Schwer erkämpft.
Roman von H. von Ziegler.
13) (Nachdruck verboten.)
Heftig zuckte die hübsche Frau zusammen. Seit zwei Jahren wuchs jenes seltsame Gefühl in ihrer Seele, das sie sich nicht erklären konnte, das sie aber dennoch veredelt hatte.
Sie fand erst neulich in einer Bücherkiste deS seligen »studierten" Oheims ein Gedichtbuch und darin eine besonders schöne Stelle. Seitdem lag es neben ihren Schreibund Rechenbüchern mit einem bunten Lesezeichen an den Zeilen:
»Seit ich ihn gesehen Glaub ich blind zu sein,
Wo ich hin auch blicke,
Seh' ich ihn allein I"
»Nun, Anne, habt Ihr kein Wort für mich?" frug AloyS Stolzner endlich bitter; ihre Gleichgültigkeit schmerzte ihn doch mehr als er gestehen mochte.
Eie blickte zum Fenster hinaus. Es war so grau und trübe in ihrer Seele und am liebsten hätte sie laut aufgeschluchzt, wenn sich das für die Rorhofsbäurin geschickt. An dem Freier war eigentlich auch nichts aus- zusrtzen, er liebte sie, man kannte ihn als brav und fleißig, und obendrein interessierte sich der Herr Professor für ihn. Langsam wandte sie ihr noch immer gerötetes Gesicht ihm zu und sagte, diesmal ohne den herben Etimmklang: „So m int Ihr, durch mich glücklicher zu werden? Wißt Ihr nicht daß man mich die wilde Anne nennt? Ich muß Euch nur gleich frei heraussagen, daß ich Euch nicht so lieben kann wie Ihr mich."
«Ich hab's mir schon gedacht, Anne, aber ich bleibe dabei; werdet mein Weib l"
„Nun so überlegt Euch meine Worte bis morgen, AloyS; wenn Ihr dann noch derselben Ansicht seid — so wollen wir zur Weinlese Hochzeit halten."
Die Worte klangen gepreßt, fast als sollte zwischen diesen beiden Menschen ein Vertrag abgeschlossen werden.
»Ueberlegen brauch' ich nichts, Anne, sagte er nach einer Pause, während sein Gesicht sich aufhellte, »meine Liebe wird mit der Zeit auch die Eure gewinnen. Ich bin, Dank unserem Herrn Professor, auch ein anderer Mensch geworden, der nicht mehr flucht und tobt, sondern ordentlich wirtschaftet. Wenn wir nur immer gut zu einander halten, so soll'S wohl gehen. Und nun kommt zur Einholung der Herrschaft."
Er nahm die Hand seiner Braut, die r» ruhig geschehen ließ, trotzdem eS ihr zumute war, als lege sich eine Zentnerlast auf ihre Seele. Sie war nun doch eine zweite Heirat ohne Liebe cingegangen l
Vor dem Schlosse standen die festlich geschmückten Dörfler nebst der Dienerschaft und alle schauten erstaunt auf das Paar, welches in den Kreis trat. Auch Professor Schönau, der bereits zum Sommerausenthalt anwesend war, lehnte an einem Baum, um den Empfang mitzumachen.
Tief in Gedanken verloren starrte er vor sich hin. Vor ihm tauchten jene blauen Augen auf, die ihn abermals gefangen genommen für immer und alle Zeiten, er wußte, daß er sie fliehen müsse — und dennoch that er'S nicht.
Graf Posau war ihr G-mahl? Aber
wie, trug er nicht rin Kainszeichen auf der Stirn, flammend und leuchtend bis zum jüngsten Tage!
»Sie kommen," rief jetzt der Schullehrer ganz aufgeregt, wer wird die Blumen überreichen?"
»Die Rothofsbäuerin? meinte der Dorfschulze, „sie hat den größten Hof unter uns."
„Nun, denn, Frau Anne," drängte der erste, „hier sind die Enzianen; beim Ueber- reichen müßt Ihr „Ihre Gnaden" sagen."
„Laßt's immer gut sein, Herr Lehrer. Werd' wohl wissen, wie ich zu reden Hab'."
„Hm, grob könnt Ihr sein, Frau, und führt Euren Namen ganz mit Recht."
Der Mann war ganz verblüfft, denn bisher galt er als erste Autorität im Dorfe.
Aber da geschah etwas ganz Unerwartetes. Professor Schönau sah mißbilligend zu der grollenden Bäuerin hinüber, welche plötzlich dunkelrot wurde und sich zu dem derb abgetrumpften Lehrer wandte.
„Nehmt'S nicht übel, Herr," meinte sie begülend, „ich war wohl ein wenig rauh, doch sollt'S nicht bös gemeint sein."
Die Reihe deS Verlegenseins war nun an dem Lehrer ob dieser eigentümlichen Abbitte und glücklicherweise überhob ihn das immer näher klingende Hochrufen von der Straße her einer weiteren Antwort. Jetzt brauste der Wagen von zwei feurigen Isabellen gezogen, heran; obenauf saß Kutscher und Diener in der Posau'schen Livree und aus dem Wagen wehte rin Heller Schleier. Der Graf dankte überrascht und erfreut nach allen Seiten und meinte zu seiner Gemahlin: „Wir wollen morgen den Leuten ein Fest geben, Eva, das ist alter Brauch in Sinters."
