Trotzdem der Diener beteuerte, daß er an der Sache unschuldig sei, drohte ihm sein Herr mit der Gendarmerie. Der Diener nahm sich die Verdächtigung derart zu Herzen, daß er sich sofort nach der Unterredung mit seinem Herrn in die Scheune begab und dort durch Erhängen seinem Leben ein Ende machte. Als man dem Grundbesitzer den Vorfall berichtete, war er darüber, daß er den Burschen durch seinen Verdacht in den Tod getrieben, derart erschüttert, daß er einen Herzschlag erlitt und nach wenigen Minuten starb.
— Lebendig ausgespießt. Bei Renovierungsarbeiten an einem israelitischen Versorg- ungShause in Wien stürzte ein Gerüst, auf dem 4 Arbeiter beschäftigt waren, von der Höhe des dritten Stockwerkes in die Tiefe. Der Arbeiter Diwisch fiel hierbei auf einen armdicken Baumast. Der Ast drang dem Unglücklichen vorn in die linke Brustseite ein und kam, die Lunge durchbohrend, rückwärts neben der Wirbelsäule zum Vorschein. In dieser entsetzlichen Situation blieb der Unglückliche am Baume hängen, und man konnte anfänglich nichts thun, als den Ast, an dem der Arbeiter hing, absägen. Der Verunglückte, in besten Körper ein Stück deS Baumastes in der Länge von fünfzig Ecntimeter stecken geblieben war, wurde, in das Allgemeine Krankenhaus gebracht, einer Operation unterzogen, starb aber am Abend an den Folgen seiner schrecklichen Verletzungen.
— (Weltausstellung Paris.) In der französischen Presse wird gegenwärtig der Besuch erörtert, welche» der Präsident der französischen Republik, Herr Loubet, bet seinem Rundgang durch die Ausstellung dem im Stile Louis XV. reich dekorierten Maggi- Pavillon abstattete. Während er den dort anwesenden Generaldirektor, Herrn Julius Maggi, der bekanntlich auch als Preisrichter fungiert, in eine längere Unterhaltung zog, ließ ihm dieser durch ein reizendes junges Mädchen für Madame Loubet einen wunderschönen Blumenstrauß überreichen. Herr Loubet dankte für diese Aufmerksamkeit durch Uebersendung einer prachtvollen, seinen Namenszug tragenden Brillant-Broche an Frau Julius Magai.
— Eine Offerte gilt als unwiderruflich! nach den Bestimmungen des § 145 deS neuen Bürgerlichen Gesetzbuches, lautend:
„Wer einem Andern die Schließung eines DertrragS anträgt, ist an den Antrag gebunden, eS sei denn, daß er die
kommandanten Modeiy hier vom AmtSge- richtSgefängnis aus an baS K. Landgericht Rottweil eingeliefert zur Fortsetzung der Untersuchungshaft. H'ute vormittag begab sich der Untersuchungsrichter am K. Landgericht nach Hohenmühringen und unterzog den Ort, an dem sich der bekannte traurige Fall abspielte, im Beisein des Beschuldigten einem Augenschein. ES blecht also noch abzuwarten, welchen Verlauk die Untersuchung nehmen wird.
Mägerkingen, 9. Aug. In dem benachbarten hohenzoUcln'jchen Städtchen Trochtel- fingen entwendete, wie die „Tübinger Chronik" meldet, ein dortiger Bürger Namens Matth Vogel seinem Schwager, während dieser auf dem Felde war, aus dessen Wohnung 130 ^ Um den Verdacht von sich abzulenken, begab er sich gleich darauf auch aufs Feld und half seinem Schwager bei der Arbeit. Als aber dieser am Nachmittag den Diebstahl entdeckte, schöpfte er doch sofort Verdacht gegen den Schwager und entlockte ihm schließlich auch mit Hilfe des Landjägers ein Geständnis. Vogel entfernte sich hierauf unter einem Vorwände und erhängte sich im Walde unweit des HünensteinS, um sich auf diese Weise der drohenden Strafe zu entziehen. Der Selbstmörder hinterläßt eine Witwe mit sechs zum Teil noch unmündigen Kindern.
Manzell, 10. Aug. Gegen 'jrß Uhr abends kam das KönigSpaar mit cingeladenen Gästen auf dem Zeppelinschen Motorboot zur Besichtigung des Ballons hier an. Nach halbstündigem Aufenthalt in der Halle fuhr dasselbe mit Gästen auf gleichem W?ge ins Schloß zurück.
Frankfurt a. M., 10. Aug. Bei Ochsen- furt wurden gestern 4 Bahnarbeiter vom Zuge überfahren und getötet.
— Eine Ehctragödie auf dem Felde. Ein trauriger Fall wird aus Kassel berichtet: Auf dem Felde hat sich bet Hubenrode eine furchtbare Scene abgespielt. Der Bauer Fuhrmann schoß aus Eifersucht seine Frau mit einem Revolver nieder und versuchte darauf seinen erwachsenen Sohn zu erschießen. Dieser verteidigte sich mit der Sense und machte seinen Vater kampfunfähig. Die Frau liegt hoffnungslos im Krankenhaus, der Mann wurde sestgenommen.
— Der Rittmeister Graf Leonhard zu Stolberg-Wernigerode , der wegen löblicher Verletzung eines Sergeanten zu 3 Jahren Festungshaft verurteilt war, ist fitzt begnadigt worden, nachdem er die Hälfte der Strafe in Glotz verbüßt hatte.
