ist morgens eingetroffen und wird sich nach einem Besuch Waldersees nach Taku begeben, um Admiral C-ymour einen Besuch abzu- ftatien. Nach seiner Rückkehr wird eine Kon. ferenz der Befchlshaber der Verbündeten ab» gehalten. Gestern abend wurde von den Deutschen zu Ehren Waldersees ein Fackel­zug und Zapfenstreich veranstaltet.

Einer Meldung derCentral News" aus Schanghai zufolge wird aus amtlicher chinesischer Quelle über die Flucht der Kai­serin aus Peking folgendes gemeldet:

Die Kaiserin war von chinesischen Be­amten, die täglich Siege der chinesischen Trup­pen meldeten, beständig getäuscht worden, sie blieb darum im Palast, bis die verbündeten Truppen tatsächlich in Peking einzogen. Dann verließ sie zusammen m>l dem Kaiser am frühen Morgen peS 15. August eiligst Peking. Die Kaiserin und der Kaiser waren verkleidet und trugen einfache Baumwollen, kleidung und reisten in einem gewöhnlichen chinesischen Karren. Sie hatten wenig Be­gleitung und ertrugen viele Beschwerden. Drei Tage lang mußten sie Hirse essen und in gewöhnlichen Gasthöfen auf Ziegelstein­betten schlafen.

Berlin, 30. Sept. Das Wolffsche Bu­reau meldet auS Schanghai vom 29. Sept.; Hir ist ein kaiserliches Edikt, datiert aus Taijucnfu vom 25. Sept., veröffentlicht wor­den, welches mit vielen Umschweifen besagt: Der Thron ist an der Lage unschuldig. Diese wurde vielmehr dadurch hervorgerufen, daß Prinzen wie Großwürdrnträger die Boxer begünstigt hatten. Jene müssen daher be­straft werden. Unter den Schuldigen werden die Prinzen ersten Ranges Chuang-Tsai- Hsuen nnd Tpo-Ching aufgeführt und ihres Ranges und ihrer Aemter für verlustig er­klärt. Der Prinz zweiten Ranges, Tuan soll ebenfalls alle Aemter und Gehälter ver­lieren und dem Hofgerichte zur strengen Be­strafung überwiesen werden; ferner sollen der Herzog zweiten Ranges Tsailan und der Vizepräsident des ZensoratS Aingmin bestraft werden. Für den assistierenden Großsekretär und Präsidenten des Justizministeriums Char- schuchiao sollen das Zensorat und die Mi­nister eine Strafe als Warnung Vorschlägen.

Rundschau.

Stuttgart, 28. Sept. Das Königspaar wie die Minister wohnten dem heutigen land­wirtschaftlichen Hauptfest bei. Das Königs- paar wurde stürmisch begrüßt.

Stuttgart, 29. Sept. Bankier Karl Schmoller, der in letzter Zeit sich in Zahl­ungsschwierigkeiten befand, verschwand vor­gestern unter Hinterlassung eines Briefes, wonach er Selbstmord begehen werde. In­folge des Vorgehens mehrer Depotgläubiger wurde über das Vermögen SchmollerS gestern der Konkurs verhängt. Inzwischen lief die Nachricht ein, daß die Leiche Schmollers bei Vaihingen auf den Fildern gefunden wurde.

Stuttgart, 30. Sept. Dank der be­ständigen Witterung der letzten Tage hat der Besuch des VolSfestes gestern und heute die

Geislingen, 30. Sept. Als der erst kürz­lich zum hiesigen Kaminfrgermeister ernante, seit nur einigen Monaten verheiratete Wink­ler die Steige zwischen Amstecten und Geis­lingen herabging, wich er einem ihm entge­genkommenden Zuge auS, wurde aber in demselben Augenblick von einem auf dem anderen Geleise herankommenden Zug erfass und schrecklich verstümmelt. Winkler war sofort tot.

