Die Unruhe« in China.

Berlin, 3. Srpt. (Ein Geheimbund zwischen Rußland und Japan?) Wie aus Wien gemeldet wird, veröffentlicht das neue Wiener Journal sensationelle Mitteilungen zur chinesischen Frage und nennt als Ge. währömann den Privat-Sekretär des chine­sischen Gesandten in Paris. Darnach habe man in der Pariser chinesischen Gesandtschaft die Ueberzeugung gehabt, daß zwischen Ruß. land und Japan ein geheimes Abkommen existiere, nach welchem Rußland die Mand­schurei und Japan Korea aneklieren sollte. England habe durch rasche Trupp nsendungen in Schanghai den Plan vereitelt.

London, 4. Sept. Das R-utersche Bu­reau meldet aus Peking vom 20. August: Eine englische Abteilung, bestehend aus drei Schwadronen LancterS, 2 Geschützen, 2 Ma- ximgewchren und 300 Infanteristen hat gestern im kaiserlichen Jagdpark eine Erkundig­ung vorgenommen und ist auf den Feind gestoßen, der in den Ortschaften innerhalb des Parkes lag. Der Feind bestand teil­weise aus chinesischen Truppen und teilweise auö Boxern. Sie waren bewaffnet mit Ge­wehren, Sperren und Schwertern. Die Ar­tillerie feuerte auf den Feind, der sich zu­rückzog. Nachdem sie 5 Ortschaften ver­brannt hatte, ging die britische Abteilung wieder zurück. Der Verlust der Feinde, die auf 1000 Mann geschätzt wurden, betrug 30 Tote. Die Engländer hatten einen leicht Verwundeten.

London, 4. Sept. Das Reut. Bureau meldet aus Peking vom 28. August: 3 Mit­glieder des Tsungli Namen versuchten durch Vermittlung Harts mit den Verbündeten zu unterhandeln und die Zerstörung des kaiser­lichen Palastes zu verhindern. Diesen hatten russische Truppen besetzt, um einer Plünder­ung vorzubeugen.

London, 4. Sept. Das Reut. Bureau meldet aus Peking vom 25. August. Ro­bert Hart übernahm die Geschäfte der Zoll­verwaltung wieder. Er eröffnete die kaiser­liche Post wieder.

London, 4. Sept. Das Reutersche Bu­reau meldet aus Peking vom 21. dS.: Die verbündeten Truppen machten heute eine er­neute Rekognoszierung im kaiserlichen Jagd- park, sahen aber nichts vom Feinde, der, wie man glaubt, in westlicher Richtung sich zu­rückgezogen hat.

London, 4. Sept. Das Reutersche Bu­reau erfährt: Man ist ernstlich besorgt über daS Ausbleiben von Nachrichten aus Peking und über die Unmöglichkeit, mit den Ge­sandten in Verbindung zu treten, wofür man sich bis jetzt keinen Grund denken kann. Die telegraphische Verbindung ist, wie angenom­men wird, aufs neue von den Chinesen unter­brochen. Der Ernst der Lage wird nicht ge­mildert durch die absolute Unkenntnis, welche bezüglich der Haltung der geflohenen chinesi­schen Behörden obwaltet.

Berlin, 4. Sept. Kapitän Pohl tele­graphiert aus Peking vom 23. August, er habe gestern mit einer Compagnie den Kohlen- hügel in der Kaiserstadt besetzt. Am Diens­tag erfolgte der Durchmarsch durch den kai­serlichen Palast. Etwa 2000 italienische Truppen sind auf der Reede vor Taku ein- getroffen.

Petersburg, 3. Sept. (Die Vorgänge im nördlichen China.) Nachrichten des Ge­neralstabes melden: Das Detachement des

Generals Orlow griff am 24. August die befestigte Stellung der Chinesen am Chingan« paß an, vertrieb den Feind und verfolgte ihn, nachdem er den Paß genommen. 6 Geschütze, 16 Fahnen, darunter eine weiße von einem chinesischen Befehlshaber sowie der ganze Transport wurden erbeutet. Der Feind floh und zerstreute sich. Dem Detachement steht kein Gegner mehr gegenüber. Die Verluste sind 3 Tote und 11 Verwundete. Am 26. August rückte das Detachement in Station Jal, 12 Wcrst von Tsttstkar entfernt, vor. Am 30. August wurde aus Tschita zu dem Detachement OrlowS eine Abteilung des roten Kreuzes, bestestehend auö 10 barmherzigen Schwestern, über Chailar abgeschickt.

Berlin, 4. Sept. Der zweite Admiral des Kreuzrrgeschwaders meldet aus Taku vom 3. ds., das Vorbereitungskommando unter Major v. Falkenhain ist eingetroffen.

Berlin, 4. Sept. Die Panzerschiffe KurfürstFriedrich Wilhelm",Weißenburg" und der KreuzerHela" trafen am 3. Sept. in Wusung ein. Das PanzerschiffWörth" traf am 3. September in Tsingtau ein und geht am 5. September nach Amoy.

Washington, 4. Sept. Eine halbamt­liche Mitteilung besagt, endgültige Antworten auf die letzte Mitteilung der Vereingten Staaten an die Mächte hinsichtlich des Rück­zugs aus Peking sind noch nicht eingegangen. Die Ereignisse In Peking ermuntern die Re­gierung zu der Hoffnung, ja sogar zu der Erwartung, daß Rußland, wie es scheint, dem allseitigen Wunsche der Mächte nachgebe und seine Absicht, sich aus Peking zurückzu- ziehen, aufgeben werde.

