Lokales.

Wildbad, 4. Sept. Kinderfest I Wenn wir das Helle Kinderlachen hören, den lauten Jubel unschuldiger Seelen, die ungetrübte reine Kindesfreude an einer kleinen Gabe.

Wem ginge dabei das Herz nicht auf? Strahlenden Auges ordnen sie sich zum Zuge unter den Klängen der Musik. Im Knaben­herzen regt sich schon der deutsche Soldat, denn im Tempo zukt marschmäßig in den kleinen Besuchen, während im Mädchenherzen sich schon der Trieb zum Schönen kundgiebt, denn im Takte steht man den zierlichen Kör» per sich tändelnd wiegen. Da ziehen sie hin durch die festgeschmückten Straßen, selbst sestgeschmückt, als ob die ganze Welt ihnen gehörte. Frische Gesichter und kernige Fi- guren, unter den Knaben. Unter den Mäd­chen, reizend blonde Lockenköpfe mit lieben Gesichtern und vielversprechenden Augen! Hütet Euch, Ihr Jünglinge der Zukunft, daß Ihr nicht einmal im Ernst einen der Körbe bekommt, die sie jetzt zum lustigen Scherz hinter sich hertragen. Alles atmet Freude und Lust, selbst die Sonne, die sich tagelang versteckt gehalten bricht glänzend her­vor, sie wird doch den Kindern die Freude nicht trüben! So bewegt sich der frohe Zug durch die Hauptstraße und König-Karlstraße.

Eltern, Geschwister, Tanten, Onkel, Cou­sinen, Vettern und Schwiegermütter, aber blos zukünftige, bilden Spalier und stolz hebt sich die Kindesbrust, wenn die Ange­hörigen am Wege stehen und ihnen jubelnd zurufen. In die Herzen der Eltern kehrt die eigene Kindheit wieder, sie sehen sich im Geiste dieselbe Straße marschieren, begrüßt von den Lieben, die nun längst geschieden. Eine Thräne der Erinnerung erglänzt im Auge und wie lange wirds dauern, dann stehen, die dort so lustig dahinspringcnden auch am Wege und blicken ihren Kindern nach, wie wir jetzt. DaS ist der Lauf der Welt I Die neuerbaute schöne Turnhalle ist erreicht. Nun entwickelt sich ein bienen- schwarmähnliches Treiben, aber auch wohl- geordnkt und organisiert, sodäß man staunen muß über das Feldherrentalent der Herren Lehrer, an deren Spitze Hr. Oberreallehrcr Ho­nold als Marschall steht. Jetzt wird Kaffee getrunken, Bretzel, Obst etc. gegessen. Alles mit solch Eifer und Freude, als wenn es zum ersten Male im Leben geschehe. Ein hüb­sches kleines Mädchen sehe ich sorgfältig ihre Birnen in sein Tuch packen und husch ver­schwindet es an einem Obstständer, wo sie die Birnen abgiebt. Neugierig frage ich später die Obsthändlerin nach der Ursache.Ja« sagt sie,mein Enkelkind kann so viel Obst essen wie es will, aber die Birnen vom Kinder­fest sind ihr was extra feines, die hebt sie auf und ißt sie mit ganz besonderer Freude, wehe wer ihr davon eine nimmt." Das wird mal eine sparsame Hausfrau werden, antwortete Ich lachend, und Großmutter lachte freudig mit. Nun beginnen die Spiele und Verlosungen mit ungetrübter Freude. Die Stimmung der Kinder hat den Höhepunkt erreicht und der Zug ordnet sich wieder zur Heimkehr durch die Stadt. Jung und Alt ist beglückt von diesem schönen Kinderfest. Lange noch lebt die Erinnerung daran fort und wehmütig rufen wir aus:

O selig, o selig, ein Kind noch zu sein!

Albert.

Die Unruhen in China.