1000 Mark Geldstrafe oder 100 Tage Gefängnis, diese gesalzene Rechnung machte das Schöffengericht Karlsruhe einem Baron, der sich als anonymer Briesschretder entpuppte. Wegen schwerer verleumderischer Beleidigung dcS Architekten Hugo Slevogt, begangen durch anonyme Briefe, wurde der Baron Karl Heinrich von Lindenau zu Karls­ruhe in die gemeldete Strafe verfällt.

Als die Ehefrau des Malermeisters Herrmann in Schenkcnzell bei Wolfach vom Felde heimkehrtc, fand sie eines ihrer drei Kinder, die sie allein zu Hause gelaffen hatte, ein 3 Jahre altes Mädchen, tot auf dem Boden liegen. Die beiden andern Gcschwist-r konnten nichts weiter sagen, als daß das Schwesterchen auf einmal umgefallen sei und nichts mehr gesprochen habe. ES war dem Kind ein Apfelschnitz im Halse stecken ge­blieben, an dem eS erstickte.

Frankfurt a. M., 27. Scpt. Eine eigen­artige Ltebesgabe für die ostastatischen Trup­pen hat, wie dasFranks. Journ." mitteilt, die Firma Max Fränkel u. Runge dem Verein zum Roten Kreuz zur Verfügung gestellt, nämlich 5000 Tintenfläschchen mit RungeS Tinte und 10 000 Ansichtskarten, deren Bilder auf den Chtnakrieg Bezug haben. Der Verein zum Roten Kreuz hat das An­gebot angenommen; die Tintenfläschen und die Karten werden dieser Tage nach China abgehen.

München, 26. Sept. Ein Opfer seines Berufes wurde, wie dieAllg. Ztg." meldet, Dr. Mich. Nolhaft, ein in weiten Kreisen hier hochgeschätzter Arzt. Er behandelte eine Base, die sehr schwer an Typhus erkrankt war, und infizierte sich selbst. ES trat Ge­hirntyphus ein, und nach einer Krankheit von nnr 3 Tagen war er eine Leiche. Er erreichte rin Alter von nur 38 Jahren.

Trotz der Kohlennot sind aus Deutsch­land in den letzten 8 Monaten 1 215 000 Tonnen Kohlen mehr ausgesührt worden, als in der gleichen Zeit des Vorjahrs. Die Einfuhr ausländischer Kohlen sank dagegen um 195 900 Tonnen. DaS ist deS Rätsels Lösung. Da helfen nur höhere Ausfuhr­tarife und billigere Einfuhrpreise aus den deutschen Eisenbahnen.

Berlin, 21. Sept. Eine seltsame Pfänd­ung nahm dieser Tage ein Gerichtsvollzieher vor. Wie ein hiesiges Blatt meldet, Pfändete er im Humboldtheim auf Grund einer of­fenen Anweisung einen prächtigen Kinder­wagen mit Musik, während dieser das Lied Schlaf, Kindchen, schlaf", spielte. DaS Kindermädchen mußte das Kind aus dem Wagen nehmen und der Beamte durchsuchte

sumvereinS in Leipzig-Plagwitz. In diesem Geschäfts-Berichte wird hervorgehoben, daß infolge deS Preisstandes des Mehls" die Bäckerei besonders günstig gearbeitrt habe, indem sic bei einem Reingewinn:, von über 266 000 ihr Anlage-Kapital mit fast 20 v. H. verzinst habe. Mit andern Worten heißt das: An der Höhe der Brotpreisr sind nicht die Mehlpreise, auch nicht die Ge- treidcpreise, sondern ist der Geschäftsgewinn des sozialdemokratischen Konsumvereins schuld. Wenn also die Genossen in und um Leipzig verhältnismäßig teures Brot hatten, so haben sie das nicht den bösen Agrariern, sondern ihren den Konsumverein und die Bäckerei leitenden Genossen zu verdanken.

