nicht mehr in ber Lage sei, eine Wahl an- zunehmen.

Betzingen, 31. Aua. Blutvergiftung. Dieser Tage wurde die Frau des Fuhrmanns St. Brucklacher von einem Insekt in die Hand gestochen. Anfangs schenkte ste der Sache keine weitere Beachtung. Nun ist die bedauernswerte Frau heute früh infolge Blut­vergiftung unter den größten Schmerzen ge­storben.

UiM, 31. Aug. Die verhaftete Frau des Mörders und SittlichkeitSverbrecherS Andre in Söflingen wurde wieder freigelassen, nach­dem festgestellt wurde, daß ihr Mann das berichtete scheußliche Verbrechen allein verübt hat und sie weder Mitthäterin noch Mit­wisserin davon war. Der hiesigen Polizei gelang es, zwei norddeutsche Schwindler fest­zunehmen, die in 44 Städten Deutschlands angeblich goldene Ringe (in Wirklichkeit hatten dieselben 2038 Wert) um 530 ^ verkauften; die Diebe flohen, wurden aber bald eingkholt und gefesselt abgcführt.

Nendingen, 2. Skpt. Der häufig vor­kommenden und ebenso häufig gerügten Un­sitte deS Anhängens an Wagen ist gestern abend hier baS 5jährige Mädchen des Kohlen- mesfirs Bernhard Schwarz zum Opfer ge­fallen. Das Kind wollte sich an der Deichsel deS letzten von 3 zufammengehängten schwer- brladenen Garbenwagen anklammern und kam hiebei zu Fall, worauf ihm das Vorderrad über den rechten Unterschenkel und den Unter­leib ging. Der schweren inneren Verletz­ung erlog das unglückliche Kind nach 3 qual­vollen Stunden. Den Fuhrmann soll keine Schuld treffen.

Konstanz, I. Skpt. Die AufräumungS- arbeiten des Trümmerhaufens, welchen das Eisenbahnunglück bei Hegne verursachte, wer- den aus Anordnung des hier weilenden Ge­neraldirektors Eiscnlohr beschleunigt. DaS Ge­leise ist soweit wieder hergestellt und wird morgen der Personenverkehr und am Montag der Güterverkehr wieder in vollem Umfang aus­genommen. Die Strecke wird jedoch lang­sam befahren. Gestern wurde eines der drei Opfer der Katastrophe, Fischhändler Wall hier beerdigt. Namens des Großherzogs er­schien Frhr. v. Babo und legte einen Kranz am Grabe nieder. Ferner legte u. a. Ober­bürgermeister Weber namens der Stadt Kon­stanz einen Kranz nieder. Die getötete Italienerin Luzatti wird nach ihrer Heimat überführt. Der Zustand der Verletzten ist befriedigend.

Ein Stück von den Reitern Dewets. Ein Privatlrief aus Kapstadt erzählt fol­gendes Bravourstück vor den Reitern deS »Schwarzen Christian": Aus seinen letzten Kreuzzügen durch da« Land hört Dewet von treuen Farbigen, daß auf einer abseits gele­genen Farm achtF rauen und sechs junge Mäd­chen Vergewaltigungen von 26 cir quartierten englischen Soldaten zu erdulden haben. So­fort entsendet er fünf ausgesuchte Reuter zu deren Befreiung. Als echte Jäger heran­schleichend, sahxn ste einen Posten vor dem Farmerhause aus und abgehcn. Es gelingt ihnen in der Dämmerung glücklich, dem Posten den Mund zu verschließen und ihn zu knebeln, ehe er seine Kameraden alarmieren kann. Als ste sich dann auf dem Flur der geladenen Gewehre bemächtigt haben, öffnen sie die Thür zum hell erleuchteten, von Frauen­gekreisch erfüllten Eßsaale, wo sich ihnen ein

Anblick bietet, Über den vor der Oeffentlichkeit ein Schleier fallen muß. Da der Saal keinen weiteren AuSgang bietet, werden die erschreckten Soldaten, die fast durchweg waffenlos find und in der Uederraschung auch kaum an Gegenwehr denken, einer noch dem andern mit wohlgezielten Schüssen niedergestreckt. Der nächste Morgen steht 26 englische Soldaten­leichen neben einander auf der Veranda liegen und dabei ein Plakat, welches das Erlebnis meldet. Ein Brief aber bittet das nächste englische Kommando, die Leichen zu beerdigen.

London, 31. Aug. Ein Telegramm des Feldmarschalls Roberts meldet aus Belfast von gestern: Nach den Meldungen über die Besetzung von Watervalboom und Watrrva- londer durch die Engländer hat General Buller mit seiner berittenen Truppe eine Stellung inne, welche den Nooitgedacht be­herrscht, der augenblicklich verkästen ist. Nur britische Gefangene ziehen über ihn in langen Reihen nach Westen auf Watervalonder hin. Die Eingeborenen sagen, Präsident Krüger und alle Burenkommandos seien gestern nach Pilgrimsrest abgezogen. General French be­richtet, daß die Bahnlinie bis Watervalonder unbeschädigt ist mit Ausnahme einer kleinen Brücke bei der Station.

London, 1. Skpt. Eine Depesche Lord Roberts aus Belvast vom 31. August be­stätigt die Freilassung von 1800 gefangenen Engländern durch die Buren. Doch sollen die Engländer nach Barberion gebracht wor­den sein. Gefangene berichten, daß Krüger, Steijn, Botha, Schalk Burger und Lukas May r am 29. August mit der Bahn nach Nelspruit abgereist seien. Kommandant Grob- ler hat, wie Lord Roberts weiter meldet, 34 englische Gefangene, die er noch in seiner Gewalt hatte, an General Paget zurückg«- schickt. Die Buren scheinen sich nach ver­schiedenen Richtungen zu zerstreuen.

