Umkreises von 5 km von der AbfertlgungS- stellc wohnt, so müssen die Wagen, welche bis 9 Uhr morgens bereit gestellt und bei angekommenen Sendungen dem Empfänger so angemeldet worden sind, daß die Entlade­frist spätestens um 9 Uhr vormittags beginnt, noch innerhalb der GeschäftSstunden des laufen­den TageS de- und entladen werden. 2) In allen anderen Fällen beträgt die Be- und Entladefrist 24 Stunden.

Stuttgart, 10. Sepl. Gestern früh wurde in einem 2'/, Meter tiefen Wasserablauf' schacht ein neugeborenes Kind noch lebend aufgefunden. Die unnatürliche Mutter, welche daS Kind hier aussetzte und noch mehrere große Steine nach ihm warf, von denen einer das arme Wesen verletzte, ist in der Person einer 27jährigen Fabrikarbeiterin aus Schramberg ermittelt und verhaftet worden.

Plochingen, 11. Scpi. Heute nachmittag wurde aus dem hies. Lahnhof der Loko­motivheizer Kocher von einem Zug überfahren und war sofort tot.

Mergentheim, 12. Sept. Beim Futtcr- schnetden verunglückte vorgestern abend aus gräßliche Weise der 23jährige Schweizer des z. Z abwesenden Domänepächters Zeiner, (Zeiner ist gegenwätig zur Kur in Wildbad), indem ihm die Maschine die Hand und den größten Teil des Vorderarmes abschnitt. Dem Verunglückten mußte der Rest des Vorderarms im hiesigen Bezirkskrankenhaus vollends amputiert werden.

Neuenbürg, 10. Sept. Gestern wurde in der hiesigen Stadtkirche das Bezirksmis» stonSfest abgehalten, bei dem Pfarrer Siegel von Schömberg predigte, Missionar Wirth von Kirchheim u. Teck über Labrador und Stadt­vikar Fleck von hier über China sprachen. Am Samstag abend hielt der Burenin­valide Butz, ein Württemberger, in Pfrom- mers Bierhalle einen Vortrag über seinen 5jährigen Aufenthalt ln Transvaal und den Anfang des Burerkriegs bis zur Schlacht von ElandSlaagte, wo Butz durch einen Gra­natsplitter verwundet wurde. In Gräfen- hausen wird sür jedes etngelieserte Wespen­nest 25 von der Gemeindepflege bezahlt.

Nagold, 12. Sept. Gestern nachmittag ertrank das 2'/»jährige Söhnlein des Ochsen- wirtS Rauser hier im Kanal der Waldach, welcher unmittelbar hinter dem Gasthaus zum Ochsem vorbeiführt. Der verunglückte Knabe war das einzige Kind seiner Eltern.

Blanbenren» 10. Sept. Eine hiesige Bürgerstochter war schon mehrere Jahre mit einem Reisenden in München verlobt und wollte am Samstag Hochzeit machen. Die Gäste waren geladen, die Trauungsstunde angesetzt und das Esten imOchsen" bestellt. Es fehlt nur noch der Bräutigam. Er kam am Freitag nicht zum Polterabend, er traf am Samsiag früh nicht ein, es wurde 11 Uhr, 12 Uhr; man kann sich die Angst der Braut und die Verlegenheit der Familie denken. Es wurde nach München telegraphiert und telephoniert, aber es kam immer wieder die Auskunft, der Herr sei am Freitag früh nach Blaubeuren abgereist. So mußte schließ­lich die Hochzeit abgesagt, bezw. verschoben werden, wenn der Vermißte überhaupt noch kommt und nicht am Ende die Hochzeitsreise allein angetreten hat.

Vom Bodensee, 9. Sept. Aus Friedrichs- Hafen wird gemeldet, daß die Aenderungen an Zeppelins Ballon bis Mitte September

beendet sein und dann die Füllung erfolgen soll, so daß der zweite Aufstieg Ende Sep­tember zu erwarten ist.

Aus dem Rheingau, 8. Sept. Einen guten Tropfen hat sich der Baron v. Roth­schild in Paris gesichert, indem er, wie der Rheing. Bürgerst." mittelst, von der Guts- Verwaltung des Schlosses Johannisberg 120 Flaschen 1893er Schloß Johannisberger Aus- bcerwein für 12 000 ^ kaufte. Die Flasche kostet also genau hundert Mark.

Im Bahnhof von Bregenz wurde ein RkvisionSschlosset:, während er an einer stehenden Maschine zu arbeiten hatte, von einem einfahrenden Zuge, den er wegen des Geräusches von ausströmcndem Dampfe nicht kommen hörte, erfaßt und mitten in das Gleis geschleudert. Er hatte soviel Geistesgegen­wart daß er sich plötzlich so platt wie mög. lich an den Boden anschmtegte. So fuhr der Zug über ihn weg und der Verunglückte, so schreibt man derAugSb. Abendztg.", konnte sich hernach zur Verwunderung der erschreckten Zuschauer vom Boden erheben, ohne außer einigen Hautschürfunzen beschädigt worden zu sein.

Eine haarsträubende Tierquälerei

wurde im Kloster Lechfeld bei Augsburg ver­übt, In der Stallung des dortigen Gast­wirts Wiedemann stieß ein bis jetzt noch nicht ermitteltes Individuum vier Kühen nacheinander einen 90 Centimeter langen Besenstiel in den Leib; bet der vierten Kuh ließ der Unmensch dem gequälten Tiere den Besenstiel im Leibe stecken. Eine Kuh mußte sofort geschlachtet werden » die übrigen drei werden gleichfalls geschlachtet werden müssen. Der Besenstiel wurde den einzelnen Tieren 80 Centimeter tief in den Leib gestoßen.

