nach dir kaiserlich militärischen Poststraße an der sibirischen Grenze verbannt werden.
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Tübingen, 10. Okt. Im Grunbachcr Doppelmordprozeß wurde der ledige, 24 Jahre alte Dienflknecht Karl Anton Steinacher von Herbertingen, Oberamts Saulgau, welcher am 31. Juli dieses JahrcS im Walde bei Grunbach, Oberamts Neuenbürg, zwei Kinder Im Alter von 7 und 9 Jahren ermordete, nachdem er eines derselben vergewaltigt hatte, zweimal zum Tode und zu 10 Jahren Zuchthaus verurteilt.
Calw, 10. Okt. In der Spinnerei von Stälin u. Söhne in Kentheim brachte gestern früh der schon bejahrte Fabrikaufsehcr Gugel seine rechte Hand in die Maschine; obgleich die Maschine sofort abgestellt wurde, konnte das Unglück nicht mehr verhütet werden; die Hand wurde vollständig vom Arme getrennt. Der Verunglückte ist um so mehr zu bedauern, da gestern seine Tochter Hochzeit haben wollte.
Cannstatt, 9. Okt. Gestern abend hatte der das Expreßgut besorgende Fuhrknecht laut „Neckarbote" u. o. ein Kistchen mit Uhren im Wert von ca. 5000 ^ ouSzu« führen. Als er das Kistchen an seinem Bestimmungsort in der Karlsstraße abliefern wollte, war es nicht mehr auf dem Wagen. Angestellte Nachforschungen, ob daS Kästchen gestohlen wurde oder sonstwie verloren ging, blieben bisher rcsultailos.
Bietigheim, 8. Okt. Gestern Mittag bei der Einfahrt des Schnellzuges 20 hat sich von diesem die Maschine losgrmacht, welche mit Blitzesschnelle durch die Station fuhr, die Wagen zurücklossend, die glücklicherweise bald zum Stehen gebracht werden konnten. Ein Unglück ist weiter nicht ge- schehen.
Altensteig» 7. Okt. Der 35 Jahre alte ledige WirtSsohn Ehr. Großmann von Hesselbronn wurde am letzten Mittwach bei einer Treibjagd im Enzwald, nachdem er kurz zuvor einen starken Hirsch erlegt hatte, vom Herzschlag g ttoffen und starb alsbald.
Mengen, 9. Okt. Am Sonntag ereignete sich laut „Oberl." in dem benachbarten Blochingen ein schwerer Unglücksfall. Ein Schütze, welcher von einem Entenschießen zurückkam und in der Wirtschaft zur „Krone" daselbst einkehrte, hängte sein geladenes Gewehr in dem Wirtschaftslokal auf; eia daselbst anwesender Knecht nahm das Gewehr herunter und legte, in der Meinung, daSsele sei nicht geladen, auf einen de? Gäste, einen vor 14 Tagen vom Militär beurlaubten jungen Mann Namens Widmann von Plochingen an. Plötzlich entlud sich daS Gewehr und traf den jungen Mann so unglücklich, daß er sofort tot zusammenstürtzte.
Hechingen, 10. Okt. Heute morgen wurde die Schwester des KaiserburgwirtS Meiß burger, durch Ausströmen des GaseS erstickt tot in ihrem Bette aufgefunden. Ein Gaskocher, welcher unweit deS Bettes plaziert ist, war geöffnet und dadurch das Gas entströmt.
Pforzheim, 8. Okt. Von einem bedauerlichen Unglücksfall wurde die Familie des Ausläufers Sch. heimgesucht. Die Frau machte einen Ausgang und ließ das 2V-jähr. Mädchen allein zu Hause. Dieses stürzte in der Küche in ein Gefäß mit Wasser und ertrank.
Heidelberg, 7. Okt. Von den durch das Eisenbahnunglück Verwundeten haben 36 Schwerverletzte in der Universitätsklinik Aufnahme gefunden, während etwa ebensoviele Leichtverletzte vorübergehend dort behandelt wurden. In Privatbehandlung befinden sich etwa 10—15. Hilfe war schnell zur Stelle, namentlich waren zahlreiche Aerzte und die Sanitäiskolonne des Heidelberger Männer- hilfevereinS, sowie die Rudergesellschaften, Heidelberg, Eberbach, Sp her, die sich zur Zeit des Unfalls auf dem Neckar befanden in aufopfernder Weise um die Verwundeten bemüht. Die AufräumungSarbeiten waren kurz »ach Mitternacht beendigt. Die „Heidelberger Ztg." bringt erschütternde Berichte von Augenzeugen und erinnert an das schreckliche Unglück das sich im Jahre 1882 vor dem Hauptbahnhof ereignete. Damals betrug die Zahl der Toien 8, die der Schwer- verwundeten 44. Die Großherzogin richtete an die Oberin der chirurgischen Universitätsklinik ein BeileidStegramm, und der Großherzog verlangte noch in der Nacht die Liste der Verunglückten. In der Stadt Heidelberg herrschte große Aufregung und Bestürzung; mehrere Vereine haben die für Sonntag angekündigten Vergnügungen verlegt. Minister v. Brauer und Generaldirektor Eisenlohr sind noch in der Nacht in Heidelberg eingetroffrn und besichtigten morgens mit Oberbürgermeister WilkenS die Unglücksstätte.
Heidelberg, 9. Okt. Gestern mittag sind von den Verletzten noch weitere gestorben, so daß nunmehr bis gestern abend 7 Men, schenleben dem Unglück zum Opfer gefallen sind. Gestern mittag starb noch der Tüncher Wilhelm May r-Heidelbrrg. 36 Schwerverletzte befinden sich noch im akademischen Krankenhaus.