— Der türkische Marineminister bestellte bei Krupp 208 Schnellfeuerkanonen und zwei Torpedozcrstörer im Gesamtwerte von 17 Millionen Frks.
— Ueber die Versorgung der Angehörigen des ostasiatischen Expeditionskorps und ihrer Hinterblirdenen hat der Kaiser bestimmt, daß bis zu einer anderweitigen gesetzlichen Regelung den Angehörigen des ostastatischen Expeditionskorps und den noch Ostasten entsandten Angehörigen der Marine so wie ihren Hinterbliebenen zu den nach dem Gesetze vom 27. Juni 1871 nebst Abänderungen und Ergänzungen zustehenden Besorg- ungsgebührnissen aus Dispositionsfonds Zuschüsse bis zur Erreichung der für die Schutztruppen in den afrikanischen Schutzgebieten durch das Gesetz vom 7. und 18. Juli 1896 festgesetzten Gebührnisse, den Hinterbliebenen außerdem noch weitere Zuschüsse nach Bedarf gegeben werden.
— Die Kohlenkosten der beiden auf der Fahrt nach China befindlichen Truppen- Transportdampfer „Wittekind" u. „Frankfurt" belaufen sich auf rund 95 000 Die 4 Panzerschiffe der Brandenburg-Klasse erfordern für die Reise nach China ein Koh- len-Verbrauch im Betragev. rund 309 600 — Ein Hagenauer Metzger hat den von Hagenauabgehenden „Ostastaten" nicht weniger als 828 stattliche Schinkenbrötchen gestiftet. Auf das Einwickelpapier war noch ein schneidiger AbschiedSvers gedruckt.
— In ganzen Schiffsladungen kamen seither menschliche Haare aus China nach Europa. Diese Sendungen haben seit dem Kriege aufgehört. Darob herrscht große Not urter den Friseuren und Perückenmachern. In Paris werden bereits 100 Franken für das Kilogramm Haare geboten.
— Der Schutzverein der deutschen Seifenindustrie hat am Sonntag in seiner Generalversammlung in Nürnberg beschlossen, dem preußischen Kriegsministerium 50000 Pakete deutsche EinheitSseise znr Verteilung an unsere Truppen in Ostasten zur Verfügung zu stellen und dies dem Kriegsmtnisterium in einer Depesche milgeteilt. Die Seife wird von den Mitgliedern franko nach Mainz an die Sammelstclle geliefert und von dort in Ladung auf Kosten des SchutzvcreinS der deutschen Seifcnindustrie an den vom Kriegsministerium zu bestimmenden Hafenplatz weitergesendet.
London, 9. Aug. Lord Roberts telegraphiert aus Pretoria von gestern: In den Distrikten Bethlehem und Harrysmith wurden 4140 (?) Buren gefangen genommen. Die meisten wurden nach Ceylon geschafft. Ferner wurden über 4000 Pferde und Ponys weggenommen und große Mengen Munition vernichtet- Die Garnison von Elandsrivcr besteht aus 300 Australiern und Rhodestern. General Methuen, der mit Kitchener gegen Dcwet operierte, hatte gestern früh ein Gefecht mit einem Teile von Dewets Mannschaften. Der Feind wurde von einer Reihe von Kopjes, welche er mit großer Zähigkeit gehalten hatte, Vertrieben. Unsere Verluste betrugen 7 Mann tot nnd 4 Offiziere verwundet.
London, 10. Aug. Wie die „Daily News" aus Pretoria erfahren, ist dort ein Komplott entdeckt worden, welches den Zweck hatte, alle englischen Offiziere in Pretoria gefangen zu nehmen. 10 Anstifter wurden verhaftet.
London, 10. Aug. Ueber die in Pretoria entdeckte Verschwörung wird dem Reuter- jchen Bureau aus Pretoria vom 9. ds. gemeldet: Eine Anzahl hiesiger Einwohner, die mit dem Feind im Verkehr stand, traf am 7. dS. abends Veranstaltungen, um die Ermordung aller in der Stadt wohnender englischer Offiziere und die Wegführung Lord Roberts' zum nächsten Burenkomrnavdo zu verabreden. Die Verschwörung wurde erst im letzten Augenblick entdeckt, 10 Verschwörer wurden verhaftet. Die Verschwörer beabsichtigten , während einer durch Brandstiftung hervorgerufenen allgemeinen Verwirrung ihren Plan auszuführen.
— Herr und Diener. Ein erschütternder Fall hat sich auf einer Besitzung in Karlsburg ir u garn zugrtragen. Der Gutsherr Bela Galt vermißte in seinem Zimmer einige Silbersachen und beschuldigte seinen Diener, die Gegenstände entwendet zu haben.
Gebundenheit ausgeschlossen hat".
Diese Bestimmung ist eine so einschneidende Neuerung, daß sie verdient, zur allgemeinen Kenntnis gebracht zu werden.
Jeder vorsichtige Kaufmann oder Fabrikant sollte daher keine Offerte abgeben, ohne einen entsprechenden Vorbehalt gemacht zu haben. Nur bet Anwendung dieser Vorsicht hat er das Recht, seine Offerte so lange zurückzuziehen, als keine Annahme derselben erfolgt ist.
Das Einfachste ist, jeder Offerte den betreffenden Vorbehalt durch Stempel-Abdruck beizufügen und können Interessenten Stempel, welche den gesetzlichen Anforderungen entsprechen, von der renomierten Stempelfabrik von Oscar Sperling, Leipzig-R., Brom- merstr. 1 beziehen.