Schwer erkämpft.
Roman von H. von Ziegler.
12) (Nachdruck verboten.)
Der entsetzliche Verdacht folterte ihn, er mußte Gewißheit haben und wandte sich ins Militärkasino, um Einzelheiten jenes verhängnisvollen Tages zu erforschen, doch der Wirt war tot, seit Neujahr ein anderer im Amte! Auch OelzenS ehemalige Wirtin wußte nichts über die That, und so zerfielen die eben erst begonnenen Nachforschungen in nichts. Endlich war es Zeit zu WaldheimS zurückzukehren, zu jenen gefährlichen Frauenaugen, die so viel geweint hatten und doch auch so heiter auflenchten konnten.
Im Gartensalon trat ihm Gräfin Eva freundlich entgegen. „Willkommen, Herr Professor l Sie haben die Stadt wohl angesehen ?"
„Doch nicht, Frau Gräfin, ich war beim Grabe meines Bruders."
„Ah, in der That; ich hörte, daß ein Verwandter von Ihnen hier begraben liegt."
„Frau Gräfin kannten ihn auch, Viktor von Oelzen war mein Stiefbruder."
„Was Sie sagen, Herr Professor!" erstaunt blickte die junge Frau in die Höhe, „ach ich mochte den armen Herrn v. Oelzen so sehr gerne, und wir tanzten immer recht viel miteinander. Er muß damals bald nach unserer Heimreise gestorben sein, er war so unbeschreiblich traurig."
Schönau biß die Lippen zusammen und schwieg. Sollte cr ihr sagen, daß der Tote als Selbstmörder geendet? Eine Pause entstand, dann blickte Eva freimütig auf: „Nun weiß ich, weshalb mir schon damals in der Kirche Ihr Gesicht ousfiel, Herr Professor, Sie find Ihrem Herrn Bruder ähnlich. O, nun freut es mich doppelt, Sie kennen gelernt zu haben, wir kennen von dem Toten reden und ich will Sie trösten."
„Frau Gräfin, wie soll ich Ihnen für diese warme Teilnahme danken. Im Sommer hoffe ich, Sie in Eintors zu sehen, wohin ich mit Großmütterchen für ringe Wochen überstedle. Die liebe alte Frau ist mein einziger Trost, sonst stünde ich sehr einsam in der Welt."
Verstohlen schaute sie in sein ernstes, schwermütiges Antlitz, es war sicherlich geistig bedeutender und interessanter als das des Toten.
„Ein jedes muß hinieden sein Teil tragen," sagte sie leicht aufseufzend, „Sie kennen auch mein Geschick, Herr Professor; es ist wahrlich kein leichtes."
Der Eintritt des Generals unterbrach die Unterhaltung, und man begab sich gleich darauf zu Tisch. Erst nach der Mahlzeit ward im Boudoir der jungen Frau der Kaffee eingenommen.
„Nun sei lieb, Eva," bat der alte Herr munter, „singe mir ein Lied wie ich es so gern höre, der Herr Proveffor liebt eS sicherlich ebenfalls."
Unbefangen lächelnd trat die Gräfin an den Stutzflügel und gleich darauf klangen weiche, volle Akkorde durchs Gemach.
„DaS ist im Leben häßlich eingerichtet,
Daß bei den Rosen gleich die Dornen stehn."
Der Professor blätterte in einer Mappe mit Kupferstichen, um Walvheim den tief
erregten Ausdruck seines Gesichte- zu verbergen.
Es war ja von jeher so gewesen, bei den allerschönsten Rosen standen die schärfsten Dornen, und über manches kaum erblühte Glück sank sofort ein Trauerflor. Weshalb erschütterte dies Weltgesetz den starken Mann so furchtbar? Und da kam er von Neuem vergiftend, zerwühlend, jener entsetzliche Verdacht von vorhin, und seine Seele schrie verzweifelt auf; „War er es?"
Zitternd verhalltten die Schlußakkordc deS LiedeS; Schönau hatte die Augen leicht mit der Hand bedeckt und atmete schwer. An seinem Geiste zogen leuchtende Phantasiegebilde vorüber — es wär so schön gewesen.
„Dank Dir mein Kind," sagte der alte General bewegt, „wenn Du fingst, bleiben meine Augen nicht trocken, und ich ginge für solch ein Lied heute noch in den dicksten Kugelregen."
„Auch ich danke Ihnen, Gnädigste; der Herr General hat Recht, solcher Gesang thut unbeschreiblich wohl, besonders solch einsamem Sonderling wie mir I"
Die beiden Augenpaare trafen sich und ruhten traumverloren ineinander, dann stand die Gräfin vom Klavier auf.
„Wer Leid und Schmerz kennt, darf auch davon fingen," meinte sie einfach; „als ich noch keine Töne hatte, fühlte ich mich
am elendesten."
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Die RothofSbäurin stand im reichen Festschmuck vor dem Spiegel ihrer Zimmers, im Begriff, eine silberne Nadel in den Flechten zu befestigen.
Es war ein trüber Sommertag, am Himmel standen dunkle Wolken, und es schien, als solle der Empfang der Sintorf'- schen Gutsherrschaft einregnen.
