Hai vom 17. diese« Monat«: Zch erfuhr au« chinesischer Quelle, daß in dem Edikte de« Prinzen Tuan da« Datum für den allgeimeinen Aufstand festgesetzt ist. Der Korrespondent fügt hinzu, daß die Chinesen in Schanghai offen erklären, sie würden auf die fremden Truppen schießen» wenn sie dort landen sollten.
Berlin, 18. Juli. Die ,Nordd. «llg. Zig.* meldet: Elaaissekretäir Graf Bälow sah sich veranlaßt, der hiesigen chinesischen Gesandtschaft bckanntzugebeo, daß ihr di« ans weiteres nicht mehr gestattet werden könne, chiffrierte oder in verabredeter Sprache ab» gefaßte Telegramme abzusenden und daß offene Telegramme vor der Absendung dem Staatssekretär zur Genehmigung der Beförderung vorzulegen seien.
London, 19. Juli. Eine Depesche Sey- mour« besagt, die Verbündeten halten bei ihrem Angriff auf die Eingeborcnenstadt von Tientsin am 13. rin heftige« Gefecht gehabt, das von früh 2 Uhr bis abend« 8 Uhr dauerte, wo noch dir Außenmauern standen. Am Morgen veS 14. Juli sprengten die Japaner die Thore in die Luft und drangen in die Stadt ein. Die Truppen der anderen Mächte folgten und sti'ßen auf keinen Widerstand. Stadt und Fort« wurden genommen. Die Russen nahmen auf der rechten Seite 12 Batterien kleiner Geschütze am Lutai- kanal. Alle anderen Truppen waren auf der linken Seite. Die ganze Macht der Verbündeten betrug 800 Man, wovon 700 tot oder verwundet sind. — Die Japaner batten dir meisten Verluste; die Engländer 20 Tote und 93 Verwundete. Die Chinesen poheu nach allen Richtungen.
Brüssel, 19. Juli. Der belgische Konsul in Schanghai meldet: Die fremden Gesandten in Peking haben sich in da« Palais de« Prinzen Tschung geflüchtet und befinden sich in Sicherheit.
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Stuttgart, 16. Juli. Der König hat eine neue OrbenSauSzeichnung gestiftet, ein Verdienstkreuz, das seiner Geltung nach der Verdienstmedaille de« Kronenordens und dem Ritterkreuz 2. Klaffe gleich stehen soll. Da« Verdirnstkreuz besteht au« einem abgerundeten Kreuz aus mattem Silber, dessen Mittel« schild auf der Vorderseite den gekrönten NamenSzug de« regierenden Königs, auf der Rückseite die Inschrift »Verdienst* zeigt. Das Verdienstkreuz wird gleich der silbernen Verdienstmedaille an einem hellroten, in der Mittte durch zwei schmale, an den Rändern durch 2 breite, schwarze Streifen der Länge nach durchsetzten seidenem Bande auf der linken Brust getragen. Bei Beleihung der Inhaber mit dem württembergischen Orden bleibt da« Verdienstkreuz in seinem Besitz. Beim Tode de« Inhabers kommt eS in die Hände der Erben.
Nürtingen, 16. Juli. Zu dem bereits gemeldeten Lustmordversuch tragen wir noch folgende« nach. Die beiden Kinder aus Frickenhausen, ein Knade von 13 und ein Mädchen von 7 Jahren, welche im Begriffe waren, nach Hause zu gehen, wurden in nächster Nähe der Stadt von einem hier beschäftigt gewesenen Schloffergesellen angefallen, wobei der Strolch dem Knaben derartige Stiche im Unterleibe beibrachte, daß die Gedärme teilSwcjse austraten, dem nun um
Hilfe schreienden Mädchen versetzte er einige Stiche in den Unterleib, doch sind diese Verletzungen weniger gefährlich. Der Knabe wurde gestern mittag in die chirurgische Klinik nach Tübingen überführt. Der Verbrecher, welcher selbst bei der Polizei von dem Vorfall Anzeige erstattete und als Thäter einen älteren Mann von hier bezeichnet», sodaß die erbitterte Meng« sich besten ermächtigte und ihn ordentlich durchprügelte, wurde später als der eigentliche Missethäter entlarvt und sitzt nun hinter Schloß und Riegel.
Tübingen, 16. Juli. In großes Leid wurde gestern Mittag die Familie des Küfer- meisterS Wohlbold in Derendingen hies. Oberamts versetzt, indem deren 2 Söhne, 10 und 12 Jahre alt, beim Baden in der Steinlach ertrunken sind.
Ellwangen, 15. Juli. Gestern abend ertrnk der 24 Jahre alte Maurer Stöcker beim Espachweiler See, wahrscheinlich infolge von Ueberanstrengung, da er sonst ein ge- wendter Schwimmer war. Um die gleiche Zeit ertrank auch Oberpräz. Vinzenz Blust in der sogen. Alten Jagst, in die er beim Heimweg von Rotenbach gefallen war und aus deren Röhricht eS ihm nicht mehr gelang, sich herauSzuarbeiten. Die Hilferufe des sehr kurzsichtigen Mannes verhallten nnge- hört, oder wurden mißverstanden.