Hamburg, 28. Sept. DieHamburger Börsenhalle" meldet: Seit zwölf Uhr wütet in der Hafenstraße ein gewaltiges Feuer. Die Häuser und Holzlager von Pflug! und die Speicher TietgenS und Robertson sind total ausgebrannt. DaS Feuer ist auf die Vorderhäuser übersprungen die in Hellen Flammen stehen. Der Wind weht von der Elbe gegen die Stadt zu. Um 4'I, Uhr brachte die Feuerwehr den Brand zum Stehen.

Laurenzo Marquez, 1. Okt. In Ko- matipoort fand eine furchtbare Explosion statt, während die Engländer die von den Buren im Stich gelassene Munition vernichteten. 20 Gardonhochländer wurden getötet.

Pretoria, I. Okt. Reutermeldung. Gaden- Powell übernimmt morgen das Kommando der Polizritruppen für Transvaal und den Oranjefreistaat. Es ist eine Polizeitruppe von 12 000 Mann vorgeschlagen.

Ein Kleinbahn-Idyll. Einen köst­lichen Beitrag 'zur Kleinbahnpoeste lieferte dieser Tage ein Zug der Berka-Blankeuhainer Eisenbahn. Als der aus etwa 14 Wagen bestehende Persooenzug, der mit 2 Maschinen bespannt war, die Haltestelle Legcfeld passiert hatte und eine ziemlich bedeutende Steigung hinter Holzdorf überwinden wollte, versagte die Kraft der Maschine. Die Passagiere, unter denen sich 300 von einem Ausflug zurückkehrende Turner aus Weimar befanden, stiegen aus und versuchten unter allgemeinem Halloh und Gelächter, den Zug zu schieben. Sie sahen jedoch bald die Erfolglosigkeit ihres Bemühens ein. Dem Zugpersonal blieb nun nichts weiter übrig, als den Zug zu teilen und jede Hälfte einzeln an den Bestimmungs­ort zu bringen. Die Passagiere der zweiten Zughälfte machten es sich bis zur Rückkehr der Lokomotive an der Bahnböschung bequem. Bald war ein großartiger Skat arrangiert, wozu eine Anzahl Radfahrer-Laternen, da inzwischen die Dunkelheit cingetreten war, die nötige Beleuchtung lieferte. Nach etwa einstündigem Harren konnten auch die Nach­zügler der Heimat zueilen.

Spitzbubenhumor. Der Kaufmann K. in Teuchern hatte in seinem Garten die Zweige eines Obstbaumes gestützt, da die Menge der Früchte die schwachen Neste zu brechen drohte. Eines Morgens fand er den Baum seiner Früchte beraubt und am Baume einen Zettel hängend, worauf stand: Keene Angst, bricht nicht" In der That, die Gefahr war jetzt gänzlich beseitigt.

(Lehrer): ,Na, wer kann mir sagen, warum man annrhmen kann, daß die Wüste Sahara früher ein Meer war?" Ein Schüler:Ichweißes." Lehrer:Nun, sag' es I" Schüler:Weil die Neger noch mit Schwtmmhosen herumlaufen."

gehegten Erwartungen bei weitem übertroffen und die Wirte und Budenbesitzer dürften Grund haben mit ihren Einnahmen zufrieden zu sein. Die vollbesetzten Züge zeigten, daß der Zudrang aus dem Lande gestern und heute uoch ein sehr großer war,

Canustatt, 28. Sept. Das Volksfest war infolge der guten Ernte stark besucht.

diesen, wobei er aus einer Geheimtasche für etwa 1200 ^ Wertpapiere an das Tages­licht brachte. Nun gab er den Kinderwagen wieder frei, weil durch den Fund die Schuld hinreichend gedeckt war.

Einen interessanten Beitrag zur Frage. Wer sind die Brotverteurer? liefert der Ge­schäfts-Bericht deS sozialdemokratischen Kon-