Paris, 4. Sept. Nach einer Depesche des französischen Konsuls in Canton von gestern hätten die Ruhestörungen in Swantau aufgehört, aber die Bewegung gegen die Fremden nehme im Norden der Provinz Kwantung zu. Ein französischer Missionar wurde verletzt.

London, 5. Sept. Das Reutersche Bu­reau meldet aus Schanghai von gestern: Die Wendung, welche die chinesische Frage in Europa genommen hat, rief unter allen Na­tionalitäten Befremden hervor. Die deut­sche Kolonie telegraphiert heute an die deut­sche Regierung. Die Zurückziehung der frem­den Truppen aus Peking würde verhängnis­voll für die Interessen des Auslandes werden. Morgen werden noch mehr indische Truppen ans Land gesetzt. Die Deutschen bereiten Quartiere für 450 Mann vor.

London, 6. Sept. Reuters Bureau be­richtet aus Simla, der Befehl auf Zurück­behaltung der 4. Brigade sei aufgehoben worden und die Brigade gehe sofort nach China ab.

Hongkong, 6. Sept. Reuter meldet vom 5. ds.: In Canton herrschen Unruhen. Der deutsche KreuzerSchwalbe" ist nach Amoy abgegangcn. Die Blätter betrachten die Zu­sammenstellung der chinesischen Friedenskom­misston als einen neuen Beweis der unge­schwächten Arroganz der Kaiserin-Witwe und als eine Beleidigung der Europäer.

London, 6. Sept. Das Reutersche Bu­reau meldet vom 5. ds.: In Canton nimmt die Unordnung zu. Wie gemeldet wird, wurden die Läden von Eingeborenen, welche ausländische Ware führten, angegriffen und geplündert. Ein allgemeines Gefühl der Un­ruhe herrscht vor, Es geht ferner das Ge» rücht von bevorstehenden Unruhen am Feste

der Laternen (18. Sept.). Ein ähnliches Gerücht ist unter den Chinesen in Hongkong vorbereitet.

R n « - s ch a rr.

Der König hat den Nachgenannten die Erlaubnis zur Annahme und Anlegung der ihnen von dem Fürsten zu Schaumburg- Lippe verliehenen Auszeichnungen erteilt und zwar: dem Badearzt Geh. Hofrat Dr. Weiz­säcker in Wildbad für das Ehrenkreuz 3. Kl. des F. Schaumburg-Lippischen Haus­ordens und dem Badmeister Held daselbst sür die silberne Verdienstmedaille.

Se. Majestät der König hat die er­ledigte Hauptlehrstelle an der Elementarschule in Stuttgart dem Reallchrer Walz in Wildbad unter Belastung seines bisher. Titels und Rangs übertragen.

Der König hat den Forstmeister Forst» rat Graf Uxkull-Gyllenband in Neuenbürg seinem Ansuchen entsprechend in den bleibenden Ruhestand versetzt und demselben aus diesem Anlaß den Titel und Rang eines Oberforst­rats verliehen.

Es mag darauf hingewiesen sein, daß die goldenen Fünfmarkstücke am 1. Oktober d. I. nicht mehr als gesetzliches Zahlungs­mittel gelten. Außer den mit der Einlösung betrauten Kasten ist von diesem Tage an kein Geschäftsmann mehr verpflichtet, goldene Fünfmarkstücke in Zahlung zu nehmen. Da­gegen nehmen die Reichskasten dieselben bis zum 30. Sept. 1901 in Zahlung, bezw. in Umtausch gegen andere Reichsmünzen an.

Postalisches. Postkarten mit Btlder- schmuck und Aufklebungen auf der Rückseite sind fortan im Wechselverkehre mit Oester, reich-Ungarn einschl. Bosnien-Herzegowina und Liechtenstein unter denselben Bedingungen wie im inneren württembergischen und im deutschen Wechselverkehre zugelassen.

Cannstatt, 3. Sept. Die heute stattge­habte Versteigerung der Plätze für Wtrt- schaftsbuden aus dem Vvlksfestplatz brachte der Stadtkaste wiederum die schöne Summe von rund 10 000 ^ An Gebühren sür die Wasserleitung stehen der Stadt noch reiche Einnahmen in sicherer Aussicht. Für jeden Hahnen haben die Wirte 25 zu ent­richten. Die am 11. Sept. stattfindende Versteigerung der Plätze für Schaubuden, Karoustels rc. dürfte voraussichtlich nochmals 10 000 oder mehr einbringen.

Honau, 5. Sept. Gestern mittag pas­sierte lautSchwarzw. Kreiszeitung" in Klein- engstingen ein schweres Unglück. Ein Bürger wollte mit seinem Fuhrwerk einen Wagen Oehmd holen. Von seinem Hause weg scheu­ten die Kühe. Ein 6jähriges Mädchen, das auf dem Wagen saß, kam unter das Rad. Das Schlüsselbein wurde ihm zerdrückt. Das Kind war sofort tot zum großen Leide des Vaters, der in letzter Zeit seine Ehegattin verloren hat.

Aalen, 1. Sept. Ein schweres Unglück betraf gestern am späten Abend einen Guts­besitzer von Simmisweiler, der mit einem mit Bausteinen schwer beladenen Wagen nach Hause fahren wollte, an einer zimltch abge­legenen Stelle der einsamen waldigen Ge­gend. Beim Abspringen von dem Wagen wurden ihm beide Füße abgefahren. Der Hilflose mußte ziemlich lange in seiner trau­rigen Lage verbleiben, ehe er aufgefunden und in seine Wohnung verbracht wurde.