der Streife waren. Möchte nun, nachdem der Mörder festgenommen ist, die Beruhig­ung der Gemüter wieder die Oberhand ge» win neu.

Dobel, 3. Aug. Gestern hatten wir einen seltenen Genuß. Auf Veranstaltung des Herrn Kramer zur Sonne konzertierte hier die Herrenalber Kurkapelle. Das trefflich zufammengesttze Programm wurde in oll feinen Teilen gediegen ausgeführt; eine Nummer Die Post" für Trompete mußte auf Der- langen wiederholt werden. Die herrliche Luft unserer Tannenwälder, die prächtige Fern­sicht auf unserer freien Höhe, die gut einge­richtete» Gasthäuser, all das zieht zu unfern alten, treuen Stammkurgästen immer mehr Erholungsbedürftige an und macht den Auf­enthalt für dieselben auch wirklich angenehm. Herr Schultheiß Allinger hier ist insbesondere eifrig bemüht, unser stilles Schwarzwalddvrf als Höhenluftkurort zu heben. Der Prospekt, den er auSgegeben, und der klar und wahr angiebt, waS Dobel zu bieten vermag, dos Anbringcu von bequemen Sitzbän- ken an geeigneten Plätzen, die Gründung eines Verschönerungs-VereinS u. f. w. sind deutliche Beweise htefür.

Liebenzell» 2. Aug. Die erschütternde Nachricht von der Ermordung des Königs von Italien rief unter dem am Bau der Villa des Fabrikanten Vvllmöller beschäftigten ital­ienischen Arbeitern eine so hochgradige Auf­regung und tiefgehende Trauer hervor, daß sie nicht mehr weiter zu arbeiten vermochten. Ihre Bitte, die Arbeit für den Rest deS Tages einstellen zu dürfen, um ihren König zu be­trauern, wurde von der Bauleitung um so bereitwilliger entsprochen, als die aus etwa fünfzig Man bestehende Kolonie, gleich den einheimischen Arbeitern wegen ihres Fleißes und geordneten Betragens die allgemeine Acht­ung genießt. Ehre den braven Patrioten! (Gleiches wurde von Crailsheim gemeldet.)

Vom Fränkischen, 3. Aug. Beim Ein­hängen von Wagen kam der Bremser Gruß von Wernfeld zwischen die Puffer und wurde erdrückt. Beim Transport ins Krankenhaus starb er.

Das Sägewerk deS Hrn. Friedrich Rentfchler in Brötzingen ging durch Ver­mittlung des Herrn Laupheimer hier für 108 000 in den Besitz des Herrn Hein­rich Common über.

Pforzheim, 3. Aug. Auf dem hiesigen Friedhose wurde heute der Wirt zumEin­horn" tot aufgefunden. Der Selbstmörder hatte einen Brief in der Hand, worin er an­gibt, daß Familienzwistigkeiten ihn zu diesem Schritte getrieben haben.

Pforzheim, 3. Aug. Die Konzession zur Errichtung einer 6. Apotheke in hiesiger Stadt (Altstadt) wurde dieser Tage dem Apotheker A. Steinmann in GondelShrim erteilt. Mit der Errichtung dieser Apotheke wird einem lang gefühlten und des öfteren kundgegebenen Bedürfnisse Rechnung getragen.

Pforzheim, 3. Aug. Von einem Un­glücksfall seltener Art, wurde gestern eine hiesige Familie getroffen. DaS 0t Jahre alte Töchtercheu fiel, während die Mutter sich aus dem Zimmer entfernt hatte, vom Tische auf den Boden, verwickelte sich während des Falles in eine Rouleauxschnur derartig, daß die Kehle zugeschnürt wurde und der Tod sofort eintrat.

Karlsruhe, 3. Aug. Heute vormittag fuhr in der Nähe der Hauptwerkstättr des

Bahnhofes eine Manövriermafchine mit voller Wucht gegen eine das Geleise kreuzende Lo­komotive. Der Reserveführer Grimm von hier wurde von der Maschine herabgeschleudert, geriet unter die Räder und starb kurze Zeit darauf. Der bei ihm befindliche Heizer konnte sich noch rechtzeitig retten.

Kiel, 1. Aug. Einen ergreifenden Be­weis kindlicher Anteilnahme an dem Ergehen der ins Feld rückenden Mannschaften bildet die Spende eines kleinen Flensburger Mäd­chens an die 2. ostasiatische Sanitätskompagnie. Die Kleine sandte den Offizieren und Mann­schaften unmittelbar vor der Abfahrt einen großen Korb mit 255 Sträußchen, die sämt­lich einen Papierstreiftn mit der Aufschrift Gott behüte dich!" zeigte. Jeder steckte ein Sträußchen an die Brust. Der liebens­würdige Kommandeur, Rittmeister v. Gabain, sendet der unbekannten Kleinen durch die Lo­kalblätter mit folgenden Worten seinen Dank: Dem kleinen Mädchen, welches der nach China gehenden Sanitätskompagnie 255 Sträußchen verehrt hat, im Namen der Kom­pagnie herzlichen Dank."

