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Die Unruhe« in China.
London, 5. Okt. (Zu Ehren Kettclers.) DaS Reutersche Bureau meldet aus Tientsin vom 1. d. M.: Aus authentischer chinesischer Quelle wird gemeldet, die Kaiserin entsandte die höchsten Beamten des Reichs mit dem Auftrag, alle notwendigen Anordnungen zu den höchsten Ehrerweisungen der Leiche Ket- telerS zu treffen. Ferner wurde von der Kaiserin bestimmt, daß in der Hauptstadt ein würdiger Tempel zum Gedächtnis des Ermordeten errichtet werde, und daß, wenn dir Leiche Tientsin und die chinesischen Hafenorte passiere, die Oberaufseher des Handelsverkehrs in Tientsin und die höchsten Beamten der Hafenplätze ihr die höchsten Ehren zu erweisen haben. General Tungfuhstang und alle an der Boxerbcwegung beteiligten Beamten sollen degradiert werden.
London, 5. Okt. (Graf Waldersee.) Das Reutersche Bureau meldet aus Peking vom 29. Sept.: Die hiesigen Truppenkom- mandanten bereiten einen offiziellen Empfang des Generalfeldmarschalls Grafen Walder- sec seitens der verschiedenen fremden Truppenkörper vor. Eine kombinierte Kavallerietruppe wird den Grafen Waldersee von Tung- tschan nach Peking geleiten.
Paris, 5. Okt. (Diplomatische Schritte wegen Bestrafung der Schuldigen.) In einer Besprechung des Telegramm« des deutschen Kaisers an den Kaiser von China weist der „TempS" auf die Art hin, wie und worin das Anerbieten der Trankopser behandelt wird; dieselbe habe etwas Heilsameres für China selbst, das um keinen Preis einbilden dürfe, die Straflosigkeit zu genießen und ungefährdet die Attentate des Sommers wieder be
ginnen zu können. Das Blatt fährt dann fort:
Die chinesischen Diplomaten sind vollendete Taktiker. (Heuchler und Schwindelhuber R.) Wir werden unserer ganzen Kraft und Aufmerksamkeit bedürfen. Die leichtest« Mißhelligkeit droht die schwersten Konsequenzen heraufzubeschwören. Von diesem Gesichtspunkte aus muß die Ueberstürzung bedauert werden, womit gewisse Kabinette Maßnahmen zur Räumung Pekings trafen, ohne sich um die Wirkung auf die Chinesen und die Absichten der übrigen Mächte zu kümmern. (Ein offenes, ehrliches Wort zur rechten Zeit. R.)
Washington, 5. Okt. Telegramm des Reuterschen Bureaus: Von dem Staatssekretär Hay wurde gestern dem deutschen Geschäftsträger, Frhrn. Speck von Sternburg, eine Note zugestellt, welche sich günstig über den Vorschlag Deutschlands, betreffend die Bestrafung der Chinesen ausspricht und erklärt, daß der amerikanische Gesandte in Peking Conger die Weisung erhalten habe, sich über die Namen jener Chinesen zu vergewissern, welche zu bestrafen seien und zu untersuchen, ob die Strafe, der die Chinesen unterliegen sollten, ausreichend sei und ob irgend welche Strafe auch tatsächlich erfolgt sei.
Washington, 5. Okt. Der erste Sekretär der französischen Botschaft, Thiebaut, überreichte gestern dem Staatssekretär Hay die schriftlich formulierten Vorschläge Frankreichs zur Beilegung der Schwierigkeiten in China. Diese Vorschläge, welche von Rußland unterstützt werden, find Mac Kinley nach Kanton im Staate Ohio übersandt worden. Mac Kinley kehrt am Montag nach Washington zurück.
Berlin, 5. Oki. Das Wolffsche Bureau meldet aus Newyork: Dem chinesischen Gesandten wurde mit Beziehung auf das der hiesigen Regierung mitgeteilte Strafedikl des Kaisers von China vom 25. Sept. eröffnet, daß eS Mac Kinley in hohem Grade bedauern müßte, wenn die allseitig als Haupträdelsführer be> trachteten Prinz Tuan, sowie Kangyi und Chaoschuchiao einer in vollem Maße exemplarischen Strafe entgehen sollten.
Washington, 5. Okt. Der vom Staatssekretär Hay heute dem deutschen Botschafter überreichten Note wird Bedeutung beigelegt, da sie beweist, daß zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten bezüglich des weiteren Vorgehens Einigkeit herrscht. Dieses Ergebnis ist erreicht worden durch mehrere Unterredungen des deutschen Geschäftsträgers mit Staatssekretär Hay. Die Wünsche Deutschlands, welche dahin gehen, das diplomatische Corps in Peking möge darüber wachen, daß die Bestrafung der Schuldigen auch wirklich erfolge, wurden ausführlich dem Präsidenten Mac Kinley mitgeteilt, welcher denselben rückhaltslos zustimmte. Hay setzte heute noch eine 3. Note auf, welche telegraphisch nach Berlin übermittelt wurde. Man hofft, daß dieselbe einen günstigen Eindruck machen Und ein neues Band zwischen den beiden Regierungen knüpfen werde.
London, 5 Okt. „Daily News" schreiben : Im Namen der Menschlichkeit, und im Namen des einigen Vorgehens der Zivilisation hoffen wir, daß die Mächte mannhaft dem ohne Hintergedanken gemachten Vorschlag des deutschen Kaisers auch gerecht werden. Wenn nicht ohne Verzögerung auf den von Deutschland vorgezeichncten Wege vorgegangen wird, würden die schuldigen