daß ein Krieg vermieden werde. Von hier ist er nach Schanghai abgercist, um sich von dort aus nach Peking zu begcden.

Petersburg. 20. Juli. Zn einem »Nach­ahmenswerten deutschen Beispiel" überschrie- benen Leitartikel über die Maßnahmen der deutschen Regierung bezüglich der Absendung von Telegrammen durch den chinesischen Ge­sandten sagt dieBirschewija Wiedomosti": Wenn die anderen Mächte dem Beispiel BülowS folgten, würde Europa erfahren, wo sich die chinesische R gierung befinde, auö welchen Personen sie bestehe und welche Rolle die chinesischen Gesandten thatsSchlich spielten. Beides ist äußerst wichtig zu wissen. Was für Deutschland nützlich ist, wird cs in jedem Falle auch für andere Staaten sein.

Die gesamten vom deutsche» Reich mobilisierten und für die Expedition nach China bestimmten Streitkräfe sind folgender­maßen zu berechnen: An Bord der Kriegs­schiffe werden sich befinden. 5540 Mann und etwa 400 Geschütze, auf dem Lande gegen 19 000 mit nahe an 100 Geschützen.

Petersburg, 20. Juli. Vizeadmiral Altxejefs ließ dem Kriegsminister aus Tchifu nachstehendes Telegramm zergehen: Tientsin, 20. Juli. Gestern wurden unsere Vorposten bei dem Bahnhof von mehr als 2000 chine­sischen Truppen und Boxern überfallen. Eine halbe Compagnie des 10. Regiments wurde umzingelt und mußte sich mit dem Bajonett durchschlagen. Ein Leutnant und 18 Mann wurden verwundet, 14 wurden getötet. Als Verstärkung etntraf, zogen sich die Chinesen mit einem Verlust von 70 Mann zurück.

Nkwyor!, 20. Juli. Einer Meldung desNewyork Herold* zufolge verlautet in Tschtfu, die Chinesen hätten vor der Flucht aus der Chinesenstadt von Tientsin ihre Frauen getötet, damit sie nicht in die Hände der Fremden fielen.

Washington, 21. Juli. Der ameri- kanische Konsul in Tschtfu berichtet: Der Gouverneur von Schantung telegraphierte: Soeben erhalte ich die endgiltige Nachricht, daß die Fremden Gesandten gesund und wohlbehalten sind. Die Behörden wenden alle Mittel an sie zu schützen. Staatssekre­tär Hoy übermittelte die Depesche den anderen Mächten, mit der Aufforderung, zum baldigen Entsätze Pekings mitzuwirken. (Das klingt vorerst sehr unwahrscheinlich.)

R rr « - s ch a rr.

Stuttgart, 17. Juli. (Posten und Tele­graphen.) Für den Postverkehr der nach Ostasten entsendeten mobilen Truppen des LandheerS uud der Marine treten mit dem Tage der Einschiffung im inländischen Hafen folgende Aenderungen ein: Es werden in Privatangelegenheiten der Angehörigen dieser Truppenteile als Gegenstände der Feldpost befördert: gewöhnliche Briefe bis zum Ge­wichte von 250 Gramm einschließlich und gewöhnliche Postkarten. Die Beförderung der Briese bis zum Gewichte von 50 Gramm einschließlich und der Postkarten erfolgt portofrei. Für Briefe im Gewichte von mehr als 50 Gramm, sofern sie in Ostasten mit der Feldpost zu befördern sind, wird ein Porto von 20 erhoben. Dieses Porto muß vom Absender bezahlt werden. Un­frankierte oder unzureichend frankierte porto­pflichtige Sendungen werden nicht befördert. Die Aufschrift der Sendungen an die Truppen

muß enthalten: 1) den Vermerk »Feldpost­brief", 2) Name, Dienstgrad oder Dienst­stellung des Empfängers, 3) genaue Be­zeichnung dcS Kriegsschiffes oder Truppen­teils, zu dem der Empänger gehört. Formu­lare zu Feldpostkarten an die Truppen werden in kurzer Zeit bei den Postanstalten zum Preise von 1 ^ für je 2 Stück zum Ver­kaufe gestellt werden. Einstweilen können ungestempelte Postkartenformulare mit dem Vermermerk »Feldpostbrief" Verwendung finden. Die Nachsendung von im Postwege bezogenen Zeitungen erfolgt gegen Entrichtung einer Umschlaggebühr, die 30 für nur einmal wöchentlich oder seltener erscheinende, 60 für zwei- oder dreimal wöchentlich erscheinende und 1 ^ 20 für öfters als dreimal wöchentlich erscheinende Blätter für das Vierteljahr beträgt. Sobald die Verhältnisse es gestatten, wird auf die Zu­lassung weiterer Arten von Sendungen Be­dacht genommen werden. In der Beförder­ung von Postsendungen der an Bord deut­scher Kriegsschiffe befindlichen Mtlitärpersonen durch das Marine-Postbureau in Berlin so­wie in den dafür bestehenden Versendungs­bedingungen tritt im übrigen keine Aender- ung ein.

Stuttgart, 18. Juli. Staatsrat Dr. Mandry, Proffeffor an der Universität Tüb­ingen, wurde auf sein Ansuchen in den Ruhe­stand versetzt und erhielt das Comthurkreuz 1. Klaffe des Württembergischen Friedrich­ordens.

Fellbach, 18. Juli. Der Fuhrmann Seibold hatte seinen drei Jahre alten Knaben auf ein an den Wagen gespanntes Pferd gesetzt. Der Knabe fiel herab und kam unter den Wagen, wobei ihm das Rad den Kopf zerquetschte, so daß er auf der Stelle tot war.