Die wilde Anne sah recht stattlich aus. Der bis zum Knöchel reichende, schwerseidene rote Rock, das silberverschnürte Sammt- wieder und der mit gleichen Quasten geschmückte Hut stand ihe ganz vortrefflich; just im Augenblick, als die hübsche Frau zurück- trat, öffnete jemand von außen die Thür, und Aloys Stolzner trat in das Zimmer.
Anne stutzte beim Anblick des Mannes, dann aber zogen sich ihre Augenbrauen finster zusammen.
„Was sucht ihr heut auf dem Rothof?" frug sie scharf.
„Euch selbst, Anne," gab er Lüster zurück, „ich muß mit Euch reden, der Herr Professor riet es mir selbst!"
Heiße Röte färbte die Wangen der Frau, und sie ries zornig: „Was kümmert mich der, ich habe ihn nicht um seine Meinung gefragt."
Das war der alte schroffe Ton, den Aloys gar wohl an der Bäurtn kannte, doch heute ließ er sich nicht abschrecken.
„Aber ich will von Euch Antwort haben, ehe dir Herrschaft kommt."
„Und was beliebt Euch zu fragen?"
„Ihr wißlS doch schon lange, Frau Anne, daß ich Guch gut bin und um Eure Hand werben möchte. Könnt Ihr mich wohl heiraten?"
Ueber dem Zimmer log es wie dumpfe Gewitterschwüle, die Bäuerin sah nicht in die Höhe, und der Freier nestelte unruhig an seinem Hute.
Was sollte Anna thun? Ihn abweisen
wie alle andern vorher? Nachgerade begann ihr die Besorgung des großen Besttzes;'lSstIg und unbequem zu werden, auch mißfiel der Stolzner ihr nicht, denn ihre rauhe Art war ihm ganz recht und — der Herr Professor hatte ihn ja ermutigt I
(Fortsetzung folgt.)
Verschiedenes.
— Tod durch einen Fliegenstich. Aus der Sommerfrische Gars im Kampthale schreibt man dem „I. W. E>": Unter großer Anteilnahme der hiesigen Bevölkerung und jener der Umgebung wurde heute die Leiche eines jungen Mädchen«, welches vor drei Tagen noch in vollster Gesundheit und Jugendfrische sich in Gar« aufhielt, zu Grabe getragen. Karoline Fenzel, die 23jährige Tochter eines im Vorjahre in Wien verschiedenen , begüterten Oekonomen in dem nahen Nonndorf, Pfarrei GarS, wurde in der Nähe des Elternhauses auf freiem Felde von einer Fliege gestochen, welche, wie erhoben wurde, auf einer toten Natter gelagert und fick dort mit Leichengift infiziert hatte. Trotz schleuniger ärztlicher Hilfe war eS leider nicht mehr möglich, der rasch fortgeschrittenen Blutvergiftung Einhalt zu thun und nach 1'j, Tagen war das Mädchen eine Leiche.
— Ein eifriger Londoner Zeitungsleser, der die englischen Kriegsberichte aus Transvaal sehr gründlich verfolgt hat, klagt in der „Westminster Gazette", daß er schändlich getäuscht worden sei. Der fleißige Zeitungsleser hat die britischen Angaben über Burenverluste songfältig verzeichnet und findet nun, daß die Buren bis jetzt über 250000 Mann verloren haben. Da die Sireitkräfte der Buren jedoch nur aus 50 000 Mann geschätzt wurden, so möchte er wissen, woher die übrigen 200 000 Toten und Verwundeten kamen und was das eigentlich für Leute find, die jetzt noch der 225 000 Mann starken englischen Armeee so viel Ungelegenheiten bereiten.
Für die Hausfrau.
— Kein Mensch isst Froscheier und bildet sich ein, das wäre Kaviar, obwohl die getrocknet gerade so aussehen. Aber noch immer giebt eS Hausfrauen, die sich schlechte Nachahmungen von Dr. Thompson'« Seifenpulver verkaufen lassen, weil sie in ähnlichen Packeten verpackt sind und auch ebenso aussehen. Wenn man gemahlene Soda mit etwas schlechter gemahlener Seife durcheinander schüttelt, so hat man ganz dasselbe für wenige Wenige, was einem in den bunten Paketen solcher Nachahmungen seinen Groschen kostet. Wer aber ein roteS Paket mit dem weißen Schwan und dem vollen Namen „Dr. Thowpson's" Seifenpulver kauft, der hat die Garantie einer duftig parfümierten guten Kernseife, die durch sorgfältig beigemischte — durchaus unschädliche — Stoffe die Wäsche ohne mühsames Reiben und langwierige Bleiche leuchtend weiß macht und ihr einen angenehmen Duft verleiht, wie wenn sie neu gesponnen wäre. Darum spart jede Hausfrau Geld, Mühe und Aerger, die resolut alle Nachahmungen zurückweist und nur Dr. Thomson's altbewährtes Seifenpulver kauft.
Redaktion, Druck und Verlag von Beruh. Hofmann in Wilbad.