geglaubt die Liebr, die Gott zu uns hat. Gott ist die Liebe und wer in der Liebe bleibet, der bleibet in Gott und Gott in ihm" bestimmt worden.
Eßlingen, 25. Sept. Sehr geschickt operierte hier ein Küfer mit einem Faß, welcb's er aueputzen sollte. Er warf 1 Liter Weingeist hinein und verschloß die Spund-- löch r. Natürlich gab es beim Entzünden des Spiritus eine Explosion und der Küfer, welchem die Faßdauben um die Ohren flogen, kann von Glück sagen, daß er nicht schwer verletzt wurde.
Eßlingen, 26. Sept. Bei der neuen Lokomotivwerkstätte werden außer den im Bau befindlichen Arbeitergebäuden rc. im Laufe des Spätjahrs noch Werkführerztmmer, Wasch- und Umkleideräume für die Arbeiter erstellt.
Eßlingen, 26. Sept. Im Stalle des Wäger in Sulzgries kam ein Kalb zur Welt, welches die Gestalt eines Hundes hatte mit einem Wolfsrachen. Es hatte aufgeworfene Lippen und nur ein Auge. Das Tier lebte nur kurze Zeit.
NeuenÄirg, 26. Sept. Zwei junge Leute von Bufelsderg waren aus dem Heimweg von Oberkollbach begriffen, plötzlich wurden sic von sechs Burschen von Oberkollbach angefallen und derart mit Messern und Prügeln zugerichtet, daß sic in Lebensgefahr schweben. Heute wurden die Raufbolde hier hinter Schloß und Riegel gebracht.
Zwiefalten, 26. Sepi. Gestern in später Abendstunde hantierte hier ein Bursche von Mösstngeu noch mit einem Gewehr, trotzdem er von seinem Kameraden gewarnt wurde. Plötzlich krachte ein Schuß und traf den 17jährigen Franz Treß von Gundelfingen, Sohn des dortigen Schultheißen, mitten in die Brust. Dem Schwerverletzten konnte die Kugel bis gestern Nacht noch nicht entfernt werden.
Rottweil, 28. Sepi. Das Verfahren gegen den Frhrn. v. Münch von Hohen» mühringen wegen versuchten Totschlags wurde nach Beschluß der Strafkammer d?s K. Landgerichts hier wieder aufgehoben und derselbe außer Verfolgung gesetzt, v. Münch wurde der Irrenanstalt Rottenmünster überwiesen.
Ebingen, 26. Sept. Der erste Gewinn der Ebinger Fohlcnweidelotterie fiel dem Tri- kotweber Blickle in Thaifingen, der dritte mit 500 dem Ehr. Kammer in Endinge» zu. — Als seltene Merkwürdigkeit ist mitzuteilen, daß in Lalz auf dem Felde der Gebrüder Frank ein Kartoffelstock ousgehoben wurde, der 5 Stück Kartoffeln enthielt, von welcher keine unter 3 Pfund wog. Zwei dieser Kartoffeln wogen sogar nur einige Gramm weniger als 4 Pfund.
— Sechstausend Mundharmonika-Instrumente für China, das ist das neueste vom Kriegsschauplatz. Der Schwarzw. Bote berichtet aus Trosstngen, daß die dortige Firma Math. Hohner dem ReichSmarineamt 6000 Mundharmoniken als Liebesgabe für die deutsche Chinaexpedition zur Verfügung stellte. Die sonderbare Gabe ist angenommen und bereits nach Bremen abgegangen. Die Instrumente haben auf dem Deckel eine patriotische Widmung und die Bilder des Kaisers und des Grafen Waldersees. Hoffentlich wirken die Schalmeien von Trosstngen sänftiglicher auf unsere Krieger als die Jerichoposaunen auf die Scharen des Feldmar- schalls Josua.
Brötzingen, 27. Sept. Der Laternenanzünder K. Coblenzer in Brötzingen überfiel seinen Kollegen, den schon bejahrten Bauer (nebenbei noch Hllfswaldhüter) auf dem Stege, als beide die Laterne» auslöschten und schlug ihn derart mit einem Prügel, daß der alte Mann schwer verl-tzt vom Platze getr>gen werden mußte, Coblenzer hatte auf Bau-r schon längere Zeit einen Groll, da letzterer in seiner Eigenschaft als Waldhüter Koblenzer öfters wegen Waldfrevel zur Anzeige brachte. Der Unhold wurde ins AmtSge- richtSgefängniS in Pforzheim eingeliefert.
Pforzheim, 27. Sept. Der 33 Jahre alte verheiratete Mühlenbcsitzer Karl Eckerle in Jpiingen wurde gestern verhast-t unter dem Verdacht, den Mord an der Pauline Bubser verübt zu haben. (Die 42 Jahre alte unverheiratete P. B. wurde am Sonntag vormittag im Mühlkanal tot aufgefun- den)
Berlin, 26. Sept. Die „Nordd. Akg. Zig." schreibt: Auf den deutschen Geschäftsträger tn Guatemala, v. Eyb, war in der Nacht zum 16 September ein Angriff verübt worden. Als er im Wagen nach seiner vor der Stadt gelegenen Villa zurückkchrte, wurde er von zwei völlig vermummten Individuen überfallen. Bei dem Kugelwechsel blieb Eyb unverletzt, während der eine von den Angreifern von ihm durch den Arm geschossen wurde. Wie sich herausstellte, gehörten die Angreifer der Geheimpolzei an. Der Geschäftsträger stellte folgende Forderungen : Absetzung des Geheimpolizelchefs, Absetzung und Bestrafung der Uebelthäter, Stellung einer berittenen Schutzwache. Die dortige Regierung erfüllte diese Forderung alsbald; der Präsident der Republik und der Minister deS Auswärtigen sprachen offiziell und schriftlich in besonders warmen Ausdrücken ihr tiefstes Bedauern über das Attentat aus.
