röcht von ernsten Unruhen in Lautschau der» breitet worden. Der Präfekt von Wutschau mit 100 Soldaten und einer Bande Bri­ganten soll gelandet sein und Hilfstruppen verlangt haben.

London, 7. Sept. Die Abendblätter ver« öffentlichen folgende Depesche auS Hongkong vom 6. dS.: Der Sekretär Lt-Hung-TschangS, welcher heute in Hongkong eingetroffen ist, sagt, Li-Hung-Tschang wird Schanghai mor­gen verlassen und nach Peking reisen. (Das Gerücht, Li-Hung-Tschang werde die Reise an Bord eines russischen Schiffes antreten, wird in Beamienkreisen nicht geglaubt.)

Rundschau.

Der Einziehung der stlb. 20-Pfennig­stücke folgt nun auch die der Nick lzwanziger; wenigstens sind die Reichskaffcn zur In­empfangnahme dieser Münzen in beliebiger Menge angewiesen worden. Nickelzwanziger sind für etwas über 5 Millionen ausgeprägt, während von den silbernen Zwanzigern ca. 36 Milloncn in Umlauf waren, von denen 28 Millionen bereits eingezogen sind.

Stuttgart, 7. Sept. Die Einberufung des Landtags zu einer letzten Tagung in diesem Herbst in nunmehr als gesichert zu betrachten. Der Termin derselben dürfte von dem Fortgang der KommisstonSarbeitcn abhängen. Zunächst wird, wie seit längerer Zeit in Aussicht stand, die staatsrechtliche Kommission ihre Beratung über di« Beben- Häuser Konvention wieder aufnehmen; sie tritt am 17. und 18. dS. MtS. zusammen.

Friedrichshafen, 6. Sept. Gestern mit­tag wurde bei gutem Wetter auf dem Sonder­schiff «König Karl" eine von Sr. Majestät dem König veranlaßte Rundfahrt aus dem Bodensee flott ausgeführt. Mit dem Schnell­zug 2.07 Uhr trafen die geladene» Offiziere aus Weingarten mit ihren Gemahlinnen ein. Beim Erscheinen deS Königs und der Königin mit dem Hofstaat, Oberhosmarschall v.Wöll- warth, Oderhofmarschall v. Reischach, Gräfin Uxkull, Baronin Süßkind, Graf Staufer­berg, Oberstleutnant Bieber setzte die Regi- mentsmufik ein. Punkt 2.45 Uhr setzte sich der Dampfer unter den Klängen der Regi- mentskopelle in Bewegung. Unterwegs war auf dem Schiff Tanzunlerhaltung und gast­liche Bewirtung. Um 6.10 Uhr war die Fahrt beendet. Am Schloßhafen verließen die Majestäten unter Hochrufen des Ofstzier- korps das Schiff und verfügten sich mit dem Gefolge ins Schloß.

Echterdingen, 3. Septbr. Außer dem prachtvollen Stand der Odstgüter hat sich in den letzten Wochen die Aussicht auf ein gutes Krauljahr immer mehr gehoben. Die Felder stehen sehr schön, ebenso der Hopfen. Wenn auch die Quantität der vorjährigen etwas nachsteht, so wird doch im Allgemeinen die Qualität befriedigen. Abschlüsse in Hopfen stehen in den nächsten Tagen bevor.

Eßlingen, 5. Sept. Zum erstenmal in diesem Jahr war die Zufuhr an Moflobst eine ziemlich starke. Im ganzen waren gegen 250 Säcke zugesührt, das zum Preise von 2.20 ^ bis 2.50 ^ bald verkauft war. Da das Obst in der Reife gegen das Vor­jahr mindestens 14 Tage voraus ist, so giebl das fftzt zum Fall kommende ein gutes Ge­tränk. Die Zwetschge» werden jetzt wunder­schön blau und haben einen kaum erhofften Ansatz. Von der Menge der Etnmachgurken kann man sich dadurch ein Bild machen, daß

nur noch 10 für 100 Stück bezahlt wer­den.

Pforzheim, 5. Sept. Neben dem Bett der schlafenden Mutter wurde einem kleinen Kind von einer Ratte ein Fingerglied abge- bissen. Erst das Geschrei des Kindeö machte die Mutter darauf aufmerksam.!

Gebweiler, 6. Sept. Die großen Regen­güsse der letzten Woche haben das Wachstum der Trauben und deren Reife so gefördert, daß man überall schon reife Trauben antrifft. Der Schluß der Rebberge ist deshalb auf heute angesetzt. Krankheiten der Neben sind in diesem Jahre hier fast gar nicht ausge­treten ; gegen das Oidium ist frühzeitig eifrig geschwefelt worden, sodaß die Krankheit dort, wo sie auflrat, keinen größeren Umfang an- nahm.

Ein 66jähriger Freiwilliger für China. Einen für sein Alter erstaunlichen Drang nach kriegerischen Thaten bekundet der bereits 66 Jahre alte Schuhmacher Schäfer aus Uffhofen in Rheinhessen. Schäfer, der noch ein Monn von martialischem Aeußern ist, er­schien dieser Tage bei dem Meldeamt in Mainz und bot sich als Freiwilliger für das Ex­peditionskorps nach China an. Als man ihm bedeutete, daß er sich in die heut übliche Art des Dienstes doch wohl nicht mehr ein­leben könnte, wies er auf seine zwölfjährige, von 1855 bis 1867 abgeleistete Dienstzeit hin und betonte, daß ein alter Soldat sich leicht in alle Verhältnisse schicken könnte. Den Hinweis auf sein Alter beantwortete er da­mit, daß ja auch der noch etwas ältere Graf Waldcrsee eben nach China abgereist sei. Er sei völlig gesund und fähig, jede Strapaze zu ertragen. Er sei zu dem Ent­schluß gekommen, da er alleinstehend sei. Seine Frau hake er verloren und seine Kinder seien bereits erwachsen und verheiratet. Man versprach dem Tapferen, seinen Antrag später, wenn dies notwendig werden sollte, gern zu berücksichtigen.

