wieder nach Stuttgart verlegt werden. Für später ist noch ein Jagdaufenthalt in Bebenhausen geplant.
Konstanz. 30. Aug. Unter den Toten, welche gestern abend dem schweren Eisenbahnunglück bei Hegne zum Opfer fielen, befindet sich nicht der Agent B. Köhler aus Neustadt in Schw., sondern dessen Verwandter Karl Köhler aus Dublin (Irland.) Die Frau des getöteten Köhler ist schwer verletzt und ihr Zustand bedenklich. Das Befinden der übrigen Verletzten ist ein gutes. Der Großhrrzog und die Großherzogin besuchten heute vormittag die Verletzten im städtischen Krankenhaus und erkundigten sich teilnahmsvoll nach deren Befinden. Auch Minister Eisenlohr kam aus Karlsruhe hierher und besuchte ebenfalls die Verletzten. An der Ausräumung des Trümmerhaufens an der Unfallstelle wird Tag und Nacht gearbeitet.
AuS dem Badischen, 30. Aug. Ein sonderbarer Kauf kam dieser Tage zwischen einem Metzger in R. und einem Pflästerer in W. zu stände. Als nämlich letzterer dem Metzger zwei Schweine zum Kauf anbot und man über daö Gewicht schätzungsweise nicht eins werden konnte, wurde folgender Vertrag abgeschlossen. Die Schweine werden nach dem Schlachten gewogen. Beträgt daS Gewicht weniger als 240 Pfund, so wird für jedes Pfund Mindergewicht 1 an dem vereinbarten Preis von 120 ^ abgezogen, beträgt aber das Gewicht mehr als 240 Pfund, so hat der Metzger für jedes Pfund dieses UebergewichtS 2 ^ extra zu entrichten. In Wirklichkeit wogen nun die Schweine nur 188 Pfund und gingen daher an den Metzger, der gerne bereit gewesen wäre 100 dafür zu bezahlen, um nur 68 ^ über, womit er ein hübsches Geschäft gemacht hat. Der andere aber, der den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen.
Baden-Baden, 30. Aug. In dem bei Sinsheim gelegenen Vormbcrgcr Steinbruch ereignete sich ein schwerer Unglücksfall. Die beiden verheirateten Steinbrecher Philipp Walter von Vormberg und Georg Hayd von Winden waren damit beschäftigt, Steine aus dem Bruch zu bohren. Plötzlich löste sich über ihnen eine große Erdmasse, schleuderte sie in die Tiefe und vergrub sie vollständig. Als es endlich gelang, die Verunglückten herauSzubefördern, waren bette bereits tot. Beide waren als brave Leute bekannt und eS wird den Familien allgemeine Teilnahme rntgegengebracht.
— Während der Rennen in Jeffezheim
haben die Taschendiebe reiche Ernte abgehalten. So wurde einem Herrn eine Brieftasche mit ca. 1000 in Papiergeld und einem auf 3000 Kronen lautenden Kreditbrief gestohlen. Einem Kaufmann aus Berlin wurde aus der Hinteren Hosentasche ein Portemaoaie mit ca. 1500 in Papiergeld, 100 in Gold und einem preußischen Thalerstück aus dem 17. Jahrhundert entwendet. Ferner kam einem Herrn aus Berlin ein Portemonnaie mit 103 ^ abhanden. Ein Geschäftsmann will bereits beim Ein- steigen am hiesigen Bahnhof die Wahrnehmung gemacht haben, daß ihm sein Porlemvnaie mit 95 entwendet worden war. Die Polizei hat einen der Taschendiebe, einen Ausländer erwischt.
— Der Motorwagen des Kaisers, den er vor einiger Zeit in der Daimler'schen
Motorwagenbauanstalt in Cannstatt bestellt hatte, ist am 27. August im Neuen Palais abgeliefert worden. Daö Gefährt ist ein Benzinmotor der neusten Konstruktion. Der Wagen hat ein Gewicht von 32 Zentner; der Preis betrögt 36 000 ^ Der Motorwagen, der für vier Personen Platz bietet, ist von dem Kaiser bereits benutzt und als vorzüglich befunden worden. — Ein Berliner Lokalblatt behauptet, daß der Plan bestehe, in Berlin ein „Panteon für die großen Toten Deutschlands* zu bauen. Als Platz sei die Umgebung des königlichen Schlosses gedacht. Die Kosten für das Gelände sollen 20 000 000 ^ betragen und durch eine Lotterie (I) aufgebracht werden.
— Nach einer Entscheidung deö Reichsgerichts braucht für Fehler in einer Anzeige, die infolge unleserlich oder undeutlich geschriebenen Manuskripts entstanden sind, kein Ersatz in Form einer kostenfreien Wiederholung geleistet zu werden. DaS Reichsgericht ging von der Ansicht aus, daß Anzeigen, die man einer Zeitung zusendet deutlich geschrieben sein muffen.
— Köuigsmörder nnd kein Ende. Auf dem Bahnhose zu Maffa-Carrara wurde ein Individuum verhaftet, welches nach eigenem Geständnis nach Rom reißen wollte, um den König Viktor Emanuel zu ermorden.
London, 31. Aug. DaS Reuterbureau meldet aus Helvrtiafarm vom 29. d. M.: General Buller und die Generale Frrnch und Polecarew sind hierzusammcngestroffen. Di« vereinigten Etreitkräfte vertrieben den Feind von den Höhen. Berittene Infanterie verfolgte denselben. Ein kleiner Burenteil wandte sich nach Norden. Die Hauptmacht mit Artillerie geht nach Barberton.
