Aeimkiche Liebe
Roman von Helene Voigt.
18) (Nachdruck verboten.)
Kurz und gut, Fräulein Nora ward meines jungen Herrn Senators Braut und ihre Mutter erhielt eine schöne Summe zur Ausstattung, nie werde ich vergessen, wie glückstrahlend Herr Albrccht eines Morgens mir die Hand bot und sagte: „Wollen Sie mir nicht Glück wünschen, lieber Winkler? Ich habe mich verlobt."
Nach und noch kam dann der Hochmut der Frau Schwiegermama wieder durch; fort und fort fielen böse Redensarten, wie sich Nora wegwerfe, wie die Kaufmannsfamilte sich freuen könne, ein so vornehmes adliges Glied zu erhalten und was dem mehr war.
Die schöne Braut wnrdc immer blaß, wenn sie solche Worte vernahm, sie schaute angstvoll nach dem Verlobten, aber dieser blieb ruhig, wenn auch eine flammende Röte oftmals sein Antlitz färbte. Ich habe natürlich alles von Hörensagen, aber eS ist wahr und die alte, gnädige Frau ein Dämon."
„Lothar kommt vielleicht wett fort, Väterchen, sie wird uns nicht in den Weg treten."
„Für Deine Aussteuer, Kind, ist gesorgt", nickte der alte Mann ernst, „ich weiß, der Herr Assessor ist brav und tüchtig, aber ich kann mich noch nicht freuen, es liegt wie ein Alp auf meiner Seele."
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Frau von Trahlow wollte diesmal schon bald nach Neujahr abreisen und niemand schien etwas dagegen zu haben, niemand redete ihr zu, länger zu bleiben. Aber noch über eins mußte die intrigante Frau Aufklärung haben, eher ließ es sie nicht ruhen, sie hatte am Weihnachtsabend und auch später einige male zu bemerken geglaubt, daß ihr Sohn der Tochter jenes simpeln Buchhalters Aufmerksamkeiten erweise, welche mehr zu sein schienen, als bloßes Courmachen. Sie frug daher Nora ganz ohne Umschweife, ob sie dieselbe Beobachtung nicht gleichfalls gemacht habe und was sie darüber denke; doch die junge Frau blieb sehr reserviert und ablehnend, freilich erweckte sie das mütterliche Mißtrauen darum dennoch und die Gnädige beschloß, zu sondieren. Der Zufall wollte eS, daß eines Tages Lochar zu seiner Schwester in's Boudoir kam; beide hatten keine Ahnung von Frau von TrahlowS Anwesenheit.
„Schwester," rief der junge Mann freudestrahlend, „nun wird mein Wunsch bald erfüllt sein; ich erhalte soeben die Nachricht, daß ich wahrscheinlich die Amtsrichterstelle in F . . ., einem kleinen pommerschen Städtchen, erhalten werde. Nora, und dann — Wird mein Herzenswunsch erfüllt!"
„Aber die Mutter, Lothar —"
„Ja, das ist auch für mich der ernsteste Gedanke. Ich werde, wenn sie sich unab- änderlich weigert, Gertrud als Schwiegertochter anzuerkennen, den alten Winkler mit Hülfe Deines Mannes bestimmen, mir seine Tochter zum Weibe zu geben — auch ohne Mamas Jawort —"
„Armer Bruder l Ich glaube wohl, daß eS Dir furchtbar schwer wird, in Unfrieden mit der eignen Mutter zu stehen —"
„Und Mama ist entsetzlich streng; sie wird, wie ich sie kenne, niemals einwilligm,
die Tochter eines Buchhalters als Schwiegertochter anzusehen."
„Nein, daS wird sie allerdings niemals," murmelte Frau von Trahlow und ihre Hand ballte sich, ihr Auge blitzte; dann hob sie hastig die Portiere und verschwand geräuschlos im Nebenzimmer.
Bald darauf schritt sie, zum Ausgehen angrkleidet, nach dem Kontor des Senators und ließ sich bei ihm melden; cs schlug gerade zum Essen, auch Winkler verabschiedete sich gerade.
Erstaunt blickte Albrccht auf, als seine Schwiegermutter über die Schwelle rauschte, lächelnd und so liebenswürdig, wie er sie noch niemals gesehen.
„Verzeihen Sie, lieber Sohn, wenn ich Sie störe," sagte sie, hastig die Thür hinter sich zuziehend, „doch Sie wissen, daß ich schon heute nachmittag Bremen verlasse und vorher drängt eS mich noch, ein crusteS Wort mit Ihnen zu reden, Ihnen eine Bitte vorzutragen."
„Aber, gnädige Frau, da wäre cs vielleicht bester, ich geleitete sie in mein Arbeitszimmer «»
„Nein, nein, hier stnd^wir ungestört und ich kann beginnen — freilich, eS wird mir schwer, Ihnen wehe zu thun; Sie wissen, wie hoch ich Sie schätze, allein das Muiter- herz mahnt laut — ich laste alle anderen Bedenken fallen."