In Eberswalde ist der Gymnasial­lehrer Pauli zum Reichstagsabgeordneten ge­wählt worden. Während er in Berlin war, schickte das Provinzialschulkollegium einen Stellvertreter und die Stadt sollte diesen be­zahlen. Diese weigerte sich aber ganz ent­schieden und beschloß, den Proz-tz bis zum Reichsgericht durchzufechten. Das preußische Staatsministerium hat für die Staatsbeamten, wie in der Stadtverordneten Versammlung mitgeteilt wurde, bereits entschieden, daß das Gehalt für die dem Parlament gewidmete Zeit abzuziehen sei.

Frankreich hat im Gegensatz zu Deutschland mehr Getreide als es braucht, obwohl der Ackerbau dessen noch viel mehr zu gewinnen vermöchte. Die beiden letzten Jahre ergaben 18 Millionen Hektoliter Ueber- schuß, eigentlich noch 5 bis 7 Millionen mehr, da die amtlichen Ziffern zu niedrig gegriffen sind. Die jetzige Ernte ist auf 110 Millonen angesetzt, so daß bei 103 Millionen Verbrauch immer noch ein Ueber- schuß bleibt. Der Verbrauch steigt nicht, weil die Einwohnerschaft sich kaum mehrt, aber wohlhabender wird und deshalb mehr Fleisch ißt.

Lieber Leser, wenn dich in Paris nachts jemand bittet, du mögest nach der Uhr sehen und ihm sagen, welche Zeit es sei, so laß die Uhr stecken und sage, es ist eine böse Zeit. Und wenn jemand bor dir auf der Straße winselnd sterben will, laß

ihn sterben und mach, daß du weiter kommst. Der Friseurgehilfe Justin Thomas hätte auch besser gethan, wenn er diesen Rat befolgt hätte. In später Abendstunde ging er auf dem Nachhauseweg über den Boulevard Belle- ville. Da steht er einen jungen Menschen einherschwanken, der den Kopf mit einem Taschentuch verbunden hat und sich nur müh­sam weiterschleppt. Der gutmütige Friseur fragt den Mann, was ihm fehle. «Ach guter Herr!" ist die Antwort,ich bin schwer krank und weiß nicht, wie ich nach Hause^ kommen soll, wenn mir niemand hilft; ich fürchte bei jedem Schritte umzufallen." Da saßt der mitleidige Friseur den Kranken unterm Arm, fordert ihn auf, sich auf ihn zu stützen und führt ihn fort. Sie kommen beide in die völlig menschenleere Ru? des Moronites. Plötzlich reißt der Patient sich loS, und pfeift. Noch hatte Thomas sich von seiner Ueberaschung nicht erholt, als er schon von zwei Burschen überfallen, geknebelt und mit Hilfe desKranken" seiner Uhr und seiner Geldtasche mit etwa 15 Franks beraubt war. Die drei Räuber entflohen.

Not-Quartiere! In Nr. 189 der in Tauberbischifsheim erscheinendenBad. Taüber-Ztg." findet sich folgende Annonce: Not-Quartier. Mehrere hiesige Junggesellen deren Buden während der EinquartierungS- zcit mit Beschlag belegt werden, suchen in diesen Tagen anderweitigen Unterschlupf. Ansprüche werden nicht gemacht. Offerten unterArme Kerle" an die Expedition der Tauberzeitung" erbeten." Zur Zeit finden nämlich die Manöver in der Gegend von TanberbischofSheim statt und wurden von der Eiuquartierungskommisston, deren Vorsitz der Bürgermeister führt, jungen, un­selbständigen Leuten mit geringem Einkom­men Soldaten zugewlesen. Beschwerden haben bis jetzt nichts geholfen. Auf das erwähnte Inserat hin stand am andern Tag vor dem Badischen Hof" eine Kinderwiege nebst 2 Fußschemeln mit der Aufschrift: Not-Quar- tier I

Ein amerikanischer Tourist, der per Thuncrsee-Bahn von Jnterlaken abreiste, zog die Notleine, weil er seinen Spazierstock im Hotel vergessen hatte. Er meinte, man müsse zurückfahren, damit er den Stock holen könne. Der Stationsvorstand war aber anderer An­sicht , und der Aankee erhielt eine gesalzene Buße.

Ein nobler Verlustträger. Als ein nobler Mann erwies sich ein zum Besuche bei Verwandten in Kreuznach weilender Deutsch- Amerikaner, welcher in einem WirtSzclte auf dem dortigen Jahrmärkte einen Check über 34 000 ^ verloren hatte. Als Belohnung überreichte der Deutsch-Amerikaner dem ehr­lichen Finder eine Cigarre. Wahrschein­lich aber begnügt sich der Kellner mit diesem fürstlichen Lohn nicht, sondern beansprucht den ihm gesetzlich zustehcnden Finderlohn.

.'. (Fuchsjagd.) Einer portugiesischen Quelle verdanken wir die neueste Vervoll­kommnung der Fuchs-und Dachsjagd. Dem jagenden Hund wird eine elektrische Glüh­lampe an das Halsband gesteckt, deren Schein das Wild in einen Zustand hochgradiger Nervosität versetzen und zum Verlassen seines Schlupfwinkels bewegen soll. Warum denn nur so komplizierte Neuerungen? Das alteSalz auf den Schwanz streuen" war doch wirksam genug!