— Die Frau mit zwei Männern. Zu welchen sonderbaren Situationen gerichtliche Todeserklärungen mitunter führen können, zeigt folgender Fall in Berlin. Der Schneider Z. war vor vielen Jahren plötzlich aus Berlin verschollen und ist später gerichtlich für tot erklärt worden. Seine Frau heiratete daun nach erfolgter Todeserklärung ihres verschollenen Mannes den Bauarbeiter V. Unlängst kehrte jedoch Z. zurück und fand bei seiner früheren Frau und ihrem jetzigen Gatten freundliche Aufnahme. Frau V. ist also jetzt in dem glücklichen Besitze von zwei Männern: eines „offiziellen" Mannes und eine« Ehemannes „a. D>", der zum Ueberfluß noch für tot erklärt ist.
— Die schnellste Ozeansahrt. Der Hamburger Schnelldampfer „Deutschland", welcher dieser Tage von New-Iork kommend, wohlbehalten in Piymout etngetrofffn ist, hat die Reise in 5 Tagen, 11 Stunden und 45 Minuten zurückgelegt. Das Schiff erzielte eine DurchschnittSgeschwindigkcit von 23'/» Meile per Stunde nnd übertrifft damit den auf der letzten Reise schon geschaffenen Rekord als schnellster Postdampfer der Welt.
— Zu große Höflichkeit. König Alexander von Serbien passierte, wie man dem „B. T." meldet, gelegentlich einer Fahrt durch sein Land nach der VermählungSfcier eine kleine Stadt, welche festlich geschmückt war, und in der ein ungeheueres Transparent seine Aufmerksamkeit erregte. ES hing an einem düster aussehendrn Hause und zeigte die Inschrift: „Willkommen, Eure Majestät l" „Was ist das für ein Haus?" fragte der König. „Das ist daö Bezirksgefängnis,
Eure Majestät/ antwortete einer der Kammerherren. Der König lachte und entfernte sich mit den Worten: „Das ist der Höflichkeit doch etwas zu viel!"
— Eine gefährliche Kopfbedeckung. Vor eine sonderbare Aufgabe murre ein Arzt zu Rackwitz, Provinz Posen, gestellt. Zu ihm kam aus dem benachbarten Gradcwitz eine Frau mit einem ganz in Tücher gewickelten, etwa drei Jahre alten Kinde. Als der Arzt die Tücher entfernte, sah er, daß der Kopf deS Kindes in einem emaillierten Topfe steckte, dem in der Häuslichkeit gewöhnlich ein sehr diskreter Platz angewiesen wird. Ein Spielgenosse des Kleinen hatte diesem das Gefäß so unglücklich über den Kopf gestülpt, daß weder der Vater noch die Mutter, noch auch die Nachbarn daS Kind von seiner bösen „Behauptung" befreien konnten, zumal der Kopf sehr bald anschwoll. In der Not suchte die Mutter des Kindes bei dem Arzt Hilfe. Diesem gelang es denn auch, nachdem er einen — Schlosser als Beistand herangezogen hatte, die gefährliche Kopfbedeckung zu entfernen und so das Kind vor schlimmeren Folgen des Spiels zu bewahren.
— Auch ein Liebesdienst. Daß die Braut ihrem Geliebten den Strick liefert, mit dem er seinem Leben ein Ende machen soll, ist wohl noch nicht vorgekommen. Fetzt hat sich dieser Fall in New-Aork ereignet. Im dortigen Gefängnis saß der Falschmünzer Paul Jansen, auf seinen Prozeß wartend. Er sah einer schweren Zuchthausstrafe entgegen und den Tod der Haft vorziehend, überredete er seine Geliebte, ihm eine starke Schnur zu verschaffen. Jetta Bava, eine Italienerin» schmuggelte ihm die Schnur in einem Topf Suppe, den sie ihm inS Gefängnis brachte, zu, als letzten Liebesdienst und in der folgenden Nacht knüpfte Jansen sich damit am Gitter seiner Zelle auf.
— Wo bleibt die Manneswürde bei den blödsinnigen Wetten, von den denen man jeden Augenblick liest? Kaum ist daS edle Wiener Paar mit seinem Faß auf der Weltausstellung angerollt gekommen, so fühlt ein Salzburger das Bedürfnis, sich für ein paar Mark vor der gesamten Welt lächerlich zu machen. Der Mann, NamenS Vaith, hat um 800 ^ gewettet, in 45 Tagen von Salzburg nach Paris zu laufen. Dabet trägt er einen Hühnerkäfig auf dem Rücken, welcher in Straßburg mit 20 Hühnern bevölkert wird. In Kehl ist der Mann am 19. dö. MtS. eingetroffeu.
— Eine Kuh als fette „Ente". Vor Jahren hängte ein nicht weit von Guelph in Ontario lebender Farmer seine Weste im Kuhstall auf; in der Westentasche befand sich seine goldene Uhr. Ein Kalb schnupperte an der Westeherum, fraß das Taschenfutter auf und verschluckte dabei des Farmers goldene Uhr. Vor wenigen Wochen wurde das inzwischen zu einer alten Kuh heran- gewachscne Kalb geschlachtet. Zwischen den Lungenflügeln (?) der geschlachteten Kuh, so gelegen, das dem Tiere das atmen nicht verhindert worden ist, fand man die Uhr nicht allein unvcrs'hrt, sondern in regelmäßigem Gang! (?) Die gleichmäßige Bewegung der Lungenflügel beim Atmen hatte die z^um Selbst- windcn eingerichte Uhr fortwährend aufgezogen I... So erzählt eine wahrheitsliebende amerikanische Zeitung, der „Guelph Herald".
tziedakttou, Druck uud Verlag von Bernh. Hosmannin Wlbhab.