— Einer internationalen Falschmünzerbande scheint man in Köln auf die Spur gekommen zu sein. 'Die dortige Polizei verhaftete eine Falschmünzergesellschaft, die dort große Mengen falschen Geldes verfertigte und in anderen größeren Städten, speziell tn Aachen, in Umsatz brachte. Die Aachener Polizei fand die nach Köln führende Spur und verständigte die Kölner Polizei. Es gelang, fast sämtliche meist aus Aachen stammende Mitglieder der Falschmünzer-Gesellschaft in einer Wirtschaft zu verhaften. Zahlreiche Falsifikate wurden im Besitz der Verhafteten vorgefunden. Man glaubt, daß man es mit einem Teil einer internationalen Falschmünzerbande zu thun habe.
London, 28. Sept. Wie ein Telegramm aus Pretoria vom 27. meldet, haben die Engländer Hrilbron, Lindlcy und Reitz wieder besetzt. Eine Abteilung der Buren hat Pinnarstation angegriffen, wurde aber zurückgeschlagen.
Pretoria, 28. Sept. Wie gemeldet wird, rüsten sich die Eingeborenen in den Distrikten Zoutpansberg und Petersburg, um den Buren beim Vorrücken in diese Gebiete Widerstand zu leisten.
— Ein Drama. Die Frau des Bahnwärters JanneS in Lüttich hatte eben den Bahnübergang geschlossen, als sie mitten auf den Schienen ihren kleinen Jungen von drei Jahren bemerkte. In einer Entfernung von 100 Metern brauste der Zug heran. Die entschlossene Mutter stürzte auf das Kind zu
und zu gleicher Zeit von der anderen Seite der Vater. Eine Sekunde später hingen blutige Fetzen an der Lokomotive, während Gehirn und Blut die Bahn weithin befleckten. Als der Zug hielt, konnte man nur den Tod der unglücklichen Familie feststellen. D'r Vaier der Frau, der Zeuge der fürchterlichen Scene war, hatte vor Schreck den Verstand verloren. Herzzerreißend war der Schreck der beiden zurückbleibenden Kinder, von denen eines, ein Knabe von zehn Jahren, dem Vorfall ebenfalls zug-fehen hatte.
— Der vergrabene Schatz. Aus Athen wird berichtet: Beim Legen von Wasser- leitungSiöhren stießen Arbeiter in der Erde auf ein Blechgefäß, das eine ziemlich bedeutende Anzahl von englischen und französischen Goldstücken enthielt, die im ganzen etwa einen Wert von 35 000 Drachmen repräsentierten. Der bei dieser Auffindung dieses Schatzes anwesende Hausbesitzer stürzte sich auf das Gefäß und füllte seine Taschen mit Gold. Seinem Beispiel folgten die Arbeiter und eS entspann sich ein erbitterter Kampf um die einzelnen Goldstücke, bis die Polizei der aufgeregten Scene ein Ende mochte. Sehr wahrscheinlich rührt die hier gefundene Summe von einer Räuberbande her, die im Jahre 1852 einen reichen Vtehändler beraubt und ermordet, ihren Raub aber an dieser Stelle tn der Erde verscharrt Halle. Die Mitglieder der Bande wurden enthauptet und nahmen ihr Geheimnis über den Verbleib ihres Raubes mit ins Grab.
— Ein drolliges Mauövergeschichtchcn wird aus Seesen im Harz berichtet. Dort kam ei» auf der Masch wohnendes, altes Mütterchen früh Morgens an dem Fahnen- postrn vorüber und las auf der Achselklappe deS Soldaten Nr. 77. Abends führte sie ihr Weg nochmals an derselben Stelle vorüber und als sie wieder auf der Achselklappe deS Postens Nr. 77 laS, glaubte sie nicht anders, als daß ein und derselbe Soldat den ganzen Tag über dort gestanden hätte. Sie wurde von tiefem Miileid erfaßt und wollte dem Manne wenigstens eine kleine Erleichterung verschaffen. Eiligst machte sie sich auf den Weg nach Hause und kam bald darauf mit einem — Stuhl wieder. Nunmehr sprach sie den Posten folgendermaßen an: „So, fetten Sei stk up dev Stau!, Sei armes Minsche, so den ganzen Tag awer up den sülvsten Fleck stahen tau möten, dat iS ja unminschlich. Sei könnt Ehr Geschäft vk tn Setten betrieben. Den Staul Haie ek weddcr taurück I" Sprach« und verschwand in dem Bewußtsein, eine gute That vollracht zu haben.
— Theorie und Praxis sind zweierlei. Die Buchdruckerei der sozialdemokratischen Leipziger Volkszeitung hat zwei Setzmaschinen eingestellt. Sie teilt dies an der Spitze der Leipziger Angelegenheiten den Lesern mit. In einer sozialdemokratischen süddeutschen Druckerei ist dasselbe der Fall gewesen. Die Einstellung der Setzmaschinen ist ja an und für sich gleichgiltig. Aber bekanntlich hatten die sozialdemokratischen Setzer sich auf das schärfste gegen die Setzmaschinen ausgesprochen, weil diese so viele Setzer außer Brot bringen würden.
.-. (Ausdem Exerzierplatz) Sergeant: „Meier, Ihre Griffe sind schon ganz gut. aber ihr Parademarsch ist mißerabel! Mit den Armen sind Sie schon Soldat, mit den Beinen noch Zivilist."