Maseru, 1. S'pt. Hier geht das Ge­rücht, daß 1500 Buren und 2 Kanonen bei Metnatlingncck in der Nähe von Clc colan stehen.

Pretoria, 2. Skpt. Reutermeldung. Kund­schafter haben die Eisenbahn beim Bahnhofe in Klipriver zerstört und einen Zug mit 28 Wagen in Brand gef tzt. Die BurghcrS in Pretoria sind einstimmig der Ansicht, daß der Krieg demnächst beendet sein werde. Sie erklären, die Buren würden, falls eS den Engländern gelänge, die Eisenbahn nach der Delogoabai zu beherrschen, genötigt sein, sich in das ungesunde und sumpfige Gebiet von Buschveldt zurückzuziehen.

Badsontein, 2. S-Pt. Reutermeldung. General Buller ist gestern 14 Meilen auf der Straße nach Lydenburz vorgerütck. Er hat den Krokodilfluß überschritten. Die Buren ziehen ihre Streitkräfte in den Krokodilbergen zusammen, wo sich alle Kommandos mit Ausnahme derjenigen von Carolina undEr- melo befinden.

Kapstadt, 3. Sept. Oberst Plumer wurde gestern früh ouSgesavdt, um das östlich von PtmandarSriver liegende Kommando von Pre- torlus zu verjagen. Nach einem längeren Gefecht gelang ihm dies. Er nahm 26 Bu­ren gefangen und erbeutete 90 Maschinen­gewehre. 1000 Stück Vieh und 31 Wagen.

London, 3 S'pt. Eine Depesche des Lord Roberts auS Belfast zeigt die Anektier- ung von Transvaal an.

Für Besnchcr der Weltausstellung.

Nunmehr hat die in Paris herrschende all­

gemeine Teuerung auch eine« beliebten Be­darfsartikel ergriffen die Ansichtskarten, und eS ist erstaunlich, welch' unerhörte Preise dafür dem Fremden abgefordert wer­den; dabei ist in Paris auch unter französi­scher Marke fast ausschließlich deutsches Fabrikat zu haben. Dorum wird jeder gut daran thun, sich seinen Bedarf bereits von hier aus mit­zunehmen. Zu diesem Zwecke kann die unS vorliegende Serieü travsrs karls*, die 20 reizende Pariser Aquarelle enthält, allen Ausstellungsbesuchern als Preiswürdig zur Mitnahme empfohlen werden; ste ist von der Internationalen AnstchtSkarlcn-Gesellschaft in Berlin hcrauSgegeben und in besseren Ge­schäften hier vorrätig; aus Wunsch können diese Karten durch die Gesellschaft an beliebige Adressen aus Paris zugesandt werden.

Neues von Andröe. Der Landes- hanptman Grendahl tn Finmarken in Nor­wegen meldet am 31. August an das Afton- bladet aus Skervjoe:AndräeS Boje Nr. 4 ist hier gefunden worden." Er depeschiert ferner folgende Mitteilungen:Boje Nr. 4 ist die erste, die ausgeworfen wurde und am 11. Juli 10 Uhr vormittags Greenwich mittlere Zelt." In der Boje befindet sich folgende Mitteilung: »Unsere R'ise ist bis­her gut verlaufen. Wir b-finden uns unge­fähr 250 Meter hoch. Die Richtung war anfangs Norden bis 10 Grad Osten; der Kompaß nicht abweichend; später Norden bis 45 Grad Osten, der Kompaß weicht nicht ab. Nachmittags 4 Uhr 45 Minuten Greenwich mittlere Zeit wurden Brieftauben abgesandt. Sie fliegen gegen Westen. Wir befinden uns jetzt über dem Eise, das sehr zerklüftet ist. DaS Wetter ist herrlich, die Stimmung ausgezeichnet. Andräe, Strindberg, Reichel."

Drei Morde in einem Hause. Ein geheimnisvoller Mord beschäftigt die New- yorker Polizei, der dritte, der in demselben Hause auf gleiche Weise verübt worden ist. Vor einigen Tagen ward dort Katharine Scharn, ein junges Mädchen, in ihrer Wohn­ung erdrosselt und beraubt. Das Mordin­strument war ein Halstuch. Auf gleiche Weise war dort 1896 Mamie Cunningham und 194 Minnie Weldt ermordet worden. Die Polizei ist der Ansicht, daß alle drei Morde von derselben Person verübt worden sind, da die Ausführung in den drei Fällen genau dieselbe ist.

Nordamerika erweist sich Immer mehr als der große Nothelser für die alte Welt. Wir essen seinen Weizen. Sein Petroleum erleuchtet die Hütten deS Volkes, das sich mit amerikanischer Baumwolle kleidet. Jetzt wollen die Amerikaner sich auch unserer Kohlennot erbarmen. Die Pennsylvania, Baltimore und Ohio und andere große Kohlenbahnen haben Flotten von Dampfern gemietet und, wie vordem schon in anderen Häfen des Fest­landes, ist an Englands Küste ein Dampfer von Philadelphia mit 3700 Tonnen GaS- kohle für eine der größten englischen Gas­anstalten erschienen. Andere werden folgen und ebenso sind große Abschlüsse auch für Holland, Italien, Schweden, Frankreich u. a. erfolgt.

Wildbad, 5. Sept. Wir machen unsere Leser darauf aufmerksam, daß wir näch- stenSamstag mit dem spannenden Roman Heimliche Liebe" von Helene Voigt beginnen.

Die Redaktion.

SKLftkiton, Druck und Verlag von Beruh. Hosmauuin Wildbad.