Oberthal, 16. Juli. Ein gräßliches Unglück ereignete sich am letzten Freitag vormittags in der Nähe des hiesigen Orts. Holzhauer waren mit Stammholzfällen beschäftigt, als plötzlich ein schwerer Stamm ins Rollen kam und über drei Holzhauer weg seinen Weg in« Thal nahm. Zwei der Getroffenen wurden auf schreckliche Weise zugerichtet, der dritte kam wie ein Wunder davon. Auf dem Transporte nach seiner Wohnung erlag der am schwersten Getroffene — der Kopf desselben war buchstäblich zerquetscht worden — seinen Wunden, der zweite liegt hoffnungslos darnieder.
Wummern, 17. Juli. In der Nacht vom 15. auf 16- d«. Mts. brannte das hiesige Schloß vollständig nieder. Der ziemlich umfangreiche Bau, in welchem sich da« Rathaus, sowie der große Käsereibetrieb von Gottlieb Rehm und die Schlosserei von Maler befand, geriet gegen '/,1 Uhr nachts in Brand, vermutlich infolge eines schadhaften Kamins. Im Gebäude waren große Quantitäten Brennholz untergebracht, welche sofort Feuer fingen, doS unmöglich von den rasch herbeigeholten Feuerwehren Riedlingen» Fried- ingen und Grüningen gelöscht werden konnte, eS gelang jedoch den angestrengen Arbeiten, dir Nachbarhäuser zu sichern. Vernichtet wurde durch Feuer der größte Teil der im Rathaus aufbewahrten Bücher und Akten, das meiste de« Mobiliars und die großen Vorräte an Butter und Käse der Käserei. Erst gegen Morgen konnte das Feuer gelöscht werden.
UlM, 17. Juli. Gestern abend sind die beiden Foßroller auf dem Wege Wien-Paris hier angekommen und unter großem Menschenauflauf im Hotel »Hirsch* abgestiegen.
Schrozberg, 16. Juli. Die 18jährige Tochter einer hiesigen Familie, welche im Pfarrhaus in Schmalfelden in Dienst stand, kam beim Kochen dem Feur zu nahe, wobei
ihre Kleider in Brand gerieten. Das Mädchen erlitt an Füßen, Unterleib und der ganzen rechten Seite schwere Brandwunden und mußte ins Krankenhaus nach Schrozberg verbracht werden. In der Verzweiflung hatte eS sich in eine Regenwaffergrube stürzen wollen, jedoch den Deckel nicht abheben können. Auch die zur Hilfe herbeigeeilten Personen, darunter die Tochter des PfarreS, trugen zum Teil erhebliche Brandwunden davon.
— Der Messerschlucker, der sich seit dem 11. März im Krankenhause zu Bamberg befand, Maler Georg Röchner, ist gestorben. Bei seiner Einliefcrung wurden vier und später nochmals fünf Messer auf operativem Wege aus seinem Körger entfernt.
— Eisenbahnunsall Von der Maschine eines GüterzugcS, der in der Richtung Magdeburg-Oebisfelde fuhr, explodierte bei Meitzendorf mit furchtbarem Krach der Kessel. Führer und Heizer deS Zuges wurden schwer verwundet. Die Lokomotive und drei Wagen entgleisten, das Dach eines nahen Lagerschuppens wurde vollständig abgerissen.
Kopenhagen, 17. Juli. (Eine Nachricht von And>s?.) Ritzau'o Bureau erhielt heute aus O'raak (Island) über Letth folgende am 11. dS. aufgegebene Depesche: Eine unbeschädigte Korkboje mit der Marke: „An- dree'S Polar-Exprdition 1896 Nr. 3* wurde ohne Deckel und ohne Inhalt am 7. Juli im Meer bei Lopsteodum unter dem 63/42 Grad nördlicher Breite und 20/43 Grad westlicher Länge anfgefunden. Die Boje geht mit dem dänischen Dampfer „Botnia* an das metrologische Institut in Kopenhagen ab.
London, 18. Juli. Das Rrutersche Bureau erfährt auS Pretoria vom 17.: Gestern griffen die Buren den linken Flügel der Stellungen Polecarews erfolglos an. Pole, carew hatte eine scheinbare Lücke in der Verteidigungsstellung gelassen, welche jedoch durch das Feuer der Schiffs, und Feldgeschütze bestrichen werden konnte. Die Buren gingen mit Vorsicht vor, als die britische Artillerie plötzlich ein heftiges Feuer eröffnet«, sodaß sie zurückgehen mußten. Auch Springs wurde von den Buren angegriffen, wo sie nach einem heftigen Kampfe 50 Aards an dir Stellung des Reyal JrishregimentS herankamen. Das Regiment, aufgefordert, sich zu ergeben, gab zur Antwort eine Salve ab, welche den Feind nach allen Richtungen zerstreute.
Zerllst, 18. Juli. Vom 17. ds. wird gemeldet: General Delarey hat den Burenkommandanten Sneemon von seinem Kommando enthoben. Derselbe wurde degradiert.
— Eine seltene Kaufgelegenheit ist der Jnventur-Ausvrrkaus von Leo Mändle's Schuhfabriklager, Deimlingstraße, Ecke Marktplatz in Pforzheim.
Zurückgesetzte Artikel werden beinahe zur Hälfte des früheren Preises verkauft.
Ebenso sind alle gelbe Schuhwaren, Som- merschuhr, Knopfstiefel, Zugstiefel, Arbeiterschuhe und Rohrstiefel im Preise bedeutend herabgesetzt.
vetaktion, Druck und Verlag »an vernh. Hotmaou in Wildbat».