Die junge Frau nickte bejahend, ihr war so beklommen und angstvoll zu Mute bei diesem Einzug. Nur mit Aufbietung energischer Selbstbeherrschung gelang es ihr, an des Gatten Seite ruhig die Freitreppe hinan zu schreiten, durch die spalierbildenden Leut- durch.
Ein Murmeln der Bewunderung durchlief die Reihen; so schön und lieblich hatte man sich die neue Herrin kaum vorgestellt; sie eroberte im Sturm alle Herzen.
J- tzt trat Frau Anne zu den Herrschaften und überreichte mit innigen treuherzigen Worten des Willkommens die schönen Enzianen, wofür dir Gräfin ihr die Hand reichte und so freundlich dankte, daß die Bäurin ganz verwundert aussah.
„Ah, da ist ja auch Professor Schönau," rief jetzt der Graf erfreut, „find Sie schon im Sommerquartier I Das freut mich herzlich. Liebe Eva, erlaube mir, daß ich Dir Herrn Professor Schönau verstelle — meine Gemahlin."
Der Gelehrte verneigte sich tief, doch Frau Anne sah von drüben her, daß er erbleichte und die Lippen fest aufeinander preßte.
Alles Blut schoß zu ihrem Herzen, ein unerklärliches Angstgefühl schnürte ihr die Kehle zusammen, als sic sah, wie Schönau und die Gräfin sich mit einem einzigen langen Blicke grüßten.
In einigen Worten dankte Graf Posau den sämtlichen Anwesenden für den festlichen Empfang, erbat auch fernerhin ihre Treue und Anhänglichkeit und lud sie schließlich auf den nächsten Tag zu einem großen Feste
ein, worauf er mit seiner Gemahlin im Innern deS Schlosses verschwand.
„Nur Sie, Herr Profcssor," wandte er sich an den ernsten Gelehrten, „müss-n hier in Sinters unser erster Gast sein. Wir erwarten sie in einer Stunde zum Essen." —
Am Arme ihres Gatten durchschritt nun Eva all diese reichausgestattelen Gemächer bis zu dem für sie bestimmten Boudoir. Blaßblauer Atlas bekleidete die Wände, Kry- stallwandleuchter und -Spiegel unterbrachen die schimmernden Wogen und beinah sprachlos starrte die neue Eigentümerin all dieser feenhaften Pracht auf dieselbe hin.
„Egon," flüsterte sic halblaut und ergriff dankend des Gatten Hand, „ich sah noch nie etwas so schönes in meinem Leben."
„ES ist für Dich, Eva, ganz allein," rief er, sie zärtlich an sich ziehend, „Du bist die Herrin über das Schloß und mich selbst, nur liebe mich, wie ich es thue l" (Forts, fl.)
Verschiedenes.
— Gute, kalte Küche. In der heißen Jahreszeit ißt man mit Vorliebe etwas Kaltes. Gesülzte Schweinsknöchelchen. Zunge, Kotelett?, Huhn u. dergl. schmecken in der That vorzüglich, besonders zur Abendmahlzeit. Die Bereitung von Sülzen unter Verwendung von Kalbsfüßen ist immerhin umständlich; wer ein rasches Verfahren liebt, versuche es auf folgende, einfache Art: Man löst 30 Gramm feine Galenline in einer Obertaffe Weißwein auf, kocht in einem Liter Wasser eine in Scheiben geschnittene Zwiebel, etwas Citronenschale, '/, Lorbeerblatt und einige gequetschte Pfeefferkörner eine Viertelstunde, fügt das nötige Solz und nach Geschmack Estragor- oder Weinessig bei und giebt unter beständigem Rühren die geweichte Gelatine ein Blatt nach dem anderen nebst dem Wein dazu. Dann zieht man die kochende Brühe vom Feuer, macht sie mit einem Eßlöffel Maggi zum Würzen kräftig im Geschmack, fügt allenfalls noch etwas Weißwein und Zitronenensaft hinzu und gießt sie durch eine feuchtgemachte Serviette in einen Napf.
Wenn die Sülze sich klar gesetzt hat, übergießt man damit das zu sulzende Fleisch, wie kalten Braten, Wildpret, Zunge-Schnitten gedünstete Kalbs- und Schweinskoteletten, auS der Terrine gestochene Gänseleber-Pastete, halbierte harte Eier, ausgebrochene Krebs« schweifchen, Hummer, blau abgekochte Fische re.
Soll die Sülze gestürzt werden, so streiche man die Form mit gutem Salatöl aus, gieße den Boden mit Sülze aus, lasse diese erstarren, und lege dann das zu sülzende Material abwechselnd mit Sülze so ein, daß eS beim Stürzen schön zur Geltung kommt. Platten oder Form stelle man ganz eben auf Eis oder in den Keller und bewege sie nicht, bis die Sülze festgeworden ist. Die Form begieße man bis 1 Centimeter vom Rande voll.
— Eine seltene Kaufgelegenheit ist der Inventur-Ausverkauf von Leo Mändle's Schuhfabrtklager, Leimlingstraße.Ecke Marktplatz in Pforzheim.
Zurückgesetzte Artikel werden beinahe zur Hälfte des früheren Preises verkauft.
Ebenso sind alle gelbe Schuhwaren, Sommerschuhe, Knopfstiefel, Zugstiefel, Arbeiterschuhe und Rohrstiefel im Preise bedeutend herabgesetzt.
-te-aktion, Druck und Verlag von Beruh. H »fmann in Wilb « d.