wärtig den Gegenstand reger Nachfrage seitens der Konservenfabriken, sowie der nach Eng­land exportierenden Firmen. Angelegt werden für diese hochfeinen Obstsorten 810 ^ Auch Frühäpfel sogenannte Sommeräpfel werden schon ang liefert und stellen sich im Zentner auf 12 ^ Schließlich beginnt man hier und da mit dem Brechen der Früh­zwetschgen , die nach Menge und Güte gut ausgefallen. Doch läßt sich rin bestimmter Preis nicht angeben.

In den östlichen Provinzen Preußens haben die letzten Gewitter geradezu entsetzlich gehaust. Nicht weniger als 15 Personen wurden von Blitzschlägen getötet; eine noch größere Anzahl ist schwer verletzt worden. Ueberaus groß ist die Zahl der durch den Blitz cingeäscherten Gebäude; nur in einzel­nen Fällen konnte ein Teil der Habe der Ab­gebrannten gerettet werden. In den einge- Sscherten Ställen kam fast alles Vieh um. Hagelschlag hat die Ernte ganzer Dörfer znm größten Teil vernichtet.

Infolge der großen Hitze. Aus Gletsch (Wallis) wird derGaz. de Laus."" ein unerhört starkes Abschmelzen des Rhone- gletscherS gemeldet. Die Rhone tritt über ihre User. Eisblöcke werden bis in die Nähe des Seiler'schen Hotels getrieben. Seit vielen Jahren wurde eine solches Schauspiel nicht mehr beobachtet.

Geldspenden und Liebesgaben für unsere Truppen in China laufen täglich recht zahlreich ein. So stellte z. B. in den letzten Tagen die Firma Karl G. Gerold in Ber­lin 50 000 Ztrgarren und 20 000 Zigar- retten zur Verfügung. Bei dem Lübecker Hilfskommitee für Ostasten sind für die dort heimischen Kämpfer in China an Gaben über 5000 ^ eingegangen. Ferner stiftete der Lübecker Kommerzienrat Pflug 600 Flaschen Wein.

Regensburg, 3. Aug. In der Nähe der Stadt hat die Ehefrau eines Gürtlergehilfen erst ihre 4 Kinder im Alter von 17 Jahren und dann sich selbst in die Donau gestürzt. Alle 5 ertranken, Das Motiv des Mordes und Selbstmordes ist unbekannt.

Ohne eine Spur von Andröe ge- sunden zu haben, sind die Robbenschlägcr- dampserViking",Samson",Hekla" und Vega" vom nöblichen Eismeere zurückge­kehrt. ES fehlt nur noch eine Nachricht vom DampferCapella", der im April nach Franz Zosefsland abfuhr, um Walrosse zu jagen.

Der Mörder des Königs Humbert von Italien soll erklärt haben, er würde die Todesstrafe jeder anderen Strafe vorziehen. Nach Artikel 117 des italienischen Gesetzes kommt jedoch die Todesstrafe auch für Rück­fällige nicht zur Anwendung, das Gesetz kennt nur lebenslängliche Galeerenstrafe. Auch für Mord am Staatsoberhaupte giebt es keine Ausnahme. Dagegen hat der Mörder die ersten 8 Jahre in Einzelhaft zuzubringen.

Berlin, 1. Aug. DemLok.-Anz." wird aus Mailand depeschiert: In Jvcea ist ein Anarchist verhaftet worden, welcher zugiebt, Bresst auf der Ueberfahrt von Amerika nach Italien begleitet und ihn in eine Herberge geleitet zu haben, in welcher er vor der Thal übernachtete. Der Verhaftete bekennt sich als Komplizen und sagt aus, daß er und Bresst ausgelost worden seien, die Königin oder den König zu töten. Wäre die Königin, wie

anfänglich disponiert war, nach Jvrea ge­kommen, so wäre sie das Opfer geworden.

Bern, 2 Aug. Zahlreiche Italiener in der Stadt Biel (Konlon Bern) verließen bei Bekanntwerden der Ermordung Humberis so­fort die Arbeit und stießen Freu'-enruse a>>s. Einzelne Gruppen von Italienern durchzogen Montag nachmittag singend und johlend die Stadt. Einer spielte eine Handharmonika. Wahrscheinlich waren Anarchisten darunter. Die Schweizer empörten sich über die Auf­führung der Italiener.

Paris, 2. Aug. Heute früh wurde ein erfolgloses Attentat auf den Schah von Per­sien verübt.

Paris, 2. Aug. Das Attentat gegen den Schah von Persien wurde in nächster Nähe seiner Wohnung verübt. Er hatte einen Aus. flug nach der Porzellanfabrik von Sevres geplant. Als der Wogen in die Avennue du Bois einbog, sprang ein Individuum auf das Trittbrett und richtete einen Revolver auf den Schah. Der viesem gegenübersitzende Großvezier fiel dem Attentäter in den Arm und cs entstand ein momentanes Ringen, wobei der Schah selbst eingriff. Der Re­volver fiel in den Wagen. Herbeietlcnde Polizisten fesselten den Attentäter, eine jugend­liche, kräftige Gestalt unter heftigem Wider, stände desselben. Die im Augenblick ange­sammelte Menschenmenge stieß Drohungen gegen den Attentäter aus. Derselbe weigert sich, seinen Nanmen zu nennen. Er ist Ar­beiter und wahrscheinlich spanischer Abkunft. (DaS Wolff'sche Telegr.-Vureau stellt die Sache folgendermaßen dar: Als der Schah heute vormittag zu Wagen das Palais Sou- verainc verließ, stürzte ein bürgerlich ge» kleideter Mann mit erhobenem Stocke auf den Wagen zu und rief:ES leben die Kinder deS Volkes I" Der Mann wurde ver­haftet. Ein Revolver wurde bei ihm vorge- funden.

