herunter. Dir Zufuhr betrug gegen 500 Säcke, doch mußlen einige Wagen, ohne Ab­nahme zu finden, abziehen. Am Abend war der Rest noch billig zu haben.

Herrenalb, 16. Sept. Unsere Kurkapelle unter Leitung des Kapellmeisters Gumpert hat sich gestern in einem letzten Konzert von den hiesigen Kurgästen und Einwohnern ver­abschiedet. Der sehr zahlreiche Besuch dieser letzten in der Reihe der diesjährigen musika­lischen Aufführungen war gewiß ein Grad­messer dafür, wie sehr sich die tüchtige Musiker­schar in der kurzen Z-it die volle Gunst des Publikums erworben hat und wie ungern man sie scheiden sicht. W>e wir erfahren, ist sie bereits für die kommende Saison von der Badverwaltung gewonnen und wird ihre Thätigkeit dann in teilweiser Verstärkung wieder aufnehmen.

Tübingen, 15. Sept. Dieser Tage er- eignete sich in Rübgarten hiesigen Oberamts rin Unglücksfall, welcher von schlimmeren Folgen hätte begleitet sein können, als dies ohnehin schon der Fall war. Am Tage war Wäsche in der Küche. Als die Hausfrau sich dorthin begab, um der Milchsrau die Milch abzunehmen, brach plötzlich der Fuß­boden durch und beide Frauen stürzten kopf­über in den unteren Raum, auf sie die noch mit heißer Waschbrühe angefüllten Zuber. Außer einigen sonstigen Verletzungen wurden beide Frauen furchtbar verbrüht. Dieselben wurden hieher in die chirurgische Klinik ein- gliefert.

Bleichstetten, 12. Sept. Ein frecher Schwindler trieb lautGeneralanzeiger" in den letzten Tagen in der hiesigen Gegend sein Unwesen. Bald als Ingenieur, bald als FeuervtrsicherungSinspekior sich auSgebend, hielt er sich in den letzten Tagen namentlich hier und in Würtingen auf. In letztge­nannter Eigenschaft führte er sich bei dem hiesigen Agenten der Gladbacher Feuerver­sicherungs-Gesellschaft, dem Darlehenskossen- rechner Nau, ein, revidierte dessen Kaffe und Bücher und stellte eine Bescheinigung über die staltgehabte Revision aus. Am Sams­tag begab sich der Schwindler wieder in daS Haus des Rechners Nau, woselbst er nur ein kleines Mädchen anlraf. Unter dem Vorgeben, Nau habe falsch unterschrieben, schickte er das Kind in dieRose" mit einem Brief. Die Abwesenheit des Mädchens be­nützte der Schwindler dazu, die Kommode zu erbrechen und das vorhandene Bargeld im Betrog von 137 ^ an sich zu nehmen, worauf er die Flucht ergriff und sich über Würtingen und Eningen nach Reutlingen begab. Der Bursche wurde als ein früherer Unteroffizier Dreiß erkannt, der vor 2 Jahren in Bleichstetten tm Quartier gewesen sein soll.

Ebingen, 14. Sept. H-Ute Nacht zwischen 1 und 2 Uhr ist hier ein frecher Einbruchs­diebstahl tm Güterschuppen verübt worden. Die Diebe nahmen einen großen Reisekoffer und schleppten ihn in die Nähe deS Fried­hofs. Dort öffneten sie ihn mit einem Pickel und streuten den Inhalt Stoffmuster rc-, da sie ihn für wertlos hielten, auf einem Acker herum. Der Korb gehört einem Reisenden. Von den Thlätern hat man keine Spur.

Geislingen, 14. Sept. (Der Hauptge­winn) der Lotterie zum Bau der Etisabelh- kuche in Stuttgart in Höhe von 20 000 fiel hierher und zwar ist der glückliche Ge­

winner der verheiratete Drehbankpolierer Casp. Schmid, in der Württ. Metallwaren-Fabrik beschäftigt.

München, 16. S'pt. Prinz Heinrich von Hessen ist heute vormittag nach längerem Lei­den gestorben.

Freiburg, 14. Sept. (Ueberfahren.) Auf der Strecke Freidurg-Denzlingen wurden heute vormittag von einem Zuge zwei Straßen- arbeiter (Italiener) überfahren. Beide waren sofort tot.

Ein standhaftes Kind. In der Ge­meinde Lindelbach bei Wertheim fiel dieser Tage ein 11 jähriges Mädchen von einem Zwetschgenbaum in einen Zaunpfahl, welch letzterer dem Kind in den Leib drang. DaS Mädchen arbeitete sich allein aus dem Pfahl heraus, schleppte sich trotz der schweren Ver­letzungen nach Hause, woselbst es auch aus Furcht vor Strafe den Unfall verschwieg und sich ruhig zu Bett begab. Später fanden die Eltern das Kind im Blute. Ein herbei- gerusener Arzt legte einen Notverband an und ordnete die Ueberführung des unglück­lichen Kindes ins Spital an. Trotzdem man dorten die Därme und den Unterleib zufammennähen mußte, hofft man das Mäd­chen am Leben zu erhalten.