Die Nede des Kaisers an die Ar­beiter des Lioyds und der Hamburg-Ameri­kalinie lautet wörtlich:

Ihr seid hier versammelt worden, um meinen kaiserlichen Dank zu empfangen für die Hingabe und Aufopferung, mit der ihr an der Fertigstellung der Dampfer für meine Offiziere und Mannschaften gearbeitet habt. Dank eurem rastlosen Bemühen ist die prompte undpünktlichcAbsendung der Transporte mög­lich geworden. Dadurch habt ihr es einmal ermöglicht, daß unsere Truppen möglichst schnell auf den Kampfplatz kommen; zum andern habt ihr unsere Leistungsfähigkeit aus diesem bisher von uns noch nicht betretenen Gebiete vor der ganzen Welt in das beste Licht gesetzt und dadurch nach beiden Richt­ungen hin unserem Vaterlande unschätzbare Dienste erwiesen. Die Auszeichnungen, die ich euch verleihe, sollen meine Anerkennung sein, aber auch zugleich der Ausdruck meiner Zufriedenheit, daß ihr nicht dem schlechten Beispiel der durch vaterlandslosc Agitatoren verführten Arbeiter Hamburgs gefolgt seid, sondern den Patriotismus deS deutschen Ar­beiters fleckenlos gewahrt und wacker mitge- orbeitet habt für die Schlagfertigkeit unserer braven Armee. Ehrlos ist der, welcher im Moment der Gefahr sein Vaterland im Stiche läßt. Erhaltet euch den guten deutschen Geist, dann wird der Dank des deutschen Volkes und meine Anerkennung euch nie fehlen.

Truppenstärken während der Ma­növer 1900. Mit Rücksicht auf den Abgang der China-Freiwilligen verminderten Etat- stärken der Truppenteile wurde genehmigt, daß bei den diesjährigen Herbstübungen so viel übungspflichttgc Angehörige der Reserve eingczogen werden, daß die Etatstärken erreicht werden. Voraussetzung hiebei ist, daß durch diese Maßnahme jene Kopfzahlen, welche bei Aufstellung der diesjährigen Uebungsbestimm- ungen für den Beurlaubtcostand als übungs­pflichtig bezeichnet wurden, nicht berschrittrn werden. Mehrkosten werden sonach durch die bezeichnet« Aushilfsmaßnahme nicht erwachsen.

London, 5. Aug. Lord Roberts meldet aus Prätoria von gestern: Die Buren, welche einen Zug südlich von Kroonstad zum Entgleisen brachten, setzten den Obersten Len- not wieder in Freiheit, nahmen aber zwei Offiziere gefangen. Die Buren wurden durch

berittene Infanterie verfolgt. Drei wnrden getötet und mehrere verwundet. General Olivier, welcher mit ungefähr 1500 Mann in die Betlehemberge flüchtete, wies die Auf­forderung PrinSlres, sich mit seiner ganzen Streitmacht zu ergeben, zurück und hat die Absicht, den Krieg fortzusetzen. Er nahm eine Stellung zwischen Harriysmith und New- market rin.

London, 6. Aug. Reuters Bureau meldet aus Paardekop: Eine von Standerton kom­mende britische Truppenabteilung überraschte ein Burcnlager am Klipriver und zersprengte die 300 Mann zählende Abteilung.

Belgrad , 5. Aug. (Die Hochzeitsfeier am serbischen Königshofe.) Die Vermählung des Königs Alexander fand heute in seier» licher Weise statt. Seit dem frühen Morgen sind die festlich geschmückten Straßen von einer großen Volksmenge besetzt. Die Zahl der aus dem Innern deS Landes und dem Auslande eingetroffenen Personen wird auf 30,000 geschätzt. In den Straßen, durch welche sich der Hochzeitszug bewegte, bildete Militär doppeltes Spalier. Um 0,11 Uhr fuhr der König vor der Wohnung seiner Braut vor, wo die Trauzeugen, der russische Geschäftsträger Mansurow und der Präsident der Skupschtina, Cestorovic, die Verwandten des Brautpaares u. a. sich eingefunden hatten. Auf dem ganzen Wege wurde das Brautpaar mit lebhaften Ziviorufen begrüßt.

Belgrad, 6. Aug. Beim Eintritt in die Kirche wurde das Brautpaar vom Metropo­litan Jnncocent unter zahlreicher Assistenz empfangen. Nachdem der Metropolitan das Brautpaar gesegnet hatte, geleitete er das­selbe in die innere Kirche, wo u. a. daS dip­lomatische Corps mit seinen Damen voll­zählig erschienen war. Darauf fand die Trauungscermonie genau nach den Bestimm­ungen der orthodoxen Kirche statt. Auf der Rückfahrt von der Kirche war das KönigS- paar wieder der Gegenstand lebhafter Ova­tionen. Das Amtsblatt veröffentlicht zahl­reiche Beförderungen in der Armee und im Verwaltungsdienst. Sämtliche Minister er­hielten den Orden MiloschS deS Großen. Außerdem wurde eine neue Amnestie erlassen, wodurch bei zahlreichen politischen», sonstigen Verbrechern die Strafe herabgemindert wird. Der radikale frühere Minister Tauschano­witsch, sowie der Redakteur Protilsch wurden völlig begnadigt und die Entlassung aus der Haft verfügt.

Newyork, 4. Aug. DemNewyork He- rald" wird versichert, innerhalb weniger Monate hätten 27 Anarchisten Amerika mit dem auSgesrochenen Wunsche verlassen, Mo­narchenmorde in Europa zu verüben. Fast alle seien Italiener. Ihr Führer fei ver­mutlich Malatesta, der sich jetzt in London befindet. Ein Agent der italienischen Regier­ung besitze die Namen der abgereisten Anar­chisten.

Guter Rat in heißer Zeit. Wer keinen ständigen Eisvorrat im Haufe hält, und doch Bierflaschen, Butter, Milch rc. kühlen möchte, der löse in einem weiten Ge- fätz 1'/« Pfund gestoßenen Salmiak in Kry- stallen, beim Droguisten käuflich, in 3 Liter Wasser auf und stelle die zu kühlenden Ge­tränke und dergl. in diese Flüssigkeit, in der sie herrlich kalt werden.

.'. (Modern-lustige Ehe.)Bei dem jungen Ehepaare soll's ja sehr lustig zugehen?" «I», scheidungölustig."