burgher hat die Erlaubnis erhalten, sich in die Oranje-Kolonie zu begeben, um Dewet aufzusuchen und ihm vorzustellen, daß eS thöricht sei, den Kampf fortzusetzen. Schoemann und ein anderer Burgher haben sich zu demselben Zweck zu Botha begeben.

London, 15. Okt. Das Reutersche Bu­reau meldet aus Pretoria vom 11. Oktbr: Anläßlich der Abreise des Generals Buller nach England ist ein Armeebefehl erschienen, welcher mitteilt, daß Buller das Kommando über die Streitkräfte in Notal abgegeben habe, und in dem ihm der Dank deS Feld- marjchalls Lord Roberts ausgesprochen wird für die großen Dienste und die Geschicklich­keit, mit der er seine Aufgaben erfüllt hat, während er unter dem unmittelbaren Kom­mando von Lord Roberts gestanden habe. (Vorher also war er nicht geschicklich genug?)

London, 16. Okt. Roberts meldet aus Pretoria vom 15. dS., General Frcnch ging mit der 1. und 4. Kovalleriebrigade von Machadvdorp gegen Heidelberg vor, um das bis jetzt noch nicht durchstreifte Gelände auf­zuklären. Oberst Mahon, der Kommandeur der berittenen Jnfantarie, wurde am 13. Oktober in ein Gefecht Verwickelt, das erfolg­reich war. Die Verluste an Toten und Ver­wundeten waren jedoch schwer. Tot sind 3 Offiziere und 8 Mann, verwundet 3 Offi­ziere und 25 Mann. General French be­setzte gestern Carolina. Die Karabiniere er­oberten auf dem Marsch einen Covvoi der Buren. General Littleton setzt seinen Marsch von Lydenburg nach Middelburg fort. Ge­neral Rundle berichtet, ein britischer Convoi sei am 11. ds. auf dem Wege von Stander­ton nach Wrede angegriffen worden. Der Feind sei jedoch zurückgeworfen worden. Seltle besetzte Bleemhof und machte 50 Gefangene.

Haag, 17. Okt. Eine Proklamation der Königin Wilhelmine zeigt ihre Verlobung mit dem Herzog Heinrich von Mecklenburg- Schwerin an. (Herzog Heinrich ist am 19. April 1876 geboren und ist zur Zeit Ober­leutnant in Potsdam, seine Braut die Königin Wilhelmine ist am 31. August 1880 ge­boren und somit 4 Jahre jünger als ihr Zukünftiger".

Wien, 16. Okt. DaS Fremdenblatt mel­det aus Proßnitz: Ein großer Teil der Haupifassade deS Tschechischen Gymnasiums stürzte auf die Straße hinad. 7 Personen wurden gelötet und viele verletzt.

LL' Hiezu eine Beilage. 'S»

Redaktion, Druck und Verlag »one Brnh. Hosmannin Wildbad.