— Ein entsetzlicher Unglücksfall ereignete sich auf dem Hörder Verein. Der Arbeiter Guhr stürzte kopfüber in eine mit flüssigem Eisen gefüllte Ccquille und wurde gänzlich verbrannt.
Metz, 5. Okt. Hier werden augenblicklich mit einem neuen Schnellfeuergeschütz Versuche gemacht. Es sind zwölf Stück tragbare Maschinengewehre, die an die einzelnen Regimenter überwiesen worden sind; aus Kolmar und Schlettstadt sind einige Jäger- osfiziere und Mannschaften hier etngetroffen, um die Bedienungsmannschaften im kriegsmäßigen Gebrauch der neuen Waffe zu unterweisen. DaS Geschütz ist eine Art Kugelspritze mit Magazinladung und kann in der Minute 360 Schuß abgeben. Durch eine eigene Vorrichtung wird eine pendelartige Horizontalbewegung deS Rohres hervorgerufen, so daß die Kugeln eine große Breitenstreuung erhalten.
— Auf dem Hüttenwerke zu Rombach erstickten 3 Arbeiter beim Reinigen des GaS- kanals, da sie in denselben Hineinstiegen, ehe er entleert war.
— In der Asche versunken. In Affeln bei Dortmund läßt der Hörder Verein seine Schlacken, Asche rc. auf eine Halde stürzen. Als ein Arbeiter diese betrat, versank er vor den Augen seiner Mitarbeiter. Die ganze Halde glüht in ihrem Innern.
London, 10. Okt. Die „Times" melden aus Vredesort-Road vom 9. Oktober: Eine Division Kolonialtruppen und Truppen des Obersten Delisle kämpften 3 Tage lang vom 5. bis 7. Oktober mit Dewet und warfen
die Buren auS ihren Stellungen. Sie zersprengten das Kommando, welches, völlig demoralisiert die Flucht ergriff. Dewet hatte 5 Geschütze mit 1000 Mann zur Verfügung. Die Gefechte fanden angesichts der Berge von Vredefort state. Die britischen Verluste sind sehr unbedeutend.
Petersburg, 9. Okt. Im Kloster Nl- konderklener bei Pekow waren 5000 Pilger versammelt, die im Kloster übernachteten. In der Nacht brach der Boden deS zweiten Stocks mit der Last in den ersten Stock herab und in der Panik schrie ein Mann Feuer. Im Gedränge wurden 4 Männer und 36 Frauen totgedrückt und 20 Personen verletzt.
— Ein reicher Holländer, van Houten, bot dem Präsidenten Krüger sein Schloß in WeSp zum dauernden Wohnsitz an. Auch ein in Belgien ansässiger Holländer von Aumerie stellte dem alten Krüger sein Schloß in der Nähe Brüsses mit Wagen und Pferden zur Verfügung. Krüger ist ein reicher Mann, dem eS auf ein Schloß nicht ankommen wird, zumal er in den bescheidensten Verhältnissen zu leben gewöhnt ist.
Herb st Nachrichten.
Heilbronn, 10. Okt. Stadtkelter. Lese in vollem Gang bei ausgezeichnet warmem, trockenem Wetter, wodurch die Qualität immer mehr zunimmt. GewichtSgrade wurden ermittelt 85, 88, 90 nach Oechsle mit 10—15 Grad Säure. Vorrat groß. Käufer erwünscht. Käufe für Weiß wurden abgeschlossen zu 120, 125, 130 für Rot 150, 155, 160 Mark per 3 Hektoliter. Auskunft giebt dir Kelter-Inspektion FriedenS- stroße.
Heisenberg, 10. Ok». Lese hat begonnen, doch noch nicht allgemein. Ein Kauf am Stock zu 112 per Eimer.
Botenheim, 9. Okt. Menge schlägt vor. Verschiedene Käufe zu 90—100 Noch ist viel Vorrat von vorzüglicher Beschaffenheit. L-se fast beendigt.
Cleebronn, 9. Okt. Lese in vollem Gange. Quantität schlägt vor. Verkauf geht, da Qualität gut, lebhaft zu 100 pro 3 Hektoliter. Einzelne Käufe zu 98
Haberschlacht, Etat. Brockenheim, 9. Okt. Lese in vollem Gange. Güte bester als erwartet. Noch nichts verkauft. Käufer erwünscht.
Neipptrg, 9. Okt. Noch viel Vorrat; meist größere Reste, nur Rotwein, vorzügliche Qualität. Käufer willkommen.
Lausten a. N., 8. Okt. Preise pro 3 Hektoliter 100, 102, 105, 110, 115, 118, 120, 125, 130, 135, 140, 150 ^ Viele Käufe sind abgeschlossen worden mit 5, 10, 20 ^-6 über den Mittelpreis.
Böanigheim, 9. Okt. Lese in vollem Gang. Qualität recht gut. Quantität schlägt vor. Preise 90 und 95 ^ p r Eimer.
Mundelsheim, 9. Okt. Heute lebhafter V-rkauf von 125 — 135 ^ per 3 Hekt. rotes Mittelgewächs; KäSberger wird zu 175—185 gerne und rasch gekauft. Vieles ist verstellt.
Hohenstein, 8. Okt. Lese in vollem Gang. Qualität sehr gut. Verkäufe zu 125—130per Eimer. Käufer erwünscht.
Kirchheim a. N, 9. Okt. Käufe zu 120 pro 3 Hektoliter.
Marbach, 10. Okt. Lese begonnen. Feil 1500 Hekt.
Redaktion, Druck und Verlag von Brrnh. H ofmqnn in Wildbad.