Kaiser Friedrich starb an Krebs; jetzt meldet dieNeue bayerische Landcs- zeitung", daß auch die Kaiserin Friedrich an Krebs erkrankt sei. Vor einigen Wochen starb der Bruder derselben, Herzog Alfred von Eoburg ebenfalls an Krebs. Es scheint somit, als ob die englische Königsfamilie be­sonders zu Krebs beanlagt sei und daß Kaiser Friedrich den Krim von ihr empfing. Die Kaiserin Friedrich und der Herzog Alfred von Sachsen-Coburg sind Kinder der Königin Viktoria von England.

Aus den Schweizer-Manövern. Bei einem Regiments-Manöver in der Nähe von Zuckenrict (St. Gallen) wurde der Soldai Knechtli durch einen Scharfschuß gelötet.

Einsturz eines Schulhauses. In der Ortschaft L>nares (Spanien) stürzte in­folge eines heftigen Sturmes das Schulhaus ein. Zehn Kinder kamen unter den Trümmern um.

London, 11 Sept. Aus Johannesburg wird gemeldet, daß die beiden Präsidenten Krüger und Steijn nach der Delagoabai ge­flohen seien.

London, 1l. Sept. Das Reuterschc Bu­reau meldet aus Pretoria vom 9. ds.: Ge­neral Baden-Pow-ll wurde zum Chef der Polizei i- Transvaal ernannt. Londoner Blätter melden aus Ptetermaritzburg vom 9. d.: Die Buren zerstörten südlich von Klipriver eine Eisenbahnbrücke und fingen dadurch in der Nacht einen Eisenbahnzug ab.

Paris, 11. Sept. Die Besuchsziffer in der Ausstellung erreichte am letzten Sovn- lag das Maximum von 600 529 Personen.

Zur Pariser Weltausstellung erschien

ein interessantes Album der Maggiwerke, die in Berlin, Singen, Kempttal und Paris ihre Hauptniederlassuugen haben. In 32 Bildern werten die Fabrikanlagen, die Fa­brikation der allbeliebten Maggi'schen Spezia­litäten, die Geschäftshäuser und Bureaux an den genannten Orten vorgeführt. Die Schluß- btlder zeigen die Stallungen und die Rinder­herden der Firma in Kempttal. Aus dem schön auSgestattetcn Album erhält man einen überaschendcn Ucbcrblick üller die große Aus­dehnung und Mannigfaltigkeit der rühmlichst bekannten Werke der Firma Maggi.

Die 500 Wirte und Schankbuden- pächter der Pariser Weltausstellung nebst den Hunderten von Schau- und BerkaufS- budenbesttzern wollen den Generaldirektor Pi­card auf Schadenersatz verklagen, da er nicht dafür gesorgt habe, daß die Ausstellung bei ihrer Eröffnung auch fertig und des Besuches wert war.

Paris, 9. Sept. (Der bekannte Hungerer Succi) hat sich in einem gläsernen Käfig in der Rue de Paris eingerichtet und ladet seine Freunde ein, ihn da zu besuchen und seine vierzigtägigen Fastenübungen zu ver­folgen. Dieser Genuß kostet nur 30 Centimes; ein Teil der Einnahmen soll einem mild» thätigen Werke, demBissen Brot" zufallen. Succi will täglich seine Eindrücke aufzeichnen und das Blatt Papier dann durch eine Spatr in der Glaseinwandung hinausschieben.

Newyork, 9. Sept. (Ein gewaltiger Orkan) verheerte die Küsten von Louisiana und Texas und richtete bis 100 Meilen landeinwärts einen furchtbaren Schaden an. Im Hafen von Galvcston sind viele Schiffe gescheitert. Die Wold v-röffentlicht ein Tele­gramm deS Gouverneurs von Texas, wonach bei dem gestrigen Orkan in Galveston etwa 3000 Menschenleben verloren gingen. Ueber die Verheerungen, welche der Orkan dort anrichtete, berichtet ein Augenzeuge folgendes: 4000 Häuser, in der Hauptsache Wohn­häuser, sind in Trümmer gelegt. Alle Speicher längs deS Ufers und die Schuppen auf den Werften find zerstört. Die meisten kleinen Segelschiffe im Hafen sind gescheitert. Die Stadt Alvin, etwa 200 Meilen nördlich von Galveston ist durch das Unwetter völlig in Trümmer gelegt. Viele Personen sind ge­lötet.

Newyork, 11. Sept. Außer Galveston sind etwa 20 kleinere Städte an der t>xa- nischen Küste teilweise zerstört worden. Der Mcnschenverlust scheint demnach höher als anfangs angenommen wurde. Die Schätzungen der Morgenblättcr bewegen sich zwischen 3000 und 10 000. Bis jetzt sollen 1600 Leichen gefunden sein. In Galveston ist großer Nahrungsmangel sowie Krankheiten infolge von Miasmen erzeugt durch die i, - folge großer Hitze rasch verwesenden Leichen und faulenden Pflanzenreste. Diebe und Räuber sind am Werk, so daß der Gouver­neur standrecht erklären wird. In hiesiger Stadt ist eine große Htlfsbewegung organisiert.

New-Uork, 12. Sept. DasEvenning Journal" erhält eine Spezialdepesche aus Virginia Point, in der eS heißt: 8000 Tote liegen in Galveston allein. Die städ­tischen Behörden lassen manche demolierte Gebäude anzünden, um die Gefahr von Epi­demien durch verwesende Leichen abzuwenden. Etwa fünfzig Diebe wurden standrechtlich er­schossen.

Acbaktion, Drrck und Verlag von Hoimaun in Wildbad HM- Hfpzu psup VttkUge. "ZKU