London, 14. Sept. Lord Roberts er­ließ nachstehende Proklamation: Präsident Krüger überschritt die portugiesische Grenze und verzichtete formell auf die Präsident­schaft. Sein Verlassen der Burensache sollte den BurgherS klar machen, daß es nutzlos ist, den Kampf noch länger sortznsetzen. Es ist ihnen wahrscheinlich unbekannt, daß 15000 ihrer Landsleute Kriegsgefangene sind und dqß nicht einer derselben befreit wird, so lange nicht diejenigen, die noch Waffen tragen, sich bedingungslos unterwerfen. Die Buren müssen bedenken, daß von keiner großen Macht eine Intervention kommen kan». Groß­britannien ist entschlossen, den von den bis­herigen Regierungen der beiden Republiken erklärten Krieg zu Ende zu führen. Von kleinen Gebieten abgesehen, die von der Armee Bothaö besitzt sind, ist der Krieg in unregel­mäßige und unverantwortliche Operationen ausgeartet. Ich würde meine Pflicht ver­letzen, wenn ich verjäumte, jedes Mittel an­zuwenden, um einer solchen unregelmäßigen Kriegsführung ein Ende zu machen. Die Mittel, welche ich onzuwenden gezwungen bin, sind diejenigen, die durch den Kriegs­gebrauch vorgeschrieben sind. Sie sind ver­derblich für das Land und häufen lediglich Leid auf die Buren. Um dem Guerillakrieg ein Ende zu machen, müssen sie mit aller Strenge durchgeführt werden.

Bloemfontein, 17. Sept. (Reutermeld- ung) General Macbonald fing zwischen Winburg und dem Veeifluß 700800 Bu­ren mit 3 Geschützen, ferner 33 Wagen, 270 Zugochsen. 65 000 Patronen und eine große Menge Vorräte ab. Die Buren steck­ten 3 andere Wagen in Brand, um deren Wegnahme zu verhindern.

(Ein letzter Hilscruf der Buren I) Von der aus den Herren F'lcher, Wessels und WolmaranS bestehenden Sondergesandt­schaft der beiden südafrikanischen Republiken geht aus Amsterdam der folgende Aufruf mit der Bitte um Veröffentlichung zu:

Der den südafrikanischen Republiken aufgezwungene Krieg, der Krieg, den die Republiken auf alle mögliche Weise auch

durch angebotenes Schiedsgericht zu vermeiden versuchten, dauert fort. Unter Schändung aller Rechte und gegen olle zivilisierte Kriegs­gebräuche folgt eine Proklamation der andern auf dem Fuß, Großbritannien erklärt durch das Wort seines ersten Ministers, keine Ge­bietserweiterung zu beabsichtigen eitle Worte, die gesprochen wurden, umgebrochen zu werden, auch die Annexion der süd­afrikanischen Republik ist proklamiert worden. Zur Unterwerfung wird und kann sie nicht führen, ebenso wenig wie dies vor Monaten der Fall mit dem Dranje-Freistaat war; das mächtige Großbritanten weiß eS aus Erfahr­ung, dies ist ja auch vorerst nicht der Zweck, die Proklamation wurde erlassen, um den Krieg auf unmenschliche Art und Weise fort­zusetzen , allen Prinzipien des Völkerrechts zum Hohn; die britischen Befehlshaber wünschen die bereits schon so zusammenge­schmolzene Bevölkerung der südafrikanischen Republik, die zuerst als kriegführende Partei anerkannt worden war, jetzt als Rebellen behandeln zu können, sie zu verfolgen, bis daß die ermatteten Streiter erschöpft zu Boden sinken. Dies ist der eigentliche Zweck der Proklamation, aber mit GotleS Hilfe wird dies nicht erreicht werden, die Bürger der Republiken werden den Kampf fortsctzen, >o lange noch ein Funke von Kraft in ihnen bleibt. Haben sie sich der Erhaltung ihrer Freiheit ihres Vaterlandes nicht würdig ge­zeigt? Wird die Welt eS zulassen, daß sie niedergehauen werden? Den formell durch die Mächte anerkannten Prinzipien, Blut­vergießen und die Greuel eines Krieges zu vermeiden, ist vor nicht zu langer Zeit ge­huldigt worden, bis zum heutigen Tag sind aber die Mächte im südafrikanischen Krieg nicht dazwischen getreten. Wie schmerzlich auch dies Verhalten für unser Volk gewesen sein mag, es war vielleicht begreiflich, so lang eS sich um einen regelrechten Krieg handelte. Aber wird denn daS Wort zu einer Friedensvermittlung nicht mehr ge­sprochen, auch jetzt nicht, wo Großbritannien durch seine theoretische Annexion jedes Prin­zip mit Füßen tritt, um sich auf diese Weise de» Weg zu bahnen zur Ausübung von Ge­walt und wenn möglich zur völligen Aus­rottung ein-s freien Volkes? So wenden wir uns denn jm Namen der Gerechtigkeit, tm Namen der Menschlichkeit an alle Völker, deren Herz für unS schlägt, unserem Volke noch in dieser Stunde beizustehen, unser Vaterland zu retten, und wir vertrauen zu Gott, daß unsere Stimme nicht ungehört verhallen wird. Die Sondergesandtschaft der südafrikanischen Republiken: Fischer, Wessels, WolmaranS."

Aus Amerika, 13. Sept. Ein Tele­gramm aus Galveston giebt die Zahl der Toten auf 10 000, der Obdachlos'« auf l5 000 an. Glücklicherweise ist ein unbe- schädigteS HaupNvasserrohr entdeckt worden; dies wird die leidende Bevölkerung wenigstens vor Wassermangel bewahren» der sehr be­fürchtet wurde.

Das Verschwinden eines 15jährigen Mädchens in AvadSzalok (Ungarn) verur­sachte Gerüchte über einenRitualmord". An der Wohnung des Mädchenhändlcrö Moses Bruell, den die Gendarmerie ver­haftete, wurden Fenster und Thüren demo­liert. Die inzwischen aufgefundene Leiche des Mädchens läßt einen Lustmord vermuten.

Redaktion, Druck und Berlag von Ber » h. Hofmannin Wildhad.