Albrccht van der Huylen hörte diese hochtrabenden Worte voll bittrer Verachtung, aber er erwiderte nichts; er konnte ihr doch nicht so überzeugsvoll versichern, daß er sie verehre und schätze I
„Bei meinen beiden Besuchen habe ich mich," fuhr die Dame fort, „nun leider überzeugt, daß sie und Nora nicht eben glücklich geworden sind —"
„Gnädige Frau, das wagen Sic mir zu sagen —"
Ruhig, bester Albrccht, ich weiß, Sie tragen die Schuld daran nicht, Sie verstehen den Besitz meiner schönen Tochter zu würdigen, aber die arme Nora vermag sich in ihr neues Leben nicht cinzugewöhnen."
»Hat sie Ihnen gegenüber geklagt?"
„Nicht gerade — in Worten, lieber Sohn, aber, hm, Sie wissen, daß Thränen und Seufzen eine sehr verständliche Sprache sind; genug, daS arme Kind fühlt sich sehr elend in seinem schönen Kerker."
„Sie ist frei von dieser Stunde an, gnädige Frau," rief der Senator, dessen Zornesader unheimlich zu schwellen begann, „ich will es ihr noch in diesem Augenblick mitteilen, gezwungen soll sie niemals an meiner Seite bleiben."
„Nicht so stürmisch, bester van der Huylen," beschwichtigte die Dame, ihre Hand auf seinen Arm legend, „Nora wird niemals die hcißersehnte Freiheit annehmen wenn Sie ihr dieselbe bieten; das gute Kind hat eine so unbeschreibliche Dankbarkeit, daß sie denkt, sie müsse Ihnen nun das ganze Leben opfern, wenn ihr auch das Herz darüber bricht."
Wieder schlich das alle Mißtrauen, die Bitterkeit und Eifersucht in van der HuylenS Gemüt; erschloß die Hand fest um die Lehne seines Stuhles, aus seinem Antlitze wich jeder Blutstropfen und als er sprach, klang seine Stimme metalisch hart: „DaS darf nicht sein, Frau von Trahlow, Nora muß glücklich werden — und wenn sie es an meiner
Seite nicht Ist — wenn nur Dankbarkeit sie bindet — so will ich selbst — die unselige Fistel lösen —"
Ein Blitz unbeschreiblichen Triumphes schoß über dos Gesicht der herzlosen Frau, selbst der furchtbare Kampf in dem schönen Männerantlitz ihr gegenüber rührte sie nicht: er war ja uur ein Kaufmann, dem seine Millionen mehr galten, als sein Glück.
„Sie haben vollständig recht, Herr Senator," antwortete sie daher sehr befriedigt, „der Wunsch der Trennung mnß von Ihnen ausgehen, Nora wird natürlich ihre Einwilligung dazu geben. Da ich nun heute abreise, so können wir ja ausmachen, daß Nora in wenigen Tagen mir folgt — und aus der Entfernung wird dann alles übrige erledigt."
„Wie kühl und geschäftsmäßig Sie das alles klar legen, gnädige Frau," sagte van der Huylen sarkastisch, und doch hängt mein bestes Hcrzensblut daran —"
„Ah bah," lachte Frau von Trahlow spöttisch, «ich bitte Siel Es war ja durchaus eine Konvenienzehe und niemand konnte vermuten, daß sich eine ideale Liebe daraus entwickelte. Nora selbst ist dazu viel zu — verzeihen Sie mir — exklusiv, um sich über Hals und Kopf zu verlieben."
„Allerdings — ich vergaß — solche Empfindung paßt nicht für eine adelige Dämel"
.(Fortsetzung folgt.')
Verschiedenes.
— Auch ein Jubiläum. Man schreibt aus Berlin: Ein heiteres Umzugsbild bot sich am 1. ds. den Passanten der Reichenbergerstraße, in der ein Mann das Jubiläum seines 25. Umzuges feierte. Die Spitze deS Zuges bildete ein von zwei Hunden gezogener Wagen, auf dem sich Küchengerät und Gerümpel aller Art befand; ein an dem Wagen befestigter Zettel enthielt die Inschrift: „So zog ich vor 40 Jahren von Rixdorf nach Berlin." Hierauf folgte ein großer Möbelwagen, mit dem der 25. Umzug bewerkstelligt wurde. An diesem Fuhrwerke prangte ein bekränztes Plakat mit folgender Inschrift: „Nach Nixdorf zurück — Das eigene HauS bringt Glück!"
— Ein hübsches Bonmot wird von der Pariser Weltausstellung erzählt: Wir näherten uns gegen Abend Parts. Mir gegenüber saß ein gemütlicher älterer Herr, ein Russe, mit dem ich mich, da er ein ganz passables Deutsch sprach, recht gut unterhielt. Ein paar Stationen vor Paris stieg ein französischer Kavallerist ein, der neben dem Russen Platz nahm und in kurzer Zeit sanft entschlief. Sein Haupt ruhte auf der Schulter meines auch bereits etwas schläfrig gewordenen Nachbars. Ich schmunzelte ergnügt ob des Anblicks der beiden, woraus der Rüste, auf den Schläfer deutend, lächelnd sagte: „Politik! Frankreich lehnt sich an Rußland; Deutschland wacht — und lacht I"
(Berechtigte Frage.) Vater (zu seiner Frau und Tochter): „Wo wart ihr denn wieder so lange?" — Frau: „Oh, wir haben uns im Kaffeekränzchen etwas aufgehalten." Vater: «So? lieber wen?!"
(Ihr Zweck.) Hundehändler: „Diese Dogge ist nichts für Sie, die ist auf den Mann dressiert I" AeltereS Fräulein : „Die kauf' ich I"
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