Washington, 1. Sept. Reutermeldung. Das Staatsdepartement veröffentlicht folgende vom 29. August datierte Mitteilung: Der russische Geschäftsträger gab gestern hier münd­liche Erklärungen über die Absichten Ruß­lands in China ab. Er erklärte, Rußland habe nicht die Absicht, in China Gebiet zu erwerben. Es habe nur den Gesandtschaften helfen wollen und Niutschwang nur aus strategischen Gründen besetzt. Sobald die Ordnung wiedcrhergestellt sei, werde es seine Truppm aus Niutschwang zurückziehen, es sei denn, daß die Mächte sich wiedersetzen. Rußland habe seinen Gesandten und das Personal der russischen Gesandtschaft in Pe­king angewiesen, Peking zu verlassen. Eben­so würden die russischen Truppen nach Tient­sin zurückgezogen und Rußland werde, sobald dir chinesische Regierung die Zügel der Macht wieder an sich genommen und Bevollmächtigte ernannt habe, mit denen die übrigen Mächte verhandeln können, und sobald sie den Wunsch auSgedrückt haben, in solche Verhandlungen einzutreten, auch seinerseits Vertreter ernennen. In der Antwort auf diese Erklärung bemerkt die amerikanische Regierung, daß die offenen Erklärungen Rußlands mit denjenigen der übrigen Mächte übcreinstimmen. Alle Mächte hätten die Absicht, irgend einen Teil chine­sischen Gebietes zu erwerben, weit von sich gewiesen. Die Regelung der Verhältnisse würde sich nach Ansicht der Vereinigten Staaten besser durch die gemeinschaftliche Be­setzung Pekings auf Grund eines interna­tionalen UebereinkommenS erreichen lassen, die solange dauern müsse, bis die chinesische Regierung wiederhergestellt und wirklich im Stande sei, Verträge abz,«schließen, welche die Wiederherstellung der Garantien des Schutzes für die Zukunft gewährleisten. Wenn diese Autorität wiederhergestellt sei, werde die ame­rikanische Regierung ihre Truppen von Pe­king zurückztehen und in Friedensverhand- lungen eintreten, um auf diesem Wege Ge­nugtuung zu erlangen. Die Vereinigten Staaten seien der Ansicht, daß die weitere Fortdauer der Besetzung von Peking nicht das letzgenannte Ergebnis haben werde, so­fern nicht alle Mächte die gleiche Ansicht hätten. Jede Macht, welche ihre Truppen aus Peking zurückziehe, werde notwendiger­weise ihre Interessen in China auf eigene Faust zu vertreten haben. Die Vereinigten Staaten hielten es für das beste, die ver­schiedenen Truppenbefehlshaber in Peking an­zuweisen, sich über die Räumung der Stadt zu verständigen, welche dann in Ueberein- stimmung erfolgen werde. Aus allen diesen Erwägungen geht hervor, daß, wenn die Mächte sich nicht allgemein für die Ver­längerung der Occupation von Peking aus­sprechen , und wenn nicht eine allgemeine Uebereinstimmung über diesen Punkt erzielt würde, die Vereinigten Staaten ihren Be­fehlshaber in Peking anweisen werden, die amerikanischen Truppen aus Peking zurück- zuziehen, aber erst nachdem er sich mit den übrigen Befehlshabern über den Zeitpunkt der Räumung und das weitere Verhalten verständigt habe. Frankreich soll, wie es heißt, diesem Vorschlag bereits zugestimmt haben.

Aden, 1. Sept. Reutermeldung. Graf Waldersee ist gestern nachmittag hier gelandet und von einer Abteilung des West-Kontre- gimentS empfangen worden.

Paris, 1. Sept. DieAgence Havas" meldet aus Schanghai, es verlautet, daß der Kaiser und die Kaiserinwitwe in Taiyuenfn, der Hauptstadt van Scheust, sich befinden.

Berlin, 1. Sept. Graf Waldersee ist während der Dauer seines Aufenthaltes in Ostasten eine Remuneration von 2000 ^ pro Monat und an Repräsentationskosten eine Summe von 10 000 pro Monat bewilligt worden.

Aden, 1. Sept. Als der Reichspost- dawpferSachsen" mit dem Feldmarschall Grafen Waldersee an Bord in den Hafen von Aden ctnfuhr, nahm das französische TruppentransportschiffLa Champagne", dessen Besatzung mit Musik aus Deck aufge­stellt war, den Kurs unmittelbar längsseits desSachsen". Die deutsche Musik aus dem DampferSachsen" spielte die Marseillaise, während die französische Musik gleichzeitig die deutsche Nationalhymne spielte und die Truppen mit Hurrarufen grüßten. Graf Waldersee entsprach einer Einladung des eng­lischen Gouverneurs, wobei ein Empfang in feierlicher Weise unter Stellung einer Ehren­wache und Salutschießen stattfand. Um 5 Uhr nachmittags setzte Graf Waldersee die Reise fort.

Schanghai, 3. Sept. DieFranks. Ztg." meldet, die englische Presse behauptet, Ruß­land habe Deutschland insgeheim die Pro­vinzen Tschili und Schantung angeboten, wofür es selbst die ganze Mandschurei samt Mutschuan nehme. Das habe offenbar nur den Zweck, die öffentliche Aufmerksamkeit vom Dangtsethal abzulenkcn. England selbst würde wohl alles zugestehen, wenn cS selbst den besten Teil erhält. Gegen die mög­lichen Ruhestörungen in Hangkau sind alle Vorkehrungen getroffen, die Kriegsmacht im Hafen von Schanghai beträgt zur Zeit 27 Schiffe, 7340 Mannschaften und 302 Ka­nonen. Deutschland hat dort 3 Kriegsschiffe, 1041 Mannschaften und 43 Kanonen. DaS größte Schiff im Hafen ist derBismark."

R n « d s ch a n.

(Auszeichnung.) Wie wir erfahren haben, wurde der Firma Emil Seelig A. G. in Heilbronn a. N. die Silberne Me­daille auf der Pariser Welt-AuSstellüng 1900 zuerkannt.

Von Seelig's weltbekannten Stern-Ci­chorien sagt man daher auch mit Recht: Stern-Caffee, du bist der Stern Doch von ollen Sorten;

Jedes Weibchen kauft dich gern,

Bist ein Hausschatz worden.

Alles liebt Dich, Groß und Klein, Bürgere dich drum weiter ein.

Heilbroun, 1. Sept. Der hiesige Ge­meinderat hat als Beitrag an das rote Kreuz für die Verwundeten und Kranken des ost­astatischen Expeditionskorps die Summe von 500 ^ bewilligt.

Backnang, 28. Aug. Bei der Versteiger­ung deS zu etwa 6800 Simri geschätzten städtischen AllmandobsteS wurde ein runder Erlös von 4420 ^ (65 per Simri) erzählt.

Mergentheim, 31. Aug. Auf eine von dem Komite des Bezirks Mergentheim an den gegenwärtigen Landtagsabgeordncten des Bezirks, Ministerpräsident Dr. Freihr. v. Mittnacht, gerichtete Anfrage bezüglich der Wiederannahme einer auf ihn fallenden Wahl hat derselbe die Erklärung abgegeben, daß er