Tübingen, 19. Juli. Gestern nach­mittag ereignete sich im nahen Belsen ein bedauerlicher Unglücksfall. Das 12 Jahre alte Kind deS M. Echmid, Zementarbeiters dort, fiel in eine offene Kalkgrube und er­stickte.

Tübingen, 16. Juli. Eine Gutenberg' feier wurde am SamStag abend im Gasthof »zum Hirsch" vom hiesigen Gutenbrrgverein veranstaltet. Im Mittelpunkt des Festpro­grams stand die Festrede von Oberbiblis- thekar Dr. Geiger. Die Universitätsbiblio­thek verband mit dem Fest eine Ausstellung alter Drucke im Rittersaal des Schlosses.

Crailsheim, 19. Juli. Der Heizer Schneider in der Dampfziegelei wurde gestern abend durch ausströmenden Dampf so schwer an den Armen und auf dem Rücken ver­brannt, daß er, in das Krankenhaus ver­bracht, gestern mittag seinen Verletzungen erlegen ist.

Waldshut, 18. Juli. Am Sonntag wurde im nahen Hanenstein der Fabrik­arbeiter Josef Lauber von dort von dem Mechaniker Gustav Villinger mit dem Fahr­rad derart angefahren, daß er zu Boden stürzte. Lauber erlitt durch den nnglücklichen Sturz solch schwere Verletzungen, daß er andern TagS darauf starb.

Pforzheim, 20. Juli. In der hiesigen Ausstellungs-Lotterie fiel der I. Hauptgewinn auf Nr. 6664, der II. auf Nr. 447.

Berlin, 18. Juli. Die »Täglische Rund­schau" ging, wie die »Nordd. Allg. Ztg." hört, für 800 000 ^ in den Besitz des Bibliographischen Instituts in Leipzig über.

Madrid, 17. Juli. (Das tragische Ende einer Familie.) In dem kleinen Dörf­chen BeianzoS in Galizien ereignete sich in diesen Tagen eine Familientragödie, wie sie sich ein phantastevoller Romanschriftsteller kaum grausiger vorzustellcn vermag. Dasselbst lebte bis vor wenigen Tagen eine LandmannS- familie (Mann, Frau und zwei Kinder), welche sich wegen ihrer Ehrbarkeit und un- gemeinen Fleißes allgemeiner Achtung erfreute. Da« älteste Kind, ein Mädchen von fünf Jahren, mußte schon, wie eS besonders in Galizien Sitte und Gebrauch ist, daS Seinige zur Erwerbung des täglichen Brotes bei­tragen , indem es die Kühe hütete. Der Vater hatte dem Kinde besonders aufgetragen, hübsch Acht zu geben, daß die Kühe sich nicht nach der Dreschtenne begäben, um dem dort aufgehäuflen Weizen einen Besuch zu machen. Aber die glühende Julisonne war mächtiger, als der Wille des Kindes; kaum hatte das unschuldige Ding den Auftrag deS Vaters recht verstanden, als es seine Augen schloß und die Kühe Kühe sein ließ Bald mußte der Vater zu seinem Schrecken bemerken, daß die Kühe sich in dem Weizen vergnügten und nach Herzenslust fraßen. Mit einem Knüttel vertieb er das freche Hornvieh, um dann seine schlafende Tochter mit demselben Werkzeug zu bearbeiten und sie an ihre ver­gessene Pflicht zu gemahnen. Die Schläge waren aber so heftig, daß sie den Schädel des Kindes zertrümmerten, sodaß der Tod sofort eintrat. Voll Entsetzen eilte der Mörder nach Hause, um seiner Frau seine schreckliche That zu berichten und den Be­schluß zu äußern, seinem Leben ein Ende zu machen. Gesagt, gethan l Bevor ihn seine Frau recht verstanden hatte, war er davon geeilt, um in den Fluten des in der Nähe vorbeifließenden FluffeS seinen Tod zu suchen. Als die Frau an dem Ufer des Flusses ankam, sah sie nur, wie die schäumen­den Wellen den Leichnam ihres Gatten fort­trugen. Nur mühsam vermochte sie sich nach ihrem Hause zu schleppen, hatte sie doch erst vor wenigen Tagen dem jüngsten Kinde das Leben gegeben. In ihrem Hause bot sich ihr rin neuer entsetzlicher Anblick: Während ihrer Abwesenheit hatten die Schweine daS neugeborene Kind aus der Wiege gerissen und aufgefreffen. In wilder Bezweiflung brach die unglückliche Frau zusammen, um sich nicht wieder zu erheben; ein Gehirn­schlag hatte ihrem jetzt zwecklosen Leben ein Ende gemacht. Als die Nachbarinnen auf daS verzweifelte Geschrei hin herbei eilten, fanden sie die Leiche einer jungen Frau, an der grunzende Schweine nagten.

Das Dörfchen TersnauS in Grau­bünden ist ganz niedergebrannt. Man be­fürchtet die Ausdehnung des Feuers auf die benachbarten großen Waldungen.

W i l d b a d.

Verakkordiermlll von Möbel.

Nächsten Mittwoch, den 25.. MtS. vorm. 11 Uhr

wird auf dem hiesigen Rathausr die Lieferung von Tischen «.Stühlen für die neue Turn- und Festhalle im öffentl. Abstreich verakkordierr.

Kostenberechnung u. Muster rc. können auf dem Rathaus eingeschen werden.

Den 20. Juli 1900.

Stadtbanamt.