Eine unfreiwilligeChiuaansreise". Einem Postboten, der an Bord eines der Truppentransportdampfer mit dem Austeilen von Briefen beschäftigt war, ist ein eigen­tümliches Malheur passiert. Als der Post­bote, welcher unter Deck im Drange der Ge­schäfte nichts von der inzwischen erfolgten Abfahrt bemerkt hatte, war nicht wenig er­schrocken, als er, an Deck kommend, sich mit dem Schiffe bereits mitten auf dem Strome sah. Ein Zurück gab es nicht mehr, und so muß denn derJünger Podbielskis" mindestens bis Southampton mitfahren, wo er an Land gehen und mit der nächsten Ge­legenheit wieder nach Bremerhaven zurück­kommen wird.

Kapstadt, 3. Ang. Bei Potscheffstroom wurde das Liebebergkommando der Engländer unter Smith Dorrien angegriffen. Der An­griff wurde aber ohne große Schwierigkeiten abgeschlagen. Hamilton hat sich nach Rusten- burg begeben, um die von Baden-Powcll be­fehligte Entsatztruppe dort abzuholen. Dem General Hunter haben sich wiederum 700 Buren ergeben.

Prätoria, 2. Ang. Hamilton ist gestern nach Westen vorgerückt und traf nur schwachen Widerstand. Kitchener ist nach Rhenoster ab­gegangen, um die Operationen gegen Dewet zu leiten.

London, 3. Aug. Das Reutersche Bu­reau meldet aus Upington (am Orangefluß, Norden der Kapkolvnie) vom 2. ds.: Haupt­mann Birbeckson ist nach Rtetfontein ander

Grenze des deutschen Gebietes zurückgekehrt und berichtet, daß dort alles ruhig sei.

Nach dem Nordpol. Eine neue Ex­pedition zur Erforschung des Nordpols wird io allernächster Zeit von Hamburg ausgehen. Herr Kapitänleutnant a. D. Bauendahl, der sich seit drei Jahren mit diesem Plane be­schäftige, hat den 44 Brutto-Reg.-Tons gro­ßen SeglerMatador" erworben und wird in etwa 14 Tagen seine Reise antreten. Der Forscher hat die Erfahrungen anderer Nord­polfahrer sich dienen lasten und hofft mit Hilfe seinerauf die Eigenarten des nördlichen Polarmeeres eingerichteten Beförderungsmittel, die zum Teil noch Geheimnis des Eigen- tümerS sind, auch die schwersten Hinderniste überwinden zu können. Herr Bauendahl, der 17 Jahre auf See gefahren ist, beab­sichtigt mit seinem Fahrzeug direkt in die Packeisregionen nördlich von Spitzbergen vor­zudringen, dann östlich steuernd an einer ge­eigneten Stelle, die eine Durchfahrt gestattet, nach Norden zu gehen. Sollte sich nicht ge­nügend freies Fahrwasser bieten, so will er sein Segelschiff auf einer der sieben Insel« lasten und in Booten weiter Vordringen. Die Expedition ist für 3 Jabre mit Proviant und Heizmaterial versehen. DerMatador" liegt im Bremerhaven. Die Mannschaft besteht aus dem Steuermann R. Dreßler und 5 Matrosen.

Ein beneidenswerter Staatshaus­halt. Mit wie geringen Ausgaben man in einem modernen Staatswesen wirtschaften kann, wenn man nur will, ersteht man aus einer der letzten Nummern des Amtsblattes von Dahomey. Dort heißt es u. a., daß der Resident von Savalu ermächtigt worden sei, eine Summe von hundert Franks aus­zugeben, was doch sicherlich nicht viel ist; und mit dieser Summe soll der Resident die Telegraphenstation von Savalu nicht nur wieder aufbauen, sondern sogar noch ver­größern. Wie er das fertig bekommt, ist sein Geheimnis. Ein anderer Resident, der von Athieme, darf 250 Franks ausgeben, um in Athieme ein Feldlager für die einge- borenenen Garden einzurichten, Hütten für die Leibwächter zu bauen und ein großes Haus für den Oberaufseher hinzustellen. Der Resident muß ein Zauberkünstler sein, wenn er das zu stände bringt. Und ein solches Finanzgenie muß im dunkelsten Afrika ver­kümmern !

(Heiteres.) Jüngst äußerte ein durstiger Gast dem Wirt gegenüber:Aber daS Bier ist recht matt und warm." Hierauf sagt ganz gelasten der Wirt:Laufen's jetzt einmal den ganzen Tag und sehen's zu, ob sie nicht auch matt und warm bekommen."

Der Lahrer Hinkende ist wieder da l Nachdem er eine stattliche Armee seiner Send- linge in die weite Welt, wo Deutsche wohnen, vornehmlich nach Nord- und Südamerika, Australien, nach Südostafrika und Deutsch- China, hat abgehen lasten, marschiert er jetzt durch die Lande, um seinen Lesern die ge­wohnte Unterhaltung und Belehrung zu bringen. Der vorliegende erste Jahrgang seines zweiten Jahrhunderts ist wieder recht gediegen ausgefallen, und der Burenkrieg, der Beginn der blutigen Ereignisse in China, sowie die sonstigenWeltbegebenheiten" sind in Wort und Bild echt volkstümlich darge­stellt. So muß für das Volk geschrieben werden,